Wenn ein Hund das Haus von innen nicht kennt, finde ich das absolut keinen Weltuntergang. Ganz bestimmt ist es keine Tierquälerei oder "nicht artgerechte" Haltung, nur weil der Hund nicht ins Haus darf.
Die meisten Hunde kommen am Tag 1-3 Stunden nach draußen zum Gassi gehen, wenn das mal reicht. Ich könnte aus dem Stehgreif 30 Hundebesitzer in meiner Nähe aufzählen, die morgens nur eine halbe Stunde und abends eine viertel Stunde mit dem Hund draußen sind, immer die gleichen Wege durch den Park zockeln und auf fremden Hundekontakt keinen Wert legen. So toll erscheint mir das auch nicht.
Der Onkel meines Freundes hat zwei Bernersennenhunde, die ausschließlich im Garten (naja, eher ein 2ha großes Grundstück) gehalten werden. Sie dürfen nicht ins Haus. Und er geht ganz ganz selten mit ihnen spazieren. Stattdessen ist dieses Grundstück ein Knotenpunkt für viele Familien, die angrenzend wohnen. Die Hunde haben im Grunde permanente Beschäftigung, es ist immer jemand da zum Spielen, auch andere Hunde werden mitgenommen. Sozialer Kontakt mit Menschen und Hunden ist so gut wie ständig verfügbar, die Hunde haben einen geräumigen, geheizten Zwinger, der mehr einer großen, voll ausgestatteten Gartenhütte ähnelt, zu dem sie immer Zugang haben. Der Zwinger wird nie abgeschlossen. Beide Hunde sind gut erzogen und haben auf mich absolut keinen trägen, gelangweilten oder unglücklichen Eindruck gemacht. Im Gegenteil, es sind gut sozialisierte, aufgeweckte und aktive Hunde, die bei einem der wenigen tatsächlichen Spaziergänge wenig Interesse an neuen Dingen zeigten, sondern sich voll und ganz auf ihren Besitzer konzentrierten.
Ich persönlich gehe gerne mit meinen Hunden nach draußen und würde auch bei Gartenhaltung regelmäßig mit ihnen spazieren gehen, weil ich das sehr genieße. Grundsätzlich finde ich reine Haus- und Gartenhaltung aber nicht tierschutzrelevant, wenn sie sinnvoll gestaltet wird, der Hund ausreichend Platz und Zugang zu sozialen Ressourcen hat. Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Menschen unter "artgerechter" Haltung eine Art Dauerbespaßung für den Hund sehen. Wer seinen Hund nicht ins Haus lässt und nicht jeden Tag mindestens 3 Stunden mit Training und Action verbringt, über den schwebt automatisch schon das Damokles-Schwert der nicht artgerechten Haltung.
Dabei bin ich mir sicher, dass die meisten Menschen mit ihren Hunden nichtmal halb so viel machen, wie sie es gerne wollen würden oder anderen vorpredigen.