Steigerung der Frustrationstoleranz / Impulskontrolle

Erster Hund
Jacques/FB R.I.P
Zweiter Hund
Hannibal (*10/11)
Dritter Hund
Amy / FB (*17.08.14)
Hallo zusammen,

ich war ja wieder mal sehr schweigsam die letzten Wochen. Bei uns ist es momentan sehr schwierig und ich habe lange überlegt, ob ich zu dem Thema, was mich momentan bewegt, etwas fragen oder schreiben soll... Aber letztendlich möchte ich auf die Tipps, die ihr mir evtl. geben könnt, doch nicht verzichten. Da nur sprechenden Menschen geholfen werden kann... ihr wisst schon ;)

Unser Problem ist Hugo, die Bulldogge. Wir müssen Übungen machen, um seine Frustrationstoleranz zu erhöhen. Ich möchte hier nicht die ganze Geschichte erzählen, die wir in den letzten Wochen erlebt haben und versuche mal kurz einen Einblick zu geben:

Hugo ist am 20. April mit 8 Monaten eingezogen. Er konnte nix, kannte keine Grenzen. Und war vorher in einer Großfamilie mit 7 Kindern. Als er kam, konnte er keine 5 Minuten liegen bleiben, er war wie getrieben.
In die Familie ist er mit 3 Monaten eingezogen, wo er die ersten Monate verbracht hat, ist uns nicht bekannt. Er habe wohl mit seiner Mutter zusammen gelebt, die Leute wollten erst beide behalten. Die Mutter hat der Vorbesitzer allerdings nicht gesehen. Also keine Ahnung, ob das stimmt.

Wir haben viel mit Hugo und auch mit Hannibal trainiert, er ist lernfreudig und intelligent, allerdings auch sturer als der schlimmste Esel. Bulldogge halt. Das Leinentraining ist ein Traum mit ihm :D

Uns ist schnell aufgefallen, dass Hugo ein Problem hat, Frust auszuhalten. So z.b. wenn man das Spielzeug wegräumen will. Und uns da dann auch direkt an einen Trainer gewendet, der allerdings leider nicht der richtige für seine Probleme war. Denn das Training mit ihm war für den Popo. (Gemischte Stunde, sitz, platz, bleib, Slalom und toben mit den anderen - null eingegangen auf unsere Probleme).

Zu Hause und im Garten ist Hugo ein Traum. Aber draußen ist es schlimm. Richtig schlimm. Solange alles ruhig ist um uns, läuft alles gut. Rückruf, Stopp, Sitz, Suchspiele. Aber sobald irgendwo Unruhe ist, ist es vorbei. Wenn er angebellt wird, oder wenn Hannibal bellt und angebellt wird und wir nicht schnell genug aus der Situation kommen, eskaliert es. Es ist, als ob ein Schalter in seinem Kopf umgelegt wird. Absoluter Tunnelblick. Und es wird böse. wir haben uns eine neue Trainerin gesucht, die ist auf "schwierige" Hunde spezialisiert und sie arbeitet auch mit dem Tierheim zusammen. Sie erklärte uns, dass Hugo scheinbar in der Prägungsphase keine Beißhemmung gelernt hat. Und er Frust nicht aushält und dann zu Übersprunghandlung neigt. Weg bekommt man das nicht mehr, wenn die Phase abgeschlossen ist, aber man kann durch viel Training versuchen, das umzulenken. Und die Frustrationsgrenze muss halt langsam erhöht werden. Draußen muss Hugo nun leider immer einen Maulkorb tragen, ihm das anzutrainieren, hat gut und relativ schnell geklappt. Dadurch habe ich viel Sicherheit zurück erhalten. Trotzdem: am Montag waren wir mit beiden im Wald (mein Freund und ich, ich gehe momentan nicht mehr mit beiden Hunden alleine, das Risiko ist viel zu groß) und wir haben aus naher Entfernung, aber ohne Sichtkontakt, Hundebellen und kleine Kinder gehört. Das alleine hat ausgereicht, um Hugo auf 180 zu bringen :( Hannibal war übrigens ruhig in dem Moment. Das sage ich so, da ich vermute, dass sich mein Rudel auch gerne gegenseitig triggert. Ich habe es auch schon beobachtet, dass Hannibal anfängt, so quasi das Kommando gibt und Hugo dann steil geht. Hunde, die ruhig sind, an denen kommen wir problemlos vorbei, die interessieren ihn überhaupt nicht.

Jetzt war ich doch etwas ausschweifend :oops:
Zu meiner eigentlichen Frage zurück.

Um die Frustrationsgrenze zu erhöhen machen wir derzeit folgende Übungen:
- vor dem vollen Futternapf sitzen lassen (bis zu einer halben Stunde)
- erst darf Hannibal fressen und Hugo erst später (und umgedreht)
- er muss sitzen oder platzen, ich verstecke sein Lieblingsspielzeug. Erst wenn er mich anschaut und "fragt", darf er los legen.
- wenn wir mit dem Ball spielen, muss er sitzen, ich werfe, und er muss sitzen bleiben. Bis er mich anschaut und ich ihm es erlaube, hinzulaufen.
- er wird angeleint und mit Hannibal wird gespielt oder trainiert. das hält er nur sehr schwer aus, hier wird immer rumgejammert und in die Leine gerummst
- ich verteile Leckerlies auf dem Boden und er darf sie nicht suchen, erst nach meiner Erlaubnis.
- ich fuchtel mit seinem Spielzeug vor ihm rum und er darf nicht ran...
- er darf nur manchmal und nur nach Erlaubnis auf die Couch
- er darf nicht ins Bett

Habt ihr noch weitere Anregungen für mich?

Vielen Dank und viele Grüße
Steffi
 
Puh, was du alles tust, finde ich extrem übertrieben. Besonders eine halbe Stunde den Hund vor dem Napf auszuharren ist nicht gerade fördernd, um die mit Frust umzugehen.
Ich habe mit Caro ebenfalls einen Hund, die sehr, sehr schlecht mit Frust umgehen kann. Ihre Frusttoleranz ist mies und ich habe gelernt, damit umzugehen.
Wenn ein Hund bellt, dann muss Caro einfach mitbellen. Egal, wie weit das Bellen entfernt ist. Wenn ich einen Hund bellen höre, dann bin ich so gut geschult und lobe Caro doof und dämlich verbal, gebe ihr Leckerchen und freue mich einen Keks, dass sie nicht mitbellt. Ich muss halt erst verbal loben, da das Markerwort einfach zu "lang" ist und ich den Clicker zwar dabei, aber nicht immer im passenden Moment in der Hand habe.
Nun nach 3,5 Jahren bin ich soweit, dass Caro einen Hund bellen hört und sich an mich orientiert, auch wenn ich noch nicht dazu gekommen bin, sie zu loben.
Kiara hat wie Hannibal damit kein Problem. Sie versteht auch die Welt nicht und freut sich halt auch auf ein Guddi. Sonst wird es ungerecht. ;)

Ich habe gerlernt, in gewissen Situationen Caro zu loben, wo sie sich schwer tut, mit Frust umzugehen. Dies geht halt nicht überall. Es gibt Orte, da darf ich auch mal legal (aus Mopssicht) stehen bleiben und Caro bellt mich vor Frust nicht an, dass es nicht weiter geht. Ich darf mich schon auf einigen Bänken setzten und Caro macht kein Theater und auf einer Wiese kann ich sie ableinen, dort stumpf stehen bleiben und Caro schafft es wirklich, sich selber zu beschäftigen.
Für viele ist dieses Verhalten Alltag, bei Caro musste ich viel Geduld haben.
 
Ich habe mit Ali ein ähnliches Problem. Bestimmte Dinge, wie bspw. frontale Begegnungen mit fremden Hunden kann er schlecht aushalten. Er verfällt dann in wüstes Getöse.

Ich arbeite, seit ich ihn habe, an seiner Frustrationsgrenze. Einiges ist erreicht, 100% Ruhe wirde ich wohl nicht mehr reinkriegen.

Ich habe allerdings keinen kompletten Übungsplan, so wie Du es beschrieben hast. Sondern übe speziell nur die Situationen, wo er halt austickt.
Ich habe ihm bspw. ein Kommando beigebracht "schau hier". Als Alternative bei Hundebegegnungen. Anfangs alles mit genügend Abstand, der dann verringert wurde, so weit er es aushalten kann, ohne rumzubrüllen. Auch gemeinsame Gänge mit anderen HH, ohne das die Hunde Kontakt haben, oder einfach mal ein Gespräch, er muß sitzen und das aushalten.
Das sind oft nur Minuten, wenn ich merke, er wird unruhig, breche ich ab.
So das ich ruhiges Verhalten noch belohnen kann.

Er muß auch warten, wenn ich ein Spielzeug werfe oder darf nicht drängeln, wenn ich mich mit Rosie beschäftige.

Mit Couch, Bett oder Futternäpfen gibts keine Probleme, deswegen mache ich in der Hinsicht auch nichts.

Im Grunde habe ich aber das Gefühl, das seine Frustrationsgrenze nicht höher geworden ist. Das sich aber über Gehorsam und Gewöhnung an bestimmte Verhaltensweisen, die ich von ihm erwarte, vieles einfach besser handeln läßt.
 
Ich schließe mich meinen Vorschreiberinnen an. Du hast da einen tollen Arbeitsplan und wenn das alles schon so gut funktioniert, (Halbe Stunde vor dem Napf,.. das würden meine im Leben nicht mitmachen) Dein Problem aber weiterhin besteht, dann gehe ich davon aus, dass ein Ausweiten dieser Übungen auch keinen weiteren positiven Effekt haben wird.
Ich würde da wie RosAli es schon angesprochen hat, direkt in die problematischen Situationen hineingehen und da üben.
Z.B. eben auch die Situation, wenn Hannibal spielen darf und Hugo muss warten, aber eben auch jede Problematische Situation im Alltag. Und da dann halt kleinschrittig und mit viel positiver Bestätigung arbeiten.
Solche Dinge gehen nie von heute auf morgen und sind reine Fleißarbeit. Man muss halt Geduld haben und dran bleiben :)
 
Also ich rattere jetzt nicht die ganzen Übungen, die oben beschrieben sind, einfach hinter einander weg. Wir machen mal das ein, mal das andere. Und die Hunde eine halbe Stunde vor dem Napf sitzen zu lassen ist auf Anraten der Trainerin. Wir sollen halt zu Hause alle Gewohnheiten aufbrechen. Ich habe bis zu dem Tag X beide Hunde absolut gleich behandelt. Und genau das soll ich nicht machen. Mal den einen bevorzugen, mal den anderen. Das kappt auch soweit.

Wie schon gesagt, Hugo bellt nicht generell jeden Hund an. Fremde Hunde sind ihm egal, solange sie ruhig sind und solange Hannibal ruhig ist. Und wenn er ausflippt, ist er nicht mehr ansprechbar und ist gefährlich. Nicht nur für die anderen Hunde. Vor allem für mich... Wenn er "nur" pöbeln würde, wäre das zu händeln. Tut er aber nicht.

Hugo verhält sich draußen eh Hundeuntypisch. Zumindest kenne ich solch ein Verhalten bisher von keinem meiner Hunde. Er schnuppert nicht, er pinkelt max. 1 mal und setzt 1 Haufen. Er läuft nur stur gerade aus scannt die Gegend. Ist er an der Schleppleine, dann bleibt er zwischendurch stehen und schaut nach mir. Wenn ich mich verstecke, sucht er mich. Aber wenn er irgendwas entdeckt, dass seine Aufmerksamkeit erweckt, dann ist er nicht mehr ansprechbar. Null. Das einzige, was ihn etwas ablenkt ist, wenn er ein Spielzeug tragen darf. Im schlimmsten Fall ist das aber auch uninteressant und geht mit Maulkorb auch nicht mehr...
 
Ich schließe mich meinen Vorschreiberinnen an. Du hast da einen tollen Arbeitsplan und wenn das alles schon so gut funktioniert, (Halbe Stunde vor dem Napf,.. das würden meine im Leben nicht mitmachen) Dein Problem aber weiterhin besteht, dann gehe ich davon aus, dass ein Ausweiten dieser Übungen auch keinen weiteren positiven Effekt haben wird.
Ich würde da wie RosAli es schon angesprochen hat, direkt in die problematischen Situationen hineingehen und da üben.
Z.B. eben auch die Situation, wenn Hannibal spielen darf und Hugo muss warten, aber eben auch jede Problematische Situation im Alltag. Und da dann halt kleinschrittig und mit viel positiver Bestätigung arbeiten.
Solche Dinge gehen nie von heute auf morgen und sind reine Fleißarbeit. Man muss halt Geduld haben und dran bleiben :)

In die Provokation werden wir in den nächsten Trainingseinheiten einsteigen. Alleine mache ich das momentan nicht. Ganz einfach, es ist zu gefährlich.... Leider.
 
Hugo verhält sich draußen eh Hundeuntypisch. Zumindest kenne ich solch ein Verhalten bisher von keinem meiner Hunde. Er schnuppert nicht, er pinkelt max. 1 mal und setzt 1 Haufen. Er läuft nur stur gerade aus scannt die Gegend. Ist er an der Schleppleine, dann bleibt er zwischendurch stehen und schaut nach mir. Wenn ich mich verstecke, sucht er mich. Aber wenn er irgendwas entdeckt, dass seine Aufmerksamkeit erweckt, dann ist er nicht mehr ansprechbar. Null. Das einzige, was ihn etwas ablenkt ist, wenn er ein Spielzeug tragen darf. Im schlimmsten Fall ist das aber auch uninteressant und geht mit Maulkorb auch nicht mehr...
Wenn ich das lese, habe ich das Gefühl, dass er total angespannt ist. Ständig auf der Hut vor einer potentiellen Bedrohung. Und bellende Hunde das Fass zum überlaufen bringen.
Nach meinem Gefühl würde ich erstmal versuchen, dass er sich draußen überhaupt entspannen kann. Ich weiß nicht, ob du die Möglichkeit dazu hast, aber ich würde mit ihm erstmal die ödesten, abgelegensten Strecken gehen. Oder sehr früh morgens und spät abends. Anfangs immer die gleiche Runde. Solange er draußen dermaßen unter Strom steht, glaub ich nicht, dass er lernt, bei zusätzlichen Reizen ruhig zu bleiben.
Vielleicht liege ich aber auch völlig falsch.
 
Mein Balou hat auch nicht die beste Frustrationstoleranz und Impulskontrolle. Ich bin auch für ein bisschen Disziplin bei der Futterverteilung aber eine halbe Stunde finde ich zu viel. Bei mir sollen sich alle Hunde hinsetzen, der Napf wird auf den Boden gestellt, die Hunde sollen mich angucken und dürfen dann auf Freigabe zum Napf laufen.

Ich übe immer zwischendurch Impulskontrolle in dem die Hunde sich nach dem Ableinen und wenn wir nach dem Gassigehen nach Hause kommen kurz hinsetzen sollen.

Was ich auch gut für die Impulskontrolle finde ist das "10 Leckerchen Spiel" http://markertraining.de/in-der-ruhe-liegt-die-kraft/

Ich glaube auch, dass Hugo draußen grundsätzlich sehr aufgeregt ist und deshalb weder schnüffelt noch markiert. Ich habe es Balou mit konditionierter Entspannung https://www.easy-dogs.net/home/blog...spannung/konditionierung_der_entspannung.html versucht. Zuhause klappt das super und er liebt es auch. Ich kann es aber nicht nach draußen übertragen. Vielleicht ist ist es aber etwas für Hugo.

Mein Hermann hat, als er vor gut drei Jahren bei mir eingezogen ist, auch alle Hunde angebellt. Dann war er auch überhaupt nicht mehr ansprechbar. Ich musste ihn dann teilweise auf den Arm nehmen und von dem Fremdhund wegdrehen. Bei ihm hat ein Abbruchsignal und ein Alternativverhalten ("guck mal") geholfen. Heute bellt Hermann nur noch selten einen Hund an und wenn ich merke, dass er "drüber" ist kommen wir mit einem "guck mal" an dem Hund vorbei.
 
Fremde Hunde sind ihm egal, solange sie ruhig sind und solange Hannibal ruhig ist. Und wenn er ausflippt, ist er nicht mehr ansprechbar und ist gefährlich.
Daran kannst du arbeiten. Dein Vorteil ist, dass Hugo nicht auf jeden Hund reagiert. Entsprechend kannst du gut trainieren, wenn du weißt, auf welchen Hugo reagiert und auf welchen nicht. "Zeigen und Benennen" wäre ideal. Hast du dich zu dem Thema bereits eingelesen?
 



Hundeforum.com - Partnerseiten :
Heilkundeforum.com | Veggieforum.de | Herrchen-sucht-Frauchen.de

Hundeforum.com ⇒ Das freie & unabhängige Hundeforum unterstützen:

Zurück
Oben