Kann mir jemand dieses Verhalten erklären?

Hallo,

mein Hund ist 2,5 Jahre alt, kommt aus Rumänien, eine Handaufzucht und ist seit 2 Jahren bei uns.

Er hört recht gut aber es gibt eine Situation, da weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll.

Wir sind bisher oft am See entlang, da trifft man viele Hunde und fast alle im Freilauf. Ich weiß, wenn ich länger mal stehenbleibe, dann fängt meiner an, die Gegend abzuscannen und prescht irgendwann los und kläfft. Genauso der angrenzende Wald, in dem es außer Eichhörnchen kein Wild gibt. Auch dort sind viele Hunde unterwegs (vorallem Jagdhunde, die in dem Wald eben auch mal im Freilauf sein können) und ich habe die Vermutung, daß mein Hund mit den vielen Gerüchen einfach überfordert ist. Wobei er nach wie vor auch gerne mit anderen Hunden spielt, die wir eben oft am See treffen. Wenn ich aber nicht aufpasse und ihn nach ein paar Minuten aus dem Spiel nehme, dann zeigt sich die gleiche Situation, daß er erst Schutz bei mir sucht und dann muß ich weiter, weil es ihm zuviel wird (gerade bei jüngeren Hunden, die manchmal ja spieltechnisch kein Ende finden).

Er ist ein totaler Schisser, der aber bei Angst gerne rumbellt.

Also laufe ich derzeit auch oft Ecken, wo man nicht so viele Hunde trifft. Das Verhalten ist deutlich besser.

Gestern waren wir am Nachmittag ne Runde laufen, alles war super (er muß auch öfters mal an die Leine, weil ich die Leinenführigkeit verbessern möchte), da schnüffelt er auf eine Wiese und rennt wirklich kopflos und bellend durch die Gegend. War an einem Ort wo nix passieren kann. Keine Hund war weit und breit in der Nähe.

Wir wohnen direkt an einem Weinberg, auf dem es nur so von Hunden wimmelt. Bisher dachte ich immer, daß er sich dort einfach noch territorial verhält, weil er dort extrem rumbellt (wobei da auch wirklich alle paar Meter irgendwelche Kackhaufen liegen). Außerdem sind dort seine 2 Erzfeinde (vor denen er absolut Schiss hat) sehr oft unterwegs. Ich laufe also dort fast immer angeleint und recht flott durch (muß eben da rüber, wenn ich kein Auto benutzen möchte oder nicht direkt an der Straße laufen möchte).

Heute morgen waren wir im Wald, tote Hose. Er war sehr gut bei mir (dann darf er auch dort immer mal wieder im Freilauf unterwegs sein). Er schnüffelt an einer Ecke und rennt bellend los. Hab ihn dann aber mit Pfeife stoppen können.

So und nun? Ich weiß, daß er gerne schnell überfordert ist, ihn nur an der Leine oder Schleppleine zu halten geht kaum, weil er wirklich ne absolute Rennsemmel ist. Radelfahren machen wir auch ab und zu, damit er sich renntechnisch auspowern kann, aber dort hatten wir leider schon einige Angriffe von freilaufenden Hunden, seitdem ist das Fahrrad für ihn nicht gerade entspannend. Wenn er im Freilauf nebenher läuft gehts, aber an Straßen will ich das nicht. Und da wirds schwierig ihn dann wieder ans Rad zu bekommen.

Hat jemand eine Idee. Ich laufe wirklich sehr gerne mit ihm in Ecken wo man wenig Leute mit Hunden trifft, aber so ab und zu ist es ja doch schön andere Hundebesitzer zu treffen. Und ein paar Kumpels trifft er dann ja auch, auf die er sich immer freut.

Ach ja, von der Zeit her sind wir morgens ca. 1,5 bis 2 Stunden unterwegs und am nachmittag nochmal ca. 1 Stunde. Zuhause ist absolute Ruhe angesagt, ab und zu clicker ich mal bischen, aber er pennt dort fast ausschließlich.

Zu seinem Charakter: Er ist sehr wachsam, alleine im Garten in lassen geht nicht, weil er dort wirklich gerne viel rumbellt. Wenn Besuch kommt ist er unsicher, aber wenn ich sage es ist o.k. dann ignoriert er die Leute. Er ist ein absoluter Schnüffelhund, wir machen Fährtenarbeit (zur Zeit allerdings bischen wenig).

Freue mich auf Eure Meinungen.

LG Sabine
 
da schnüffelt er auf eine Wiese und rennt wirklich kopflos und bellend durch die Gegend. War an einem Ort wo nix passieren kann. Keine Hund war weit und breit in der Nähe.

Solch ein Verhalten kenne ich nur bei Hunden mit Jagdtrieb. Auch wenn wir nix wahrnehmen,der Hund hat ein besseres Gespür. Vielleicht hat er einen Hasen,Katze oder ähnliches gewittert.
Vorsicht ist geboten,das sich das nicht verstärkt....
 
Moin Sabine...,
war dein Hund schon mal in einer Hundeschule? Grundgehorsam etc. ?
War er denn anfangs schon so, wie heute?
Ich möchte mich mal nicht an eine "Ferndiagnose" beteiligen, nur den Tipp: Geht mit deinem Hund mal zu einer g u t e n Hundeschule. Stelle dortige Trainerinnen / Trainer den Hund und sein (dein) Problem vor.
Ich bin sicher dort kann deinem Hund geholfen werden.

Drücke euch meine Daumen...
 
Nochmal Hallo,

also das dieses Verhalten Jagdtrieb ist kann ich fast ausschließen. Denn es tritt verstärkt dort auf, wo wirklich kein Wild ist. Katzen ist kein Problem (haben selber eine und auch in der Nachbarschaft wimmelt es von Katzen) und wenn er eine Wildspur hat, dann ist sein Verhalten total anders.

Wir waren in einer Hundeschule (eine die beim Rütter gelernt hat). Nun ja.... sie meinte eben er wäre sehr territorial und ich solle jeden Tag andere Runden laufen und eben nicht zulange an einer Stelle verweilen, das mache ich ja schon.

Da er eben sehr sehr unsicher ist, mußten wir mal im Freilauf oder an der Schleppi an jeder Weggkreuzung vorgehen und abchecken ob alles o.k. ist, haben wir auch gemacht. Als er dann bischen sicherer wurde, haben wir mit Wasserflasche gearbeitet, weil er auch an der Leine nicht immer entspannt ist. Vorallem hier in der Ecke. Diese Sache fand ich ging total nach hinten los. Die Trainerin meinte, daß ich ihm ein Signal geben sollte wenn er so rumkläfft, wenn er nicht aufhört, dann mit der Wasserflasche ihn anspritzen.

Er ist mein Ersthund, ich habe anfangs gedacht, daß viele Sachen die Hunde alleine klären, und dies war sicherlich auch z.T. mein Fehler. Es gab viele Scheinangriffe aufgrund seiner Ängstlichkeit, einmal ist er von einem Hoverwart so dermaßen verjagt worden, daß ich ihn eine 3/4 Stunde gesucht habe und er vor lauter Angst ans Auto zurückrannte.

Er wurde schon von einem Schäferhund in den Po gezwickt und von einem anderen gejagt, seitdem sind Schäferhundbegegnungen sehr problematisch (daran arbeiten wir aber teilweise schon erfolgreich).

Unser Nachbar hat einen Bernhardiner und als wir da mal mit dem Rad vorbei sind, kam dieser aus dem Garten geschossen und hat ihn gestellt, ein anderes mal als wir mit Leine vorbeiliefen. Seitdem hat er Schiss vor dem wenn er ihn nur sieht und ich laufe nicht mehr an deren Haus vorbei.

Der Erzfreind Nr. 1 ist ein 80 kg Riesenschnauzer hier in der Ecke. Warum, weiß ich nicht, er kriegt die Krise wenn er den sieht. Die Frau läuft immer ohne Leine hier rum und ganz oft hab ich gesehen, daß der Hund direkt an unser Gartentörchen pinkel (hab sie schon gebeten einen andern Weg zu gehen, interessiert die aber nicht, weil ihr Hund tut ja nix. Wenn ich mit Oskar dann rausgehe und er dort schnüffelt, hab ich einen tobenden Hund an der Leine. Wir haben uns mit ihr sogar mit der Trainerin getroffen, hat aber nichts gebracht. Vielleicht hat er vor dem so Angst, weil in seiner Zeit in Rumänien ein großer schwarzer Hund der Chef im Rudel war.

Im Wald hat er mal geschnüffelt und ist auch bellend an der Schleppi gehängt, kurze Zeit später traf ich den Schäferhund, der ihn mal gejagt hat.

Wir haben eine Trainerin gefunden, mit der ich Färtenarbeit gemacht habe. Diese war sehr sehr gut, hört aber auf, hat mir aber versprochen noch ein paar Trainingsstunden zu machen. Sie hat nach 2 x Training gemerkt, daß er total verängstigt ist das wir beide mehr ruhige Runden brauchen.

Die anderen Hundeschulen hier sind teilweise echt extrem. Von Leinezerren, Schlüssel werfen usw. Das mach ich mit ihm defintiv nicht.

Ich bin sicher kein Wattebällchenwerfer, aber dieses Rumgebrülle geht bei Oskar defintiv gar nicht. Da muß ich schon mit Ruhe und Gelassenheit arbeiten (und da muß ich sicherlich auch noch an mir arbeiten, wobei ich schon viel gelernt habe und besser werde).

Ist also schwierig, ich kann ja leider nicht riechen, was ihm gerade in die Nase fährt. Wobei ich schon gemerkt habe, daß sehr große Hunde (also so ab 50 kg aufwärts) und dann noch mit langem oder zotteligem Fell ihm Probleme bereiten.

LG Sabine
 
Sabine, wenn ich mir Deine Schilderungen über das Verhalten Deines Hundes durchlese, dann drängt sich der starke Verdacht auf, dass er an einem Deprivationssyndrom - gepaart mit Ängstlichkeit/Unsicherheit "knacken" könnte.

Sowas bekommt kein "normaler" - auch kein guter - Hundetrainer in den Griff.

Überhaupt ist dieses Syndrom nur begrenzt "therapierbar" - und dann nur mit extremer Ruhe, Geduld und Verständnis und Souveränität des Besitzers.

Befasse Dich mal mit dem Begriff.
 
Zuletzt bearbeitet:
An Deprivation dachte ich schon. Sicherlich verstärkt durch die negativen Erfahrungen. Es ist die Frage, wieviel Kontakt er zu anderen Hunden hatte in der Welpenzeit.
 
An Deprivation dachte ich schon. Sicherlich verstärkt durch die negativen Erfahrungen.

So ist es.

Es ist die Frage, wieviel Kontakt er zu anderen Hunden hatte in der Welpenzeit.

Jep. Kannte er in der Welpenzeit nur wenige, ruhige Hunde - evtl. auch ältere Tiere -, denen er ggf. einzeln begegnete, kommt er damit klar.
Mit "vielen" wuseligen, rennenden, spielenden Hunden ist er völlig überfordert, weil die Synapsen sich nicht entspechend ausgebildet haben.
Der kann damit nicht umgehen - und wird das auch nur sehr begrenzt lernen.
 
Aha o.k. und wie verfahre ich weiter?

Oskar ist mit seinen 3 Schwestern im Mülleimer gefunden worden, da waren sie ein paar Tage alt. Eine Schwester hat es leider nicht geschafft. Er wurde eben dann von Hand aufgezogen, hatte aber eigentlich schon viel Kontakt zu anderen Hunden, da die Auffangstelle immer sehr viele Hunde hat. Er lebte das erste halbe Jahr im "Garten", auf Videos kann man aber sehr gut erkennen, daß er sich sehr an einer Schwester orientiert hat. Er ist ihr immer hinterhergelaufen.

Die Frau hatte glaub 8 eigene Hunde und dann immer wieder die Hunde, die ihr eben zum aufpäppeln gebracht worden sind, die dann vermittelt wurden. Was da genau in dem ganzen halben Jahr abgelaufen ist, kann ich natürlich nicht wissen.

Werde mich nochmal bischen schlau machen und ihn eben so nehmen wie er ist. Gibts halt einfach viele ruhige Runden und wir laufen an Ecken wo er nicht überfordert ist.

Vielleicht kann ich mit Hilfe der Trainerin nochmal bischen mehr an seinem Selbstbewußtsein arbeiten.

Vielen Dank jedenfalls für Eure Einschätzung.

LG Sabine
 
Vielleicht kann ich mit Hilfe der Trainerin nochmal bischen mehr an seinem Selbstbewußtsein arbeiten.

Ihn so nehmen wie er ist, ist eine gute Idee - selbst wenn er manches möchte, er kann es nicht.

Die Förderung des Selbstbewusstseins kann kleine Wunder wirken. Es braucht aber mehr Zeit und Geduld als bei anderen Hunden.
Wichtig sind Maßnahmen, die ihm nach einer Leistung seinerseits Erfolgserlebnisse bringen.
Also z.B. versteckte Futterdummys suchen oder Fährtenarbeit.
 



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