Etwas "andere" Hunde

Will ja niemanden zu Nahe treten oder ärgern, nur ich weiß es wirklich nicht.
Verhaltensoriginell
Ersetzt dieses Wort Verhaltensgestört?
 
Ich sag immer: Jordan ist geistig behindert. Ob es Deprivation ist oder Asperger oder Autismus..keine Ahnung. Weil genau lässt sich nix davon ja diagnostizieren.
Ich habe 1.5 Jahre mit Recherchen gebraucht um mir klar darüber zu werden, das es nicht an uns liegt, das es nicht am Umfeld liegt, das es nicht an anderen Menschen liegt.
Er ist wie er ist.

Da ich vor ihm schon einen Angsthund hatte war es vielleicht nicht ganz so schwer es zu aktzeptieren aber schön ist es nicht.

Er hat keinerlei Probleme mit anderen Hunden. Sein Problem sind die Menschen.
In Erklärungsnot war ich nie denn einen Schäferhund will man nicht einfach antatschen. Da lässt man eher respektvollen Abstand walten.

Er kommt mit keinem Umweltreiz zurecht. Alles was in sein Blickfeld tritt wird als Bedrohung angesehen. Von ner Maus bis zur Kuh. Da wird auf Kampf gebürstet und erst wenn ich ihn runterhole ist er wieder "normal".

Da er weiß, das ich mich immer schützend vor ihn stelle, haben wir das schon ganz gut in den Griff bekommen.

Jetzt ist er 8,5 Jahre alt, will gar nicht mehr aus dem Grundstück und liebt es uns am Hintern zu kleben.
Wir müssen das akzeptieren. Wir sind immer gerne zum wandern gefahren. Aber er will einfach nicht mehr. Ok. Shit happens. Bleiben wir im Garten. Den liebt er, da fühlt er sich sicher.

Alles Andere haben wir sowieso auf ihn eingestellt.

So gern ich mein Bärchen auch habe, ich wünsche mir als nächstes wirklich mal einen richtigen, normalen, ausgeglichenen Hund der einfach nur Hund ist.

Mit Shiva, meinem Angsthund und Jordan hab ich die letzten fünfzehn Jahren wirklich genug gehabt. Das schlaucht. Weil mein Mann und ich auch so drauf sind uns komplett auf die Bedürfnisse eines Hundes einzugehen. Das macht es anstrengend und laugt aus.
 
@angar Vielen Dank für diesen offenen, ehrlichen Bericht! Genau das alles anzunehmen und auszusprechen ist nämlich gar nicht so einfach. Zuerst zu erkennen und zu akzeptieren, dass dieser Hund niemals "normal" sein wird. Dann das ganze Leben darauf einzustellen, an so vielem was man eigentlich gern macht oder auch einfach für eine artgerechte Hundehaltung für sinnvoll und nötig hält, Abstriche zu machen. Und schließlich auch vor sich und anderen zuzugeben, wie sehr einen das anstrengt und wie viele Zweifel man oft hat.

Überhaupt möchte ich gerne allen hier im Thema mal herzlich danken: Es ist so berührend und hilfreich, wenn man merkt, man ist nicht allein! Im Alltag kommt man sich ja meist vor wie ein Alien mit grünen Tentakeln ;)
 
Und ich muss sagen: Respekt an alle hier, die sich komplett für ihren Hund einsetzen und das eigenen Leben nach den Bedürfnissen des Hundes richten. Ich finde das wirklich super, dass ihr dazu steht und es euch nicht einfach macht und den einfach weggebt.
Ich glaube ich wäre mit sowas total überfordert muss ich ehrlich zugeben. Heißt aber nicht, dass ich bei so einem Hund aufgeben würde. Ich würde mich sicherlich genauso einsetzen und alles dafür tun, dass er ein schönes Leben bei mir hat. Und ja ich glaube auch, dass das auch sehr schlauchen kann.
Ich finde die Geschichten/Erfahrungen wirklich sehr interessant, ich hab tatsächlich noch keinen Hund getroffen, der eurer Beschreibung ähnelt.
 
Mein Hund ist ja ähnlich wie es bei @LueLa ist. Fiona möchte an bestimmten Tagen gar nicht Gassi gehen, es ist dann schwierig zu wissen, warum es so ist. Ihr ist viel Wind unangenehm, komische Geräusche, die hat in Dunkeln Angst, sie kann nicht so mit anderen Hunden. Aber alles so, dass ich es akzeptieren kann. Wenn ich weiß, dass heute so ein Tag ist, an dem sie eh nicht geht, dann legen wir halt einen Gartentag ein und wenn es ganz schlimm ist, dann wird es ein "Wir gehen nur zum Pipi machen raus und rennen wieder rein " Tag.
 
Und damit hat man im Alltag echt viel Spaß, sobald einen die unvermeidlichen selbsternannten Hundeflüsterer erwischen :cool: "Wie jetzt, sie belohnen dieses Fehlverhalten auch noch?!?" o_O
Japp :D Die kenne ich zu gut. Wobei viele nicht mal in der Lage sind zu bemerken, wann ich genau bestätigt habe. Zwischen "es ist noch alles okay" und "Oh Gott!" vergehen nur Millisekunden. Ich markere Caro für den Moment, wo noch alles gut ist. Meistens reicht das auch und es bleibt dann auch alles gut. Aber hin und wieder dreht sie dann dennoch durch. Für die Bestätigung bekommt sie dann dennoch ein Leckerchen.

Ist Dir das auch so ergangen, dass Du Dir in bestimmten Situationen und meist Hundehaltern gegenüber jede Freundlichkeit abgewöhnt hast, von Erklärungen gleich 3 mal abgesehen?
Die Frage war zwar nicht an mich gestellt, aber da andauernd distanzlose Hunde schon in Kiara gebrettert sind, und die HH immer diskutieren wollen ("Können Sie bitte Ihren Hund anleinen/bei sich behalten?" - "Warum?"/"Mein Hund tut nix" - Schon ist das Tier da) bin ich da abgehärtet.

Kennt ihr dieses Phänomen auch? Und wie geht ihr denn mit den Mitmenschen um, die im Fernsehen auch schon mal eine Hundesendung gesehen haben und einen nun belehren müssen?
Ich soll Caro mit Wasser nassspritzen, wenn sie bellt :rolleyes: Diese Idee hatten ihre Vorbesitzer wohl auch mal gehabt. Zu Anfang ist Caro panisch durch die Wohnung gerannt, wenn wir eine Getränkeflasche öffnen. Inzwischen hält sie es meistens aus.
Ach ja: In die Flanke kneifen ist auch super und mit einen Futterdummy lässt sich jedes Problem lösen. :D

So gern ich mein Bärchen auch habe, ich wünsche mir als nächstes wirklich mal einen richtigen, normalen, ausgeglichenen Hund der einfach nur Hund ist.
Ehrlich gesagt denke ich das auch so. Ich liebe Caro über alles und sie darf hier gerne alt werden. Aber nach ihr hätte ich gerne wieder einen Hund wie es Kiara einer ist.
 
Ich finde es beeindruckend, wie Du dich auf Sandor eingelassen hast. Und was Du erreicht hast.

Ich glaube, viele Durchschnittshundehalter hätten kapituliert.

Dem möchte ich mich anschließen. Sandor hat großes Glück gehabt, dass er bei einer engagierten Hundehalterin gelandet ist die nicht aufgibt und ihren Hund so akzeptiert wie er ist.

Balou ist ein bisschen verhaltensoriginell und kann Verhaltensweisen schlecht generalisieren. Er ist mein erster Hund und ich dachte, dass Hunde so sind und dass er „anders“ ist fällt mir besonders im Vergleich mit Mogli und Hermann oder auch im Vergleich zu anderen Hunden in der Hundeschule auf. Was Hermann und Mogli in ein paar Tagen lernen oder die anderen Hunde nach einigen Teilnahmen in einem Kurs dafür braucht Balou Wochen oder Monate oder lernt es gar nicht. Balou war ca. 1 1/2 Jahre Einzelhund und ich dachte, dass es an mir liegt, dass er manches nicht lernt aber bei Mogli und auch bei Hermann habe ich andere Erfahrungen gemacht.

Balou braucht viel Management und Unterstützung durch mich und wenn er weiß was er in bestimmten Situationen zu tun hat kommen wir gut durchs Leben.

Wir haben viele Probleme gelöst und ich bin im Nachhinein froh, dass mein erster Hund nicht völlig problemlos ist und ich durch ihn gelernt habe, dass Hunde nicht immer einfache „Mitläufer“ sind sondern dass ich auf ihn immer ein Auge haben muss um zu merken wenn er aufgeregt ist und nach vorne gehen will. Wenn ich morgens eine Runde mit allen drei Hunden gehe muss ich mich oft allein auf Balou konzentrieren.

Balou legt überhaupt keinen Wert auf andere Hunde (gut riechende Hündinnen sind die Ausnahme). Wenn wir bekannte Hunde treffen begrüßen Mogli und Hermann diese kurz, Balou ist dann sehr beschäftigt, schnüffelt rum und ignoriert die Hunde. Ich kann bei Kleinhundespaziergängen mit ihm mitgehen, dann läuft er vor und wenn die anderen Hunde ihn in Ruhe lassen dann sind diese nicht existent für ihn.
 
So gern ich mein Bärchen auch habe, ich wünsche mir als nächstes wirklich mal einen richtigen, normalen, ausgeglichenen Hund der einfach nur Hund ist.

Ehrlich gesagt denke ich das auch so. Ich liebe Caro über alles und sie darf hier gerne alt werden. Aber nach ihr hätte ich gerne wieder einen Hund wie es Kiara einer ist.

Jep - so ist das bei Willi-Dackel auch. Wie sehr man sich auf diese Tiere einstellt, merkt man nach einiger Zeit nicht mehr. Deutlich wurde mir das erst wieder, als Milan in unser Leben trat.
Er ist das erste "normale" Tier, was ich besitze. Alle Hunde (Milan ist der 6te Hund) und Pferde (3 in über 40 Jahren) waren versaute und/oder extrem schwierige Tierschutztiere.
Mein letztes Pferd, der schwere Haflinger Max, war besonders kompliziert. Auf eine Art das Verlasspferd schlechthin, wunderbar sensibel zu reiten. Es gab draußen nichts, gar nichts, was den aus der Fassung gebracht hätte. Die andere Seite war der schwierige Charakter sowieso und der Wahnsinnige, fast Bösartige, wenn die Mißhandlungen der früheren Jahre irgendwie wieder mal hochkamen. Erst die Umstellung auf die Westernreiterei brachte eine merkbare Verbesserung. Und die fast völlige Einstellung auf dieses Pferd. Was einige Zeit dauerte, da man sich ja erstmal rantasten muss. Ähnlich wie Jordan und die anderen "besonderen" Hunde.

Ich hab immer gesagt: Max ist mein Lebenspferd, so einen hat man nur einmal im Leben. Aber das reicht auch.:D
Wir waren 16 Jahre zusammen - bis er Oktober 2011 mit 25 Jahren diese Welt verlassen musste. Drüber weg bin ich bis heute nicht.
 
OK
Ich kenn jetzt den Unterschied.
Diese Hunde sind eigentlich ganz normal.
Sie hatten nur das Pech, an Verhaltens Gestörte Menschen zu geraten.

Verhaltensoriginell ist doch im Grunde genommen Jeder! Ob Hund, ob Mensch
 
nun bin ich schon eher dazu gekommen:
@Silkies
also, bei Fehna ist es ähnlich wie bei Fiona von @Rumpelwicht, aber dennoch wieder anders.
Fehna hat mit anderen Hunden perse kein Problem. Sie ist eine bei Hunden selbstbewusste ältere Hündin, die durchaus auch mal dreiste Hunde "aufs Kreuz" legt (sie wäre also der Traumbegleithund für alle, die mit heranlaufenden Tutnixen Probleme haben :D), aber sonst sehr friedlich ist. Sie hat bei uns im Haushalt zuerst mit meiner damals 16,5 Jahre alten Terrierin zusammen gelebt und dann meine beiden Dalmatiner-Welpen mit "aufgezogen".

Fehna hat ein Problem mit der Welt "da draußen" und mit Menschen.

Zu ihrer Vorgeschichte:
Sie kam 2 jährig ins Tierheim. Grund: sie hatte eines der Kinder der Familie gebissen.
Was uns die TH-Mitarbeiter erzählen konnten, war:
- war mit anderem Hund in kinderreicher (5 Kinder) Familie von Welpenalter an
- wurde nach den ersten Vorkomnissen an die Kette gelegt (Ersthund lief weiterhin frei)
- hat dann bei einem Kind (und bei einem Hamster - so wurde es geschildert) zugebissen und wurde ins TH gebracht

Sie soll damals nach der Abgabe sich als erstes wohl in den Zwinger gelegt haben und hat dann quasi 4 Tage durchgeschlafen (daraus kann man schon erahnen, welch Stress das in der Familie für sie gewesen sein muss).

Wir haben sie gesehen, als sie ~4 Wochen im TH war. Der Beißvorfall schreckte uns nicht ab (wir hatten schon früher "auffällige" Hunde übernommen, die dann "normal" waren/ wurden). Sie kam für uns ins Frage, weil sie das Zusammenleben mit meiner alten und dementen Terrierhündin super meisterte.
Wir hatten 10 Tage vorher plötzlich unsere 11,5 Jahre alte DSH-Hündin verloren und meine Terrierin lief herum wie Falschgeld, weil ihre Ziehtochter nicht mehr da war.
Wir brauchten also einen Hund, der "da" war, aber selbst nicht vom Ersthund abhängig war.

Mit der Zeit stellte sich heraus, dass Fehna einen starken Schutz- und auch Jagdtrieb hatte.
Kinder lösten direkt bei ihr Stress aus. Sie bekommt Angst und selbst in der Wohnung ist es schlimm, wenn sie Kinder auf der Straße hört, die quieken, schreien und rennen.
Das alles haben wir recht gut in den Griff bekommen, vor allem durch Management. Mit meiner 6jährigen Nichte klappt es ganz gut, aber sie wird nie der Hund sein, den man ohne Aufsicht vertrauen kann bzw. man muss Hund und Kind durchaus voreinander bewahren.

Außerhalb vom Ort bei guter Weitsicht kann sie auch ohne Probleme offline laufen. Sie bevorzugt es aber durchaus oft, an der Leine zu sein. Wenn der Karabinerhaken sich schließt, scheint sie oft "erleichtert".

Mittlerweile hat sie eigentlich nur noch das, was wir "Welt" nennen. Ganz wichtig - im Schlafzimmer und Wohnzimmer gibt es nun Gardinen (wären eigentlich nicht nötig - es kann keiner rein sehen). Wir nennen sie spaßeshalber die Ork-Schutzvorhänge. Diese müssen möglichst geschlossen sein. Es gibt Tage, da bevorzugt sie Spaziergänge im Dunklen, es gibt Tage, da will sie im Dunklen nicht raus.
Auf manchen Spaziergängen will sie aus dem Nichtsheraus plötzlich mit aller Gewalt wieder heim. Wir und auch der andere Hunde hören und bemerken nichts, was der Grund sein könnte.

Sie benutzt mittlerweile Wes, um Situationen einzuschätzen. Dennoch ist und wird sie nie ein Allerweltshund sein.

Sie wohnt nun seit 7,5 Jahren bei uns und anfangs haben wir viel an diesen Sachen gearbeitet, alles nur mit mäßigem Erfolg. Wir nehmen sie jetzt so, wie sie ist. Sie lässt nicht jeden Menschen in ihr Herz, aber wer drin ist, bleibt und dann ist sie ein herzensguter Hund.

Ich bin mir sicher, dass Fehna, wäre sie als Welpe direkt zu "guten" Menschen gekommen (und nicht in eine Familie, in der die Erwachsenen so versagen), ein unproblematischer Hund geworden wäre.

Dennoch denke ich, dass sie schlichtweg nicht die "hellste" ist (und das ist nicht böse gemeint) und dass sie im Welpen- und Junghundealter kaum etwas kennengelernt hat und einfach kein "Krisenmanagement" entwickeln konnte, weshalb sie vieles so aus der Bahn geworfen hat).

Im Alltag ist es durchaus anstrengend, weil man oft Menschen (ob Erwachsene oder Kinder) davon abhalten muss, zu ihr zu gehen.
(Und da muss ich sagen, dass Kinder schneller akzeptieren, wenn man ihnen sagt, der Hund Angst vor Ihnen hat als Erwachsene).
Man kann sie nicht überall mitnehmen und man kann sie auch nicht einfach jedermann mitgeben, da das Beißen einfach sehr oft verharmlost eingeschätzt wird.

Ein Alltag, wie Wes ihn mit mir führt, wäre für sie ein Albtraum. Aber sie braucht dieses Programm nicht mitzumachen und Wesley hat eben ausreichend zusätzliches Programm.

Ob Fehna nur durch ungünstige Umstände in ihrem Lebensstart so ist, wie sie ist oder auch, weil ein oder andere Hirnwindung ungünstig verlegt ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ist aber auch, wie schon erwähnt, für uns irrelevant - sie ist und bleibt unser "Goldhamster" .
 



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