"Niemals Schäferhund...und ein Rüde soll es sein...und langes Fell und verschmust..."
:happy4:
Wir hatten schon immer Tiere (Katzen, die zugelaufen waren oder vom Züchter beseitigt werden wollten,alle möglichen Kleintiere, ehemalige Schlachtkaninchen, haben Igel und Jungvögel aufgezogen etc.), aber nur einmal einen Hund. Leider ein "Fehlgriff", denn obwohl meine Mutter im Tierheim erklärte, dass sie eine 12jährige und eine dreijährige (mich
) Tochter hatte, riet man ihr zu Ginny, einem schwarzen Cockerspaniel, der zuvor bei einer älteren Dame gelebt hatte und ziemlich überfüttert und verzogen worden ist. Ging schief, der Hund war Kinder überhaupt nicht gewohnt und zwickte mich immer, wenn ich Futter bekam und sie nicht. Sie musste nach kurzer Zeit leider wieder zurück ins Tierheim. Danach war es meinen Eltern mit Kind und Hund zu heikel, zumal dann eben meine kleine Schwester auf dem Weg war.
So, drei Töchter haben Jahre lang gebettelt, Pflegehunde versorgt, zugelaufene Hunde (gibts die heute eigentlich noch?) und Nachbarshunde angeschleppt.
Dann kam Minusch.
Auslöser war schließlich, dass ich eine lange Zeit lang krank war und viel allein zuhause. Innerhalb weniger Monate häuften sich unangenehme Erlebnisse: ein Kerl versuchte, am hellichten Tag, durch das Fenster (Erdgeschoss) einzusteigen, dubiose Anrufe, angebliche Männer vom Roten Kreuz, die sehr aggressiv waren und in die Wohnung wollten, ein Mann, der mir auflauerte etc... war eine schlimme Zeit und irgendwann traute ich mich nicht mehr aus dem Haus.
Minusch war also sowohl als Gesellschafterin, als auch als "Bewegungsmelder" gedacht
.
Wir, meine Mutter und ich, haben also erst mal "nur so", im Internet auf Tierschutzseiten geguckt. Deutsche und ausländische Vereine, über die wir von Bekannten erfahren hatten. Ich wollte a) einen Rüden, b) einen langhaarigen Hund und c) alles, nur keinen Schäferhund.
Aber dann hats gefunkt, obwohl ich nie gedacht hätte, dass das übers Netz geht. Also ein, laut Impfpass, Schäferhund/Podencomix, 2 Jahre, etwas schüchtern, weiblich. Und mag Katzen, sehr wichtig.
Wir haben die Entscheidung nicht bereut. Minusch hat mir geholfen, mich draußen wieder sicher zu fühlen (obwohl anfangs selbst serh ängstlich), gerne und viel in der Natur zu sein, hat mich zu meiner wöchentlichen Therapie begleitet und mich sensibler für meine eigene Körpersprache, Ausstrahlung und Ängste gemacht. Es gab auch schlimme Zeiten, über die ich im Nachhinein lachen kann, die mich aber damals überforderten. Eben weil sie sehr unsicher war, nichts kannte und später Jagdtrieb zeigte. Sie war (und ist noch) meine Lehrerin, meine Wegbegleiterin überall hin und mein Beruhigungsmittel.
Zu Nike kam ich dann ziemlich genau drei Jahre später.
Mir stand eine Zeit bevor, in der ich wieder relativ viel zuhause sein sollte und den Wunsch nach einem Zweithund hatte ich schon länger. Einfach, weil Minusch nach mehreren Bissverletzungen nichts mehr mit fremden Hunden zutun haben wollte und von den alten Hundefreunden einige verstorben und umgezogen waren. Also über mehrere Monate immer mal so im Internet gesponnen, aber den Wunsch noch niemandem gegenüber erwähnt.
Und dann kam das Bild von Nike. Auf drei Fotos hatte sie vom Ausdruck so starke Ähnlichkeit mit Minusch, dass es mich wirklich verblüffte. Außerdem auch Schäferhund (eher Belgischer, aber egal
) drin, denn aus "Niemals Schäferhund" ist in den Jahren "Immer Schäferhund" geworden.
War erst schwierig, meiner Familie davon zu erzählen, habe über Wochen immer mal wieder ihre Beschreibung durchgelesen. Schüchtern, verträglich, kennt nichts. Also angerufen, ob sie Katzen kennt. Nein, man glaubt aber, dass es kein Problem wäre, sie daran zu gewöhnen. Problem sei aber, dass ich schon eine Hündin habe, und man generell ungerne Hündin zu Hündin vermittelt. Habe erklärt, dass die meisten Hundebekanntschaften in meiner Gegend Rüden seien und ich mich mit Hündinnen besser fühle als mit Rüden. Zugestimmt hat man dann nach einem langen Telefonat, immerhin stimmte der Rest und Minusch war auch ein "Südi", dazu mit evtl. Windhundeinschlag, dürfte passen.
Nike war noch in der Türkei, wir mussten Wochen warten, bis wir sie kennen lernten. Und wir hatten Glück. Irgendwie scheint es das eben doch zu geben, das richtige Bauchgefühl. Katzen kein Problem, nach einem Frontenklären gleich zu Beginn kein Problem zwischen den Hunden, zu mir zutraulich, auch wenn es Monate dauerte, bis alle Familienmitglieder sie berühren durften. Körperlich war sie leicht lediert, abgemagert, keine Muskulatur und zerbissenes Gesicht. Sie hat die ersten Tage nur geschlafen.
Optisch ist bei Nike ebenfalls Windi mit drin, charakterlich auf jeden Fall. Sie ist der faulste Hund der Welt und irre lustig (nuckelt an Bettdecken, sammelt meine Socken und "brütet" sie aus, macht irre röhrende Geräusche, wenn in Spielelaune und ist einfach nur süß mit ihren Sorgenfalten). Heute ist sie gerne unter Leuten, mit bei Freunden und Familie, im Cafe etc, aber Anfassen muss nicht sein. Muss man akzepteren. Sie ist wie erwähnt der faulste Hund der Welt, was etwas schade ist, denn ausgiebige Radtouren sind mit ihr nix- Minusch und ich müssen halt kürzer treten.
Ich bin rundum zufrieden mit den beiden, hatte wohl wirklich Glück (wenn man mal so durch Foren stöbert) mit den Tierschutzorgas, denn sie sind beide top gesund und die Charakterbeschreibung stimmte auch so ziemlich überein. Zu einem Verein haben wir auch immer noch engeren Kontakt, was sehr schön ist. Mit Jagdtrieb und Artgenossenaggression kann ich mittlerweile umgehen und verstehe gar nicht mehr, was ich noch vor wenigen Jahren so dramatisch daran fand
. Beide haben mich sehr, sehr viel gelehrt, vorallem über mich selbst.
Ich würde immer wieder einen Hund aus dem Süden nehmen, am liebsten das nächste mal einen Hund mit noch mehr Schäferhundanteil, gerne auch reinrassiger Mali oder deutscher Schäfer. Aber immer wieder Tierschutzhund. Und Alter und Geschlecht sind mir egal, da vertrau ich wieder auf mein Bauchgefühl.
LG