Kläffen beim Hundesport (v.a. Agility)

@Wautzi Doch wer Agility auf einem gewissen Leistungsniveau betreiben möchte, hat meist ja nur mit diesen Rassen eine reele Chance - denkt ihr, der Fokus wird da einfach zu stark aufs Tempo gelegt? Ich fände es irgendwie schön, wenn ruhiges und konzentriertes Arbeiten zumindest mitbeurteilt würde.

Wie willst du das denn mitbeurteilen? Beller pro 10 Sekunden? Klar kannst du Tempo rausnehmen, gaanz viel auf Ruhe setzen und hast dann am Ende 30 Hunde, die fehlerfrei und meinetwegen ruhig durchgekommen sind. Die sind dann alle Platz 1? Oder wonach würdest du da gehen?

Agility ist auf Tempo, das ist einfach Teil des Sports und die große Herausforderung. In Zeitlupe bekämst du auch die meisten semi-ausgebildeten und kaum motivierten Hunde irgendwie fehlerfrei durch.

Ich hab auch schon Hunde auf Turnieren gesehen, die komplett gaga waren, Hürden komplett umgekegelt haben, von der Wippe geflogen sind etc. Und das waren Hunde, die vorneherein einfach komplett drüber wirkten. Da hab ich mir auch immer gedacht, oh je, muss das sein o_O. Auf der anderen Seite ist ein Turnier ja oft auch für Menschen aufregend und es überträgt sich auf den Hund, kann ja sonst auch ganz anders laufen... Aber Hunde, die so drüber sind (und das mach ich nicht am Bellen fest), würde ich aus Turnieren auch rausnehmen fürs Erste, denn die Verletzungsgefahr ist einfach viel zu hoch. Vom Stress mal abgesehen.

Daneben gibt es aber auch laute Hunde im Parcours, die dennoch sehr konzentriert und fein mitarbeiten und eben nicht hohl drehen. Für mich macht das einen großen Unterschied. Mein Sheltie ist im Parcours leise (maximal ein Wuffer zwischendurch, wenn ich doof geführt hab und sie meint: ey, was denn jetzt?!). Ich finde das toll so, aber denke dennoch nicht, ein Hund muss leise sein, um nicht überdreht zu sein oder zu hochgepusht. Hunde zeigen das einfach unterschiedlich, nicht nur durch Bellen!
 
Also mal als Beispiel meine Faye: die kommentiert im Alltag echt viel, labert, teilt jede Emotion mit und kompensiert auch Stress über Kläffen. Dabei ist die ein recht umweltsicherer und sehr aufgeschlossener Hund. Aber so eine menschliche "ich muss zu allem meinen Senf dazu geben und bei Stress erst Recht" Laberbacke in Hundeform. Im Agi ist sie fokussiert und leise. Und dennoch sehr, sehr triebig und schnell und wirklich hochgefahren. Würde sie kläffen, es würde mich nicht wundern, bei der Arbeit ist sie aber leise, so ganz generell. Zuschauen dagegen ist Katastrophe ohne Box :rolleyes:

Bei meiner Lucy musste die halbe Welt untergehen, damit die mal einen Laut von sich gegeben hat, bei meinen Shelties muss der Schmetterling neben ihnen bloß interessant husten... Hunde kompensieren einfach komplett unterschiedlich und ob und wann die laut sind, hat nur bedingt was mit dem Stresslevel zu tun. Oder wie bei Faye: die kann bei Kleinigkeiten im Alltag lautstark kommentieren und ist trotz wesentlich höherer Trieblage im Agi ruhig. Bei anderen Hunden ist es eben anders. Nur am Bellen kann man nicht Festmachen, wie sehr der Hund gerade drüber oder gestresst ist
 
Wie willst du das denn mitbeurteilen? Beller pro 10 Sekunden? Klar kannst du Tempo rausnehmen, gaanz viel auf Ruhe setzen und hast dann am Ende 30 Hunde, die fehlerfrei und meinetwegen ruhig durchgekommen sind. Die sind dann alle Platz 1? Oder wonach würdest du da gehen?

Agility ist auf Tempo, das ist einfach Teil des Sports und die große Herausforderung. In Zeitlupe bekämst du auch die meisten semi-ausgebildeten und kaum motivierten Hunde irgendwie fehlerfrei durch.

Ich hab auch schon Hunde auf Turnieren gesehen, die komplett gaga waren, Hürden komplett umgekegelt haben, von der Wippe geflogen sind etc. Und das waren Hunde, die vorneherein einfach komplett drüber wirkten. Da hab ich mir auch immer gedacht, oh je, muss das sein o_O. Auf der anderen Seite ist ein Turnier ja oft auch für Menschen aufregend und es überträgt sich auf den Hund, kann ja sonst auch ganz anders laufen... Aber Hunde, die so drüber sind (und das mach ich nicht am Bellen fest), würde ich aus Turnieren auch rausnehmen fürs Erste, denn die Verletzungsgefahr ist einfach viel zu hoch. Vom Stress mal abgesehen.

Daneben gibt es aber auch laute Hunde im Parcours, die dennoch sehr konzentriert und fein mitarbeiten und eben nicht hohl drehen. Für mich macht das einen großen Unterschied. Mein Sheltie ist im Parcours leise (maximal ein Wuffer zwischendurch, wenn ich doof geführt hab und sie meint: ey, was denn jetzt?!). Ich finde das toll so, aber denke dennoch nicht, ein Hund muss leise sein, um nicht überdreht zu sein oder zu hochgepusht. Hunde zeigen das einfach unterschiedlich, nicht nur durch Bellen!

Wie genau ich das in die Bewertung miteinbeziehen würde, weiß ich nicht, das ist ja nur ein Gedankenspiel. Aber zumindest für (fast) ununterbrochenes Dauerbellen könnte man ja leichten Punktabzug vergeben.
Das würde dann ja nicht automatisch gleich heißen, die lustlos im Schneckentempo daherkommenden Hunde würden gewinnen. Aber es würde evtl. diesen Fokus von "Höher, schneller, weiter" ein klein wenig wegnehmen und somit vielleicht auch dazu führen, dass in Training verstärkt dsrauf geachtet wird, dass die Hunde nicht hohl drehen?

Das Argument des konzentrierten Mitarbeitens trotz Dauerbellen wollte ich selbst noch aufwerfen; da bist du mir zuvorgekommen. Denn es ist ja nun nicht von der Hand zu weisen, dass auch dauerbellende Hunde teils sehr gute Leistungen bringen. Also sind solche Hunde dann nicht in einer "zu hohen" Erregungslage, würdest du sagen? Würdest du persönlich mit so einem Hund dann weiterhin Agility betreiben?

Und denkst du, je nach Hundetyp ist es einfach schwierig bis unmöglich, dieses Bellen im Parcours dann abzutrainieren bzw zumindest daran zu arbeiten?
 
@Wautzi

Mir fällt gerade ein, dass es bei uns im Longierkurs eine Hündin gab, die auch zum Bellen neigte, gerade bei schnellem Tempo. Ich persönlich hätte versucht, da weniger Action reinzubringen und mehr Ruhe, indem ich den Hund zB öfter mal auf ein Target schicke oder Sitz oder Platz machen lasse.

Dobby bellt auch meistens, wenn wir beim longieren eine schnelle Runde laufen. Ich muss ja noch mit joggen, wenn auch mit Abstand zum Band. Ganz in der Mitte stehen klappt noch nicht.
Wenn er anfängt zu bellen, werde ich meistens langsamer, weil mich das bellen dann stört. Die Trainerin sagt nichts bzw schlägt ja überhaupt erst vor, dass ich ne schnelle Runde laufen soll:rolleyes:, auch wenn ich schon ankündige, dass Dobby dann bellt.

Ich möchte das bellen in dieser Situation (also wenn jemand rennt) nicht fördern. Dobby neigt da zum splitten/maßregeln:rolleyes:, das ist von mir unerwünscht, er soll das ja auch nicht bei Kindern usw machen.
 
Mich würde interessieren, wie bei euch im Training auf die "Dauerbeller" reagiert wird? Wird dies hingenommen oder kommen da Tipps und Trainingsideen?
Meine Trainerin nimmt dies nicht einfach hin. Wenn man neu in die Gruppe kommt und der Hund fängt an, solches Dauerbellen zu zeigen, gibt sie direkt Tipps, wie man dagegenarbeiten kann. Wenn der betreffende Hundehalter dann bemüht ist, an dem Gebell zu arbeiten, ist auch sie sehr bemüht und lässt sich ggf. neue Ansätze einfallen, wenn es mit ihren ersten Ideen nicht klappen will. Wir haben allerdings auch eine Hundehalterin in unserer Gruppe, die es nicht wirklich einsieht, an dem Problem zu arbeiten. Die bekommt inzwischen nur noch ab und zu einen verbalen Seitenhieb von der Trainerin, wenn diese wieder einmal etwas nicht erklären kann, weil im Hintergrund ein Hund so laut bellt.:rolleyes:

Konkret schlägt meine Trainerin bei Dauergebell folgendes vor:
- Dem Hund, wenn er Pause hat, etwas zu kauen geben, damit er zwischendurch sein Erregungslevel etwas herunterfahren kann.
- Mit dem Clicker arbeiten und mit Click + Belohnung bestärken, wenn der Hund nicht bellt. (Bei unserem Extrembeller bedeutet dies, dass nach jedem einzelnen Hindernis geclickt wird, bei dem er nicht gebellt hat.)
- Sobald das Gebell losgeht, abbrechen, den Hund anleinen und erst jemand anderes laufen lassen. (Funktioniert bei unserem Extrembeller nicht, weil er dann Frust bekommt und noch lauter wird.)
- Unser Extrembeller hat die Kontaktzonen (2on2off) gelernt, indem am Ende jedes Kontaktzonengeräts ein Bodentarget lag. Es fiel auf, dass er, obwohl er sonst fast permanent bellt, immer still ist, wenn er auf dem Bodentarget steht. Deshalb wird derzeit ein Ritual für den Startpunkt etabliert, welches beinhaltet, dass er sich auch am Start auf so ein Bodentarget stellen soll. Denn häufig fängt er schon an zu kläffen, wenn er am Start warten soll, und hat dann während des Laufens keine Chance, aus dieser Erregung herauszukommen.
- Einer unserer Beller sollte wegen Turnierambitionen der Halterin ziemlich hoch springen. Die Trainerin hat nun kürzlich entschieden, dass er testweise mal etwas niedriger springen soll, und seitdem bellt er merklich weniger.
- Die Halterin des Extrembellers neigt dazu, im Parcours alle Signale zu schreien. Weil ihr Hund sie sonst nicht hören würde und weil sie denkt, dass ihr Hund vor allem auf ihre akustischen Signale und nicht auf ihre Körpersprache achtet. Sie hat jetzt von der Trainerin die Aufgabe bekommen, deutlich ruhiger zu führen und die Signale maximal in normaler Sprechlautstärke zu geben.



Im Agi ist sie fokussiert und leise. Und dennoch sehr, sehr triebig und schnell und wirklich hochgefahren. Würde sie kläffen, es würde mich nicht wundern, bei der Arbeit ist sie aber leise, so ganz generell. Zuschauen dagegen ist Katastrophe ohne Box :rolleyes:
Aber wenn ein Hund es nicht ertragen kann, anderen Hunden beim Agi zuzuschauen, ohne selbst völlig abzudrehen, ist das nicht auch ein Zeichen dafür, dass dieser Sport diesen Hund zu sehr hochdreht - auch wenn der Hund im Parcours leise ist?o_O

Du hast sicherlich recht, dass manche Hunde einfach schneller (d. h. schon bei geringerer Erregungslage) kläffen als andere. Nichtsdestotrotz ist Bellen immer ein Zeichen dafür, dass der Hund relativ erregt bzw. nicht wirklich entspannt ist. Deswegen ist Dauergekläff im Hundesport für mich immer ein Grund, den betreffenden Hund genauer im Blick zu haben und zu überlegen, wie man ihn ruhiger bekommen kann oder ob Agi der richtige Sport für ihn ist. Und ja, für einen ruhigeren, im Parcours entspannteren Hund würde ich auch schlechte Leistungen in Kauf nehmen, weil ich die Schneller-Höher-Weiter-Mentalität, die im Agility so weit verbreitet ist, mehr als fragwürdig finde. Selbst wenn ich Turnierambitionen hätte, würde ich mit einem Agi-Dauerkläffer eher auf Turniere (bzw. Turniererfolge) verzichten als diese ständige hohe Erregungslage hinzunehmen.
Außerdem: Klar, die Hunde, die auf Weltmeisterschaften antreten, bringen trotz Gekläff tolle Leistungen. In meinem Alltag habe ich aber noch keinen dauerkläffenden, aber trotzdem konzentrierten und fokussierten Hund im Agi gesehen....

Liebe Grüße
Amica
 
Auf die anderen Beiträge ntworte ich morgen nochmal genauer, nur kurz zum jetzt erwähnten Thema: ICH persönlich finde so ein Dauergebell auch schlicht und ergreifend nervig und könnte mir gar nicht eirklich vorstellen, auf Dauer einen Kurs zu besuchen, wo dies normale Hintergrundgeräuschkulisse ist.

Stört das denn die anderen Teilnehmer nicht? Bekommt man da überhaupt noch slles mit, was gesagt wird? Ein wenig rücksichtslos kommt es mir bei genauerem Nachdenken jetzt schon vor, mit einem wirklich von Anfang bis Ende lautem Hund zum Training zu gehen. Bellt der Hund einzig im Parcours, ist der Lärm ja zumindest auf diese kurze Zeitspanne beschränkt.

Ich war ja Anfang des Monats mit meinem auf Unterordnungs-Halbtag und Jassi hat, weil sie mit Rex zusammen angebunden warten musste, leider auch ziemlich viel gebellt...am Anfang fast dauerhaft, gegen Ende wurde es dann zumindest etwas besser. Mir war das trotz verständnisvoller Trainerin sehr unangenehm und ich hätte es auch verstehen können, wenn ein anderer Teilnehmer genervt reagiert hätte. Ich habe Jassi dann die folgende Woche zuhause gelassen, das Bellen war in ihrem Fall ja auch eindeutig Stresssymptom.
 
Ich bin kein Fan von Kläffer, wobei Kläffer nicht gleich Kläffer ist.
Aber dieses hochgebuschte... Aber ich busche meine Hunde ja eh nicht.

Jaano ist so ein Hund, der kann mit dem Stress nicht umgehen.
Sind Bekannte auf dem Hundeplatz, die können Agi machen und er kann
sich frei bewegen und es juckt ihn nicht.
Erst wenn die Stress kommt, klappt er über.
Hat zu folgen, er darf idr. nicht mit.

Aber idr. ist halt Agi ein Leistungssport und da soll der Hund im Trieb sein, dadurch bellen viele....
 
Ich halte übermäßiges Gekläffe im Hundesport für eine Folge zu hoher Erregung.
Ich würde meinen Hund so nicht führen wollen.
Ich glaube schon, dass dieser Stress auf Dauer ungesund für die Hunde ist.
Da mein Hund für mich kein Sportgerät ist, würde ich eine schlechtere Leistung zugunsten einer niedrigeren Erregungslage jederzeit in Kauf nehmen.

Leider sehe ich aber auch bei uns im Verein, gerade bei den schnelleren Sportarten auch viel zu viele Hunde wo das einfach hingenommen wird

Das sehe ich auch so. Und würde auch mit keinem meiner Hunde eine Beschäftigung in der Art machen, daso die so hochdrehen. Allerddings fehlt mir auch der Ehrgeiz für Wettkampfsiege und ich brauch kein schneller, höher weiter... (die Hunde brauchen das auch nicht, nur die Menschen)

@Wautzi

Ganz allgemein dürften es ja wirklich oft die - ohnehim schon eher bellfreudigen - Hütehunde sein wie BC und Sheltie, die beim Agility wild bellen. Doch wer Agility auf einem gewissen Leistungsniveau betreiben möchte, hat meist ja nur mit diesen Rassen eine reele Chance - denkt ihr, der Fokus wird da einfach zu stark aufs Tempo gelegt? Ich fände es irgendwie schön, wenn ruhiges und konzentriertes Arbeiten zumindest mitbeurteilt würde.

Und gerade bei diesen Rassen muss man sich da wohl wirklich fragen, ob Agility die richtige Sportart ist. Allerdings sagen halt auch viele Halter dann wieder, dass der Hund ja auch mal Gas geben können sollte und von immer nur ganz ruhig allein nicht glücklich werden würde, wie seht ihr das?

Ja, ich denke, das einfach zuviel gefordert wird. Und das grad mitHunden, die eh schon oft nervlich labil sind, schnell aufgeregt und der menschliche Ehrgeiz treibt diese Eigenschaften auf die Spitze.
Hüter, die wirklich noch arbeiten, sind im übrigen viel ausgeglichener und nervenstärker. Kein Viehbesitzer braucht einen Hund, der die Schafe/Kühe verrückt macht mit seinem Gekläff.

Aber idr. ist halt Agi ein Leistungssport und da soll der Hund im Trieb sein, dadurch bellen viele....

Im Schutzdienst arbeiten auch Hunde in hoher Trieblage. Trotzdem ist da Ruhe.
 



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