Ich denke schon. Manche Hunde sind so geschädigt, dass sie Training keine Chance geben. Entweder, weil der Hund das Fehlverhalten höchstens durch Belohnung dessen in Form von Anerkennung unterbricht, oder weil kein klarer Auslöser für erhebliches Fehlverhalten gefunden wird.
Beispiel bissige Hunde...
Hund 1 beißt Männer, weil er von Männern misshandelt wurde. Lösung: entweder ein Leben ohne Männer, oder bewusst positive Erfahrungen mit Männern kreieren, wenn er dem denn überhaupt ne Chance gibt.
Hund 2 beißt, wenn man ihn da und da anfasst, obwohl er dort keine Schmerzen hat. Lösung: vorsichtig dem Körperteil nähern und mit positiven Erfahrungen in Verbindung bringen. "Nicht anfassen" geht schlecht; zum Tierarzt muss jeder mal und da wird gegrabscht was das Zeug hält.
Hund 3 beißt Frauen, die ihre Tage haben. Lösung: von Frauen fernhalten, bzw. den Hund nicht mehr ohne Maulkorb und Leine ausführen, weil man doch nie weiß, wer in der Menge gerade blutet. Hier wird es problematisch. Manche Hunde riechen "Tage", ehe Frauen sie wirklich haben, und es ist zu riskant, dem Hund mit Frauen zu vertrauen. Könnte ja jede, und wer sagt, dass es nicht irgendwann von Menstruation übergeht auf "Frau allgemein", oder Blut? Auf dem Spielplatz schlägt sich jedes 2. Kind das Knie auf. So einen Hund hatte ein Freund meines Onkels mal. Griff erst ohne Vorwarnung meine Mutter an, auf deren Schoß er sich bis zum letzten Moment genüsslich die Ohren kraulen ließ. Biss sie ins Gesicht und 2 Männer schafften es nur mit viel Gewalt, sie zu trennen. Kurze Zeit später fiel er eine Frau auf der Straße an. Beide hatten gerade ihre Tage, das wussten aber nur die Opfer und der Hund; die Opfer und der Besitzer wussten nicht von der "Psychose" des Hundes, was die Situation unvorhersehbar machte - bis zum 2. Vorfall eben, und das waren 2 Vorfälle zu viel. Natürlich wurde der eingeschläfert. Ein Leonberger mit so einer Macke, nee. Was, wenn der ausm Zwinger ausbricht oder gestohlen wird? Weiß wieder niemand, was für eine Gefahr in dem steckt.
Hund 4 beißt Kinder, weil sie seinen Beutetrieb auslösen oder ihm einfach auf den Geist gehen. Lösung: von Kindern fernhalten oder sehr vorsichtig heranführen.
Hund 5 beißt wiederholt zu, verschiedene Arten von Leuten unter verschiedenen Umständen und ohne klaren oder wiederholbaren Auslöser. Mal den, mal den, mal darum und mal darum. Man kann einem Hund kein Verhalten abgewöhnen, für das es keine klare Ursache und kein Muster gibt. Ein Hund, der bestimmte Leute oder unter bestimmten Umständen angreift, lässt sich analysieren, die Situation lässt sich analysieren, und damit auch ein Lösungsweg. Wenn der Hund aber nahezu willkürlich zubeißt, wie kann man ihm dann jemals noch vertrauen? Klar, man kann ihn wegsperren, Schlüssel wegwerfen, Futter durchs Gitter, und mit dem Hochdruckreiniger den Boden saubermachen; nie wieder auf die Straße ohne Maulkorb etc. aber was ist das für ein Leben? Für Hund und Halter doch nur Misere.
Mit Hunden kann man nicht reden, man kann sie nicht auf die Couch legen und sagen "Nun erzähl mal, wer dich in deiner Kindheit gehänselt hat" oder "Nu hör mal, deiner eigenen Zukunft zuliebe solltest du ein bisschen netter sein, sonst mag dich ja keiner". Man kann nur Ursache und Wirkung nutzen. Wenn sich Ursache/Auslöser nicht ermitteln lässt, oder wenn der Hund jeden Versuch durch völlige Tobsucht oder Querstellen schon im Keim erstickt, was ist dann zu machen? "Geduld"? Wie viel, wie viele Jahre bleiben dem Hund dann noch? In wie weit ist jemals noch auf ihn Verlass? Was hat der Hund von extremen Maßnahmen, die ihm kein würdiges Hundeleben ermöglichen?
Und egal wert letzten Endes schuld ist, das Verhalten vom Hund ist das akute Problem und Schuldzuweisungen ändern nichts.