Angsthund Galgo aus Spanien hoffe auf Ratschläge

Hallo liebe Hundefreunde,

seit letzten Donnerstag ist ein Galgo zu mir in Pflegestelle gekommen (mit Option auf Endstelle)
Der gute ist ca. 2-3 Jahre alt heißt Tofu.
Er wurde in Spanien auf der Strasse gefunden, entsorgt von den Jägern.
Diese haben ihn auch ziemlich her gerichtet so das er Narben am Körper hat und ihm wurde auch ein Stück seiner Rute abgehackt.

Er hat also keine schöne Vergangenheit und somit auch Angst vor Menschen.

So nun zum eigentlichen Teil ;)

Ich wusste was mich erwartet und bin guter Dinge das aus ihm mal ein "normaler" Hund wird.

Aber ich muss auch sagen das ich gerade nicht mehr weiter weiß.

Klar er hört nicht auf Sitz,Platz oder Komm. Nein kennt er mittlerweile schon.
Er freut sich fast nicht, ab und zu wedelt er mal aber das nur ganz kurz.

Mit dem Stubenrein klappt es auch nicht so ganz.
Obwohl ich teilweise bis zu 6 mal mit ihm raus gehe, kaum kommen wir rein pinkelt er irgendwo hin.
Ich weiss das er Zeit und Geduld braucht um Vertrauen zu fassen und die will ich ihm auch geben.

Nun meine Frage, wie kann ich sein Selbstbewusstsein aufbauen?
Wie kann ich sein Vertrauen in die Menschen wieder herstellen?

Ich muss natürlich auch sagen das er jetzt eine Woche bei mir ist und schon viel gelernt hat.
Alles kleine Schritte aber es wird.

Wäre wirklich dankbar über gute Ratschläge.
Vielleicht ist auch jemand hier dem es ähnlich ging.


Einen schönen Tag

Liebe Grüsse Melanie
 
Hallo Melanie,

bei einem Hund mit so einer Vorgeschichte würde ich ganz behutsam vorgehen.
Konkret meine ich damit, dass das Erlernen von Kommandos zweitrangig ist.

Um das Vertrauen aufzubauen, empfehle ich die Handfütterung (nichts mehr aus dem Napf).
Spielt er?

Mache nicht zu viel mit ihm, gehe noch keine weiten Strecken, der Hund erleidet nun einen Kulturschock und braucht viel Zeit und Geduld.
Stecke die Ziele nicht zu hoch, freue dich über jeden Fortschritt Richtung Vertrauen.

Auch wenn er vielleicht sowieso nicht stubenrein ist, kann das viele Gepinkel ein Zeichen von Stress sein.
Stress kann aus zu vielen neuen Eindrücken, Menschen, Umgebung und auch aus zu viel Erziehung entstehen.

Wie verhält er sich gegenüber Menschen?

Viele Grüße
suppentasse
 
Manchmal will der Mensch auch einfach zu schnell zu viel. Obwohl es uns gar nicht bewusst ist, verursachen wir bei dem Tier Druck. Vielleicht würde ein bisschen weniger Aufmerksamkeit dem Galgo helfen, erst ein mal "zu sich zu kommen". Musst Du mit ihm Gassi gehen oder ist ein Garten vorhanden? Genau wie "Suppentasse (Häääää, wieso so ein Name???)" sehe ich das auch so, dass die Pinkelei Stress sein kann. Wie siehts denn mit den tierärztlichen Voruntersuchungen aus? Kann man eine Krankheit ausschließen?
Hast Du noch einen anderen Hund zu Hause, der Dir bei diesem Hund ein bisschen hilft? Oder ist der Galgo allein bei Dir? Oft hilft der Zweithund, das bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass es für Dich auch sehr schwierig werden kann, zu ihm Zugang zu finden, wenn er keinen Hund hat, an dem er sich orientieren kann.
Auf jedenfall würde ich ihn einfach mal ein bisschen weniger beachten - soweit das möglich ist - vielleicht fühlt er sich dann bissi wohler... Nach einer gewissen Zeit kann man ja dann mal weiter sehen. Du kannst Dir ja alle Zeit der Welt nehmen, hast ja sicher keinen Druck, dass er bis zu dem und dem Datum der Top-Familienhund-Schmusebacken-Schatz sein soll, oder?
 
Der Bindung bzw. Der Vertrauensaufbau bei einem Hund der Gewohnt war kein Vertrauen in nichts und niemand zu haben muss recht radikal vonstattengehen.

suppentasse hat das aber im Ansatz schon gut erklärt. Es sollten erst mal gar keine Kommandos außer dem Wort Nein zu finden sein. Sachen wie komm her und co können alle viel später noch antrainiert werden.


Was meine ich also mit Radikal.

Ich würde dem Hund nun erst mal immer bei mir haben wollen, ihm in jeder Lebenslage zeigen, du achtest auf ihn und du beschützt ihn.

Kein Mensch darf zu ihm und ihn anfassen! Du blockst jeglichen Versuch das andere Menschen an ihn ran dürfen.
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der Hund kann so lernen, das er dir vertrauen kann, die Dinge nicht selbst regeln muss und du dafür sorgst das er in Sicherheit bei dir ist.

Kein Hund darf zu ihm, auch das blockst du ab, du erlaubst nicht, dass andere zu ihm dürfen und zeigst ihm, das du ihn dadurch schützt, dass er in deinem Beisein einfach keine Angst haben muss, weil du ihm diese Sicherheit bietest.

Das mag anfänglich sehr hart und radikal klingen, weil doch andere Menschen und Hunde den Hund berühren dürfen "müssen" ohne dass etwas passiert. Man könnte auch glauben, dass man sich so einen Hund erzieht der aggressiv gegenüber anderen Menschen oder Hunden wird. Genau das Gegenteil ist aber der Fall.

Wenn man einen Hund in diesen Situationen sich selbst überlässt, zwingt man ihn damit aber auch, die Dinge selbst zu klären, auf seine Weise.

Diese Spielereien mit Handfütterung, mögen toll klingen, in meinem Kopf bietet das aber sehr viel weniger Platz als die Übermittelung von Sicherheit und Geborgenheit die man einen Hund damit bietet, das man ihn nicht Situationen ausliefert, in denen er gar nicht sein möchte.

Wenn also ein anderer Mensch deinen Hund streicheln möchte, so heißt das nicht das dies NICHT möglich ist, der Hund muss einfach nur sehen, das du erst mal die Lage klärst, den Kontakt zwischen "euch" und dem Fremden herstellst, seine Nase an die Hand des Fremden führst beispielsweise. Wenn er da neugierig mitgeht und dem fremdengegenüber dann offen ist, ist alles super. Aber nicht zuletest lernt der Hund auch, das du immer alles klärst und wenn du das tust, auch alles ok ist. Aber anfänglich würde ich wirklich erst mal dafür Sorgen das dein Hund begreift, das nicht alles und jeder ran kann. Das Spielchen mit Kontaktaufbau kann man in ein paar Tagen auch noch beginnen.

Dasselbe kann man dann auch bei Fremdhunden übertragen. Ankommende Hunde sollten von dir vertrieben bzw. abgeblockt werden. Dein Hund sieht so, dass du solche Angelegenheiten Regelst und grad weil er ein Angsthund ist, wird er sehr froh darüber sein das nicht selbst machen zu müssen. Lass es nicht zu, das andere Hunde versuchen an seinem popo zu schnüffeln. Stell dich da einfach dazwischen und schick den ankommenden Tutnix weg.

Dies ist für mich der wichtigste Vertrauensaufbau zwischen Hund und Mensch und bei Angsthunden kann man damit sehr viel erreichen. Kleinigkeiten wie komm her, erledigen sich damit automatisch, da der Hund in jeglicher Situation sowieso immer gern zu dir geht. Auch das zu dir kommen, solltest du ihn beispielsweise rufen, sollte also immer positiv sein, mit Priiiiiiimaaaaaaaa und Feeeeeiniiiiii, damit die Verknüpfung gegeben ist, herkommt zu Frauchen ist einfach IMMER toll.

Thema Stubenreinheit: Je nachdem wie schlimm das mit seiner Angst ist, würde ich das eventuell sogar auch erst mal für eine Woche noch ein wenig mehr nach hinten anstellen. Ich habe hier im Welpenbereich; phoenic's Erziehungsstüble - Stubenreinheit einen Leidfaden erstellt wie man Hunde, insbesondere Welpen stubenrein bekommt. In deinem Fall kann man das vielleicht sogar fast ganz übernehmen, wobei ich vorsichtig mit dem Wort nein wäre, je nachdem in welcher Angstphase er halt steckt. Wenn das NEIN zu heftig für ihn ist, würde ich dann pinkeln in der Wohnung vollständig ignorieren bzw. Handeln ohne Worte und Emotionen.

Das sind nun meine Gedanken und kein Hundesuperprofiwissen, jedoch habe ich damit schon gute Erfahrungen gemacht und du kannst dir meine Gedankengänge ja mal durch den Kopfgehen lassen, ob dies ein weg für dich ist.

Liebe Grüße Paolo
 
Danke für die Antworten.....

ich habe keinen Garten, gehe mit ihm raus immer in der selben Gegend.
Er ist der einzige Hund aber in der Nachbarschaft gibt es viele Hunde.
Ich habe Katzen die ignoriert er.

Spielen mag er noch nicht.
Ab und zu wälzt er sich.

An mich hat er sich ein wenig gewöhnt.
Er lässt sich streicheln ich akzeptiere aber wenn er nicht will.

Er fiebt viel in verbindung mit durch die Wohnung laufen und aus dem Fenster schauen.

Liebe Grüsse

- - - Aktualisiert - - -

Ja er ist auf Krankheiten Untersucht worden.
Alles in Ordnung mit ihm.

Was kann ich machen wenn er fiebt und durch die wohnung läuft?
Was kann das heißen?

Er stellt sich ab und zu mit allen vieren auf die fensterbank, und er ist kein kleiner hund.


Vielen Dank für eure Antworten
 
Hallo saschalino,

Ich habe hier auch zwei Exemplare, der eine wurde auch aufer Straße gefunden und hat auch eine extrem doofe Vergangenheit. Er hat durch sein Welpensein (6 Wochen kam er zu uns) noch viel lernen können und wir haben ihn trotzdem nicht zum "normalen" Hund bekommen, viele sagen es ist sehr einfach.. ist es nicht. Ich habe ihn jetzt so erzogen das es mir passt und ich vollkommen zufrieden mit ihm bin, wohlgemerkt ohne Hundetrainer und Co.

Dann habe ich noch ne Podi Dame kommt zwar von einer Zucht (Spanien-Jäger) genauso wie ihr Mann, sie kam mit 6 Jahren, sie ist bei uns erst nach ein einhalb Jahren aufgetaut und wedelt seit Mitte Sommer mit der Rute und hat ein sehr gutes vertrauen zu mir und meiner Mutter aufgebaut. Sie allerdings hat keine schlechten Eigenschaften bis auf den Jagdtrieb aber wie willst du den wegkriegen bei nem Jagdhund, wir haben uns bewusst für sie entschieden und haben nur gute Erfahrungen gemacht mit Jagd- und Windhunden.

Wir bzw ich haben die Hunde nicht vertrüddelt, beide sind in einem großen Rudel das erste halbe Jahr bei uns gewesen (insgesamt mit beiden 8 Podis)
Sie haben durch die anderen 6 viel kennengelernt und haben sonst auch normal alles mitgelernt, das Selbstbewusstsein der Queso, Podidame - haben wir nach und nach durch unser Vertrauen mitbekommen, ab und zu ist sie noch etwas schusselig und die erste Zeit hat sie einfach nur existiert und wusste nicht was sie machen musste/konnte/wollte. Wir haben es auf uns zukommenlassen und Mama hat schon viel Hundeerfahrung. Früher konnte man nicht über sie drüber steigen, auch nicht lauter reden, geht jetzt wunderbar ;)

Weiterhelfen konnte ich dir vllt nicht. Ansonsten schreib mir eine PN bei irgendwelchen Fragen..

Lieben Gruß,
Lotta
 
Unser Mormel ist auch so ein Fall.
Er hat mich selbst zum Glück nur einen Tag ignoriert, seitdem bin ich sein Lebensmittelpunkt. Aber die meiste Unterstützung hatte ich durch Guapa, an ihr hat er sich damals orientiert. Mein Partner durfte ihn ein halbes Jahr lang nicht anfassen. Inzwischen lebt er über 5 Jahre hier und von manchen Menschen läßt er sich sogar bei der ersten Begegnung anfassen.
Bis auf das Nein hat er Kommandos erst nach 2-3 Jahren gelernt, in seinem Tempo.
Aus NL kenne ich es noch, dass solche Hunde ausschließlich auf Pflegestellen/ Adoptionsstellen mit souveränem Zweithund vermittelt wurden und eben mit sicherem Garten. Gerade um den Hunden die Möglichkeit zu geben, in ihrem eigenen Tempo wieder Vertrauen aufzubauen. Gerade was Stubenreinheit anbetrifft ist das von Vorteil. Der eigene Garten - ohne- Mensch direkt nebendran an der Leine ist viel sicherer fürs Geschäft. So wählt er eben den einzigen Ort, an dem er sich halbwegs sicher wähnt - de Wohnung.

Die meisten Spanier fahren auf Futter ab. Er scheint bei klassischen Jägern zu sein. Die lassen ihre Hunde gern hungern, weil sie denken, nur ein halbverhungerter Hund jagt auch gut.
Das kannst Du wie bereits erwähnt nutzen. Allerdings nicht nur fürs aus der Hand fressen.
Unser Loben ist häufig für solche Hunde zu intensiv. Ein Klicker kann da ein ruhigerer, neutraler Reiz sein. Es sollte allerdings ein leises Exemplar sein.
 



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