Ich habe zwei Hunde, beide vom Welpenalter an. Ich habe aber auch ein Kind, mittlerweile 14 1/2 Monate alt.
Ich empfinde es so, dass ein Kind einen völlig anderen Stellenwert als ein Hundewelpe hat. Kinder bereiten einem viel mehr Sorgen. Kinder werden nicht so schnell erwachsen. Die "harte Arbeit" dauert bei Kindern viel länger an.
Mein Kind ist nun knapp über ein Jahr alt. Als meine Hündin in diesem Alter war, war ihre Erziehung "abgeschlossen". Ich räume ein, mit meiner Hündin hatte ich Glück. Ich habe selten einen intelligenteren Hund kennengelernt. Mein Rüde war und ist bis heute schwieriger, anspruchsvoller. Bei ihm muss man am Ball bleiben. Trotzdem hat er nicht annähernd so viele Bedürfnisse wie ein Kind. Man kann ihn viel leichter zufriedenstellen.
Mein Kind fordert mich jeden Tag auf unterschiedlichste Weise. Während ein Hund mit eineinhalb bis drei Jahren erwachsen ist, wäre mein Kind in diesem Alter eben noch immer ein Kind, nicht annähernd so gefestigt wie ein Hund im selben Alter. Ich stelle fest: Kein Lebewesen dieser Welt benötigt eine so lange Zeit die intensive Pflege seiner Eltern, wie ein Mensch das tut. Aufatmen kann ich erst, wenn mein Kind die Pubertät überstanden hat. Diese setzt bei einem Hund bereits mit einem halben Jahr ein. Mein Kind wird zwölf Jahre brauchen, bis es auf dieser Stufe ist.
Ob und wie einfach ein Menschen- oder Hundekind zu händeln ist, ist sicher auch abhängig von seiner Persönlichkeit und seinem Umfeld. Fakt ist aber, dass man sein Kind über einen weitaus längeren Zeitraum sehr intensiv pflegen muss. Man hat viel mehr Sorgen mit einem Kind. Ein Kind wird eine Persönlichkeit entwicklen, die der Persönlichkeit eines Hundes überhaupt nicht ähnelt. Es wird sich selbst finden wollen und selbstständiger werden. Ein Kind ist eine viel größrere Aufgabe als ein Hund. Für was ein Kind Jahre, sogar unter Umständen zwei Jahrzehnte braucht, geschieht bei einem Hund in viel kürzerer Zeit.
Worin sich Kind und Hund nichts schenken, ist, würde ich sagen, in der Interkation mit der Gesellschaft. Beides ist ein Drahtseilakt. Für beides trägt man die volle Verantwortung. Es lastet viel auf den eigenen Schultern. Mit beiden Geschöpfen wird man irgendwann ähnliche Erfahrungen machen. "Es ist zu laut." "Es gehorcht nicht". "Es macht Probleme."
Für mich persönlich ist ein Kind anstrengender. Schon allein deshalb, weil es so lange braucht, um mich wirklich zu verstehen und Schlüsse zu ziehen.