Aggressionen gegenüber Hunden, ich drehe durch

Erster Hund
Labrador, 4 Jahre
Hallo Zusammen,
leider tut sich gerade in meinem Hundeleben ein neues großes Problem auf. Wir haben unseren Hund jetzt ein Jahr lang, er ist ziemlich unerzogen zu uns gekommen und langsam aber sicher läuft vieles wirklich gut. Leider entsteht seit einigen Monaten das Problem, dass Sam aggressiv auf andere Hunde reagiert. Meistens ist folgende Situation: Wir treffen einen Hund, es fängt freundlich an, aber nach wenigen Minuten entsteht oft ein richtiger Kampf. Sams Ziel (aus meiner Sicht) ist dabei, den anderen Hund hinzuwerfen und in den Hals zu greifen. Ergibt sich der andere, geht es friedlich weiter, ergibt er sich nicht, wird Sam wirklich rabiat. Er beißt nicht, wird aber ständig gebissen, da es sich der andere Hund nicht gefallen lässt. In Hundegruppen ist es eigentlich immer schwierig, bei einzelnen Hunden kommt es sehr auf den anderen Hund an. Bei Welpen und kleinen Hunden bleibt meiner freundlich, bei großen Hunden ist es eigentlich immer schwierig. Oft ist es so, dass beide Hunde rennen und daraus plötzlich ein hetzen entsteht, da ist immer klar, dass es blöde endet. Ich bin echt ratlos. Ich versuche gerade, die Situationen immer positiv zu beenden, also mit ihm zu gehen, bevor es aggressiv wird. Das ist aber oft nicht machbar. Ich kann ihn ja nicht nie zu anderen Hunden lassen, ich glaube auch das macht das Problem noch schlimmer. Wirklich absurd finde ich auch, dass die Entwicklung so ist, umso besser Sam auf mich reagiert, umso schlimmer wird es mit den anderen Hunden. Am Anfang hat Sam auf mich null reagiert, hat aber toll mit anderen Hunden gespielt.. Da Sams größtes Glück hetzen (jagen oder andere Hunde) ist, frage ich mich auch, ob er ausgelastet ist, aber ganz ernsthaft glaube ich das schon. Ich habe das Gefühl, er muss Frust oder Stress abbauen und lässt in diesen Situationen alles raus. Wir gehen in eine Hundegruppe, da zeigt sich das Problem auch. Die Trainerin sagt, er sei nicht wirklich aggressiv und ich soll ihn in den Situationen einfach herausnehmen. Ich merke aber, dass es schlimmer wird und bin hilflos.
Hat jemand von euch einen Rat für mich? Ach ja, Sam ist 5 Jahre alt.
LG!
 
Hast Du mal gesehen, wie sich die Hunde, bei denen er prollt, benehmen, bevor es passiert?
Bei Dajan habe ich gelernt, voraus zu sehen, mit welchem Hund es klappt und mit welchem nicht. Einfach am Verhalten des anderen Hundes, wenn der auf uns zu kommt. Denke ich, das klappt nicht, rufe ich ihn zu mir und drehe mit ihm um. Und zwar bevor sie überhaupt Kräfte beginnen zu messen, d.h. Spielen.
Dajan mag klare Verhältnisse. Er beißt ebenfalls nie, legt aufgrund seines Formats allerdings fast jeden Hund problemlos aufs Kreuz.
Dass es jetzt erst beginnt, kann auch daran liegen, dass er sich durch das Band mit Dir gestärkt und selbstsicherer fühlt.
 
Ich hatte früher auch Aggressionsprobleme mit Pogo. Aber das war anders. Das war hart. Pogo drehte völlig am Rad, er war richtig gefährlich, ging wahllos auf alle Hunde los, war kaum zu halten und bis heute bin ich davon überzeugt, dass er Tötungsabsichten hatte. Denn er hat keinen Unterschied zwischen verschiedenen Hunden gemacht, er hat auf alle gleich massiv reagiert.
Letzten Endes ist Aggression sehr oft das Resultat von Frustration. Bei meinem Hund war Frustration ebenfalls das Ausschlaggebende. Bevor ich ihn zu mir nach Berlin holte, war er in Obhut meiner Schwester, die ihn von früh bis spät im Hof ließ. Jede Menge Hunde liefen vorbei, teilweise auch bellend und pöbelnd, da staut sich irgendwann eine Menge Frust auf, es gab viele negative Begegnungen. Nach seiner Kastration ist Pogo von einen Tag auf den anderen schier explodiert. Er war eine tickende Zeitbombe auf vier Beinen. Ich hatte so viele Rückschläge mit ihm, war oft kurz davor aufzugeben und ihn wegzugeben.

Mein Hund zeigt übrigens fast das gleiche Verhalten, was Umgang mit anderen Hunden betrifft, wie deiner. Bis wir überhaupt wieder an Hundekontakt denken konnten, vergingen eineinhalb Jahre. Das war sehr hartes Training, denn er war ja extrem leinenaggressiv. Heute schaffe ich es, ihn ohne Probleme an anderen Hunden vorbeizulotsen, sofern meine Hündin nicht dabei ist. Meine Hündin ist eigentlich ein Musterbeispiel an Verträglichkeit, aber beide Hunde zusammen sind der Overkill, die pushen sich nur hoch.
Ich habe nun eine Gruppe von Hundebesitzern gefunden, die mir bei meinem Problem helfen und sehr lieb und verständnisvoll sind. Früher hat Pogo nämlich sehr gern mit anderen Hunden gespielt und ich möchte, dass er das auch weiterhin kann. Was ich mache ist, dass ich ihn sich vor den Treffen immer stark auspowern lasse, körperlich und geistig. Wenn ich mich dann mit den anderen Hundebesitzern treffe, ist Pogo schon relativ fertig und viel ruhiger.
Wäre er noch voller Energie, wäre da schnell Schicht im Schacht, denn auch bei ihm passiert es, dass nach einer kurzen, freundlich wirkenden Schnüffelei plötzlich ein Gehopse und dann binnen Sekundenbruchteilen eine Beißerei wird. Pogo trägt deshalb zur Sicherheit auch einen großen Drahtmaulkorb, mit dem er hecheln kann.
Die Hundegruppe besteht aus Hunden unterschiedlichster Rasse, Größe, Alter und Geschlecht. Pogo ist immer ausgepowert, wenn er zu ihnen darf. Und dann wird kontrolliert gespielt, MIT den Menschen. Das heißt, wir sitzen nicht einfach auf der Wiese und quatschen, sondern wir werfen Bälle, rennen mit ihnen oder machen "Gruppenobedience". Wir laufen auch ein Stück, manchmal mit Leine, manchmal ohne. Pogo soll so lernen, sich trotz Anwesenheit anderer Hunde an den Menschen zu orientieren.
Die Treffen halte ich recht kurz. Normalerweise ist Pogo nach spätestens einer halben Stunde wieder topfit, aber so weit lasse ich es jetzt am Anfang noch nicht kommen. Das werde ich langsam steigern. Bisher klappt das ganz gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein wenig ahne ich auch mit wem es klappt und mit wem nicht. Gut sind die Hunde, die Sams Verhalten locker nehmen und trotzdem Kontakt zu ihm wollen (ein Wunder, aber die gibt es). Ganz schlimm sind halt Hunde, die ebenfalls eher dominant sind, wobei das Wort dominant eigentlich nicht richtig passt. Das wird es richtig schlimm.
Meine Idee ist zur Zeit auch, es kurz zu halten und ganz aktiv dabei zu sein. Aber das gelingt mir leider nicht immer. Ich denke auch über einen Maulkorb nach, schrecke da aber noch zurück. Zumal er ja eben nicht beißt. Ich weiß auch nicht, mich lassen die Begegnungen echt verzweifeln. Und Sam wird hier bei mir zum Schrecken der Staße.. :traurig7::traurig7:
 
Kleiner Tip, schau Dir das Dominanzgebahren der anderen Hunde genau an. Dajan z.B. Reagiert nur, wenn das Gegenüber nicht eindeutig ist und darunter Unsicherheit verborgen ist.
Dies beschnüffeln mit steil aufgestellter Rute, de ein wenig wedelt, breche ich zum Beispiel schon im Ansatz ab und gehe weg mit dem Kommando Tschüß. Dann weiß Dajan, dass ich nicht stehenbleibe und kommt mir sofort hinterher.
Das Kommando hat er übrigens einfach dadurch gelernt, dass ich es jedesmal sage, wenn ich weggehe, auch zu Hause.
Dein Hund muß nicht mit allen anderen Hunden spielen können. Gerade bei Rüden steckt hinter dem augenscheinlichen Spiel sehr oft pures Kräftemessen. Und es geht nicht darum, von Ferne zu rufen, ob der andere ein Rüde ist, sondern als Frauchen/Herrchen zu bestimmen, mit welchem Hund der eigene spielen darf und mit wem nicht.
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben