Wie wild darf Spiel sein?

Unser Hund hat einen Spielkumpel - gleich alt (knapp 10 Monate), gleich schwer und gleich egozentrisch :D Die beiden spielen immer recht wild miteinander, also mit Kraft und Geräuschen als würden Sie sich zerfleischen. Das ist ok und ich bin froh das er einen Hund für solche Kräfte-Mess-Spiele gefunden hat.

Heute sind die beiden wieder zusammen Gassi gegangen, aber irgendwie war mein Hund heute sehr energisch, hat den anderen Hund ständig in die Backen gezwickt (es gab sogar kleine Wunden) und war (meiner Meinung nach) unaustehlich. Da der andere Hund immer wieder zu ihm hin ist und die beiden dann Phasenweise auch wieder lockerer gespielt haben, wars ans sich nicht so schlimm. (Hoffe ich!) Als dann allerdings ein Stock ins Spiel kam, den jeder der beiden unbedingt als sein Eigentum haben wollte, da wurde es kurz richtig ernst. Ich habe mich sehr erschrocken, so habe ich meinen Hund noch nie erlebt. Die beiden haben sich richtig angegangen und auch fest gezwickt. Das Wort verbissen halte ich hier für falsch, aber es war wirklich sehr heftig. Ich habe nicht eingeriffen, da ich denke das Hunde das unter sich machen sollten. Es war nach etwa einer Minute vorbei, aber es war definitiv kein Spiel. Jetzt habe ich etwas Bammel das die beiden sich vielleicht doch nciht so gut verstehen wie ich dachte. Was denkt ihr? Gehört so eine Situation in die normale Entwicklung rein (sie sind ja beide pubertierende Junghunde) oder war das ein Zeichen den Spielkontakt zu unterbrechen? Ist dieses wilde Spiel von vornherein nicht so positiv wie ich dachte?

Bin verunsichert was ich von diesem Tag mitnehmen soll...
 
Hallo,

wenn zwei Hunde, gerade bei Rüden, miteinander toben und spielen, sollte man das im Auge behalten und eingreifen, bevor es eskaliert.
Ressourcen, wie Stöckchen, Bälle usw. sollten nicht ins Spiel gebracht werden.
Wie du es nun selbst erlebt hast, kann es bei einem Ressourcen-Konflikt bitterernst werden.
Hunde dürfen es bis zu einem gewissen Punkt untereinander regeln, aber sobald die Vorstufe einer Aggression zu erkennen ist, würde ich definitiv eingreifen und splitten.

Beide Rüden sind nun 10 Monate alt, die "Kindheit" ist vorbei, sie sind in der Jugendphase und bald erwachsen.
Es besteht die Möglichkeit, es ist kein Muss, dass sie bald nicht mehr harmonisch miteinander spielen.

Setzt euch gedanklich damit auseinander, dass Hunde keine Freundschaften im menschl. Sinne schließen.
Bei gleichgeschlechtlichen Hunden kann es dann mal schnell zur Sache gehen.
Noch mal, das ist wichtig:
Ressourcen dürfen zukünftig nicht ins Spiel gebracht werden - das führt häufig zu Zoff.

Viele Grüße
suppentasse
 
Hallo,

sehe ich ebenso...!

Und ich denke auch, das was da im Vorfeld passiert ist, war schon kein "Spielen" mehr. Die beiden messen sich aneinander und wenn nicht einer mal kleine Brötchen backt, werden sie sich richtig prügeln.

Von "Die regeln das unter sich" halte ich gar nichts. Spielen ja, gemeinsam schnüffeln ja, aber gegenseitig maßregeln nein. Da greife ich schon ein. Hab ich zumindest bei meinem Rüden damals getan. Ich habe einfach nicht zugelassen, daß er rumprollt oder rauft. Heute hab ich ne Hündin, die kein Interesse an Konflikten hat. Sollte es ihr mal zu bunt werden, lasse ich Knurren und Abschnappen sehr wohl zu. Aber keinen Schritt weiter, dann greife ich ein, rufe sie ab und vertreibe unter Umständen den anderen (ich splitte, wie Peter schon sagte).

Liebe Grüße

BETTY und Ronja
 
Für mich wäre das von dir Geschilderte auch schon viel zu viel. Unser Hund spielt auch gerne mit anderen, aber er weicht auch aus, wenn er von einem anderen angepöbelt wird. Ich lasse es auch nicht zu, dass mein Hund ernsthaft angepöbelt wird. Das Ganze ist manchmal ein schmaler Grad und man muss die Hunde gut beobachten, damit die Stimmung nicht unbemerkt kippt. Fiete hat auch einen Aussie-Freund, mit dem es schon mal etwas wilder zugeht, da knurren sie, da zeigen sie sich die Zähne und dann laufen sie im nächsten Moment wieder friedlich nebeneinander her und schnüffeln zusammen. Das lasse ich alles zu, mehr nicht.
Am Wochenende war ich wirklich froh, dass mein Hund so brav ist. Ich war mit meinem Fiete, meiner Freundin und ihrem Labbi unterwegs und ich hatte den Futterdummy dabei. Ich bat meine Freundin, ihren HUnd bei sich zu behalten, damit meiner mal den Dummy holen kann. Fiete machte das auch brav, da riss ihr Labbi sich los und klaute Fiete dabei den Dummy aus dem Maul. Das hätte unter Umständen auch böse ausgehen können, doch mein Hund guckte zum Glück nur blöd aus der Wäsche. Ressourcen würde ich also zukünftig auch komplett rauslassen, um solchen Streitereien vorzubeugen.
Das vorherige Zwicken mit kleinen Wunden, das du schilderst, wäre mir insgesamt auch schon viel zu viel gewesen.
 
Wenn es bereits kleine Wunden gab, dann ist das Spiel definitiv aus dem Ruder gelaufen. Hier müsst ihr als Menschen eingreifen und die Hunde zur Ordnung rufen. Dafür ist es gut, wenn man ein Abbruchsignal hat, durch das der Hund ausgebremst werden kann.

Generell würde ich so vorgehen, dass ihr den Kontakt der Hunde schon zulasst, jedoch darauf achtet, dass sie sich im Spiel nicht aufheizen. Gestaltet den Spaziergang eher ruhig, eventuell anfangs auch so, dass jeweils einer der Hunde an der Leine ist, während der andere lernt den angeleinten Hund in Ruhe zu lassen (Futtersuchspiele z.B., den angeleinten Hund anderweitig beschäftigen). Vermutlich kennen die zwei sich von klein auf, daher verknüpfen sie den gemeinsamen Spaziergang bereits mit einer Erwartungshaltung, sind also dementsprechend aufgeregt. So läuft auch das Spiel recht schnell aus dem Ruder. Versucht also zunächst, eine entspannte Atmosphäre herzustellen. Sind beide Hunde relativ entspannt, dürfen sie auch mal eine Weile miteinander raufen. Sobald sie beginnen sich aufzuregen, wird das Spiel unterbrochen und beide für eine Weile an die Leine genommen. Später, wenn ihr viel geübt habt, reicht es das Abbruchsignal zu geben. Wenn jeder seinen Hund gut im Griff hat, braucht ihr sie dazu nicht mehr an die Leine nehmen, sie werden die Spielpause auch so akzeptieren.

Dieses recht grobe Spielverhalten kann problematisch werden, wenn sie es auch bei anderen Hunden so praktizieren. Gibt es denn genügend andere Hundebegegnunggen, wo sie "üben" können? Ich sehe definitiv Handlungsbedarf, sonst habt ihr da später zwei Rüpel, die nicht mehr mit anderen Hunden zusammengelassen werden können, weil sie sich äußerst unhöflich gegenüber anderen Hunden verhalten.

Solange ihr eure Hunde nicht 100% im Griff habt, also noch kein zuverlässiges Abbruchsignal etabliert ist, würde ich keine Ressourcen ins Spiel bringen. Später, wenn beide genügend Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gelernt haben, ist es möglich mit jeweils EINEM Hund und SEINEM Spielzeug zu spielen, während der andere wartet. Es darf aber nicht getauscht werden und es darf auch niemals ein Hund dem anderen die Ressource wegnehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Entgegen der anscheinend vorherrschenden Meinung keine Ressourcen mit ins Spiel zu bringen bin ich sogar stark dafür das zu tun- obwohl ich selbst eine ressourcenaggressive Hündin habe!
Lässt man Ressourcen ständig weg wird es für den Hund schwer seinen Frust an einem Objekt auszulassen. Leblose Objekte wie starre Bäume oder Erde werden nur sehr selten zum Frustabbau genutzt. Wer leidet drunter? Die Hunde.

Ich würde die Hunde miteinander spielen lassen, würde aber den Fokus auf mich richten. In Bewegung bleiben, viel interagieren, viele kleine Kommandos geben, die Hunde mit dem Kopf 'bei mir' behalten, bis sie nicht mehr so arg energiegeladen sind.
Ich finde, ein Hund kann kaum lernen mit der Situation umzugehen, wenn er 'in Watte gepackt wird'. Natürlich ist das unter Umständen sinnvoll und richtig, allerdings scheinst du dich ja öfter mit diesem Hund zu treffen. Da ist es mMn wichtig auch eingreifen und lenken zu können, wenn plötzlich ein Ball auftaucht, Hund anfängt zu fletschen o.Ä.
Wenn die Hunde allgemein sehr energetisch miteinander umgehen würde ich sie erst auspowern und dann zusammenlassen. Damit lässt sich enorm viel an Stress vermeiden.

Was ich enorm wichtig finde, ist das Wissen, dass mein Hund zu mir kommt, wenn es ihm zu bunt wird. Ich habe die Umorientierung zu mir, statt der Orientierung auf die Konfrontation, lange trainiert und es war eine menge Arbeit. Aber es hat sich gelohnt!
Mittlerweile kommen meine Hunde zu mir, stellen sich neben oder hinter mich, wenn sie nicht mehr bedrängt werden wollen und kurz davor sind dem Gegenüber 'eine zu scheppern', so dass ich eingreifen und meinen Hund vor dem anderen 'beschützen' kann.
Manchmal gibt sich das dann nach einer kleinen Auszeit, manchmal wollen die Hunde dann nicht mehr weiterspielen.
Das so hinzubekommen hat mich so manchen Nerv gekostet. Ich habe es so aufgebaut, dass ich erstmal JEDEN Schritt in Richtung 'Kommunikation' belohnt habe. Fletscht der Hund? Super, Leckerlie, Lob. Knurrt er? Super! Legt er sich hin und zeigt sich defensiv? Leckerlie rein! Mit der Zeit hat sich die Kommunikation untereinander im Verband erhöht, es wurde öfter geknurrt, öfter beschwichtigt, öfter ganz deutlich miteinander interagiert.
In diesem Stadium konnte ich dann dazu übergehen Überreaktionen zu vermeiden. Knurrte z.B. Bonnie, meine Aggrotussi, bekam sie ein Lob. Dann wurde jeder Schritt in meine Richtung, den sie von sich aus ging bestätigt und gelobt. Jeder Blick zu mir, jeder Schritt weg von der Konfrontation wurde bestätigt.
Sie hat gelernt, dass es für sie besser ist sich an mich zu wenden, wenn sie gleich platzt und hat dann auch öfter Schutz und Ruhe bei mir gesucht.
Wenn sie sich an mich gewendet hat habe ich natürlich den anderen Hund, der vielleicht noch spielen wollte, von ihr verscheucht und ihr Distanz verschafft. Ich habe ihr die Arbeit abgenommen sich um das Probem kümmern zu müssen.
In einem eigenen 'Rudel' ist dieses Prinzip einfacher als bei Fremdhunden (gleichzeitig aber auch wichtiger), es kommt bei dir also drauf an wie oft du dich mit dem anderen hund triffst und wie du dann trainieren kannst.

Hunde etwas 'unter sich' regeln zu lassen halte ich fast nie für sinnvoll. Es sei denn du hast nichts gegen natürliche Auslese (der schwächere stirbt etc)..

EDIT: Sowas hier: http://www.youtube.com/watch?v=JHCfY1HVP2I&feature=share finde ich übrigends noch absolut im Rahmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Spiel aus dem Video, so war es auch bei unseren beiden Hunden. Der Kratzer an der Backe kam vom kurzen Festhalten de Lefzen, genau wie diese beiden Hunde es tun. Also gehört es doch zum Spiel? Die Ressorucen bringen wir nicht ein, das machen die Hunde allein. Einer nimmt ein Stock mit, rennt wie ne gewetzte Sau vor dem anderen rum und der springt gleich drauf an. Balu kommt wenn er genug hat zu uns, in dieser Situation hat er es aber nicht gemacht. Ich weiß nu nicht ob der andfre Hund das grundsätzlich tut. Aber das könnte ich ja mal nachfargen. Ich bin nun doch etwas beruhigter, werde da zwar weiterhin einen kritischen Blick draufhaben, aber das toben der Hunde aus dem Video ist genau dass selbe. Danke!
 
Darf ich das Thema nochmal aufrollen? (ja ich hab Langeweile....und wühle mich durch ältere Threads...)

Auf den ersten Blick mag es noch kein Problem sein, wenn diese beiden Hunde sehr körperbetont miteinander spielen. Wenn es euch beiden nichts ausmacht, dass es hin und wieder auch mal zu Blessuren kommt, dann ist es schon okay. Allerdings gebe ich zu Bedenken, dass diese beiden Hunde damit ein äußerst unhöfliches Verhalten immer und immer wieder praktizieren. Sie sind es gewohnt als Spielaufforderung auf direktem Weg zum anderen hinzupreschen, ihn vielleicht noch heftig anrempeln und zwicken. Wenn dein Hund mit diesem Verhalten im Freilauf auch andere Hunde zum Spiel auffordert, dann benimmt er sich extrem unhöflich und kann dadurch eine Abwehrreaktion provozieren. Da spielt es keine große Rolle, wie gut der andere (fremde) Hund sozialisiert ist, es wird dann in der Regel zu einer mehr oder weniger heftigen Reaktion kommen. Dein Rüpel sollte sich in diesem Moment äußerst höflich zurückziehen und die Situation mit Beschwichtigungssignalen entschärfen. Kann er aber nicht, weil er das nicht gelernt hat. Ganz im Gegenteil, er hat gelernt, dass er nur mit deutlichen Körpereinsatz zum Ziel kommt. Muss ich noch erklären, wie der andere Hund jetzt reagieren wird?

Unser Ziel als Hundehalter sollte sein dafür zu sorgen, dass unser Hund ein höfliches Sozialverhalten lernt.
 
Der letzte Satz ist nett gesagt.
Da würde ich mir aber noch eine Empfehlung wünschen, wie man dabei am besten vorgehen soll, sonst kann man unter Umständen mit diesem gut gemeinten Rat nicht viel anfangen.
Wie bringe also ICH meinem Hund bei, höflich zu sein?
 
Mone90, das ist ein komplexes Thema, aber ich will es mal versuchen :)

Also, in erster Linie kann ich ihm den höflichen Umgang vorleben. Wenn ich als Hundehalter mit meinem Hund spiele, dann wird nicht geschubst, gebissen, am Schwanz gezogen, zu Boden gedrückt, etc. Ich selbst bin meinem Hund gegenüber höflich. Dazu muss ich natürlich auch wissen, welche weiteren Verhaltensweisen (des Menschen) für meinen Hund unhöflich sind. Beispielsweise wenn ich direkt auf meinen Hund zugehe, mich über ihn beuge, das Halsband überstülpe, Leine dran und zerre ihn dann hinter mir her. Das wäre ein extrem unhöfliches Verhalten meinem Hund gegenüber. Höflich wäre es, in die Hocke zu gehen, den Hund heranzurufen, ihn selbst ins hingehaltene Halsband (mit Leine schon dran) schlüpfen zu lassen und ihn dann an durchhängender Leine zum mitkommen aufzufordern. Dafür muss ich mich natürlich damit beschäftigen, wie meine Körpersprache auf den Hund wirkt. Vielen Menschen ist das zu mühsam. Zum Glück kann sich ein Hund gut anpassen und er nimmt uns unser unhöfliches Verhalten in der Regel nicht übel. Allerdings wird die Bindung niemals so eng werden wie wenn ich mich immer höflich verhalte.

Zum anderen kann ich als Mensch darauf achten, dass mein Hund ein anständiges Sozialverhalten von anderen gut sozialisierten Hunden lernt. Dafür muss ich einschätzen können, was ein gutes Sozialverhalten überhaupt ist. Indem ich den Kontakt zu gut sozialisierten (erfahrenen) Hunden fördere bzw. gezielt suche und den Kontakt zu schlecht sozialisierten (jungen) Hunden vermeide, wird mein Hund in der Regel lernen, sich höflich zu verhalten. Denn tut er es nicht, wird er von einem gut sozialisierten Hund in seine Schranken gewiesen. Ein junger Hund sollte dann die entsprechende Reaktion zeigen, wie er es von seiner Mutter schon gelernt hat. Ist das Verhalten meines Hundes gegenüber einem anderen Hund trotzdem unsozial (reagiert er also nicht auf die Signale des anderen Hundes), dann schreite ich als Hundehalter ein. Wenn mein Hund nicht höflich spielt, dann wird eben jetzt nicht gespielt. Dafür kann es erforderlich sein mehrere Male das Spiel abzubrechen, bis der Hund gelernt hat anständig zu spielen. Auch hier brauche ich als Hundehalter wieder genügend Hintergrundwissen, um das entsprechend einschätzen zu können. Ich kann meinem Hund sogar beibringen bei Hundebegegnungen beschwichtigendes (=höfliches) Verhalten zu zeigen, indem ich meine eigene Körperhaltung anpasse. Leichtes Abwenden vom entgegenkommenden Hund, entspannt stehen, Blick abwenden. So habe ich mit meiner Hündin gearbeitet, und es funktioniert!
 



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