Hund ständig hungrig. Zu wenig Futter??

@Conzuela ich schon wieder 😅
Meine beiden Hunde spielen einer ähnlichen Gewichtsklasse. Die Hündin, ca 13 Jahre alt, wiegt ca 13kg. Mein Rüde, 14 Jahre alt, ca 16,5 kg.
Beide sind also deutlich älter als sein Hund und durch Alter und Knochenprobleme (Athrose und Spondylose) wesentlichen weniger aktiv usw als deiner. Trotzdem kann ich dir sagen dass grade die Hündin im Freilauf mind das doppelte von dem läuft was ich auf einem Spaziergang laufe. Ich verstehe dass das bei euch im Moment einfach nicht möglich ist. Möchte euch aber ermuntern euch den Freilauf als Ziel zu setzen und daraufhin zu arbeiten.
Solange das nicht geht sich doch für euch einen Hundesport den ihr gerne macht. Rad fahren, Carnicross, Frisbee, Logieren, DogDance, Flyball oder sonst was.
Gemeinsam Spaß haben, Herausforderungen meistern und neues lernen tut enorm viel für eure Beziehung. In wirklich jeder Hinsicht.

So, jetzt nochmal Futter:
Gewichte meiner Hunde habe ich ja oben genannnt. Die Hündin bekommt 300gr Futter am Tag, der Rüde sogar 420gr. Also deutlich mehr als das was du fütterst. Beim TroFu sind eben sehr viele Kalorien und Nährwerte auf sehr kleinen Volumen komprimiert.
Was für Probleme/ Unverträglichkeiten hatte euer Hund denn mit dem Futter? Vllt ist es ja doch möglich auf ein Nassfutter umzusteigen, so daß der Hund durch mehr Futtervolumen einfach mehr im Bauch hat.
Bei so ein paar Brocken Trockenfutter würden meine auch den ganzen Tag nix anderes machen als nach mehr Futter suchen.

(Nicht das sie jetzt eine zusätzliche Futterquelle ablehnen würden wenn sie was finden..... Aber das ist nur Verfressenheit, nicht Hunger)
 
Fehlt es an der Bindung? Oder warum hat er nur im Sinne weg zu laufen?

@Conzuela ich schon wieder 😅
Meine beiden Hunde spielen einer ähnlichen Gewichtsklasse. Die Hündin, ca 13 Jahre alt, wiegt ca 13kg. Mein Rüde, 14 Jahre alt, ca 16,5 kg.
Beide sind also deutlich älter als sein Hund und durch Alter und Knochenprobleme (Athrose und Spondylose) wesentlichen weniger aktiv usw als deiner. Trotzdem kann ich dir sagen dass grade die Hündin im Freilauf mind das doppelte von dem läuft was ich auf einem Spaziergang laufe. Ich verstehe dass das bei euch im Moment einfach nicht möglich ist. Möchte euch aber ermuntern euch den Freilauf als Ziel zu setzen und daraufhin zu arbeiten.
Solange das nicht geht sich doch für euch einen Hundesport den ihr gerne macht. Rad fahren, Carnicross, Frisbee, Logieren, DogDance, Flyball oder sonst was.
Gemeinsam Spaß haben, Herausforderungen meistern und neues lernen tut enorm viel für eure Beziehung. In wirklich jeder Hinsicht.

So, jetzt nochmal Futter:
Gewichte meiner Hunde habe ich ja oben genannnt. Die Hündin bekommt 300gr Futter am Tag, der Rüde sogar 420gr. Also deutlich mehr als das was du fütterst. Beim TroFu sind eben sehr viele Kalorien und Nährwerte auf sehr kleinen Volumen komprimiert.
Was für Probleme/ Unverträglichkeiten hatte euer Hund denn mit dem Futter? Vllt ist es ja doch möglich auf ein Nassfutter umzusteigen, so daß der Hund durch mehr Futtervolumen einfach mehr im Bauch hat.
Bei so ein paar Brocken Trockenfutter würden meine auch den ganzen Tag nix anderes machen als nach mehr Futter suchen.

(Nicht das sie jetzt eine zusätzliche Futterquelle ablehnen würden wenn sie was finden..... Aber das ist nur Verfressenheit, nicht Hunger)
Wir werden den Freilauf nicht endgültig aufgeben aber im Moment ( nach 3 Aktionen wo der Herr nicht ganz ungefährlich Weg war) haben wir das erstmal hinten angestellt. In der Nähe gibt es die Möglichkeit zum Agility das wollten wir wenn Corona es zulässt mal probieren. Nass Futter probiere ich jetzt aus. Er hatte am Anfang starke Probleme mit Durchfall etc. aber das ist jetzt im Griff. Vielen Dank für die Tipps. LG Conzuela
 
Für Agility muss der Hund aber schon bissel hören.
 
Ja und? Gibt es eine festgesetzte Grenze wann spätestens alles toppikowski laufen muss? Eine Zeitspanne nach der egal ist wie der Hund so ist weil dann spätestens die Bindung einsetzt? Unabhängig von Vorgeschichte und Charakter des Hundes?
Was soll das?
Man wird doch darauf aufmerksam machen können?
Und wenn ich eine Frage an den TE stelle, warum meinst du diese dann beantworten zu können/müssen?
Und hat darüber glatt die ersten 24 Monate seines Lebens vergessen. 😬
Dankbar ist er am Ende auch nicht oder was soll das heißen?
Natürlich sind die Jahre auf der Straße nicht vergessen.

Aber sollte der Hund denn nicht schon ein Mindestmaß an Bindung/Vertrauen haben?
Zumindest so weit, dass er seinem Fluchtgefühl (sollte es überhaupt das Fluchtgefühl sein) nicht unbedingt sofort nachgibt?

Und ja, ich weiß von was ich hier spreche, momentan leben bei mir selbst Straßenhunde.
Auf der Straße geboren und dort einige Zeit gelebt, gefangen genommen, ins Tierheim gegeben usw. usf.

In der Nähe gibt es die Möglichkeit zum Agility das wollten wir wenn Corona es zulässt mal probieren
Das wäre doch ein eingezäuntes Gelände?
Da würde ich nachfragen, ob du deinen Hund ab und zu mal ohne Leine (alleine, wenn es nicht anders geht) rennen lassen kannst und den Rückruf üben.
Weglaufen könnte er da ja nicht, wenn der Zaun ausreicht?
 
Es gibt Hunde aus dem AT, die sich nie an den Menschen und das Leben im Haus gewöhnen. Die einfach das freie Leben brauchen um zufrieden zu sein. Nur leider wird dass keinen Interessenten erzählt. Solche Hunde werden jede Möglichkeit nutzen und ihr Leben lang weglaufen. Es gibt auch Hunde (nicht nur aus dem TS), die laufen aus Langerweile davon. Einfach nur, weil der Besitzer zu wenig mit ihm macht.
 
Hallo Conzuela,
was du schreibst, kommt mir alles sehr bekannt vor.

Kira ist 44cm groß, kam mit etwa 1 1/2 Jahren aus einer Tötungsstation in Kroatien zu mir.
Sie wurde zwar auf der Straße dort eingefangen, ist aber wohl nicht lange auf der Straße unterwegs gewesen, das zeigten einige ihrer Verhaltensweisen später.

Als sie zu uns kam, wurde ich wochenlang unterwegs darauf angesprochen, weshalb mein Hund so dünn sei.
Sie wog etwas über 11 kg, hatte 2 Monate in einer 6 qm großen "Zelle" verbracht, zusammen mit 2 weiteren Hunden.
Muskulatur war so gut wie keine mehr vorhanden.
Außerdem hatte sie Parasiten, die "zehrten".

Im Laufe der Monate nahm sie zu auf um die 13 kg.
Dort blieb sie lange, trotz Kastration etwa ein halbes Jahr später.

Anfangs habe ich Trockenfutter gegeben, sie hat es auch gern gefressen, aber da sie sehr wenig getrunken hat, hatte sie ständig Blasenentzündungen. Daher habe ich nach ein paar Wochen auf hochwertiges Nassfutter umgestellt.

Bis vor einem Jahr habe ich sie zwei Mal täglich gefüttert, mittlerweile bekommt sie drei Mal am Tag, was ich für deutlich besser halte.
Sie bekam von Anfang an eine 800 Gramm Dose, heute aufgeteilt auf drei Mahlzeiten.

Mit ungefähr 5 Jahren hat sie dann ein Gewicht von um die 14 kg erreicht, heute mit bald 10 Jahren liegt sie recht konstant zwischen 14,5 und 15 kg.

Sie bekommt an Sorten:
Real nature wilderness
Lukullus menu gustico
Herrmanns
Terra canis
vetconcept

Mittlerweile, da sie kurzfristig einen erhöhten fPli hatte, die fettarmen Sorten.

Wenn es nach Kira ginge, würde sie von morgens bis abends fressen, das war von Anfang an so und hat sich auch 9 Jahre später nicht geändert.
Ein Hund, der schon mal Hunger hatte, vergisst das wohl nicht.

Sie bekommt nebenbei, quasi als Leckerchen:
Naturjoghurt
Käse und Wurst vom Tisch
Apfel, Walnüsse
ab und zu ein Stück vom Pizzarand, mal ein bisschen was vom Kuchen, eigentlich immer wieder mal von dem etwas ab, was ich gerade esse.

Wenn ich einkaufen war, dann wird auch mal eine Mahlzeit durch Rohes ersetzt, rohe Pute, rohes Huhn, rohes Rind (mager).

Kira musste anfangs lernen, dass sie Ruhe geben muss, während ich ihr Futter zubereite und auf den Boden stelle.
Aber wenn sie die Freigabe hatte, dann durfte sie in Ruhe fressen, was immer sehr schnell ging.
Auch ihre "Leckerchen" bekommt sie tagsüber nebenbei, wenn wir gerade essen oder auch einfach so, dann rufe ich sie.
Sie muss sie nicht "verdienen" oder mühsam irgendwo rauspulen.

Im Gegenzug ist sie sehr angenehm beim Essen zu händeln, egal ob zu Hause, bei Freunden oder im Restaurant. Sie bettelt nicht, bedrängt auch keinen, der am Tisch sitzt.
Sie sitzt oder liegt daneben, ist sehr aufmerksam, aber nie aufdringlich.

Sie würde zu jeder Tages,- oder Nachtzeit fressen, kommt auch immer dazu, wenn man selbst am Essen ist, aber ich bin mir sicher, dass das kein Hunger ist, sondern einfach nur ein Verhalten, das ihr früher ihr Überleben gesichert hat. Das sitzt und wird auch nicht mehr verschwinden.

Gewichtsprobleme hatte sie nie, wobei 15kg definitiv die obere Grenze sind, wenn sie die hat, gibt es mal eine Zeitlang nichts nebenbei und ruckzuck ist sie wieder bei um die 14 kg.

Bewegungstechnisch ist es dasselbe, auch heute mit bald 10 Jahren noch.
Je mehr Bewegung desto besser.

Anfangs war es schwierig, weil sie monatelang nur an der Leine laufen konnte, bis sich mal ein Ansatz von Beziehung zeigte.
Sie kam im April 2012 zu uns, im Januar 2013 haben wir sie auf einem weiten Feld das erste Mal abgeleint (im Garten konnte sie natürlich vom ersten Tag an frei laufen).
Davor war sie schon monatelang mit Schleppleine unterwegs, sie kannte die Kommandos und zu dem Zeitpunkt dachten wir, es klappt.

Schleppleine dran, bereits eine halbe Stunde mit ihr unterwegs, Rückruf funktionierte, dann lösten wir ganz unauffällig die Schleppleine.
In derselben Sekunde gab sie Gas und ich schwöre, ich habe noch nie einen Hund so rennen sehen.
Es wirkte, als ob sie alles Rennen des vergangenen Jahres nachholen wollte.
Sie lief nicht weg, aber in riesengroßen Kreisen über die Felder, in einem Tempo, das jedem Windhund zur Ehre gereicht hätte.

Mit Müh und Not schafften wir es, sie nach etwa 20 Minuten wieder anzuleinen. Und danach trainierten wir wieder wochenlang mit der Schleppleine.
Ich war jeden Tag um die 3-4 Stunden mit ihr draußen unterwegs, zusätzlich konnte sie in unserem Garten, der an den Wald grenzt und sicher eingezäunt ist, so oft und lange laufen wie sie wollte.

Beim nächsten Ableinen war sie dann weg. Man sah nur noch einen schwarzen Blitz, der rannte, als gäbe es kein Morgen.
Nach ungefähr einer halben Stunde war sie wieder da, zufrieden und glücklich, ausgepowert.

Solche Ereignisse gab es in den nächsten beiden Jahren noch mehrfach.
Jedes Mal ging Training voraus, manchmal funktionierte der Freilauf eine gewisse Zeit, dann war sie wieder weg.
Es war unübersehbar, dass sie nicht vor uns weglief, sondern einfach nur rennen wollte. Denn so manches Mal gingen wir weiter, teils nach Hause und meist war sie bei uns, bevor wir das Gartentor öffneten. Glücklich und zufrieden.

Bis man bei ihr annähernd von "Bindung" sprechen konnte, vergingen etwa 2 Jahre. Danach wurde es besser mit dem Weglaufen, wir konnten sie wesentlich besser kontrollieren, aber sicher konnten wir nie sein.
Denn ihr Drang durchzustarten wandelte sich im Lauf der Monate. War es anfangs einfach nur der Wunsch zu rennen, in einem unglaublichen Tempo, kam mit zunehmender "Sättigung" der Jagdtrieb immer mehr zum Vorschein.

Als sie also etwa 2 Jahre bei uns war, konnten wir sie ableinen und sie startete nicht mehr durch weil sie rennen wollte.
Manchmal ging wochenlang alles gut, bis sie die eine frische Spur fand oder ein super Duft im Wind lag oder tatsächlich Wild weg lief.
Daran hatten wir dann weitere Jahre zu arbeiten, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

Am Fahrrad laufen, angeleint, haben wir versucht, sie hasst es, an das Rad gekettet zu sein und nach mehrfachen unwilligen Ausflügen, haben wir diese Idee begraben. Mein Mann geht 2 bis 3 Mal die Woche mit ihr joggen (angeleint), sie ist auch schon einen Trainignsmarathon mit ihm gelaufen.
Da war sie 8 Jahre alt. Mehr als die Hälfte der Strecke hat sie ihn gezogen, inklusive 950 Höhenmetern.
Er erzählt heute noch, als er dann, recht erledigt, ins Auto steigen wollte, hätte sie ihn angesehen mit einem Blick, was jetzt schon?

Genau wie dein Hund hat Kira von Anfang an null komma nix für "Spielen" übrig gehabt.
Kein Ball, kein Frisbee, absolut nichts konnte sie bewegen, sich dafür auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
So verfressen wie sie ist, zu Hause, im Garten, angeleint unterwegs, sobald die Leine ab ist, interessiert sie kein Futter.
Kein rohes Fleisch, kein Käse, kein Lyoner, alles Dinge, für die sonst ihr Leben gäbe.
Das ist heute noch so.

Wirklich von Bindung sprechen konnten wir nach etwa 2 Jahren und von da an verfestigte sich unsere Bindung immer mehr.
Jedes Jahr konnte man, an kleinen Dingen, eine Steigerung erkennen.
Mit etwa 6-7 Jahren war es dann so, dass sie zu 80 Prozent kontrollierbar und abrufbar war, wenn es brenzlige Situationen gab, wie eine super Spur oder davon laufendes Wild.
In allen anderen Situationen war sie zu 100 Prozent abrufbar.

Heute, nach 9 Jahren, läuft sie viel frei solange
die Umgebung übersichtlich ist (heißt abgemähtes Feld/Wiese, durchschaubarer Wald)
ihre Körperhaltung und ihr Verhalten allgemein entsprechend sind (heißt, ich habe gelernt, sie zu lesen; bei bestimmten Anzeichen, leine ich entweder gar nicht ab oder leine sofort an)

Ein unaufmerksames Dahinschlendern, mit entspannt daneben laufendem Hund ist auch heute nicht drin.
Wenn Kira abgeleint ist, bin ich mit allen Sinnen bei ihr und bei der Umgebung. Dadurch hat sie viel Freiheit.
Sie vertraut uns beiden mittlerweile blind, unsere Bindung hat ihr Optimum erreicht.

Diesen Roman schreibe ich, um dir Mut zu machen.
Wenn einer zu dir sagt, was 10 Monate und der Hund ist noch nicht abrufbar, dann lächle einfach mild und mach dir nichts draus.
Nach 10 Monaten fing Kira gerade erst an zu realisieren, dass wir da sind und da bleiben. 😉

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kira auf einem Hof in Kroatien geboren wurde, dort mit anderen Hunden auf dem Hof/in der Scheune lebte.
Von den Menschen mit dem Nötigsten versorgt, ansonsten zuständig fürs Wachen und um bei der Herde zu laufen.
Vermutlich wurde sie aussortiert, weil es nicht funktioniert hat und ziemlich sicher war sie auch schon selbständig auf der Jagd.

Solch einen Hund erzieht man nicht mit den üblichen Methoden und da passen auch die Pauschalaussagen nicht, die früher oder später kommen.

Ich hätte mir diese Aufgabe nicht freiwillig ausgesucht, das gebe ich zu.
Aber ich habe keine einzige Sekunde bereut, dass Kira bei mir ist. Sie hat mich so vieles gelehrt, sie passt zu mir.🙂

Es liegt also ein Stück Weg vor euch, aber es lohnt sich, ihn zu gehen.
Ich habe zu Anfang versucht, bei Kira nach Lehrbuch vorzugehen. Damit hatte ich keine Chance und die Trainer, die ich konsultierte auch nicht.
Daraufhin habe ich alles beiseite gelegt und meinen Hund erst mal kennengelernt. Mir klar gemacht, wie er tickt, was ich akzeptieren muss, weil nicht veränderbar und woran ich arbeiten kann.

Erst danach habe ich angefangen zu arbeiten und von an hatte ich einen kleinen Erfolg nach dem anderen.
Solange dein Hund nicht frei laufen kann, braucht er viel Bewegung an der Leine. Wie gesagt, ich war zu der Zeit jeden Tag 3-4 Stunden draußen, und zwar meist in unwegsamem Gelände, auf Trampelpfaden, mitten in der Natur.

Manchmal, nicht zu oft, habe ich Kira abgesetzt (mit Leine am Baum) und dann eine Spur mit Würstchen oder anderem gezogen.
Das durfte sie dann finden und dabei hat sie auch mitgemacht, wenn es nicht zu oft gemacht wurde.

Manchmal habe ich Käse oder Wurst versteckt und sie musste suchen, auch mal erhöht in einer Astgabel.
Alles an der Leine.

Später bin ich dazu übergegangen, ihren Jagdtrieb zu nutzen. Wir waren viel auf Trampelpfaden unterwegs, fanden wir einen Wildwechsel, der begehbar war, dann bin ich mit Kira diesem Wildwechsel gefolgt. Sie war (an kurzer Leine) mit Feuereifer dabei und mitunter sind wir auf einer Lichtung gelandet, wo dann tatsächlich Wild war.
Anfangs sprang sie in die Leine, bellte wie wild.
Im Laufe der Zeit habe ich ihr beigebracht, abzusitzen, sie durfte beobachten (erstaunlich wie lange Wild da bleibt, so lange sich keiner bewegt) und wenn sie entspannte, gingen wir weiter.

Meist fanden wir natürlich nichts, dann setzte ich mich mit ihr auf einen Baumstamm, ab und an gab es etwas Gutes.

Ich bin mit ihr durch niedrige Bachläufe gewatet, oft über Stämme und durch Geäst gekrabbelt, ich musste mir immer überlegen, wie ich den Spaziergang für sie "abenteuerlich" gestalte.

Heute ist es entspannter, weil sie viel frei laufen kann und dann durchaus die Wiese komplett abschnüffelt oder am Waldrand mal ein Loch buddelt. Allgemein braucht sie das Suchen mit der Nase, das ist auf jedem (größeren) Spaziergang ein Muss.

Vielleicht konnte ich dir ein paar Ansätze geben, dein Hund hat sicherlich seine eigenen "Eigenarten", sei einfach kreativ.
Und lass dich nicht entmutigen.🙂
 
Hallo Conzuela,
was du schreibst, kommt mir alles sehr bekannt vor.

Kira ist 44cm groß, kam mit etwa 1 1/2 Jahren aus einer Tötungsstation in Kroatien zu mir.
Sie wurde zwar auf der Straße dort eingefangen, ist aber wohl nicht lange auf der Straße unterwegs gewesen, das zeigten einige ihrer Verhaltensweisen später.

Als sie zu uns kam, wurde ich wochenlang unterwegs darauf angesprochen, weshalb mein Hund so dünn sei.
Sie wog etwas über 11 kg, hatte 2 Monate in einer 6 qm großen "Zelle" verbracht, zusammen mit 2 weiteren Hunden.
Muskulatur war so gut wie keine mehr vorhanden.
Außerdem hatte sie Parasiten, die "zehrten".

Im Laufe der Monate nahm sie zu auf um die 13 kg.
Dort blieb sie lange, trotz Kastration etwa ein halbes Jahr später.

Anfangs habe ich Trockenfutter gegeben, sie hat es auch gern gefressen, aber da sie sehr wenig getrunken hat, hatte sie ständig Blasenentzündungen. Daher habe ich nach ein paar Wochen auf hochwertiges Nassfutter umgestellt.

Bis vor einem Jahr habe ich sie zwei Mal täglich gefüttert, mittlerweile bekommt sie drei Mal am Tag, was ich für deutlich besser halte.
Sie bekam von Anfang an eine 800 Gramm Dose, heute aufgeteilt auf drei Mahlzeiten.

Mit ungefähr 5 Jahren hat sie dann ein Gewicht von um die 14 kg erreicht, heute mit bald 10 Jahren liegt sie recht konstant zwischen 14,5 und 15 kg.

Sie bekommt an Sorten:
Real nature wilderness
Lukullus menu gustico
Herrmanns
Terra canis
vetconcept

Mittlerweile, da sie kurzfristig einen erhöhten fPli hatte, die fettarmen Sorten.

Wenn es nach Kira ginge, würde sie von morgens bis abends fressen, das war von Anfang an so und hat sich auch 9 Jahre später nicht geändert.
Ein Hund, der schon mal Hunger hatte, vergisst das wohl nicht.

Sie bekommt nebenbei, quasi als Leckerchen:
Naturjoghurt
Käse und Wurst vom Tisch
Apfel, Walnüsse
ab und zu ein Stück vom Pizzarand, mal ein bisschen was vom Kuchen, eigentlich immer wieder mal von dem etwas ab, was ich gerade esse.

Wenn ich einkaufen war, dann wird auch mal eine Mahlzeit durch Rohes ersetzt, rohe Pute, rohes Huhn, rohes Rind (mager).

Kira musste anfangs lernen, dass sie Ruhe geben muss, während ich ihr Futter zubereite und auf den Boden stelle.
Aber wenn sie die Freigabe hatte, dann durfte sie in Ruhe fressen, was immer sehr schnell ging.
Auch ihre "Leckerchen" bekommt sie tagsüber nebenbei, wenn wir gerade essen oder auch einfach so, dann rufe ich sie.
Sie muss sie nicht "verdienen" oder mühsam irgendwo rauspulen.

Im Gegenzug ist sie sehr angenehm beim Essen zu händeln, egal ob zu Hause, bei Freunden oder im Restaurant. Sie bettelt nicht, bedrängt auch keinen, der am Tisch sitzt.
Sie sitzt oder liegt daneben, ist sehr aufmerksam, aber nie aufdringlich.

Sie würde zu jeder Tages,- oder Nachtzeit fressen, kommt auch immer dazu, wenn man selbst am Essen ist, aber ich bin mir sicher, dass das kein Hunger ist, sondern einfach nur ein Verhalten, das ihr früher ihr Überleben gesichert hat. Das sitzt und wird auch nicht mehr verschwinden.

Gewichtsprobleme hatte sie nie, wobei 15kg definitiv die obere Grenze sind, wenn sie die hat, gibt es mal eine Zeitlang nichts nebenbei und ruckzuck ist sie wieder bei um die 14 kg.

Bewegungstechnisch ist es dasselbe, auch heute mit bald 10 Jahren noch.
Je mehr Bewegung desto besser.

Anfangs war es schwierig, weil sie monatelang nur an der Leine laufen konnte, bis sich mal ein Ansatz von Beziehung zeigte.
Sie kam im April 2012 zu uns, im Januar 2013 haben wir sie auf einem weiten Feld das erste Mal abgeleint (im Garten konnte sie natürlich vom ersten Tag an frei laufen).
Davor war sie schon monatelang mit Schleppleine unterwegs, sie kannte die Kommandos und zu dem Zeitpunkt dachten wir, es klappt.

Schleppleine dran, bereits eine halbe Stunde mit ihr unterwegs, Rückruf funktionierte, dann lösten wir ganz unauffällig die Schleppleine.
In derselben Sekunde gab sie Gas und ich schwöre, ich habe noch nie einen Hund so rennen sehen.
Es wirkte, als ob sie alles Rennen des vergangenen Jahres nachholen wollte.
Sie lief nicht weg, aber in riesengroßen Kreisen über die Felder, in einem Tempo, das jedem Windhund zur Ehre gereicht hätte.

Mit Müh und Not schafften wir es, sie nach etwa 20 Minuten wieder anzuleinen. Und danach trainierten wir wieder wochenlang mit der Schleppleine.
Ich war jeden Tag um die 3-4 Stunden mit ihr draußen unterwegs, zusätzlich konnte sie in unserem Garten, der an den Wald grenzt und sicher eingezäunt ist, so oft und lange laufen wie sie wollte.

Beim nächsten Ableinen war sie dann weg. Man sah nur noch einen schwarzen Blitz, der rannte, als gäbe es kein Morgen.
Nach ungefähr einer halben Stunde war sie wieder da, zufrieden und glücklich, ausgepowert.

Solche Ereignisse gab es in den nächsten beiden Jahren noch mehrfach.
Jedes Mal ging Training voraus, manchmal funktionierte der Freilauf eine gewisse Zeit, dann war sie wieder weg.
Es war unübersehbar, dass sie nicht vor uns weglief, sondern einfach nur rennen wollte. Denn so manches Mal gingen wir weiter, teils nach Hause und meist war sie bei uns, bevor wir das Gartentor öffneten. Glücklich und zufrieden.

Bis man bei ihr annähernd von "Bindung" sprechen konnte, vergingen etwa 2 Jahre. Danach wurde es besser mit dem Weglaufen, wir konnten sie wesentlich besser kontrollieren, aber sicher konnten wir nie sein.
Denn ihr Drang durchzustarten wandelte sich im Lauf der Monate. War es anfangs einfach nur der Wunsch zu rennen, in einem unglaublichen Tempo, kam mit zunehmender "Sättigung" der Jagdtrieb immer mehr zum Vorschein.

Als sie also etwa 2 Jahre bei uns war, konnten wir sie ableinen und sie startete nicht mehr durch weil sie rennen wollte.
Manchmal ging wochenlang alles gut, bis sie die eine frische Spur fand oder ein super Duft im Wind lag oder tatsächlich Wild weg lief.
Daran hatten wir dann weitere Jahre zu arbeiten, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

Am Fahrrad laufen, angeleint, haben wir versucht, sie hasst es, an das Rad gekettet zu sein und nach mehrfachen unwilligen Ausflügen, haben wir diese Idee begraben. Mein Mann geht 2 bis 3 Mal die Woche mit ihr joggen (angeleint), sie ist auch schon einen Trainignsmarathon mit ihm gelaufen.
Da war sie 8 Jahre alt. Mehr als die Hälfte der Strecke hat sie ihn gezogen, inklusive 950 Höhenmetern.
Er erzählt heute noch, als er dann, recht erledigt, ins Auto steigen wollte, hätte sie ihn angesehen mit einem Blick, was jetzt schon?

Genau wie dein Hund hat Kira von Anfang an null komma nix für "Spielen" übrig gehabt.
Kein Ball, kein Frisbee, absolut nichts konnte sie bewegen, sich dafür auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
So verfressen wie sie ist, zu Hause, im Garten, angeleint unterwegs, sobald die Leine ab ist, interessiert sie kein Futter.
Kein rohes Fleisch, kein Käse, kein Lyoner, alles Dinge, für die sonst ihr Leben gäbe.
Das ist heute noch so.

Wirklich von Bindung sprechen konnten wir nach etwa 2 Jahren und von da an verfestigte sich unsere Bindung immer mehr.
Jedes Jahr konnte man, an kleinen Dingen, eine Steigerung erkennen.
Mit etwa 6-7 Jahren war es dann so, dass sie zu 80 Prozent kontrollierbar und abrufbar war, wenn es brenzlige Situationen gab, wie eine super Spur oder davon laufendes Wild.
In allen anderen Situationen war sie zu 100 Prozent abrufbar.

Heute, nach 9 Jahren, läuft sie viel frei solange
die Umgebung übersichtlich ist (heißt abgemähtes Feld/Wiese, durchschaubarer Wald)
ihre Körperhaltung und ihr Verhalten allgemein entsprechend sind (heißt, ich habe gelernt, sie zu lesen; bei bestimmten Anzeichen, leine ich entweder gar nicht ab oder leine sofort an)

Ein unaufmerksames Dahinschlendern, mit entspannt daneben laufendem Hund ist auch heute nicht drin.
Wenn Kira abgeleint ist, bin ich mit allen Sinnen bei ihr und bei der Umgebung. Dadurch hat sie viel Freiheit.
Sie vertraut uns beiden mittlerweile blind, unsere Bindung hat ihr Optimum erreicht.

Diesen Roman schreibe ich, um dir Mut zu machen.
Wenn einer zu dir sagt, was 10 Monate und der Hund ist noch nicht abrufbar, dann lächle einfach mild und mach dir nichts draus.
Nach 10 Monaten fing Kira gerade erst an zu realisieren, dass wir da sind und da bleiben. 😉

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kira auf einem Hof in Kroatien geboren wurde, dort mit anderen Hunden auf dem Hof/in der Scheune lebte.
Von den Menschen mit dem Nötigsten versorgt, ansonsten zuständig fürs Wachen und um bei der Herde zu laufen.
Vermutlich wurde sie aussortiert, weil es nicht funktioniert hat und ziemlich sicher war sie auch schon selbständig auf der Jagd.

Solch einen Hund erzieht man nicht mit den üblichen Methoden und da passen auch die Pauschalaussagen nicht, die früher oder später kommen.

Ich hätte mir diese Aufgabe nicht freiwillig ausgesucht, das gebe ich zu.
Aber ich habe keine einzige Sekunde bereut, dass Kira bei mir ist. Sie hat mich so vieles gelehrt, sie passt zu mir.🙂

Es liegt also ein Stück Weg vor euch, aber es lohnt sich, ihn zu gehen.
Ich habe zu Anfang versucht, bei Kira nach Lehrbuch vorzugehen. Damit hatte ich keine Chance und die Trainer, die ich konsultierte auch nicht.
Daraufhin habe ich alles beiseite gelegt und meinen Hund erst mal kennengelernt. Mir klar gemacht, wie er tickt, was ich akzeptieren muss, weil nicht veränderbar und woran ich arbeiten kann.

Erst danach habe ich angefangen zu arbeiten und von an hatte ich einen kleinen Erfolg nach dem anderen.
Solange dein Hund nicht frei laufen kann, braucht er viel Bewegung an der Leine. Wie gesagt, ich war zu der Zeit jeden Tag 3-4 Stunden draußen, und zwar meist in unwegsamem Gelände, auf Trampelpfaden, mitten in der Natur.

Manchmal, nicht zu oft, habe ich Kira abgesetzt (mit Leine am Baum) und dann eine Spur mit Würstchen oder anderem gezogen.
Das durfte sie dann finden und dabei hat sie auch mitgemacht, wenn es nicht zu oft gemacht wurde.

Manchmal habe ich Käse oder Wurst versteckt und sie musste suchen, auch mal erhöht in einer Astgabel.
Alles an der Leine.

Später bin ich dazu übergegangen, ihren Jagdtrieb zu nutzen. Wir waren viel auf Trampelpfaden unterwegs, fanden wir einen Wildwechsel, der begehbar war, dann bin ich mit Kira diesem Wildwechsel gefolgt. Sie war (an kurzer Leine) mit Feuereifer dabei und mitunter sind wir auf einer Lichtung gelandet, wo dann tatsächlich Wild war.
Anfangs sprang sie in die Leine, bellte wie wild.
Im Laufe der Zeit habe ich ihr beigebracht, abzusitzen, sie durfte beobachten (erstaunlich wie lange Wild da bleibt, so lange sich keiner bewegt) und wenn sie entspannte, gingen wir weiter.

Meist fanden wir natürlich nichts, dann setzte ich mich mit ihr auf einen Baumstamm, ab und an gab es etwas Gutes.

Ich bin mit ihr durch niedrige Bachläufe gewatet, oft über Stämme und durch Geäst gekrabbelt, ich musste mir immer überlegen, wie ich den Spaziergang für sie "abenteuerlich" gestalte.

Heute ist es entspannter, weil sie viel frei laufen kann und dann durchaus die Wiese komplett abschnüffelt oder am Waldrand mal ein Loch buddelt. Allgemein braucht sie das Suchen mit der Nase, das ist auf jedem (größeren) Spaziergang ein Muss.

Vielleicht konnte ich dir ein paar Ansätze geben, dein Hund hat sicherlich seine eigenen "Eigenarten", sei einfach kreativ.
Und lass dich nicht entmutigen.🙂
Wow vielen Dank für die tollen Worte und Erfahrungen. Das hat mir sehr geholfen. Wir haben anfangs auch direkt durch gestartet und wollten unserem Otis alles beibringen und haben dann erstmal einen Schritt zurück gemacht und haben gedacht wir lassen ihn erstmal ankommen. Ich werde mal versuchen mit der Schleppleine durch den Wald zu Tigern, den er übrigens liebt ☺. Hab die Reaktion auf meine eigentliche Frage zum Hunger zum Teil als sehr anstrengend empfunden aber wie in jedem Forum man bekommt viele gute Ratschläge aber auch Vorwürfe und Anfeindungen. Danke für die ausführliche Antwort. LG Conzuela
 
@Conzuela in einem anderen Post schriebst du ja dass ihr eine (20m?) Schleppleine habt und es echt gefährlich/schmerzhaft ist wenn er da so mit Schmackes rein donnert.
Ich weiß nicht ob ihr das schon wisst, ich erwähne es nur vorsichtshalber, Schleppleine und Flexileine immer NUR und AUSSCHLIESSLICH am Geschirr, nie am Halsband befestigen.
Und wenn Geschirr, dann bitte kein Norweger.
Aber vermutlich habt ihr für Otis eh ein Sicherheitsgeschirr mit 2 Bauchgurten?
Ansonsten kann ich dem tollen Beitrag von @marita nur zustimmen.
Ihr seid engagierte Hundehalter die motiviert sind mit eurem Hund was zu tun und ihr wollt "Beziehungsarbeit" in euren Hund investieren. Ich bin mir ganz sicher dass ihr mit Otis ein tolles Team und euren Weg finden werdet 😊
 



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