Wie wild darf Spiel sein?

Alles wunderbare Theorie.
In der Praxis sieht es aber vollkommen anders aus.

Meine AH Hündin KANN sehr sanft und freundlich spielen, meine CC Hündin genauso.
Die zwei wollen aber miteinander raufen. Raufen macht Spaß, lädt Energie ab und stärkt das Vertrauen ineinander, weil das Gegenüber weiß wieviel man erträgt bevor man platzt.
Meine Mädels spielen miteinander sehr oft sehr grob. Bei Fremdhunden sieht es anders aus und sie sind weitaus freundlicher.
 
Ich habe mir die vergangene Woche (unsere erste gemeinsame Woche) auch viele Gedanken darüber gemacht und viel beobachtet.

Erst mal frage ich mich, ob es der Begriff "spielen" überhaupt trifft, denn eigentlich hatte ich bei der Beobachtung der Hunde immer den Eindruck, dass es eher darum geht eine "Rangfolge" herzustellen, abzuchecken wer der überlegene Hund ist.
Mein Hund "spielt" nur mit gleichgroßen Hunden, also recht kleinen. Und es ist eigentlich auch nie extrem wild, Geräusche habe ich nicht gehört und auch sonst nicht bedrohliches.
Aber doch sind alle Gestiken irgendwie dazu gedacht Macht oder Unterlegenheit zu demonstrieren?! (Lefzen lecken, sich hinlegen, knabbern, aufreiten). Ich meine klar macht es denen scheinbar Spass und powert sie aus, aber spielen im Sinne "wir haben jetzt mal Spass zusammen"?!
Jedenfalls fand ich es beachtenswert, sogar von offensichtlich langjährigen HundebesutzerInnen zu hören, dass sie das aufreiten mit einem sexuellen Akt verbinden.
 
Wie alt sind deine Hunde?
Mittlerweile spielt Leelah, meine AH, nämlich auch nurnoch recht selten aus reinem Spiel.
Immer öfter spielt da eine 'Erziehung' mit rein und es scheint mir nicht mehr nur reiner Spaß zu sein, sondern zu einem großen Teil auch eine umsetzung der Etikette unter Hunden.
Das Ziel scheint nicht Dominanz zu sein, sondern ein festigen des Hundeknigges.
Es sind immer sehr feine Sequenzen die man kaum mitbekommt.
Mit fremden Hunden spielt sie fast garnicht mehr. In 85% der Fälle schneidet sie die Fremdhunde.
Was ich sehr fein finde, das ist sehr hilfreich für mich und Bonnie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiss nicht ob die Frage an mich gerichtet war, aber wenn ja: meiner wird auf ein/anderthalb jahre geschätzt.

Ja genau, soziales Agieren sozusagen. :)

Würdet ihr denn empfehlen das "aufreiten" zb zu verhindern bzw abzubrechen? -> da habe ich auch schon gegensätzliche Meinungen gehört.
 
Wenn meine Hunde untereinander aufreiten lasse ich das laufen weil sie da alleine "ein Ende finden". Bei fremden Hunden unterbinde ich das Aufreiten.

Aber sexuelle Gründe hat das Aufreiten nicht. Mein Balou reitet bei Mogli auf wenn ich nach Hause komme. Da ist es dann eindeutig Bewegungseinschränkung und ein kleiner Hundeinterner Konflikt wer mich zuerst begrüßen darf.

Zum Thema Aufreiten finde ich diese Seite http://www.easy-dogs.net/home/blog/...ria_rehberger/warum_hunde_rammeln_bekoff.html interessant.

Dein Hund ist ja noch recht jung und fremde Hunde wollen keine Rangfolge festlegen, wozu auch? Eventuell sehen sehen sich die Hunde nie wieder.

Hier stehen einige interessante Infos über das Spielen von Hunden http://www.miteinanderlernen.de/irrtum-6-hunde-wollen-mit-allen-artgenossen-spielen/
 
Ich breche das Aufreiten grundsätzlich ab.
Es sei denn die Mädchen sind beide läufig und machen sich gegenseitig an, da kann ich sagen was ich will, die springen eh aufeinander rum..


In allen anderen Situationen ist das für mich ein No Go.
Das ist mir einfach zu Knusprig.
Der eine ist da unvorsichtig mit der Kralle oder der andere hat grade Rückenschmerzen oder schlechte Laune und Zackbumm hängt einer im Maul vom anderen.
Find ich doof, sollen sie nicht machen.
Mag sein, dass das zu einem normalen Verhaltensrepertoire gehört.
Andere Hunde tackern gehört aber auch dazu. Oder Dreistes Seiterammen im Spiel.
Heißt für mich tatsächlich nicht, dass sie alles, was 'normal' ist auch wirklich permanent umsetzen müssen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also die Seite über das "miteinander lernen" gefällt mir sehr und hat in mir direkt noch stärker den Wunsch geweckt den Hund besser kennen zu lernen bzw auch sein Unwohlsein direkt erkennen (zu müssen).
Ich will nicht dass er sich unwohl fühlt, gerade WEIL auf unsren Strecken sehr viele Hunde sind.
Das mit dem aufreiten ist wohl "Geschmackssache" aber im Endeffekt kann man wohl sagen dass es auch hier darum geht zu beobachten ab wann der Hund sich unwohl fühlt und dann einzugreifen.

Ich finde es irgendwie manchmal schwierig zu handeln, also einzugreifen, wenn mein Hund mit einem anderen "spielt", ich den Eindruck habe es ist zu wild, aber die andere Person sich wahnsinnig freut wie TOLL doch die Hunde spielen.
Irgendwie kommt da noch das Gefühl hinzu Anfängerin zu sein und das nicht richtig argumentieren zu können... :(
 
Das kenne ich auch, undzwar beide Seiten.

Wenn meine Hunde zu grob werden oder der Fremde Hund zu grob wird, bzw es einfach anfängt zu knistern.
Mir ist es dann kahkeegal was der andere dann denkt oder ob ich unhöflich bin oder kein tatsächliches Argument bringen kann.

Manchmal geht es mir auch so: irgendwas veranlasst mich dazu, dass ich die Situation plötzlich nicht mehr angenehm finde.
Das ist Bauchgefühl und meißtens ist das Bauchgefühl ganz richtig.

Manchmal sind die Leute beleidigt weil ich Bonnie raushole obwohl 'sie doch grade so nett gespielt haben'.
Was mein Gegenüber aber nicht erkennt ist der scharfe Blick meiner Maus der mir aber ganz deutlich zeigt 'Ey, Mutti. Wenn der Köter mich nochmal anspringt hau ich ihn zu Brei!'.

Ich habe tatsächlich einige Gassibekanntschaften so 'vertrieben'. Indem ich meine Augen aufgemacht hatte und eingeschritten bin wenn ICH mich unwohl gefühlt habe.

Auf der anderen Seite ist mir aber auch mehrfach passiert, dass ich einer netten Gassibekanntschaft einwenig davon erzählt habe, warum ich deren Hund grade unhöflich finde.
Als Beispiel gab es da eine Hündin die Leelah ständig in die Beine gebissen hat. Der Typ fand das okay.
Ich nicht.
Leelah auch nicht.
Aber Leelah ist geduldig und kämpfte sich da zwei Minuten durch bevor ich dann eingegriffen habe.
'Warum?' fragt der Typ.
Ich hab ihm erklärt, dass ein Beinebeißen im Spiel zum Teil der Jagdsequenz gehört bei der ein Tier Kampfunfähig gemacht wird.
An sich ist es 'normal', dass im Spiel Jagdsequenzen gezeigt werden. Wenn diese Sequenzen aber soweit gehen, dass Leelah auf dem Rücken liegt und strampelt und der Fremde Hund nicht so freundlich ist eine kleine Pause einzulegen, sondern rigoros weiter in die Beine zu hacken, dann ist für mich die Grenze des tatsächlichen Spiels um des Spielen willens erreicht und es handelt sich mMn dann eher um eine Interaktion bei der Differenzen entstanden sind die entweder geklärt, unterbunden oder aufgeschoben werden.
Der Typ fand das einleuchtend und hat dann auch darauf geachtet, dass seine Hündin nicht ständig die Beine hackt und Leelah auch mal einwenig Distanz gibt.

Die beiden haben dann echt schön gespielt, waren wie wilde Mädchen Wettrennen rennen und haben sich gegenseitig umgehauen und Gezüngelt.


Vor kurzem war ich bei Bekannten, dort war ein junger Rüde, stattliche Figur, kenne ich aus dem Laden schon.
Und eine alte Hündin, ebenfalls stattlich, sehr sanft und freundlich.
Dieser Hund war sehr wuchtig im Spiel und man hat ihn dabei nicht eingeschränkt. Er zeigte intensive Jagdsequenzen die dem Hetzen eines Beutetieres nachempfunden waren und man konnte ihn als allgemein sehr 'triebig' bezeichnen.
Terriereinschlag eben.
Das ganze endete im Geschrei als der Rüde eben diese Jagdsequenz auf den kleinen Jungen übertrug der grade wild auf der Schaukel schaukelte ...

Hunde lernen im Spiel nicht nur die Interaktion und die Regeln die unter Hunden gelten, sondern übertragen diese auch auf Menschen und den Alltag.
Deshalb finde ich es wichtig zu erkennen wann ein Spiel aufhört und wann es anfängt zu knistern.
Es gibt verfechter der Theorie, dass im Spiel alles erlaubt sei.
Ich gehöre nicht dazu.
 
Manchmal geht es mir auch so: irgendwas veranlasst mich dazu, dass ich die Situation plötzlich nicht mehr angenehm finde.
Das ist Bauchgefühl und meißtens ist das Bauchgefühl ganz richtig.

99% unserer Hundebegegnungen liefen so ab. Es gibt Hundehalter, die können das benennen, Rute in dieser Stellung während die Augen gerade so schauten und die Ohren so standen. Ich kann das so nicht, zumindest nicht bei fremden Hunden (bei Luke acht ich aber auch fast ausschließlich auf die Rute und bisschen auf die Körperhaltung). Aber ich konnte mich bisher immer gut auf mein Bauchgefühl verlassen. Wie bei dem blinden Mali. 3x getroffen, 3x Problemlos und beim letzten Mal, irgendwas war anders. Also sorgte ich dafür das Luke die Situation schnell verlassen konnte (wobei auch das falsche verlassen einer Situation ein Auslöser sein kann, darum hab ich Luke erst aufgefordert als ich wusste die Situation wird nicht besser wenn der Kontakt länger besteht) und zack ging der Mali auf ihn los.

Das aufreiten hab ich immer unterbunden. Sowohl von Luke bei fremden Hunden als auch von fremden Hunden bei Luke. Mit einer Einschränkung. In Phasen wo Luke dieses Verhalten stärker zeigte, hab ich es von anderen Hunden auch eher toleriert. Die allermeisten werden sagen was für ein Blödsinn, so lernt doch ein Hund nicht. Ist mir egal, bei uns hats geklappt.:jawoll:

Das Luke zu wild mit anderen Hunden spielten war nie ein Problem, er passte sich immer wahnsinnig toll an. Das war immer seine Superkraft. Einzig, er kann manchmal ganz schön penetrant sein. Gelegentlich war das sogar gut und positiv aber eben nicht immer. Da muss ich eben einschreiten. Von ihm aus ist das durchaus noch Spiel, oder vielmehr es ist das Vorspiel, denkt er.
 



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