Hat jemand Erfahrung mit Clickern oder Targetstick beim Angsthund?

Ich clicker mit Caro. Ein Clicker ist deutlich präziser als ein stimmliches Lob. Den richtigen Moment kann man entsprechend gut belohnen. Einen Targetstick habe ich zwar auch, aber habe mit diesen Kiara Tricks beigebracht und nicht an neue Situationen rangeführt.

Mit den Markertraining habe ich gute Erfahrungen bei Caro gemacht und kann ihr viel im Alltag helfen, wenn sie durch mangelnde Sozialisation und Prägung nicht weiß, wie sie sich verhalten soll. Zumal sie so gut wie blind ist, kann sie auf meine Körpersprache gar nicht achten. Die Körperspannung nimmt sie natürlich schon wahr. Bin ich entspannt, fällt es Caro leichter, sich auch zu entspannen.
 
Frage steht oben. Es bezieht sich darauf, dem Hund mittels Targetstick langsam an Dinge heran zu bringen, wovor er vielleicht Respekt oder Angst hat. Schritt für Schritt erklärt sich von selbst. Und belohnen dann mit dem Clicker dachte ich, damit es immer eine einheitliche und nicht zu emotionsgeladene Belohnung wird, die sie eventuell noch mehr pusht.

Ich hoffe, ich habe mich nicht zu unglücklich ausgedrückt :happy33:

Hat jemand positive Erfahrungen damit erzielen können, einem Angsthund auf diese Weise langsam an Dinge zu gewöhnen?

Ich kenne jetzt deine Ausgangssituation nicht und werde mir vielleicht keine Freunde machen, aber rein intuitiv wäre das nicht meine Herangehensweise an die Situation, wenn ein Hund vor etwas Angst hat.

Allerdings ist auch die Frage, was genau du tun möchtest. So wie ich es verstehe, möchtest du zuerst ein Target (den Targetstick) aufbauen, um den Hund dann mittels des Targetkommandos näher (langsam) an das angsteinflößende Objekt heranzuführen. Verstehe ich das richtig?

Wenn ja... darin sehe ich mehrere Probleme.

Zum Einen birgt diese Vorgehensweise die Gefahr den Hund sehr schnell in einen Konflikt zu bringen - zwischen dem wovor er Angst hat und dem was er soll. Der Konflikt wird die Angst aber nicht mildern. Das Einzige, das daran funktionieren könnte wäre, wenn das Target überwiegt und der Hund dann merkt, dass das Objekt eigentlich nicht gefährlich ist - damit das Target (als simpler Trick, der es ist) überwiegt, muss die Angst vor dem Objekt aber entsprechend milde sein, sodass ich persönlich nur noch von Unsicherheit sprechen würde. Oder umgekehrt müsste man Druck auf den Trick/das Target legen und das ist denke ich auch nicht so ganz das, was du möchtest. Bei leichten Unsicherheiten könnte es klappen und gut helfen - mir persönlich wäre der Aufwand des Targets (man muss das ja vorher halbwegs sauber aufbauen) dazu aber zu hoch. Etwas Geduld und evtl. ein wenig Futter sollten es da auch tun.

Das zweite Problem, das ich sehe ist auf der menschlich psychologischen Schiene angesiedelt, kommt damit aber natürlich auch auf dich an. Wenn du deinem Hund einen Trick beibringst, den er nachher unter schwierigen Bedingungen ausführen soll, passiert es vielen Menschen, dass sie unzufrieden werden, weil der Hund das dann nicht macht (zB weil die Distanz zum gefährlichen Objekt schlecht gewählt wurde). Das muss dir nicht passieren, wäre aber eine Gefahr, die mir in den Kopf schießt. Wenn du das machst, solltest du dich also selbst im Auge behalten, damit du nicht unbewusst erst recht Druck auf sie ausübst, weil du möchtest, dass sie ans Target geht, obwohl es ihr einfach noch zuviel ist.

Ich persönlich käme nicht auf die Idee Angst vor bestimmten Objekten mit Clicker und Targetstick zu bearbeiten. Wobei das natürlich immer auf den Hund und die Situation ankommt. Grundlegernderweise würde ich Objekte, die klein genug sind, um im Haus sein zu können, beinhart in die Wohnung stellen. Damit werden sie so schnell normal, dass man sich wenig Gedanken darum machen muss. Das geht natürlich nicht, wenn das Objekt zu groß ist oder die Angst so überhand nimmt, dass der Hund das Zimmer dann nicht mehr betreten will. Dann sollte man die Sache ein bisschen weniger frontal angreifen :zwinkern2: Vielen Hunden hilft es, wenn sie ausreichend Zeit haben, um sich selbst zu entscheiden, ob sie sich dem gefährlichen Objekt nähern wollen oder nicht. Dann picknickt man eben mal in der Wiese in einem Abstand, wo Hundchen sich noch wohl fühlt, kann selbst mal näher heran gehen ohne Druck zu machen, dass Hundchen folgen soll, usw. usf. Generell würde ich es vermeiden zuviel Geschiss und zuviel unbewussten Druck (und sei es nur ein "ich will, dass du dich nicht fürchtest") an den Tag zu legen. Der Drang an den Problemen herumzutrainieren kann unter Umständen wirklich dazu führen, dass sich die Angst noch verstärkt. Viele Dinge legen sich tatsächlich, wenn man sie auch einfach mal sein lässt. Sicherheit kommt durch Gelassenheit :zwinkern2:

Zum Thema Clicker... ich mag Clicker sehr gerne, auch wenn ich viel zuviele Leute kenne, die ihn ständig falsch einsetzen. Beim Thema Angst würde ich aber eine ruhige, sichere verbale Bestätigung vorziehen. Man muss ja nicht immer quietschen, um einen Hund verbal zu loben. Ein ruhiges, sicheres und STOLZES "Suuuuuuper!!!" pusht Hunde üblicherweise nicht und gibt irrsinnig viel her. Gerade bei Angst sollte man die Rolle von social support nicht unterschätzen. Positive Eigenschaften des Clickers hin oder her :zwinkern2:
 
Hab mich damals ja für Lucy mit dem Clickern auseinandergesetzt (und bin erst dadurch auf sowas wie Hundeforen gestossen, war mir vorher gar nicht klar das es sowas geben könnte. *hust* ).

Hmm wie beschreib ich das. :nachdenklich1:
Also Lucy hat bei jedem menschlichen Geräusch, egal wie nett man es meinte (oder emotionslos, haben gefühlt alles probiert), mit völliger Unterwerfung reagiert. Genauso wenn sie der Meinung war das die Situation es erfordert. Was, man kann es sich grob vorstellen, ungefähr bei jeder Situation der Fall war.

Ich googelte und fand eben diesen ominösen Clicker. Im Endeffekt kam der Durchbruch dann doch anders weil das kleine Mädchen unter einer sehr zerbrechlichen Schale doch auch einen eigenen Kopf haben konnte um nicht zu sagen recht stur sein konnte. Nichts desto trotz erachte ich den Clicker bei Angsthunden als ein mögliches Mittel der ersten Wahl und wünsch euch viel Erfolg.
 
Ich bin da ganz bei Blumenfee :zustimmung:

Geduld kann man übrigens lernen - und das sage ausgerechnet ich, als mir bekannter ungeduldigster Mensch :D
Nur um Lady´s Krallen zu schneiden hab ich 6 Monate gebraucht und wie oft stand oder saß ich irgendwo rum und habe "gepicknickt". Diese halbe Stunde, die ich auf der Treppe im Hausflur saß... man, was hat der Hund mich Geduld gelehrt :happy33:


Schöner Satz von Blumenfee,Zitat:
"Gerade bei Angst sollte man die Rolle von social support nicht unterschätzen."

Ich nutze ein tiefes "Priiiimaaaaa" :D
und sie kann/darf auch den Nasencheck an die Hand nutzen

Wenn es sich um einen wirklichen Angsthund handelt, würde ich nicht mit Hilfsmitteln arbeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde das Beleuchten der vielleicht nicht bedachten Aspekte gut. Daher vielen Dank für deine Mühe, Blumenfee :)

In ihrem Fall geht es nicht um Gegenstände, sondern Menschen. Vorerst mache ich mir aber auch einfach nur Gedanken, wie ich es ihr einfacher machen kann. Bisher lasse ich sie einfach nur schauen und bleibe ruhig. Ich überlege ob es so reicht, denn Besserung gibt es keine oder ob es noch andere Wege und Möglichkeiten gibt.

Danke auch dir Isabell :)
 
Meiden. Komplett. Aber nicht nur im Sinne von nicht interessieren, sondern eben ausweichen um jeden Preis. Wenn jemand mit ihr agieren will, fällt ihre Reaktion logischerweise noch heftiger aus. Demnach lasse ich Fremde nicht an sie ran und schirme sie ab, lasse sie aber gucken, wenn sie das möchte. Nur hat sie vor meinen Bruder z.B. auch Angst und das von Anfang an und er hat nie etwas Böses oder Erschreckendes getan. Bei Familie und Freunden hätte ich sie am liebsten etwas aufgeschlossener, einfach weil ich oft mit den Personen zu tun habe und sie auch. Das wäre entspannter für sie.
 
Und wie gedenkst du den Targetstick da einzusetzen? Nur so aus Interesse?

Primär fällt mir da ein...

1) Sie von Menschen mit schlechten Hundeskills fern halten. Machst du ja eh schon... Die unmöglichen (wenn auch nicht absichtlich bösen) Menschen, die glauben, dass noch jeder Hund sie geliebt hat und deshalb deinen Hund vehement anstarren und ansprechen, können recht viel Schaden anrichten. Ich würde die meiden wie die Pest.

2) Menschen mit guten Hundeskills suchen, die also in der Lage sind einen Hund auch tatsächlich körpersprachlich nicht zu bedrohen, deren Ego es schafft einen Hund nicht anzuschauen und in Ruhe zu lassen, etc. Die soll sie kennenlernen - so oft wie möglich. Die sind dann einfach da und tun gar nichts. Sehen sie nicht an, reden nicht mit ihr sondern sind einfach nur da (sie können sich ja gerne mir dir unterhalten :happy33:). Auch dann nicht, wenn sie selbst beschließt mal ran zu gehen und zu sehen, wer das ist.

3) Wenn sie soweit ist, in Gegenwart von Fremden zu fressen, können diese Menschen auch mal "unabsichtlich" Futter auf den Boden fallen lassen und sie in weiterer Folge füttern. Das kann dauern oder gleich von Anfang an gehen. Je nachdem...

4) nicht zuviel auf einmal wollen - solche Dinge sind anstrengend. Gib ihr Pausen zwischen aufregenden Begegnungen mit gruseligen oder auch weniger gruseligen Menschen.


Das wäre zumindest meine Vorgehensweise bei einem Hund, der Menschen meidet :zwinkern2:
 
Habe ich noch keinen genauen Plan zu gehabt. Wollte erstmal "horchen".

Daher danke für einen anderen Blickwinkel!
 
Das wäre zumindest meine Vorgehensweise bei einem Hund, der Menschen meidet :zwinkern2:

Die ist auch sehr erfolgversprechend. Wenngleich es dauert - hast Du schon geschrieben - und es mitunter schwer ist - man gewöhnt sich jede Freundlichkeit ab - die Negativ-Skills abzuhalten.
Immerhin lässt sich der Dackel nach 5 Jahren von denen ansprechen ohne auszurasten. Er hält es kurzzeitig aus.

Und es gibt eindeutig viel zu wenige Menschen mit guten Skills.
 



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