Normale Eingewöhnungsphase oder Trauma?

Ich frage einfach mal, wie Deine Wohnsituation ist.

Optimal wäre Haus mit ausbruchsicherem Garten.

Wenn Du zur Miete, möglicherweise noch in einem MFH in der Stadt lebst, ist die Haltung eines solchen Hundes fast unmöglich. Auch wenn Du dich noch so bemühst.

Da der Hund schon bei der Pflegefamilie nicht rausgehen will, wird er das (zumindest anfangs) bei Dir auch nicht tun. Da ist ein Garten schon hilfreich, damit der Hund wenigstens erstmal seine "Geschäftlichkeiten" draußen erledigen kann.
Und sich überhaupt langsam an das "draußen" gewöhnen.

Sofort Gassi gehen, vllt. noch in städtischer Umgebung würde so einen Hund hoffnungslos überfordern.

Und Du mußt damit rechnen, dass die Eingewöhnung Wochen oder Monate dauern kann. Und es auch möglich ist, dass so ein Hund immer irgendwelche Verhaltensdefizite haben kann, die trotz aller Bemühungen nicht auszubügeln sind.
 
Meine Galga aus Spanien war ähnlich . Die war wie versteinert . Lag auch nur im Körbchen . Allerdings war Sommer , die Türen immer offen und ihr
Korb stand außen neben der Tür . UND - wir hatten zwei völlig " normale " eigene Hunde.
Sie hat gefressen , sich im Garten gelöst . Sie lies sich auch anfassen , nur war es ihr sichtlich unangenehm - so haben wir es unterlassen.
Es war ihr schon unangenehm angesehen oder gar angesprochen zu werden.
Wir haben gar nichts gemacht . Nur immer vorsichtig Angebote gemacht und jede Aktion ihrerseits erfreut angenommen und bestätigt .
So hat sie sich ganz stressfrei selbst entfaltet . Sie hat alle Schritte selbst gemacht . Wenn ich irgendwas mit den anderen gemacht habe , habe ich sie immer gefragt , ob sie es auch will . Irgendwann kam der Kopf , als ich die Leine hingehalten habe , irgendwann stand sie beim Bürsten da ,
irgendwann kam ein Stupser von hinten , weil ich ihre Futterschüssel noch in der Hand hatte ...... und irgendwann , nach 2 ? Jahren , sie war dann
7 Jahre , packte sie sich ein Spielzeug . Es hat Jahre gedauert , bis sie völlig frei war . Das sie nie gegähnt hat , ist mir nie aufgefallen - bis sie es irgendwann mal machte .....
Am Ende war sie , mit über 12 , eine verspielte , schmusige , glückliche Chefin im Rudel .
Ich glaube , es wäre nicht so leicht gegangen ohne den äußeren Bedingungen , den Rüden ..... und unserer nicht vorhandenen Erwartungshaltung.
Wäre es der einzige Hund gewesen , mit dem man nun mal was machen will und aktiv dran arbeiten wollte - keine Ahnung , wie das gelaufen wäre .
Eins muß man noch sagen : mit etwas Hundewissen war recht schnell zu sehen , das dieser Hund eine sehr starke Persönlichkeit war ( auch am Verhalten unserer Hunde zu sehen ) und tief innen nicht gebrochen oder traumatisiert war . Sie war nur extrem vorsichtig ( nicht ängstlich ! ) und
halt wie versteinert .
 
Sie probieren zzt wohl gar nicht mehr mit ihm rauszugehen, da er sich so sträubt 😕.
Das ist aber tatsächlich eine gute Strategie. Nichts aufzwingen oder fordern, sondern ihm Zeit geben. Ruhig zu ihm ins Zimmer setzen udn einfach da sitzen, ohne ihn anzuschauen oder was von ihm zu wollen.
Wenn man so einen Hund ständig zu Kontakt drängt kann das nach hinten losgehen.
Wenn du ihn wirklich aufnehmen willst, würde ich mir von Anfang an ganz viel Wissen aneignen, wie man mit Angsthunden gut umgeht, und vor allem Zeit und Geduld mitbringen. Wenn du nach 2 Tagen anfängst, Druck aufzubauen und zu denken "der muss doch jetzt mal raus", kann das kontraproduktiv sein. Wie die anderen hier geschrieben haben - der Hund bestimmt das Tempo :) Wenn du dafür offen bist, und dich auf den Hund einlässt, kann das schon klappen
 
ich werde mir dazu mal mehr durchlesen, könnte aber bei seinem Verhalten wirklich der Fall sein...😕
Deprivationssyndrom oder Hospitalismus zeigt sich beim Hund sehr ähnlich wie beim Menschen. Kinder und Jugendliche, die unter diesem Syndrom (als Konsequenz diverser Traumata, einer schlechten/gar keiner Bindung) leiden, werden gemeinhin als "schwer erziehbar, nicht erziehbar" bewertet. Sie fallen häufig durch autistisches Verhalten, Impulskontrollstörungen, willkürliche Hyperaktivität, oder kombiniert im sogenannten Borderline-Syndrom auf. Die Palette ihrer Verhaltensweisen ist vielfältig und therapeutisch nur schwer, wenn überhaupt einigermaßen erfolgreich zu behandeln. Mit Pharmaka und Psychotherapie können vereinzelte Erfolge verbucht werden. Heilbar ist dieses Syndrom (bisher) nicht.

Aber es sind Menschen, die dasselbe Recht auf Leben haben wie unsereins.

Bei Hunden gilt für mich das Gleiche, denn wer Hunde gerne als "Begleiter" oder "Partner", gar als "Freund" bezeichnet, sollte sie auch so behandeln.

@Mrsfalckon
Ich weiss nicht wie sich der Hund entwickeln wird, aber er ist noch jung und einiges wird wieder kompensiert werden können. Nicht alles! Keiner kann dir im Voraus sagen, wie sich die Entwicklung des Hundes zeigen wird.
Alles nur Spekulationen. Ich möchte nur dass du diesen Hund nicht aus Mitleid nimmst,sondern dir bewußt machst,dass da auf dich eine gewaltige Aufgabe zukommen kann.
Seh ich auch so.
 
3 Wochen Eingewöhnung sind noch keine lange Zeit und es könnte auch noch eine Weile dauern.
Oder aber sein Verhalten ändert sich nie.
Bei den Auslandshunden, die wir vermittelt haben, waren auch zwei dabei, die nie dieses Verhalten abgelegt haben. Auch damit muss man rechnen. Kannst du damit bis ans Ende seines Hundelebens (also 15 - 20 Jahre) leben?
Wir haben beide Hunde an Grundstücksbesitzer vermittelt. Beide hatten freien Zugang zum großen Grundstück und zur Wohnung. Der eine HB hatte diese Art der Hundehaltung nicht ertragen und den Hund zurück gegeben. Der andere hat den 2. Hund dann zu sich genommen und beide frei auf seinem Grundstück leben lassen. Später wurde auch im Wirtschaftstrakt ein Raum für die Hunde eingerichtet. Die Hunde wurden also im Grunde nur gefüttert. Ansonsten hielten die Hunde immer Abstand zu ihren Besitzern. Sie waren hin und wieder in der Nähe ihrer Menschen, ließen sich aber nie anfassen. War ein Tierarztbesuch unbedingt nötig, ging dass nur mit Narkose.
Allerdings mache ich mir Gedanken, da er, laut Pflegestelle bis jetzt noch nicht einmal zum Gassi gehen überzeugt werden konnte und immer nur sehr schüchtern in einer Ecke liegt. Er ist augenscheinlich gesund, beißt nicht, sondern erscheint eher abwesend und sehr traurig. Allerdings habe ich noch nie gehört, dass ein Hund wirklich gar nicht raus gehen möchte oder wenigstens langsam neugieriger wird...er kotet und uriniert zzt auch nur in das Zimmer in dem er in der Ecke liegt.
Kannst du 15-20 Jahre damit leben?
Ich würde gerne die Zeit und Geduld aufbringen und ihm eine Change geben. Habe aber auch bedenken.

Ich freue mich über jede Einschätzung Eurerseits. Danke vorab ❤️
Wenn Bedenken aufkommen, würde ich die Finger davon lassen. Dann ist es im Unterbewusstsein aller Wahrscheinlichkeit nach doch Mitleid und man gibt früher oder später doch auf.
 
Wenn Bedenken aufkommen, würde ich die Finger davon lassen. Dann ist es im Unterbewusstsein aller Wahrscheinlichkeit nach doch Mitleid und man gibt früher oder später doch auf.
Oder man bezieht es auf sich und könnte es unter Umständen schwer ertragen.
Wenn man für sich damit umgehen kann, dass es passieren kann, dass niemals eine enge Verbindung bestehen könnte, dann okay. Aber ich stelle mir das ganz schwer vor vom Menschen aus gesehen.
 
Im Grunde gehe ich mit den Beiträgen konform.
Ob es sich um einen Angthund handelt oder nicht, kann man auf die Entfernung natürlich nicht sagen.
Auch wenn man diese Möglichkeit im Hinterkopf halten muss, keine Frage!!!
Wenn der Hund aber Leckerli aus der Hand frisst, dann möchte er Kontakt zum Menschen.
Ich gehe mal positiv gestimmt davon aus, dass der Hund statt war.
Hunger hat ihn also nicht zu dieser Handlung gezwungen.
Will der Hund keinen Kontakt zum Mensch haben, nimmt er auch von wildfremden Menschen auch keine Leckerli aus der Hand, geschweige denn frisst er in seiner Gegenwart.
Schüchternheit heißt nicht gleich Angst haben.
Aber ich stelle mir das ganz schwer vor vom Menschen aus gesehen.
Da gebe ich Dir Recht. Es ist bestimmt nur schwer zu ertragen, aber dann muss sich der Mensch eben etwas zurücknehmen und seine Interessen hinter denen des Hundes anstellen. Was dann bedeuten könnte, den Hund gewären zu lassen und abzuwarten ob/was er mir anbietet.
 
Off topic: Wäre es nicht leichter, der Hund hätte noch einen „normalen“ Hund , an dem er sich orientiert . Ich kenne mich da nicht so gut aus, aber das sagt mir so mein Bauchgefühl 😘
 



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