Junghund - Rückruf Pubertät und Training? Eure Einschätzungen

Hallo,

ich hätte mal eine Frage an die erfahrenen Hundebesitzer, vielleicht brauch ich auch nur etwas Zuspruch, das wird sich dann herausstellen :)

Unser Hund ist gerade ziemlich genau 1 Jahr alt.
Es handelt sich um einen Mischling aus dem Tierschutz, unkastriert.
Er ist mit knapp 4 Monaten zu uns gekommen.
Ein super Hund. Er versteht sich mit allen Hunden und
ist zu Menschen und Kindern sehr freundlich. Bis jetzt hat er eigentlich kaum Jagdtrieb, wenn überhaupt deutet es sich eher spielerisch an.

Es handelt sich um einen sehr selbstbewussten, selbstständigen und nicht ängstlichen Hund.

Im Moment ist er in seiner Pubertätsphase.

Das ist auch der Punkt den ich ansprechen möchte.
Eigentlich läuft er überwiegend frei auf Spaziergängen. Das macht er zu
75% auch sehr gut. Ich kann ihn meistens auch in schwierigen Situation abrufen, allerdings nicht immer.
Er hört meistens wenn ich ihn rufe.
Manchmal allerdings nicht beim ersten Mal.
In letzter Zeit (3 Monate) ist es aber einige Mal vorgekommen, dass ihn irgendetwas interessiert hat und er auf bekanntem weitläufigem Territorium wo wir häufig spazieren gehen, einfach mal die Fliege macht und dann erst nach kurzer Zeit wieder kommt oder ich ihn suchen muss.

Ich habe von Anfang an mit ihm Schleppleinen Training gemacht. Das hat sich eigentlich positiv ausgewirkt. Zwischendurch wenn sein Hören mal kurzzeitig nicht meinen Vorstellungen entsprach, also nachließ, habe ich dann für kurze Zeit wieder mit dem Schleppleinentraining angefangen, aber auch nicht dauerhaft. Was dann wieder zur Besserung geführt hat.

Ich denke, dass ich vielleicht in letzter Zeit zu nachlässig mit ihm war, was die Strenge und das Üben anbelangt. Allerdings ordnet er sich zu 100% gut unter und befolgt auch alle Verbote. Die winzigste Baustelle sozusagen ist der Rückruf.

Ich habe mir auch schon einige Bücher zu dem Thema besorgt und gelesen.

Was mich interessiert und ich gerne von erfahreneren Hundebesitzern hier im Forum wissen möchte die Relationen.

- Zum einen zur Pubertät:
Wie lange dauern die Phasen eurer Erfahrung nach und wann finden Sie statt?
Wie kann man unterscheiden ob ein Verhalten der Pubertät zuzuschreiben ist oder der Freiheitsliebe bzw. dem Charakter des Hundes? Dementsprechend kann man jeden noch so freiheitsliebenden Hund durch optimales Training dazu bewegen absolut zuverlässig zu hören?

- Zum anderen in wie weit hat das gelegentliche Problem mit dem Rückruf mit fehlender Strenge zu tun, wie ich bereits schrieb läuft es überwiegend so gut, dass ich keinen Grund habe streng zu sein. Er hat dann manchmal auch das Verhalten, dass ich ihn rufe und er mich anschaut und nicht kommt. Dabei weiss ich nicht ob es einfach ein Austesten von Grenzen ist oder ob er einfach merkt, dass ich sauer bin und deswegen dann nicht kommt.

- Kann man einen schlechten Gehorsam (also Nichtkommen auf Ruf) eigentlich überhaupt irgendwie bestrafen? Ich habe gelesen und gelernt, dass man den Hund loben soll auch wenn er zurückkommt nachdem er nicht gehört hat. Maßnahmen wie Anleinen und Freilaufentzug und schnurstracks nach Hause bringen die was?

Jede Menge Fragen und ich würde mich über jede Menge ausführliche Antworten freuen.

Vielen Dank schon mal im voraus
 
Streich bitte gleich mal den Gedanken von Bestrafung bei Ungehorsam aus deinem Kopf - ausser du meinst damit eine zusammengerollte Zeitung die du aber bitte dir dann auf den Kopf haust!

Und Strenge ist mit Konsequenz nicht zu verwechseln oder gleichzustellen!

Wenn du sauer bist, kann das durchaus der Grund sein, warum dein Hund dann nicht kommt - er spürt das!
Es sollte immer toll sein zu dir zu kommen!

Wie lange die Phase dauert ist unterschiedlich - ich würde auf jeden Fall wieder die Schleppleine ran machen und das für längere Zeit, auch wenn es schon wieder gut klappt.
Umso öfter er nämlich entwischen kann, um so mehr lernt er, dass er ja nicht muss und du ohne Leine keine Chance hast!

So nämlich bei unserem geschehen, den haben wir mit 1,5 Jahren aus dem TH und die Vorbesi hat ihm prima beigebracht, dass Mensch ohne Leine mal sowas von garnichts kann!
Es ist ein noch längerer steinigerer Weg, das wieder aus einem Hund raus zu bekommen und ganz vergessen wird er nie!
 
Hi Beni,

vielen Dank erstmal für deine Antwort.

Mit Bestrafung meine ich sowas wie böse angucken, sich räuspern oder Nichtbeachtung. Hab u.a. das auch das Buch Leitwolf Training gelesen. Da wird ja z.B. geraten wenn der Hund nicht kommt mit strengem Blick auf ihn zu zugehen damit er merkt, dass man mit seinem Verhalten nicht einverstanden ist.

Ich versteh unsere Beziehung eigentlich immer recht gleichberechtigt, ich weiss aber nicht ob das ein Fehler ist.
Was ich bei Ihm aber auch merke, dass er manchmal einfach besser hört, wenn ich ihn strenger anspreche.
Vielleicht ist der Gleichberechtigungsgedanke auch übertrieben und schiesse ich da auch übers Ziel hinaus. Für mich ist es das beste dem Hund was gutes zu tun, wenn er freilaufen kann. Macht mir richtig Spaß ihn zu sehen und zu merken, dass ihm das gut tut. Er ist für mich eigentlich eher ein Kumpel ein untergeordnetes Wesen.
Wenn ich dann streng sein muss, dann mach ich das nur zu seinem Besten, weil ich natürlich nicht möchte, dass er durch das Nichthören in eine Situation kommt, die ihm schadet, natürlich weil ein Hund nicht so selbstständig Situationen einschätzen kann wie ein Mensch. Man sieht einfach zu viele Hunde die ständig nur an der Leine laufen müssen. Hab mal von jemandem das Zitat gehört: Er hat sich einen Hund angeschafft um ihm eine gewisse Freiheit zu ermöglichen.

Bei uns ist es eben so, dass er schon akzeptiert, dass er mir untergeordnet ist und auf mich hört und sich was sagen lässt und sich natürlich auch auf mich verlassen kann. Aber in den Momenten hat man dann das Gefühl er macht einem ne lange Nase :) (berechnend) oder er ist vom Kopf so abwesende, dass er das nicht auf die Kette kriegt?

Das Problem ist mit der Schleppleine dann auch immer, dass sich die Situation meistens sehr schnell bessert und ich meistens nicht lange Lust habe sie zu benutzen, weil er damit dann natürlich auch nicht so gut mit anderen Hunde spielen kann usw.

Die andere Möglichkeit, die ich noch angedacht habe wäre das Abbruchtraining mit der Reizangel. Aus dem Grund weil es ja überwiegend so ist, dass er losspurtet, wenn ihm irgendwas in die Nase oder ins Sichtfeld kommt. Wenn ein Abbruchkommando funktionieren würde würde sich das Problem auch erübrigen.

Würde gerne noch weitere Meinungen hören, zu dem was ich hier so schreibe.

Unter Umständen bin ich ja doch etwas zu locker mit ihm?
 
Hi,

solange dein Hund nicht sofort auf zuruf kommt, gehört er an die (Schlepp-) Leine. In einigen Bundesländern wie Niedersachsen und NRW ist derzeit allgemein wegen Brut- und Setzzeit Leinenpflicht. In NRW geht diese von 1.4. bis 15.5. Ich nutze die Zeit jedes Jahr für intensives Training an der Leine.

In der Pubertät testen Hunde ihre Grenzen aus. Da ist es normal, dass dieser nicht hört, weil er dies gerade in Frage stellt.

Reizangeltraining in Form von Impulstraining mache ich auch mit meinen Hund. Zusammen mit Apportiertraining/Futterbeuteltraining (meine ist ein Retriever-Pinscher-Mix) habe ich sie zu einen abrufbaren Hund erzogen. Ein einfaches "Nein" reicht, wenn wir Wild sehen. Dennoch leine ich sie dann an. Den Stress will ich keinen Tier antun, wenn dieser dann vielleicht doch gehetzt wird.

Liebe Grüße
Isabell
 
Hab u.a. das auch das Buch Leitwolf Training gelesen. Da wird ja z.B. geraten wenn der Hund nicht kommt mit strengem Blick auf ihn zu zugehen damit er merkt, dass man mit seinem Verhalten nicht einverstanden ist.

Hallo,

das ist widersprüchlich. So zeige ich dem Hund genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich will. Ich zeige ihm körpersprachlich, daß es JETZT besser ist, Distanz zu bewahren und zurückzuweichen. Aber was will ich eigentlich? Richtig...! Daß er freudig zu mir kommt.

Liebe Grüße

BETTY und Ronja
 
Hallo,

der Thread den ihr mir empfohlen habt ermutigt mich :) Sehr informativ.
Schätze man muss einfach noch differenzierter und konsequenter vorgehen und der Pubertät ihren Tribut zollen.

Der Punkt mit der Belohnung interessiert mich auch. Am Anfang habe ich Leckerchen recht dosiert und sparsam eingesetzt. Leider ließ er sich über die "normalen" trockenen Leckerchen und zu seltene Belobung nicht allzu gut motivieren. Später haben wir dann auf besser Belohnung und regelmäßigere Belohnungen umgestellt, die ihn eigentlich ziemlich gut motivieren. Allerdings hatte oder habe ich da auch immer noch die Befürchtung, dass das zu einem Leckerchenhochrüsten führen kann. Ich habe ja auch schon Meinungen gelesen und gehört, dass auch einfache Leckerchen den Hund motivieren müssen, wie seht ihr das?

Ich denke ein Fehler von mir ist auch, dass man ab und an doch zu abgelenkt ist wenn man sich mit anderen Hundehaltern unterhält und der Hund das natürlich schon spitz bekommen hat. Anderseits finden die meisten Trainingseinheiten dann auch draußen statt wo man die Ablenkung relativ schlecht kontrollieren und steigern kann. Was mich beruhigt ist, dass er sich nicht wirklich für Kleintiere oder so etwas interessiert bzw. Jagdtrieb hat und gegenüber anderen Hunden total verträglich ist. Er hört meistens dann nicht, wenn er andere Hunde begrüßen möchte oder den Duft einer Hündin riecht.

Wir werden jedenfalls dann wohl wieder die Schleppleine auspacken müssen. Wahrscheinlich ist die Gefahr auch zu groß, dass man in diesem Alter zu früh denkt, jetzt klappte gut und dann nachlässig wird. Allerdings ist dann wieder recht schwierig den Punkt zu finden wo man sie guten Gewissens wieder weglassen kann.

Kann mir jemand sagen wieviel Pubertätsphasen es gibt und wann diese ungefähr stattfinden? Mindestens 2 oder?
 
Hallo,

bei Kindern spricht man von 3 schwierigen Phasen:

Die erste von 0-6 Jahren.
Die zweite von 6-12 Jahren.
Und die dritte von 12-18 Jahren.

Kann man auch gut auf Hunde übertragen. Hundehaltung bedeutet ständige Arbeit. Sicher pubertieren Hunde mehr oder weniger. Wann das auftritt und wie lange es dauert, kann Dir niemand sagen. Und auch der Hund macht mehrere, unterschiedliche Entwicklungsphasen durch.

Zur Belohnung: Ein Hund "MUß" nicht mit etwas Bestimmten motivierbar sein, weil das so in irgendeinem Buch steht. Man muß für DIESEN Hund eben DEN Motivator finden. Das ist nicht immer Futter. Das kann auch ein Spiel, ein Streicheln oder sonst was sein. Und wenn für Deinen das schnöde Trockenfutter das Schnüffeln irgendwo nicht toppt, dann ist das eben so. Dann nimm getrocknetes Hühnchen mit, das Du klein schneidest. Oder etwas anderes höherwertiges...Käsewürfel oder Fleischwurst.

Liebe Grüße

BETTY und Ronja
 
Später haben wir dann auf besser Belohnung und regelmäßigere Belohnungen umgestellt, die ihn eigentlich ziemlich gut motivieren. Allerdings hatte oder habe ich da auch immer noch die Befürchtung, dass das zu einem Leckerchenhochrüsten führen kann. Ich habe ja auch schon Meinungen gelesen und gehört, dass auch einfache Leckerchen den Hund motivieren müssen, wie seht ihr das?

"Müssen" muss ein Hund gar nichts, das bezieht sich nun auf den letzten Satz.
Wieso sollte ein Hund sich durch einfache Leckerlies motiviert fühlen "müssen"?
Es ist zwar nicht so, dass man ständig die Angebote noch verbessern muss, aber es geht erst mal darum, eine Motivation zu haben, die den Hund veranlasst, alles stehen und liegen zu lassen und freudig zu dir zu rennen.
Wenn trockene, öde Leckerchen den Hund nicht von der Stelle bewegen können, steige ich um auf Besseres.
Hauptsache, der Hund kommt, gerade in der Lernphase bzw. in der Phase, in welcher der Hund eigenständig wird und andere Interessen verfolgt.
Du hast selbst schon die Erfahrung gemacht, dass hochwertigere Belohnungen besser ziehen.

Kann mir jemand sagen wieviel Pubertätsphasen es gibt und wann diese ungefähr stattfinden? Mindestens 2 oder?

Alsooo, es gibt nur eine Pubertät!
Aber sie dauert 15 Jahre... :happy33:
Nein, natürlich nicht, aber ich will damit sagen, dass es kaum einen Hund gibt, der sich nach der Pubertät zu 100% abrufen lässt.
100% = aus jeder Situation
Es kann immer mal vorkommen, dass es Situationen gibt, in denen dein Hund etwas Interessanteres verfolgt als auf deinen Rückruf zu hören.
Das macht er dann nicht, weil er dich ärgern will.
Also, gehe bitte nicht davon aus, dass nach Ende der Pubertät dein Hund zu 100% gehorcht.
Es sind eben Hunde und keine Roboter.


Liebe Grüße
Leo
 
"Müssen" muss ein Hund gar nichts, das bezieht sich nun auf den letzten Satz.
Wieso sollte ein Hund sich durch einfache Leckerlies motiviert fühlen "müssen"?
Es ist zwar nicht so, dass man ständig die Angebote noch verbessern muss, aber es geht erst mal darum, eine Motivation zu haben, die den Hund veranlasst, alles stehen und liegen zu lassen und freudig zu dir zu rennen.
Wenn trockene, öde Leckerchen den Hund nicht von der Stelle bewegen können, steige ich um auf Besseres.
Hauptsache, der Hund kommt, gerade in der Lernphase bzw. in der Phase, in welcher der Hund eigenständig wird und andere Interessen verfolgt.
Du hast selbst schon die Erfahrung gemacht, dass hochwertigere Belohnungen besser ziehen.



Alsooo, es gibt nur eine Pubertät!
Aber sie dauert 15 Jahre... :happy33:
Nein, natürlich nicht, aber ich will damit sagen, dass es kaum einen Hund gibt, der sich nach der Pubertät zu 100% abrufen lässt.
100% = aus jeder Situation
Es kann immer mal vorkommen, dass es Situationen gibt, in denen dein Hund etwas Interessanteres verfolgt als auf deinen Rückruf zu hören.
Das macht er dann nicht, weil er dich ärgern will.
Also, gehe bitte nicht davon aus, dass nach Ende der Pubertät dein Hund zu 100% gehorcht.
Es sind eben Hunde und keine Roboter.


Liebe Grüße
Leo


Das mit dem "Müssen" ist mir mittlerweile auch klar. Allerdings als unbedarfter Anfänger hört und liest man doch immer wieder viele verschiedene Ratschläge und Meinungen. Sich da selber erstmal ein Bild zu machen und die passenden Tips rauszusuchen und den eigenen Hund ein bißchen einschätzen lernen dauert natürlich schon ein bißchen. Mittlerweile ist mir das klar. Ich halte es nun so, dass ich mir verschiedene Bücher durchlese und Tips anhöre und dann versuche abzuwägen was passt und was nicht. Insgesamt bin ich da schon ganz gut mit gefahren bis jetzt.

Zum aktuellen "Problemchen". Schleppleine habe ich mir jetzt auch noch mal eine neue besorgt, eine kürzere, die 8 bis 10 Meter waren auf den Spaziergängen immer etwas viel.
Zudem habe ich mir jetzt eine Reizangel bestellt. Mal schaun was das Training so bringt. Lesen tue ich eh weiterhin, weil mir das Thema sehr viel Spaß macht.

Was mir nur super wichtig ist, ist der Austausch hier. Eure Meinungen und Ratschläge bringen mich dann auch schon echt weiter und sind natürlich genauer als das ein Buch sein kann. Man spricht ja auch mit vielen Hundebesitzern unterwegs und tauscht sich aus was natürlich auch was bringt. Aber oftmals bringen einen die Tips da auch nicht immer weiter. Deswegen zapf ich euch auch noch als Quelle an.

Eine Frage hätte ich da auch noch. Aber ich denke dafür werde ich nochmal ein neues Thema erstellen.
 



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