Erfahrungen sprechen Bände
Zitat Xafira: „Gerade von dir als Hundetrainer hätte ich eigentlich erwartet, dass du weißt, wie man Leckerlies wieder abbaut, wie und wann man sie einsetzt, und welchen Vorteil sie haben.Schade, wenn man einer so tollen Belohnungsmöglichkeit so negativ eingestellt ist.“
Ich bin einer Leckerliebezogenen Hundeausbildung und deren Abbau nicht abgeneigt, befürworte diese sogar!
Reibungslos funktioniert dies allerdings nur mit einer professionellen Aufzucht und dessen Weiterführung. Dies ist aber selten der Fall.
Wenn eine Hündin mit einem Jahr gelangweilt beim Fußlaufen hinterhertrottelt, ist es für mich schlichtweg mangelnde Motivation!
Der Grundgedanke wobei ich hier missverstanden wurde, versuche ich Euch hiermit zu erklären:
Prägephasen werden nicht ausgenutzt, das Welpenalter wird falsch von den Haltern interpretiert, schon stellen sich die ersten Fehlkommunikationen ein.
Die erste Hundeschule wird besucht. Nach Schema F werden die Grundkommandos abgearbeitet, auf den einzelnen Hund wird nicht geachtet.
95% aller Verhaltensauffälligkeiten lassen sich demnach auf falsche Kommunikation zurückführen.
Sonst hätte Daysilein die Frage nicht gestellt.
Die Konditionierung mit Leckerlies lässt sich bis zur Pubertät des Hundes aufbauen. Dies sollte der Grundstein einer jeden „Hundeausbildung“ sein. Wobei ich das Wort „Ausbildung“ nicht gern verwende, da unsere Hunde sich unserem Leben ungefragt anzupassen haben, wenn man sich die natürlichen Bedürfnisse näher anschaut.
Ab dem Zeitpunkt der Pubertät scheint meistens alles Erlernbare vergessen zu sein. Dies auch mit einer Leckerlie-Konditionierung. Alternativ auch Dummy oder Ähnliches. Diesen Umstand können wir nicht kontrollieren. Es gibt wohl Hunde, die die Pubertät ausklammern, aber bei meinen unzähligen Hunden, die ich kennen gelernt habe, ist es eher die Ausnahme.
Oft genug habe ich es mit der Leckerlie-Methode auch probiert, dauerhaft erfolgreich ist man nur, wenn man den Hund versteht:
Eine Mittelschnauzerhündin, ca. 2 Jahre alt, wurde im polnischen TH abgegeben. Individualdistanz extrem, hatte jedoch so viel Vertrauen, dass sie sich anleinen lies. Kein Leckerlie, kein Gut Zureden half. Sie verharrte 3 Tage lang in der Toilette. Ich nahm sie mit an einen fremden Ort, 10m lange Leine, ich setzte mich mit dem Rücken zu ihr hin und wartete. Eine halbe Minute. Sie zeigte Aufmerksamkeit, ich lobte Sie, sie kam zu mir und legte sich zu mir hin. Das Vertrauen war da- ganz ohne Leckerlie. Nach einigen Tagen konnte ich sie ohne sie festzuhalten Scheren, sie fügte sich optimal in unser Rudel ein, der Grundgehorsam kam von ganz alleine. Schließlich konnte ich sie weitervermitteln.
Als ich in einer Hundeschule mit Hundezucht tätig war und meine Erfahrungen sammelte, hatte ich zu den Stammhunden nur bedingt Kontakt, aber nahm die Hunde so wie sie waren: Zwinger, keinen engen Familienanschluss, aber trotzdem bindungsfähig. Die Besitzer waren über das Wochenende weg. Ich fuhr in den Hof und stellte fest, dass ein Rottweiler, eine Riesenschnauzerhündin und einige Pinscher entrissen waren. So fuhr ich also auf die Straße und hielt Ausschau. Nicht weit entfernt auf der freien Wiese entdeckte ich den Rottweiler. Ich stieg aus, rief seinen Namen, er sah mich und lieeeef- alle anderen gleich mit. Ich wieder ins Auto, drehte um, bis dahin kamen alle von der Wiese und liefen mir im Auto bis zum Hof hinterher.
Vor vier Wochen nahmen wir einen Bully, 6 Monate jung, bei uns auf. Eine Anzeige aus dem Internet. Er war nicht stubenrein, Leinenzwang, Beißhemmung wurde nicht unterbrochen. Der TA stellte bei den Vorbesitzern einige Verhaltensstörungen auf. Ein Halbstarker, der mit viel Liebe und Feingefühl seit zwei Wochen stubenrein ist, ohne zu ziehen an der Leine durch die Stadt läuft- und ohne Leckerlie!
Meine Große kam mit vor 6,5 Jahren mit 6 Monaten zu mir. Sie war der Grund vor 6Jahren zum Umdenken. Sie war so verstört und ängstlich, kannte nichts und niemanden, fasste erst nach drei Monaten vollstes Vertrauen und…. SPIELTE mit mir!
Es würde hier den Rahmen sprengen, wenn ich alle Hintergründe, vor allem aber alle Hunde und ihre Geschichten aufzählen würde, um deutlich zu machen, dass es nicht auf das Leckerlie ankommt, sondern auf den Halter bzw. Trainer!!
Ich würde verrrückt werden, meine Große erst recht, wenn ich auf einmal mit einem Leckerlie in der Hand rumwedeln würde!
Meine Große hat so viel Vertrauen zu mir, dass es sogar möglich ist, bei „Schnupperstunden“ diverser Hundetrainer mitzumachen ohne negative Erfahrungen, die andere Hunde dabei erfahren müssen, abzuspeichern. Sie macht einfach nicht mit, hört auf meinen Blick und vertraut mir.
Es kommt eben darauf an, wie man den Hund konditioniert: Grundgehorsam und dann ablegen, oder Bindung-Vertrauen-und dann Grundgehorsam.
Ich hoffe, ich konnte einige Bedenken ausräumen!
Lieben Gruß, Doggy.