Steigerung der Frustrationstoleranz / Impulskontrolle

Wir müssen Übungen machen, um seine Frustrationstoleranz zu erhöhen.
- vor dem vollen Futternapf sitzen lassen (bis zu einer halben Stunde)
- erst darf Hannibal fressen und Hugo erst später (und umgedreht)
- er muss sitzen oder platzen,

Was ist das denn für eine Trainerin?
Die Frustrationstoleranz erhöht man nicht, wenn man den Hund ständigem Frust aussetzt.
Das macht ihn nur hilflos.

Schon ein Welpe bringt eine hohe Frustrationstoleranz mit auf die Welt.
Alles was er noch nicht kann, übt er unermüdlich und lässt sich von Fehlschlägen nicht entmutigen.
Selbst wenn er 10 mal eine kleine Stufe runterpurzelt, übt er so lange, bis er die Stufe erklimmen kann.
Wenn ein Welpe beim Spielraufen mit den Geschwistern immer unterlegen ist, entwickelt er neue Strategien und Fähigkeiten.
Frust ist immer der Antrieb, Neues zu lernen.

Die Fähigkeit, Frust auszuhalten ist eng verknüpft mit dem Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit.

Wenn er angebellt wird, oder wenn Hannibal bellt und angebellt wird und wir nicht schnell genug aus der Situation kommen, eskaliert es.

Er hat wahrscheinlich einfach nicht gelernt, damit umzugehen.
Wenn ihm niemand in der Welpenzeit die Welt zeigt, kann er sie nicht verstehen.
 
In solchen Fällen mußt Du agieren, nicht erst reagieren, wenn der Hund sich schon aufplustert und losgrölt.

Beobachte ihn, wenn er Ansätze macht los zu toben, Abstand zum andern Hund, Abbruchkommando, Ablenkung, ein alternatives Kommando geben geben. Und loben, loben, loben sobald er auch nur sekunden-, minutenweise ruhig ist.

Wenn so ein Hund erstmal im "Getösemodus" ist, kommst Du nicht mehr ran. Weil der dann im Moment garnicht mehr aufnahmefähig ist.

Läuft es schief, man kann nicht immer alle Situationen vorausschauend handeln, "schleife" ich meinen wütenden Hund kommentarlos vorbei. Alles andre bringt dann grad eh nichts.

Wenn er draußen nur am Gegend abscannen ist, zeigt das er sich entweder nicht sicher fühlt oder der Meinung ist, selbst alles regeln zu müssen.

Da müßtest Du auch mal kritisch Deine Führungsqualitäten hinterfragen. Am besten von einer kompetenten Person mal einschätzen lassen.

Ich gehe mal davon aus, das er möglicherweise als Welpe/Junghund nicht viel kennen gelernt hat und die weite Welt ihn überfordert.

Alle Kommandos, die Du in Krisensituationen einsetzen willst, müssen erstmal in ruhiger Umgebung gefestigt werden. Erst wenn es ohne Ablenkung klappt, kannst Du überhaupt in schwierige Situationen reingehen.
Solange bleibt eigentlich nur Vermeidung und im Fall des Falles einfach stures weitergehen mit einem tobenden Hund.

Ein Hund, der in der Rage übergriffig wird, wäre bei mir auf jeden Fall gesichert. Bringt auch mehr Sicherheit und Ruhe für Dich. Leckerlis kann man auch durch den Maulkorb schieben.

Was die halbe Stunde warten vor dem Futternapf bringen soll, erschließt sich mir nicht. Meine müssen zwar auch kurz sitzen und warten, bis ich den Napf hingestellt habe. Aber nur, damit keiner rumspringt und mir den Napf aus der Hand schlägt.
 
Ich glaube, zum Verständnis hole ich doch nochmal etwas aus....

Selbstverständlich stelle ich meine Führungsqualitäten extremst in Frage und natürlich fühle ich mich momentan vollkommen überfordert. Und mit Sicherheit habe ich einiges falsch gemacht, weil ich an die Erziehung so ran bin, wie ich das bisher mit allen meinen Hunden gemacht habe. Hugo hat mein Hundeverständnis bis auf die Grundfeste erschüttert. Als Hugo eingezogen ist, habe ich mit vielen Problemen gerechnet. Dass er nicht laufen will. Dass er sich nicht erziehen lässt auf Grund seiner Sturheit. Dass er sich mit Hannibal nicht versteht. Dass er gesundheitliche Probleme hat. Ich liebe Bulldoggen schon ewig und hätte immer behauptet, mich mit der Rasse auszukennen. Die normalerweise eher behäbig und liebevoll ist, und kein Aggressionspotential hat. Aber ich habe sicher nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte. Dass ich einen Hund adoptiere, der eine tickende Zeitbombe ist. Niemals hätte ich mich für ihn entschieden und mir das auch auf keinen Fall zugetraut, hätte ich es auch nur ansatzweise vorher gewusst. Hugo ist in einer Stresssituation dermaßen ausgeflippt, dass er mich, sein Frauchen, angegriffen und schwer verletzt hat. Er hat mich von hinten angefallen und in den Oberschenkel gebissen. Ein paar Minuten später, der Stresslevel war zwar runter und wir waren inzwischen weiter gegangen, begegnete uns ein junger Schäferhund, der an der Leine flippte. Und es eskalierte nochmals, diesmal ging er auf das Herrchen los, der ihn an der Leine hatte. Nicht bewusst und gezielt, aber ich bzw. mein Freund waren halt grade greifbar, da wir ihn an der Leine hatte. Einen angeleinten Hund von anderen Hunden fernzuhalten ist einfach. Einen angeleinten Hund, der einen selbst angreift, von sich fern zu halten, schier unmöglich. Und er hätte alles gebissen, was ihm im Weg gestanden hätte. Unsere erste Reaktion nach dem Vorfall am 15. August war, dass Hugo ausziehen muss. Nach vielen Gesprächen und Überlegungen möchten wir Hugo eine Chance geben. Da er noch jung ist. Da es nicht im häuslichem Umfeld geschehen ist. Da er nicht von Grund auf Aggressiv ist. Da er noch nicht lange bei uns ist und noch Zeit braucht, um Vertrauen aufzubauen. Da er und Hannibal sich heiß und innig lieben... Wir haben uns bewusst und auf Anraten für diese Hundeschule entschieden: http://www.dogwhisper.de/index.html, da sie sehr viel Erfahrung und viele Erfolge mit verhaltensauffälligen Hunden hat.

Für uns alle sind die letzten Wochen und auch die noch kommenden Wochen extrem schwierig und stressig. Zb. da ich alleine mit beiden Hunden arbeite, mein Freund ist vollkommen überfordert und zudem auch nicht so der Hundemensch ist wie ich. Er hat keinerlei Geduld für das Training. Folglich mach ich alles alleine, Vollzeitjob, 4 -5 Spaziergänge, Trainingseinheiten, Spielen, kuscheln, Haus, Garten... Und gerade fühle ich mich echt ausgelaugt. Meine Gemütslage schwankt permanent zwischen Hoffnungsvoll (wir schaffen das!) und Frustration. Ich möchte nicht, dass Hugo auszieht. Aber wenn ich nicht die Richtige bin für ihn und wir das nicht schaffen, dann muss er leider gehen. Das schlimme für mich ist, dass ich es einfach nicht verstehe. Zu Hause ist er der tollste Hund, er achtet auf mich, akzeptiert meine Führung, ist kuschelig, verspielt, neugierig, sehr aufgeweckt und gelehrig.

Selbstverständlich sind unsere momentanen Spaziergänge ruhig und reizarm. Morgens früh bin ich um 5 Uhr mit beiden Hunden zusammen unterwegs. Da begegnet uns außer dem Zeitungsausträger niemand, und auch in dem Waldstück pennt noch alles. Bei diesen Spaziergängen hatte ich auch nie irgendwelche Probleme. Die Nachmittagsspaziergänge mache ich überwiegend getrennt. Das heißt ich gehe erst mit Hannibal und anschließend mit Hugo. Wenn ich alleine mit ihm bin, hatten wir ebenfalls noch nie wirklich heftigen Stress. Aber ohne Hannibal spazieren zu gehen, dazu hat Hugo auch nicht wirklich Lust und erfordert immer viel Überzeugungsarbeit. Hier hat mir Aleks, unsere Trainerin, aber schon sehr weitergeholfen. Auch bei diesen Einzelspaziergängen scannt er viel, aber ich habe das Gefühl, er lässt sich nicht ganz so schnell aus der Ruhe bringen, wie wenn wir mit Hannibal und meinem Freund zusammen gehen. Er reagiert auf mich und er hört, sitz, stopp, hier geht. Er hängt auch nicht in der Leine, sondern trabt ruhig neben mir her. Aber er will auch immer den kürzesten Weg nach Hause gehen. Das Kommando Schau baue ich grade auf. Nichtsdestotrotz hat er nicht wirklich Spaß auf diesen Spaziergängen. Und er reagiert auf jedes Geräusch, jede Bewegung. Wenn ich mit ihm alleine bin, habe ich das Gefühl, es ist Unsicherheit. Wenn HB dabei ist, denke ich, dass Hugo die Rolle des Bodyguards übernimmt. Es ist schwierig, sein Verhalten zu beschreiben.

Achso, der Punkt, der Euch am meisten aufstößt, die halbe Stunde vor dem Napf zu warten, interessiert Hugo überhaupt nicht. Erst sabbert er ein bisserl und dann legt er sich entspannt hin, er ist nicht ungeduldig, noch sonst irgendwie gefrustet. Es ist jetzt wie gesagt auch nicht so, dass er jedes Mal so lange warten muss. Schlimmer ist für ihn, wenn Hannibal vorher fressen darf und er warten muss.
 
Ein Hund, der in der Rage übergriffig wird, wäre bei mir auf jeden Fall gesichert. Bringt auch mehr Sicherheit und Ruhe für Dich. Leckerlis kann man auch durch den Maulkorb schieben.

Hierzu wollte ich noch sagen, dass wir nur noch mit Maulkorb raus gehen. Und die Tubenleberwurst ist hierfür perfekt.... Seit dem bin ich ja schon um einiges sicherer geworden. Sein Ausrasten kommt oft extrem schnell (letztens ja schon, als er nur Gebelle und Kindergeschrei gehört hat, also ohne Sichtkontakt), er hing sofort in der Leine wie ein Ochse, ich hatte ihn an der Schlepp und wollte die normale Leine ans Halsband klicken, da hat er mich schon anvisiert und wollte auf mich los gehen. (Hannibal und Florian waren dabei). Von daher ist es manchmal schwierig, vorher zu reagieren. Und für diese Fälle muss ich noch lernen, wissen, wie ich auf ihn reagieren soll.... Hier bin ich dann leider noch etwas gelähmt. Wenn sich das vorher abzeichnet, zb. bei Sichtkontakt, kann ich ausweichen und auf Vermeidung gehen..
 
Das ist ja echt schlimm, tut mir sehr leid, dass Hugo so reagiert hat. :(
Ich kann dir leider nichts raten, denn in so einer Situation war ich noch nie.
Ich hoffe für euch, dass ihr es mit der Trainerin hinbekommt.
Finde es mutig, sich solchen Problemen zu stellen.
Drücke euch die Daumen!
 
Ich denke, Ihr habt noch einen langen Weg vor Euch.

Ich sehe in Deinen Trainingsansätzen jetzt keinen grundlegenden Fehler. Aber ich sehe Dich ja auch nicht mit ihm arbeiten.
Über das lange warten vor dem Futternapf will ich jetzt nicht weiter reden. Ich halte es allerdings nicht für wichtig und zielführend, da er ja dabei anscheinend keinen Frust und Streß hat.

Im Grunde ist der Punkt, Du weißt worauf er reagiert und mußt möglichst vorausschauend handeln, bevor er es tut.

Und, da er in Streßsituationen zu Übersprunghandlungen neigt und alles beißt, was greifbar ist, Eigensicherung nie vergessen. Also Maulkorb für den Hund. Das gibt Dir Sicherheit.

Immer wieder Alternativverhalten aufzeigen, solange er noch aufnahmefähig ist. Ist der Reiz schon zu groß, bleibt nur noch "aussitzen" des ganzen.

Schwierig, so rein zeitmäßig, das Du halt noch einen zweiten Hund hast. Denn hast Du beide mit, baut sich eine ungute Rudeldynamik auf.
 
er hing sofort in der Leine wie ein Ochse, ich hatte ihn an der Schlepp und wollte die normale Leine ans Halsband klicken, da hat er mich schon anvisiert und wollte auf mich los gehen. Von daher ist es manchmal schwierig, vorher zu reagieren. Und für diese Fälle muss ich noch lernen, wissen, wie ich auf ihn reagieren soll.... Hier bin ich dann leider noch etwas gelähmt.

Da solltest Du dir auf jeden Fall vonder Trainerin Handlungsmöglichkeiten zeigen lassen.

Wenn mein eigener (oder ein mir gut bekannter) Hund mich anvisiert, handle ich. Sofort. Allerdings empfehle ich über ein Forum meine Handlungsweise auf keinen Fall weiter. Denn man braucht Entschlossenheit dazu und zwar echt, nicht vorgetäuscht, weil Hunde das merken.
Und nein, eh jemand Böses denkt - ich prügle keinen Hund in Grund und Boden. Aber ich verlange Respekt und kann das auch durchsetzen.
 
Hast du Hugos Schilddrüsenwerte mal kontrollieren lassen? Die Schilddrüse kann sich auch auf das Verhalten auswirken https://www.pfotenlesen.de/de/tippsinfos/schilddrueseundverhalten. Es kann natürlich sein, dass es nicht an der Schilddrüse liegt aber ich würde es zumindest abklären lassen.

Was hat dir die Hundeschule (außer natürlich den Maulkorb) empfohlen wie du reagieren sollst wenn Hugo dich in stressigen Situationen beißen möchte? Die haben auf ihrer Seite ja einen speziellen Bereich für Problemhunde.

Nach dem was ich hier lese und was ich schon über reaktive Hunde gelesen haben brauchen diese Hunde vor allem viel Auszeit damit sie zur Ruhe kommen können.

Ich wünsche dir gute Nerven und hoffentlich hast du eine gute Unterstützung durch die Hundeschule.
 
Als erstes fühl dich mal in den Arm genommen.

Es ist echt ein mistiges Gefühl, wenn man seinem Hund nicht traut. Als Andy mir in einer Übersprunghandlung die Wade getackert hat, brauchte ich ein paar Tage und die ganz bewusste ständige Erinnerung, dass er es nicht persönlich gemeint hat, um wieder unbefangen mit ihm unterwegs sein zu können. Das war aber ein Einzelfall und ich weiß nicht , wie es sich entwickelt hätte, wenn so was öfter in relativ kurzen Abständen vorgekommen wäre.
Viel raten kann und will ich dir nicht. Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr einen gemeinsamen Weg findet.
 
:( Vielen Dank Euch :(

Ja, der Weg wird noch sehr lang. Und es gibt leider keine Garantie, dass Hugo irgendwann ein normaler, alltagstauglicher Hund werden wird.

Ohne Eigensicherung geht der Dicke keinen Schritt mehr vor die Türe. Mir tut es zwar manchmal leid, aber er hält es wirklich gut aus und meine eigene Sicherheit - und natürlich die von anderen - geht absolut vor. Ganz ehrlich? Nochmal möchte ich das nicht erleben, und die Narben werden mich ewig erinnern.
Das ich reagieren muss, wenn er mich anvisiert, ist mir klar. Und durch den Maulkorb habe ich hierzu auch die Courage. Allerdings weiß ich noch nicht, was das richtige ist. Unseren Ex-Hundetrainer hat er ja auch angegriffen und fast gebissen. Der hat ihn mit der Leine verdroschen, zusammengestaucht und als er ruhig war gelobt. Das ist m.E. nicht der richtige Weg. Ich weiß nicht, wie ich mir in diesem Moment Respekt verschaffen soll/kann. Aber das werde ich in der nächsten Stunde mit Aleks üben. Wir konnten das bisher nicht angehen, da der Maulkorb so ewig gebraucht hat und wir ihn jetzt erst seit einer Woche tragen. Für die Gewöhnung habe ich ja auch 1 1/2 Wochen gebraucht. Die Spaziergänge vorher waren ein Spießroutenlauf und äußert kurz und knapp gehalten. Wir sind mit doppelter Sicherung zu zweit gelaufen, einer hatte die Leine am Geschirr, einer am Halsband, um ihn notfalls abhalten zu können. RosAli, magst du mir vlt per PN schreiben, wie du das machst?
Wautzi, daher konnte mir Aleks auch noch nicht wirklich Tipps geben, da das ohne Maulkorb halt alles zu gefährlich war.
Schilddrüse haben wir nicht untersuchen lassen. Ich wollte ein CT machen lassen, aber davon hat man mir abgeraten, dazu wäre das Verhalten zu spezifisch. Bei einem Hirntumor sind solche Ausraster nicht kalkulierbar, bei uns ja irgendwie schon.

Was mir die Tierklinink noch sagte (wir haben den Panzer kastrieren lassen - obwohl ich eigentlich kein Freund davon bin. Aber falls die Hormone nur ansatzweise Auslöser für sein Verhalten sein könnten und wir einen Hauch der Chance auf Verbesserung durch die Kastra haben, sollte auch diese Möglichkeit ausgeschöpft werden)... Es gibt bei Molossern wohl schon mal das das Problem, dass das Gehirn, bedingt durch die Kopfform Platzmangel hat. Laute Geräusche können dann zu Kopfschmerzen führen, die dann in Aggressivität ausarten. Aber ob da was dran ist, weiß ich nicht. Habe ich nicht weiter verfolgt. Bachblüten bekommt er übrigens auch. Falls es nicht hilft, kann es zumindest nicht schaden....
 



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