Moin moin,
also im Groben stimme ich dem Artikel zu - ich kenne genug Leute, die der Ansicht sind, dass man JEDEN Tag ein straffes Arbeitsprogramm haben muss, um den Hund auszulasten...
Das sind aber meist die Leute, die vom ersten Tag an mit ihrem Welpenin der HuSchu waren und selbst jetzt, mit dem ausgewachsenem Hund von 2,5 Jahren immernoch auf die HuSchu angewiesen sind, da ja alleine nichts klappt!
Eine Freundin von mir nabelt sich nun, nachdem ihrem Hütehund nun etwas über 1 Jahr alt ist, auch von sämtlichen Seminaren und Kursen ab - Grund ist, dass sie nun für sich entschieden hat, lieber einige Stunden am Tag und einige Nachmittage in der Woche, etwas Luft zu haben und nach Bedarf mit dem Hund zu arbeiten!
Ich denke, außer Obedience hat sie alles nur erdenkliche durch...
Um es mal etwas allgemeiner zu halten: jeder soll das machen, was ihm und seinem Hund Spaß macht - aber auch abwiegen können, wann es zu viel ist (Hütehunde haben die ungünstige Eigenschaft, nicht anzuzeigen, wenn sie genug haben und machen schlichtweg solange weiter, bis sie umfallen oder vom Menschen gestoppt werden!)
Am wichtigsten finde ich es aber ebenfalls tatsächlich, dass der Hund lernt, dass es auch mal keine Action gibt und es dann heißt, runterzufahren und abzuschalten!
Ich mache auch "vieles", aber auch zum einen nur soweit, wie es mir selbst Spaß macht (wenn ich nicht motiviert bin, ist es mein Hund auch nicht sonderlich) und vorallem nur dann, wenn wir beide auch die Lust dazu haben - ich könnte z. B. nicht jeden Tag longieren, da Woods an manchen Tagen einfach keinen Spaß dabei hat... und ich bin nicht so, dass ich meinen Willen unbedingt durchsetzen muss, was so etwas angeht.
Was mir an dem Bericht direkt aufgefallen ist, ist folgende Aussage:
Hunde sollen „ausgelastet“ werden, möglichst entsprechend ihrer genetischen Vorgaben als Apportier-, Hüte-, Schutz- oder Schoßhund.
Grundliegend richtig, aber... was ist eine genetisch entsprechende Form an Auslastung für einen Schoßhund (wohl bemerkt heißt es Begleithund)?
Nichts tun?
Ursprünglich wurden sie ja für Königshäuser und höhere Stände gezüchtet, um dort für die Menschen als Kuscheltier und als Spielgefährte für die Kinder zu agieren... aber dies ist kein Grund für mich, sie heute auch nur dazu zu nutzen!
Auch Mops und Bulldogge wollen arbeiten...
Wichtig finde ich auch, dass man sich genau überlegt, WAS man mit seinem Hund macht - Apportaufgaben finde ich beispielsweise weitgehend unangebracht für Border & Co.!
Die meisten meinen allerdings, dass es ihren Hütehunden wahnsinnigen Spaß bereitet, weil sie immer in Windeseile zurück kommen, den Ball ablegen und dann erwartungsvoll drumrum schleichen und bellen.
(Bellen wird umhin meistens als positiv-motiviertes Zeichen missverstanden...)
Was mir ebenfalls aufstößt, ist der Vergleich mit "vor 15 Jahren"...
Vor 15 Jahren war tatsächlich alles anders und das Angebot an Hundesport weiß Gott kleiner, aber deshalb war es nicht besser!
In Hundevereinen war (und ist es teilweise immernoch) üblich, mit Gewalt zu arbeiten... Stachelhalsbänder inkl. ständiger Leinenrucke und ausschliesslich streng gegebenen Kommandos waren normal (mein Opa hatte früher einen Rotti, mit dem er in 2 Vereinen "gearbeitet" hat; später hatte er einen Neufundländer, mit dem es auch nicht viel anders war, lediglich wurde der Stachler gegen eine "normale" Kette ausgetauscht).
Damals hatten aber auch noch mehr Hunde eine Arbeitsaufgabe - eine Familie hat sich damals auch keinen Shepard geholt, wenn sie nicht zufällig eine Herde Schafe im Garten oder auf dem Hof hatten...
Naja, unter´m Strich:
ich finde das heutige Angebot eig. schön und vielseitig, die Menschen sollten sich allerdings besser festlegen können und sollten flexibler sein, das wahr zu nehmen, was ihnen ihr Hund vermitteln will (soll heißen: sich an der jeweiligen Tagesform des Hundes zu orientieren und nicht an der bereits bezahlten Kurs-Stunde)
LG