Etwas "andere" Hunde

Ich hab meinen Dackel mit 5 Jahren bekommen und bis dato war er - bis auf die Zeit beim Züchter nur im Hause und 3 mal am Tag im Garten.
In vielen Beschreibungen von Dir erkenne ich Willi wieder, unflexibel, mit allem und jedem überfordert und permanent in sich zusammenfallend. Selbstbewusstsein gegen Null, alles rausgeprügelt.


Es hat 3 Jahre gedauert, bis er ein annähernd normales Leben führen konnte, mit anderen - kleineren und halbwegs sozialen - Hunden halbwegs klarkommen konnte (daher stammt meine gehagelte Abneigung gegen Labbis) und nicht jeden fremden Menschen als potentiellen Todfeind angesehen hat.

Nun, mit 10 1/2 Jahren und einer gewissen Abgeklärtheit ist er fast normal. Er ist mit sich im reinen, auf seine Art auch glücklich und zufrieden, macht aber immer (noch) den Eindruck wie übertragen etwa ein Mensch, dem das Leben übelst mitgespielt hat.
Er hat gelernt, dass da, wo wir sind, auch für ihn alles gut ist und wackelt vertrauensvoll mit. Und wir nehmen bis an sein Lebensende die entsprechende Rücksicht.

Ja, diese Tiere sind schon eine besondere Herausforderung.
 
@Mestchen Vielen Dank für diese ausführliche Schilderung! :) Wobei das bei Caro schon ein Stück weit nach Deprivation klingt wenn du schreibst, dass sie ganz viel nicht kannte. Immerhin hat die Deprivation ja viele Gesichter. Und was du von ihrem gesundheitlichen Zustand schreibst, das hört sich nach richtiger Verwahrlosung an :( Sie hatte riesiges Glück, bei dir gelandet zu sein!

Solche Hunde verändern die eigene Sichtweise total. Und sie bringen einem enorm viel bei. Vor allem auch das, was du über das Markertraining erzählst, kommt mir sehr bekannt vor. Da musste ich jetzt an das andere Thema denken mit den Hinweisen, man sollte sich erst mal um die Probleme kümmern und nicht um blöde Tricks. Aber auch meine Erfahrung ist: Ein gutes Clicker- und Markertraining ist gerade für solche Hunde Gold wert!
 
Ich hatte das Glück, dass meine Trainerin kompetent ist. So hat sie mir besonders am Anfang echt viel Helfen können. Es war ihre Idee, mit den Markertraining anzufangen und erstmal alles nett zu markern. Da ging auch die Tagesration an Futter drauf in den ersten Monat. Das war so gar nicht das, was ich gewöhnt war. Was Caro aber unterscheidet ist folgendes und erinnert vielleicht wirklich an Deprivation:

Der Weg x ist ein anderer, wenn
- es dämmert
- es dunkel ist
- es regnet
- Schnee liegt
- es regnet und dämmert
- es regnet und dunkel ist
- usw.

Schnee ist unser größter Feind. Der ist nicht wirklich lang genug da, um es als Alltäglich ansehen zu können :D
 
Ist Dir das auch so ergangen, dass Du Dir in bestimmten Situationen und meist Hundehaltern gegenüber jede Freundlichkeit abgewöhnt hast, von Erklärungen gleich 3 mal abgesehen?
 
Wir haben seit ein paar Wochen ne Baustelle mit Ampel in unserem verschlafenen Dörfchen (keine Ahnung wozu bei maximal 10 Autos pro Tag). Die Barken und die Ampeln waren soooo gruselig - bei Tag und bei Nacht dann wieder von vorn. Also haben wir jede einzelne Barke und jedes Schild „schön geklickert“ und als Versteck für Suchspiele genutzt. Heute kommen wir immer noch kaum an den Dingern vorbei - liegt allerdings daran, dass Linnie die genauestens untersuchen und an allen Ecken abschnuppern muss (könnte ja sein, dass sich da noch irgendwo was zu fressen versteckt) :D

Da haben wir es vielleicht etwas übertrieben mit dem Clickern ;)
 
@DieterI Allerdings! :D Ok, unfreundlich werde ich eher selten - aber ich kann mittlerweile sehr gut Leute einfach doof stehen und reden lassen, während ich mich lieber um meinen Krümel kümmere. Und die Gesichter dazu sind echt sehenswert! :p

Erklärungen haben ohnehin keinen Sinn. Die meisten sind entweder total überzeugt davon, dass sie es ohnehin besser wissen, oder aber, freundlich gesagt, eher schlicht. Wer schon beim eigenen Hund nicht mal ansatzweise erkennt, was er gerade ausdrückt, der hat für Ausnahmen erst recht kein Verständnis. Inzwischen erkläre ich auch gar nicht mehr, dass mein Hund einfach mehr Abstand braucht, und sie durch ihre "sag-mal-Hallo" Aktionen ihn in arge Bedrängnis bringen. Ein einfaches "meiner ist einfach doof, der mag keine Hunde" bringt viel eher den gewünschten Erfolg. Zumal sich dann viele berufen fühlen, mich zu überzeugen dass er doch gar nicht soooo schlimm ist und es schon völlig ok geht, wenn er eben nicht Hallo sagen mag - während die gleichen Leute bei ernst gemeinten Erklärungsversuchen argumentieren, weshalb eine Begrüßung unbedingt nötig wäre. Manchmal frag ich mich schon, wer da seltsamer ist: Der Krümel oder die Mitmenschen... :rolleyes::p

Kennt ihr dieses Phänomen auch? Und wie geht ihr denn mit den Mitmenschen um, die im Fernsehen auch schon mal eine Hundesendung gesehen haben und einen nun belehren müssen?
 
Kennt ihr dieses Phänomen auch? Und wie geht ihr denn mit den Mitmenschen um, die im Fernsehen auch schon mal eine Hundesendung gesehen haben und einen nun belehren müssen?

Ja, das kenne ich. Obwohl hier im ländlichen Bereich viele Örtlichkeiten sind, in denen keine oder nur sehr wenige Hundehalter unterwegs sind. Aber etwa am Strand kann man sich doch nicht so gut ausweichen.
Ich lass die stehen, fertig. Auch bin ich körpersprachlich und mimisch bei bestimmten Leuten nicht der Typ, den man ohne weiteres anspricht.
 
[QUOTEKennt ihr dieses Phänomen auch? Und wie geht ihr denn mit den Mitmenschen um, die im Fernsehen auch schon mal eine Hundesendung gesehen haben und einen nun belehren müssen?[/QUOTE]

Ja, ständig - wobei es bei mir ja so ist, dass die meisten tatsächlich mehr Erfahrung/Wissen haben als ich - nervt trotzdem.

Aber es geht auch anders. Ich treffe bei unseren Spaziergängen öfter auf eine Frau aus dem Nachbarort, die schon ihr Leben lang imTierschutz arbeitet und eine riesigen Erfahrungsschatz hat. Sie ist immer mit einem Rudel von 4-5 Hunden - von ganz klein bis ganz groß, jung und alt - unterwegs und die hat mir schon viele Tipps gegeben, aber nicht im Sinne von Belehren was Erziehung oder Umgang mit dem Hund angeht, sondern eher Tipps, wo man gut Hundezubehör kaufen kann oder dass sie ne Schleppleine aus Biothane empfehlen kann.

Die hat auch bei der ersten Begegnung sofort vom weiten an Linnies Körperhaltunge erkannt, dass sie überfordert war, hat alle Hunde zu sich geholt und dann den kleinsten und souveränsten uns ein Stück entgegengeschickt und dann es dann Linnie überlassen, den Rest weg zu ihm zu gehen. Mittlerweile kann das ganze Rudel im Gallop auf uns zupreschen, Und Linnie bleibt ganz cool und spielt dann mit den Hunden.


Bei Hundekontakten, wo das nicht so gut abläuft, sage ich sonst immer „Das ist halt ein Shiba, das ist rassetypisch, dass die keine anderen Hunde mögen.“

Dabei stimmt das (zumindest bei unserer) gar nicht. Sie ist durchaus interessiert an Artgenossen, sie braucht halt nur ein bissl länger und kann überhaupt nicht damit umgehen, wenn ein anderer (fremder) Hund auf sie zugepoltert kommt.
 
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