Das schöne an Hunden ist ja, sie brauchen es nicht perfekt.
Ich finde den Kontakt mit Gleichaltrigen gar nicht so übertrieben wichtig. Wichtig ist Kontakt mit Hunden aller Größen und Altersklassen. Also vom Welpen bis zum Senior, vom Prager Rattler bis zum Bernhardiner.Es muss auch nicht wild getobt werden,gemeinsames Schnüffeln verbindet auch.
Ein guter Kontakt muss nicht heissen das alles FriedeFreude ist, und die Hunde schön harmonisch spielen. ein guter Kontakt ist auch, wenn er von einem anderen Hund bspw. mal eine Abfuhr bekommt, denn dabei lernt er auch was. Oder wie wuf-wuf oben schrieb, gemeinsames Schnüffel reicht auch. Oder auch Begegnungen, wo eben kein Kontakt geht, müssen Hunde auch lernen.
Ich will euch keineswegs angreifen, aber das kann ich so nicht stehen lassen.
Von "perfekt" oder "übertrieben wichtig" sind wir ohnehin weit entfernt.
Es wird immer noch zu viel Gewicht auf das Lernen durch den Hundehalter gelegt.
Damit meine ich die Dinge, die der Hundehalter dem Welpen beibringt.
Das Wesentliche muss der Welpe aber selbst lernen. Der Hundehalter muss dafür nur die Bedingungen erschaffen.
Der Welpe kann nur durch eigenes Tun, eigene Erfahrungen und eigene Entscheidungen sein späteres Wesen optimal entwickeln.
Ob er später ein Problemhund wird oder ein entspannter Begleiter in allen Lebenslagen hängt von seinen selbst erlernten Fähigkeiten ab.
In der Wissenschaft gibt es interessante Erkenntnisse zur Hirnentwicklung bei Kleinkindern im Zusammenhang mit dem freien Spielen. Die Hirnentwicklung bei Kindern wurde auch an der Hirnentwicklung bestimmter Säugetiere untersucht und kann durchaus verglichen werden.
In den ersten Lebensmonaten (bei Kindern in den ersten Lebensjahren) bildet sich das Gehirn aus und alle späteren Fähigkeiten werden in dieser Zeit im Gehirn angelegt oder verkümmern.
Das Frontalhirn ist in seiner Ausgestaltung das Produkt der sozialen Fähigkeiten.
Bei Kindern und Welpen besteht am Anfang ein riesiges Überangebot an Nervenzellverbindungen.
Damit diese sich stabil verknüpfen, brauchen junge Lebewesen vielfältige eigene Erfahrungen. Was sich nicht verknüpft und festigt, wird später wieder abgebaut.
Am intensivsten lernen junge Lebewesen, wenn sie im "Flow" sind, wenn sie völlig im Spielen und Entdecken vertieft sind und massenhaft Glückshormone ausgeschüttet werden.
Nicht nur das gemeinsame Spielen und Toben, sondern auch das gemeinsame Erkunden mit anderen Welpen ist unersetzlich. Sie erobern sich die Umwelt gemeinsam.
Das kann sich nur im freien Spielen und Erkunden entwickeln.
So intensiv können Menschen nicht mit ihrem Welpen die Welt erkunden.
Auch erwachsene Hunde können das nicht ersetzen. Das sieht man, wenn man gleichaltrige Welpen beobachtet, die miteinander spielen und die Umwelt erkunden.
Prof. Dr. André F. Zimpel:
Für eine gesunde Gehirnentwicklung brauchen Kinder ca. 8 Stunden Flow am Tag.
Ganz einfach deshalb, weil ihr Gehirn sich im Wachstum befindet. Sie verfügen über
unglaublich viele Neuronen und Nervenverbindungen, die geordnet werden müssen.
So bekommen Welpen ein gesundes Selbstvertrauen, sie haben von allein gelernt Frust auszuhalten, sie vertrauen auf ihre Selbstwirksamkeit, haben ein gutes Sozialverhalten, sind entspannt und resilient im Umgang mit neuen Herausforderungen.
Auch in belastenden Situationen sind sie ausgeglichen, kreativ und anpassungsfähig. Sie haben eine gute Selbstregulation nach Aufregungen und Stress.
Dieser Wesensentwicklung wird immer noch viel zu wenig Bedeutung beigemessen.
Hundehalter glauben oft, sie könnten diese Entwicklung von außen durch gestellte Übungen, Kommandos, Belohnung oder Strafe beeinflussen. Das ist ein Irrtum.