Entspannung und Beruhigung?!

Beschäftigung und Aufgaben kann ich ihm nur Zuhause und an Feldwegen bieten, die ihm Vertraut sind und wo kaum was los ist, was ich aber jeden Tag tue. Er sucht, er rennt, er wartet wenn ich was verstecke, ist sogar abrufbar im vollen Lauf wenns um seine "Beute" geht, steigert sich aber auch gerne ungemein hinein, sodass ich eher die ruhigeren Spielchen und Suchaktionen wähle. Das alles geht prima....bis jemand oder etwas unseren Weg kreuzt.

Kannst Du mal bitte beschreiben, was dann genau passiert. Zum Beispiel, wenn Euch ein Spaziergänger entgegenkommt. Macht er einen Unterschied im Verhalten, wenn der Spaziergänger ihn ignoriert oder wenn er ihn anspricht?

Die ersten 9 Wochen hat er in einer sehr reizarmen Umgebung verbracht, charakterlich neigt er sehr zur Ängstlichkeit und Nervosität

(Vorweg: nein er ist nicht völlig isoliert irgendwo im Hinterzimmer aufgewachsen :zwinkern2:, allerdings auf dem Lande wo man nicht alltäglich gezwungen ist neuen & spannenden Dingen zu begegnen).

Es zeigt sich - soweit man das Deinen Schilderungen entnehmen kann - das typische Bild eines Hundes mit Deprivationssyndrom.
Die sind in der Tat ängstlich, unsicher - teilweise auch aggressiv - und selbst mit fremden oder ungewohnten Alltagssituationen völlig überfordert.
Ursache ist in der Regel eine reizarme Aufzucht mit der Folge, dass sich bestimmte Hirnsynapsen nicht vollständig ausbilden und dies auch später allenfalls teilweise geschieht.
Das Manko der reizarmen Aufzucht ist also im Grunde nicht reversibel.

Hier ist was zum Einlesen:

http://www.tier-verhaltensberatung.ch/index.php?option=com_content&view=article&id=75&Itemid=222

http://angsthund.de/content/deprivation/scholl/

Man kann diese Tiere bedingt fördern, aber einen entspannten, umweltsicheren Hund wirst Du nie haben.

Ein konditioniertes Entspannungssignal kann gut helfen, stösst aber bei bestimmten Situationen schnell an Grenzen.

Diese Tiere orientieren sich in der Regel sehr stark an ihrem Hundeführer und es ist entscheidend wichtig, dass dieser sich souverän und gelassen verhält. Ebenso wichtig ist, dass Tier so anzunehmen wie es ist.

Rituale sind wichtig, Rituale, Rituale und nochmals Rituale, damit kommen sie nach einiger Zeit gut klar und das verschafft ihnen eine relative Sicherheit.
 
Vielen, vielen Dank für die tollen Links! Das traurige daran ist, dass alles Beschriebene genau auf meinen Hund zutrifft :traurig7: Solange ihm Ort und die Anwesenden vertraut sind, ist er wirklich ein ausgesprochenes Schätzchen, gut erzogen, sehr aufmerksam und einfach liebenswert! Sehr auf mich fixiert ist er auch, aber das habe ich immer eher seiner Rasse (Appenzeller-Entlebucher-Sennenhund) zugeschrieben, genauso wie die Tatsache dass er Fremden gegenüber immer misstrauisch und zurückhaltend war.
Und wenn ich mir das jetzt so durchlese: "wollen oft lieber nachts raus-werden nicht sauber, weil sie zu gehemmt sind draußen"...es hat uns 6 Monate Kraft gekostet ihn komplett stubenrein zu bekommen, und selbst als ich nachts alle 3 Stunden hoch bin hat er doch meist immer erst was gemacht, wenn wir wieder in der Wohnung waren. (laut Hundeschule war das schon ein Zeichen für "der tanzt dir auf der Nase rum") Bis heute löst er sich nur an Orten die ihm sicher scheinen, nichtmal alleine im Garten kann er das Bein heben wenn irgendwo Stimmen oder Geräusche zu hören sind. Mitlerweile kann ich nur noch sicher sein, dass er "leer" ist weil er auf Kommando pischert, wenn der Ort ruhig genug ist :zwinkern2:

Dass ich niemals einen entspannten Hund haben werde, der einfach so neben mir her trottet hat mein Trainer leider auch schon gesagt...allerdings ist das ja nicht unbedingt das was man hören möchte und damit wollte ich mich eigentlich nicht zufrieden geben. Das er aber ein Problem im neurologischen Sinne haben könnte, durch die reizarme Aufzucht,wäre mir ja im Traum nicht eingefallen. Der Therapeut hat es zwar anders verpackt, aber wenn ich so darüber nachdenke fiel das Wort Deprivation auf jeden Fall auch.

Dieter2 ich versuche es mal zu beschreiben:
Während wir auf einer Wiese "spielen" ist er vollkommen konzentriert, fast schon fanatisch achtet er auf meine Körpersprache. Sollte dann jemand die Straße hinter uns entlang gehen und er bemerkt es, stellt er sofort sämtliche Nackenhaare auf, brüllt oder knurrt los und setzt an zum Sprint oder macht einen riesigen Satz in die Richtung. Da ich aber immer ca 15-20 Meter Abstand lasse zur Straße, kann ich ihn nach der ersten "Schreckensminute" sofort abrufen und ablenken, sodass es niemals zum Kontakt kommt. (Deswegen bin ich selbst mitlerweile immer und überall in Alarmbereitschaft) Es braucht sich also wirklich nur jemand zu zeigen, der vorbei spaziert und den möchte er am liebsten schon vertreiben.
Kommt uns beim Spaziergang frontal jemand entgegen, läuft alles über Ablenkung und Belohnung fürs ruhig sein. Er hüpft dann auf und ab an mir ist sichtlich nervös, möchte in so einer Situation aber liebend gerne abgelenkt werden und "starrt" mich auch an, bis der Mensch an uns vorbei ist. Kann ich den Abstand nicht groß genug halten, oder habe den Menschen vorher einfach nicht kommen sehen gibts ein großes Gebrüll und er hängt sich voll in die Leine (jeder der die Appi-Stimme kennt weiß was ich mit GEBRÜLL meine, es ist kein Kläffen, kein Bellen, es hört sich leider immer direkt so an als wollte er jemanden auffressen).
Ablenken geht am besten wenn die Menschen schnell vorbei gehen, werde ich angesprochen geht das Theater los.
Bis jetzt kann ich sagen, dass er wirklich nur versucht alles von sich fern zu halten und zu verjagen. Es ist noch nie etwas passiert und er hat noch nie jemandem etwas getan (und solange es mich gibt bleibt das auch so!). Ich denke er hat einfach gelernt, dass er eine imposante Stimme hat und er sich damit alles und jeden vom Leib halten kann.....wie in den Links auch schon beschrieben. :nachdenklich1:

Dann habe ich ja aber gar nicht so unrecht, dass ihm Pheromone eventuell etwas mehr Sicherheit geben könnten und zugute kommen?
Wenn einem solchen Hund nur Rituale und Standards helfen, ist es dann nicht irgendwie Kontraproduktiv ihn des Trainings wegen ständig in ungewohnte Situationen zu bringen?
 
Wie lange muss Dein Hund täglich alleine bleiben?
Wie lange seid ihr draußen, wieviel Bewegung hat er?
Machst Du z. B. Hundesport in der Hundeschule oder ähnliches?


Auf diese Fragen bist Du gar nicht eingegangen.
Ich glaube nicht, dass Dein Hund an einem Deprivationsschaden leidet.
Wenn er nur ländlich aufgewachsen ist, mit seiner Mutter, Geschwistern und auch Kontakt zu dem Hundehalter, dann hat er keinen Deprivationsschaden.

Du hast den Welpen mit 9 Wochen übernommen. Da hätte er noch auf alles mögliche geprägt werden können.
Es ist auch nicht unwichtig, WAS Du aufgrund falscher Beratung alles falsch gemacht hast. Auch das prägt einen jungen Hund sehr.
 
@Bubuka

Entschuldige, ich dachte durch meine Aussage, dass ich schon eine komplette Bedarfsanalyse mit einem Therapeuthen hatte würde hervorgehen, dass wir schon jeden Punkt Schritt für Schritt durchgegangen sind was zB alleine bleiben und Auslastung angeht.

Die Hunde sind am Tag max. 4,5 Stunden allein. Ich habe einen Vollzeitjob,lebe aber zum Glück nicht alleine und daher passen unsere Schichten ganz gut zusammen, sodass es sogar manchmal weniger ist.
Ohne die Gassirunden mitzuzählen die ca 20-30 Minuten betragen hat er JEDEN Tag 1,5 Stunden volles Programm. Ist das Wetter schlecht biete ich ihm den Ausgleich Zuhause durch Denksport, habe ich die nötige Zeit sind wir auch gerne mehr unterwegs. Sicherlich-mehr als das geht immer, scheint aber ausreichend laut "Profis" Hast du da eine andere Meinung?

Ich habe versucht den Hund auf alle Situationen vorzubereiten bzw ihn zu gewöhnen. Als er in der Wohnung war das erste Mal hatte er sogar Angst vor Spül-und Waschmaschine....:frech1:
Den ersten Monat hatte ich ihn Tag täglich mit auf der Arbeit, wo wir einen ruhigen Raum hatten, für seine Ruhephasen, er aber mindestens 30 verschiedenen Leuten begegnet ist. Aufgepasst habe ich wie ein Luchs, dass ihn keiner bedrängt oder einfach hochnimmt, weil er da schon gezeigt hat, dass ihm das absolut nicht gefällt! Er hatte also jegliche Möglichkeit sich an Menschen,andere Hunde/Tiere und an ungewohnte Situationen zu "gewöhnen" bzw sich damit auseinander setzen zu müssen. Erst als er prompt nach einem Monat anfing, zuerst die Reinigungskräfte, dann jeden fremden Menschen und zuguter letzt sogar meinen Chef anzubrüllen musste er Zuhause bleiben. Und das war auch direkt der Moment als ich mir das erste mal Hilfe geholt/erhofft habe.

Wie würdest du das handhaben? Hast du Erfahrungen mit nervösen Hunden, Entspannungstraining etc.?
 
Als Ergänzung:

Falsch gemacht haben wir so ziemlich alles, was man bei einem unsicheren Hund so falsch machen kann...anstatt ihm in für ihn skurilen Situationen Sicherheit zu bieten und ihn im richtigen Moment zu loben, sollten wir warten bis er sich falsch verhält und erst dann reagieren mit zB der Wurfdose. Die war aus Blech und ziemlich laut, hatte also im richtigen Moment einen ziemlich erschreckenden Efekt. Das sollte ihn angeblich aus seiner "Agression" rausholen und ihm zeigen- mit mir nicht Freundchen!
Tja und Schwubs wurde alles wovor er sowieso schon Angst hatte, noch blöder für ihn weil Kettenreaktion: Mensch kommt- Hund bellt-Dose klappert-Hund irgendwann auch,sobald nächster Mensch kommt weiß er ja schon "das kann nicht gut werden". Ich denke das war so der Hauptfehler....wir sollten uns Respekt verschaffen durch mehr oder weniger Angst.
Klingt jetzt total logisch für mich, war es damals aber nicht, da ich nen großen,schwarzen,heranwachsenden Rüden an der Leine hatte,der laut Trainer aggressiv anderen gegenüber wurde....
Dazu kommen so Sachen wie Halti, sich zusammenziehende Halsbänder, Geschirre zur Leinenführigkeit- alles womit man einen schweren Hund besser halten kann, ihn aber in stressigen Situationen immer nur noch mehr gepuscht haben muss....:wuetend2:

Wie bereits erwähnt, haben wir dies seit vielen Monaten abgelegt, da wir selbst gesehen haben, dass wir damit auch nicht voran gekommen sind.....

Schande auf mein Haupt, dass es überhaupt dazu gekommen ist.
 
Ohne die Gassirunden mitzuzählen die ca 20-30 Minuten betragen hat er JEDEN Tag 1,5 Stunden volles Programm.

Hallo,

was bedeutet "volles Programm"?
Ohne deine Erklärung sage ich schon mal vorab, dass Hunde, die sowieso schnell "nervös" reagieren, nicht noch durch irgendwelche Spielchen hochgepusht werden sollten.
Ein "Zuviel" kann genau das Gegenteil von dem bewirken, was du bezwecken möchtest.
Die Angst vor mangelnder Auslastung geht manchmal in die falsche Richtung, gerade Entlebucher neigen dazu, dann überzureagieren.
Sie würden auch ihre Grenzen überschreiten, ohne selbst aufzuhören.
Je nach dem, was du unterwegs so mit ihm machst, besteht die Möglichkeit, dass er so emsig dabei ist, sodass der Adrenalin-Spiegel ständig steigt.
Kommt ihr dann in Situationen, die ihn sowieso schon stressen, ist der Stresspegel noch höher.
1,5 Stunden "volles Programm" klingt recht viel.
Clickerst du?

LG Leo
 
Vorausgeschickt: ich habe selbst einen Deprivationshund und wir haben es ziemlich geschafft, ihn zu einem halbwegs stressfreiem Leben zu bringen. Aber das dauert, beim Dackel 1 Jahr für das gröbste und 1 weiteres Jahr für die Stellschrauben. Aber es geht. Es geht auf eine ganz eigene Art, die Dir kaum ein Trainer vermitteln kann.
Die Tiere müssen von selbst merken, dass alles in Ordnung ist. Das merken die auch, aber es dauert.

Dieter2 ich versuche es mal zu beschreiben:
Während wir auf einer Wiese "spielen" ist er vollkommen konzentriert, fast schon fanatisch achtet er auf meine Körpersprache.

Ja, machen die ständig, ungleich mehr als "normale" Hunde. Aus Sicht des Hundes bist Du alles was er hat, Du bist im Wortsinn sein Leben. Alle seine Sicherheit geht von Dir aus. Und das ist der Punkt, auf den ich gleich noch komme. Und diese Tiere wollen Dir gefallen und alles richtig machen, sie können nur nicht so ohne weiteres. Es gibt ja verschiedene "Typen" Hunde, die ich nachfolgend mal kurz beschreibe:

Hund will und kann - kein Problem
Hund will, kann aber nicht - auch kein Problem, etwas Erfahrung vorausgesetzt
Hund will nicht, kann aber - ebenfalls kein Problem, etwas Erfahrung vorausgesetzt
Hund will nicht und kann nicht - das sind u.a. Deprivationshunde, es wird schwer.


Sollte dann jemand die Straße hinter uns entlang gehen und er bemerkt es, stellt er sofort sämtliche Nackenhaare auf, brüllt oder knurrt los und setzt an zum Sprint oder macht einen riesigen Satz in die Richtung. Da ich aber immer ca 15-20 Meter Abstand lasse zur Straße, kann ich ihn nach der ersten "Schreckensminute" sofort abrufen und ablenken, sodass es niemals zum Kontakt kommt. (Deswegen bin ich selbst mitlerweile immer und überall in Alarmbereitschaft) Es braucht sich also wirklich nur jemand zu zeigen, der vorbei spaziert und den möchte er am liebsten schon vertreiben.

Jep, original mein Dackel 2012/2013. Wir haben viel erreicht mit "gestellten" Begegnungen. Ich habe mich mit einem Freund/einer Freundin zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Weg verabredet. Dackel will auf den los, das wird natürlich verhindert, aber mehr nicht. Der Hund wurde ignoriert - wir haben uns unterhalten, irgendwo in der Prärie. Das erste Mal hat der geschlagene 25 Minuten gekeift, dann nur noch 20 Minuten, dann nur noch 15 Minuten und irgendwann garnicht mehr.
Dadurch lernt man seine Freunde kennen:D

Der Hund hat unbeeinflusst Zeit, mit der Situation umzugehen und "lernt" aus sich selbst. Zum Beispiel, dass es sinnlos ist, einen Fremden anzukeifen, der freundlich/friedlich mit seinem völlig entspannten Herrchen da steht und redet.

Was aber bei Deprivationshunden nicht heisst, dass es, wenn es auf Weg A klappt, es auch auf Weg B klappt. Irgendwann geht es aber überall.

Heute kann ich mit dem Dackel überall laufen, der kuckt keine Fremden mehr an. Es sei denn, sie sprechen ihn an und bücken sich dabei zu ihm. Das kann er nicht "einordnen" und keift wieder los. Er keift aber nur - und beisst nicht. Das ist nicht mehr zu ändern, damit kann ich aber leben, muss halt nur eingreifen, wenn diese Menschen den Hund bedrängen.



Kommt uns beim Spaziergang frontal jemand entgegen, läuft alles über Ablenkung und Belohnung fürs ruhig sein. Er hüpft dann auf und ab an mir ist sichtlich nervös, möchte in so einer Situation aber liebend gerne abgelenkt werden und "starrt" mich auch an, bis der Mensch an uns vorbei ist. Kann ich den Abstand nicht groß genug halten, oder habe den Menschen vorher einfach nicht kommen sehen gibts ein großes Gebrüll und er hängt sich voll in die Leine (jeder der die Appi-Stimme kennt weiß was ich mit GEBRÜLL meine, es ist kein Kläffen, kein Bellen, es hört sich leider immer direkt so an als wollte er jemanden auffressen).

Ich habe stundenlang auf Parkbänken gesessen, diese Situationen erlebt und meinen Hund "therapiert". Beide Hände links und rechts am Brustkorb und leicht drückend massiert. Das setzt Oxytocin frei und beruhigt das Tier. Dann kommt auch die Stimme durch und das aufkonditionierte "alles gut". Irgendwann klappt das auch generalisierend.

Wenn einem solchen Hund nur Rituale und Standards helfen, ist es dann nicht irgendwie Kontraproduktiv ihn des Trainings wegen ständig in ungewohnte Situationen zu bringen?

Ja, ist es. Du musst den Mittelweg finden. Rituale schaffen Sicherheit - neue Situationen bringen ihn weiter, aber auf Kosten der "Sicherheit".

Beispiel. Wenn ich meinem HUnd seinen Mantel anziehe, geschieht dies immer auf die gleiche Art und Weise. Ich kniee mich vor dem Ofen über ihn, dabei sitzt er. Ich lege den Mantel über seinen Kopf, danach steht er selbständig auf und ich klette die Bauchlasche an. Immer der gleiche Ort - immer die exakt gleiche Handlungsausführung.
Glaub mal nicht, dass ich dem an der Haustüre den Mantel anziehen könnte, da "sackt" er regelrecht in sich zusammen.

Noch ein Beispiel: Vor einiger Zeit ging meine Vorzimmerdame in Rente. Mit der kam er klar. Ihre Nachfolgerin arbeitete ebenfalls bei uns und mit der kam er auch klar. Als die aber auf dem Arbeitsplatz der Vorzimmerdame sass, kam er nicht mehr klar und wollte nicht vorbeigehen. Hat eine Woche gedauert, bis er das "wie immer" gemacht hat.

"Diese Frau hat auf diesem Platz nichts zu suchen" - das war seine Überforderung und sein Problem. Das bekam er nicht gebacken.

So sind sie halt, die Deprivations-Köterchen.
 
So endlich wieder online, danke für eure Antworten.

@SchweizerSocke

was bedeutet "volles Programm"?
Ohne deine Erklärung sage ich schon mal vorab, dass Hunde, die sowieso schnell "nervös" reagieren, nicht noch durch irgendwelche Spielchen hochgepusht werden sollten.

Wie vorher bereits erwähnt versuche ich schon immer die "ruhigeren" Spiele zu wählen (Suchen lassen, warten bis ich etwas versteckt habe, im Suchen ablegen oder zu mir zurück kommen, unterscheiden müssen zwischen verschiedenen Gegenständen), aber du hast vollkommen Recht! Wenn ich merke dass er während der Spiele immer höher fährt breche ich oftmals ab oder lasse ihn ein paar Minuten liegen um runter zu kommen, was aber nicht unbedingt immer Erfolg verspricht, da er ja ziemlich lange braucht zum wieder runterkommen. Er bekommt halt ziemlich viel Nasen-Suchbeschäftigung, auch im Haus, allerdings ist er oft einfach viel zu emsig dabei und das ganze macht keinen Sinn mehr- also abbrechen.
Es ist ein ziemlicher Seilakt, diesen Hund überhaupt zu beschäftigen bzw. auszulasten, da ihn selbst Radfahren an der Leine tierisch stresst, ohne Leine in den Feldern ist alles bestens aber komm erstmal dahin :zwinkern2:
Hast du da vielleicht ein paar Ideen für mich?
Er ist noch so jung und total verspielt, möchte laufen und toben aber durch seinen "Charakter" macht er es mir unmöglich auch Spaß an der Bewegung für ihn zu finden & ich weiß dass zuviel und zu heftig auch Kontraproduktiv ist.
Immer wieder ein hin und her und überall muss ich die "Goldene Mitte" finden :traurig2:

Klickern haben wir versucht, allerdings ist ihm das "Gerät" an sich unheimlig und hatte somit keinen Belohnungseffekt als wir damit trainierten. Bestimmte Lobworte und schnalzen mit der Zunge ist der Ausgleich dafür.
 
Wenn ich merke dass er während der Spiele immer höher fährt breche ich oftmals ab oder lasse ihn ein paar Minuten liegen um runter zu kommen, was aber nicht unbedingt immer Erfolg verspricht, da er ja ziemlich lange braucht zum wieder runterkommen.

Guten Morgen,

beim Lesen entsteht der Eindruck, dass du deinen Hund zu "hochfährst" und dann brichst du ab, indem du ihn ein paar Minuten abliegen lässt, um ihn herunterzufahren.
Ich würde so nicht vorgehen, da das "Abliegen lassen" den Hund in eine Erwartungshaltung bringt, da er darauf wartet, wieder aufstehen zu dürfen.
Das pusht meiner Erfahrung nach, gerade bei "solchen" Hunden noch mehr hoch.
Du musst ausprobieren, was für deinen Hund das Beste ist.
Ich würde abbrechen, bevor er hochfährt.

Er bekommt halt ziemlich viel Nasen-Suchbeschäftigung, auch im Haus, allerdings ist er oft einfach viel zu emsig dabei und das ganze macht keinen Sinn mehr- also abbrechen.

Was bedeutet "ziemlich viel" konkret?
Auch hier habe ich den Eindruck, dass du zu viel mit deinem Hund machst.
Ich mache mit meinem Entlebucher gar nichts im Haus, hier ist Ruhe angesagt, natürlich wird er gestreichelt, zugetetxtet, bekommt seine Zuwendung, aber Beschäftigung = Null.
Gerade diese Rasse dreht ganz schnell auf.

Ehrlich?
Mach doch einfach weniger mit ihm!
Es kann gut möglich sein, dass er durch Überbeschäftigung zusätzlich überdreht.
Du musst es ausprobieren, es kann Wochen dauern, bis sich etwas ändert, aber ein Versuch ist es wert.
Es schadet keinem Hund, wenn dieser vier Wochen lediglich ausgiebig in der Natur spazieren geht.

Allgemein geht die Tendenz dahin, Hunde, anstatt aus - sie überzubelasten.
Das Ergebnis lese ich in vielen Hundeforen:

*Mein Hund ist überdreht*
*Mein Hibbelhund*
*Mein Hund mag nicht alleine bleiben*
*Mein Hund zerlegt aus Frust die Wohnung*

Das wird immer mehr und das muss doch Ursachen haben.

Auslastung ist ja auch wichtig, aber wenn diese zur Belastung wird, ist weniger mehr.

LG Leo
 
Danke für deine offenen Worte. :danke:

Was bedeutet "ziemlich viel" konkret?
Auch hier habe ich den Eindruck, dass du zu viel mit deinem Hund machst.
Ich mache mit meinem Entlebucher gar nichts im Haus

Ziemlich viel soll nur heißen, dass ich keine wilden Ballwerf und Hetzspielchen mit ihm mache sondern alles über Kopf- und Denkarbeit. Wie gesagt ich habe einen Vollzeitjob, da ist es gar nicht möglich sich den ganzen Tag mit seinem Hund zu beschäftigen aber ich sags mal so: nach einer langen Ruhezeit (entweder weil ich nicht da bin oder einfach auch meine Ruhe haben möchte), denke ich mir dass so ein junger agiler Hund Bewegung und Beschäftigung braucht. Klar wäre es übertrieben jeden Tag den "Clown" für ihn zu machen. Ich variiere das eigentlich auch, mal geht's mit dem Rad auf Tour, mal gibt es Suchspiele draußen, dann gehen wir aber auch mal einfach nur spazieren und er beschäftigt sich selbst mit jedem Stock,jedem Mauseloch etc. :zwinkern2: und wenn das Wetter nicht mitspielt verlegen wir die Suchaktionen nach drinnen. (Wie du siehst geschieht niemals alles an einem Tag)

Ich habe bereits ein gutes Beispiel was passiert ist als ich ihm die nötige Bewegung nicht bieten konnte:
Ich habe mir vor einigen Monaten den Fuß gebrochen und konnte 3 Wochen lang gar nicht und dann mit leichtem Auftreten und Krücken etwas gehen. Das hieß für meinen Hund er hatte den Garten und am Tag ca 30 Minuten, da ich zum Glück jemanden hatte der uns mit dem Auto einmal am Tag ins Feld fahren konnte. Fazit war, dass der Garten nach 4 Wochen völlig umgegraben war und die Terrasse buchstäblich so aussah als hätten Hunde sich dort ausgetobt...und das obwohl er niemals raus gesperrt wird und nicht länger als 3-5 Minuten allein im Garten gewesen ist.
Er bekommt dann seine Welpenhaften 5 Minuten und tobt sich richtig aus und rennt wie wild geworden umher, was nur noch vorkommt, wenn er 1-2 Tage kaum Bewegung hatte...
Da frag ich mich dann halt, macht er das weil er jung ist und die Bewegung braucht oder um Stress abzubauen?
Kennst du sowas von deinem Hund auch, als er jünger war?

Vom Trainer wird mir halt gesagt, dass er den ganzen Stress irgendwie abbauen muss und das geht am besten über Bewegung und übers Kauen.
Was ich aber sehr gerne mal probieren werde ist ein paar Wochen am Stück nur spazieren zu gehen, ohne große Spiele, um zu sehen wie er damit klar kommt und ob er wirklich entspannter ist, weil es dann nichts mehr gibt was ihn noch höher pusht und diese Erwartungshaltung evtl. wegfällt. :jawoll:
Fängt er darauf hin aber wieder an seine 5 Minuten zu kriegen....dann stehe mir der Mietergott bei ;-)

LG
 



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