Ich brauche dringend Rat

Man weiß doch gar nicht was der Hund an erfahrungen gemacht hat in der vergangenheit mit uns Menschen.
Evt fasst er irgendann soviel vertrauen das er zu dir kommt ins Haus, aber das braucht halt seine Zeit.

gerettet hin oder her, soweit denkt ein Hund nicht. Wenn er sich soweit wohlfühlt außen, dann ist es halt so.
Der Vierbeiner wird zu gegebener Zeit zu dir kommen in die warme Bude.
 
Ich habe andere Erfahrungen gemacht und ich rede durchaus von "richtigen" Straßenhunden, die Monate, Jahre oder ggf. auch ihr ganzes Leben auf der Straße gelebt haben.
Ja, es gibt natürlich auch den Fall, dass es nicht geht - habe ich ebenfalls kennengelernt, aber deine Aussage ist so nicht richtig.

Was ist daran falsch?

Verhaltensbiologisch findet in den 1. Lebenswochen Prägung und Sozialisierung statt. Und was ein Jungtier in dieser Zeit nicht kennengelernt hat, da läßt sich nichts mehr richtig nachholen. Da sind Zeitfenster, die sind dann einfach zu.

Der Hund kann auch später noch lernen, vieles zu akzeptieren. Aber dieses Grundverstehen und -vertrauen (ich komm jetzt grad auf keinen anderen Begriff) und generalisieren, das findet später nicht mehr statt.
Der Hund wird dann jede Situation, jeden Menschen neu bewerten und je nach Charakter reagieren.

Das gleiche kann man auch bei Katzen beobachten. "Wild" geborene können auch später noch zahm werden. Aber sie werden nie so, wie eine Katze, die von Anfang an auch auf Menschen und Haus/Wohnung geprägt wurde.
 
Evt fasst er irgendann soviel vertrauen das er zu dir kommt ins Haus, aber das braucht halt seine Zeit.

Aber auch ob er jetzt kein Vertrauen hat, weiß man doch nicht.
Vielleicht hat das gar nichts mit Vertrauen zu tun sondern damit, dass er den freien Himmel einfach vorzieht.
 
Ich denk auch nicht, dass da ein Vertrauensproblem herrscht.....er lässt sich ja anscheinend auch vors Fahrrad spannen und zieht, da gehört auch ne Menge Vertrauen dazu.

Ich würde die Tatsache, dass er draußen bevorzugt, echt nicht zu überbewerten.
 
Wir reden von unterschiedlichen Dingen.

Solche Hunde, die das Leben beim Menschen kennen gelernt haben, fügen sich meist gut ein und nehmen Annehmlichkeiten gern an.

Ein Hund, der wirklich auf der Straße geboren wurde, dort aufgewachsen ist, hat keine echte Prägung auf den Menschen als Sozialpartner.
Was sich auch nicht nachholen läßt.
Solche Hunde können auch später durchaus Beziehungen zu einzelnen Menschen entwickeln. Aber sie brauchen es nicht.
Sie nehmen Futter an, lassen sich auch anfassen, sind auch anderen Bequemlichkeiten oder Aktivitäten nicht abgeneigt.

Aber - sie bleiben autonom. Sie gehen keine enge soziale Bindung ein, sondern eine Zweckgemeinschaft.

Meine Antwort war insbesondere auf diese Aussage hier bezogen RosaLI und du gibst das hier als Fakt an, den ich so aber nicht bestätigen kann, da ich andere Erfahrungen gemacht habe. Könnte aber natürlich auch sein, dass wir das ggf. anders empfinden und richtige Bindung und Zweckgemeinschaft unterschiedlich definieren.
Daher habe ich ja auch geschrieben, dass deine Aussage so nicht richtig ist.
Von falsch oder kompletter Unsinn hab ich nichts geschrieben :D

Und ich stimme mit dir durchaus überein, dass die Prägephase sehr wichtig ist und so manches nicht mehr nachgeholt werden kann.

Nun könnte man noch "Haare spalten" was denn nun ein wirklicher Straßenhund ist, ob der nun auch direkt auf der Straße geboren sein muss, oder zumindest mehrere Monate/Jahre dort gelebt haben muss etc. aber ich denke das sprengt den Rahmen.
Komplett ohne Menschenkontakt sind die meist ja auch nie, die leben dann ja auch schon gern in der Nähe von Menschen und Tourigebieten.
 
Bubuka;819662]

Ich würde auch mal darüber nachdenken, ob man ihn wieder in Bulgarien an seinem angestammten Platz freilässt.

Der Meinung kann ich mich nicht anschließen. Warum ihn erst "aufpeppeln und umsorgen" und ihn dann wieder dem sicheren Tot durch verhungern und Krankheiten aussetzen? Nein, würde ich nicht machen. Er wird jetzt immer satt, hat seinen sicheren Platz im Garten, kann Kontakte zum Menschen knüpfen, wenn er möchte. Sein Leben ist gesichert. Was ihm jetzt warscheinlich zum Glück fehlt, wäre ein Hundepartner. Dass würde ich austesten. Lebt der 2. Hund freiwillig im Haus, wird der andere neugierig werden und sicher später auch das Haus erkunden wollen. Wenn nicht, ist es doch auch nicht schlimm. Dann bleibt er eben draußen. Ich würde 2 Hundehütten (oder auch 3, eine für 2 Hunde) in den Garten stellen und abwarten. Oft reicht auch schon eine offene Schuppentür als Unterschlupf. Stroh oder Heu im Schuppen wäre schön. Ins Haus zwingen würde ich ihn nicht.


Wenn er nicht im Haus leben mag, bleiben eigentlich nur Artgenossen, die eine Verbesserung bringen.

Da bin ich wieder der gleichen Meinung. Ich würde es einfach austesten. Er hat nun mal andere Bedürfnisse als erwartet. Damit muss man dann eben leben. Nicht jeder Hund ist ein Schmusehund. Wer damit nicht leben kann, der darf sich eben keinen "Auslandshund" anschaffen. Hier geht es doch darum, dem Hund seine Bedürfnisse halbwegs zu erfüllen und nicht darum Kuschelpartner für den Menschen zu werden.
 
Der Meinung kann ich mich nicht anschließen. Warum ihn erst "aufpeppeln und umsorgen" und ihn dann wieder dem sicheren Tot durch verhungern und Krankheiten aussetzen?

Es ist ja nicht so, dass Straßenhunde nicht überleben können. Sie überleben meistens sogar sehr lange auf der Straße.
Wildtiere haben auch ein höheres Lebensrisiko durch natürliche Feinde oder Jäger.
Trotzdem würden sie ein Leben in Freiheit vorziehen.
 
Da Maria den Hund mit etwa 2 Jahren in einem schlechten Zustand auf der Straße fand, würde ich mal nicht davon ausgehen, dass er mit dem Straßenleben so gut klarkam.
Bei den wenigen Infos ist ja nicht mal sicher, ob er wirklich ein waschechter Straßenhund ist/war.

Dass er lieber draußen lebt, kann z.B. auch einfach nur genau das bedeuten. Er mag das Haus nicht.
Wenn er mit Maria Fahrrad fährt, sie sogar zieht und sie draußen gut mit ihm klarkommt, dann bedeutet das für mich, dass der Hund durchaus schon so etwas wie Bindung zu ihr hat.

Nicht die Art von Bindung, die ein Welpe eingeht, das ist klar. Denn dieser Hund ist entweder auf der Straße geboren oder wurde von Menschen dort ausgesetzt. Im ersten Fall hat er als Welpe und Junghund keine Beziehung zum Menschen aufbauen können und lernte stattdessen, sich auf sich selbst zu verlassen. Im zweiten Fall hat er vielleicht eine schwache/starke Bindung zu einem Menschen gehabt und wurde von diesem verraten.
Auch das hinterläßt Spuren und er wird es sich gut überlegen, ob er sich darauf noch mal einläßt.
Und dieses "Überlegen" kann dauern. Wenn er bereits 2 Jahre alt war, dann ist es ganz normal, dass er ein bis zwei Jahre braucht, um sich erneut zu binden.

Davon abgesehen ist auch der Umzug von Bulgarien nach Deutschland (wieder) ein großer Einschnitt gewesen. Das ist gerade mal 10 Monate her.
Ich finde, dass sich bei diesem Hund durchaus noch einiges in Richtung Bindung bewegen kann und würde ihm einfach Zeit lassen.

Und ganz ehrlich, ich finde die schlechteste Idee von allen ist, diesen Hund wieder da auszusetzen, wo er herkam.
Es ging ihm dort ganz offensichtlich nicht gut und so, wie die TE ihn schildert, bei dem, was er alles mitmacht, habe ich nicht den Eindruck, dass er tatsächlich ein souveräner freiheitsliebender Straßenhund ist.

Wenn ich nach Bubukas Kriterien vorgegangen wäre, dann hätte ich Kira spätestens nach einem Jahr weiter vermitteln müssen. Denn da war die Bindung noch nicht besonders ausgeprägt. Heute würde ich die Bindung als zufriedenstellend beschreiben und denke, das ist bei ihrer "Aufzucht" das bestmögliche Ergebnis. Dafür hat es aber gut 2 Jahre Geduld gebraucht.

Ich gebe gern zu, dass ein erfahrener Hundemensch das vielleicht innerhalb von einem Jahr geschafft hätte, aber sicher nicht schneller.
Und ihre Art der Bindung ist nicht und wird nie mit der Bindung eines Hundes zu vergleichen sein, der von Anfang an einen Bezug zu Menschen hatte.

Auch diese Hunde gibt und auch die Hunde können trotzdem glücklich im Zusammenleben mit Menschen sein, wenn auch nicht auf dieselbe Art wie ein von Anfang an korrekt aufgezogener Welpe.

Schade, dass Maria sich offensichtlich schnell wieder zurückgezogen hat und glaubt, die ersten Kommentare spiegeln die allgemeine Meinung wider.
Sie hätte hier, unter anderem von RosAli, viel lernen können.
 
Wenn ich nach Bubukas Kriterien vorgegangen wäre, dann hätte ich Kira spätestens nach einem Jahr weiter vermitteln müssen. Denn da war die Bindung noch nicht besonders ausgeprägt. Heute würde ich die Bindung als zufriedenstellend beschreiben und denke, das ist bei ihrer "Aufzucht" das bestmögliche Ergebnis. Dafür hat es aber gut 2 Jahre Geduld gebraucht.

Ich gebe gern zu, dass ein erfahrener Hundemensch das vielleicht innerhalb von einem Jahr geschafft hätte, aber sicher nicht schneller.

Ich weiß, jetzt wird mir wieder Überheblichkeit und Märchenerzählerei vorgeworfen.
Ich habe alle möglichen Varianten von Angsthunden aufgenommen.

Hunde, die auf den Menschen geprägt wurden, aber nichts kennengelernt haben bis hin zu Hunden, die noch nicht einmal auf den Menschen geprägt waren und offensichtlich irgendwo im Keller oder an der Kette aufgewachsen sind - also auch nicht auf der Straße gelebt haben.
Dazu kommen die Hunde, die misshandelt wurden und schwer Vertrauen aufbauen können.

Ich betone nicht umsonst immer wieder, dass diese Hunde in erfahrene Hände gehören.
Ich finde es egoistisch, wenn Hundeanfänger nicht wissen, wie sie die Probleme angehen sollen und dann schreiben "ich gebe so schnell nicht auf". Das ist ein Herumprobieren auf Kosten des Hundes.

Gerade unsichere und ängstliche Hunde brauchen einen souveränen Menschen mit Hundeverstand, der ihre Handlungen nicht falsch interpretiert, der ihnen Sicherheit bietet.
Die viel zitierte "Zeit und Geduld" sind oft ein Martyrium für den Hund, wenn sie nicht mit Hundeverstand und Souveränität gepaart sind.

Ich hatte hier mal eine Hündin, die weder auf den Menschen noch auf die Umwelt geprägt war.
Sie ist wie ein wildes Tier die Wände hochgegangen, wenn man ihren Raum betreten hat. Und das ist wörtlich zu nehmen. Sie hat versucht, die Fensterrahmen aus der Wand zu holen um einen Ausweg zu finden.

Diese Hündin habe ich einem Verein übergeben, der sich auf schwierige Hunde spezialisiert hat, weil mir einfach die Räumlichkeiten fehlten, wie ein sicherer Innenraum mit einem angrenzenden Zwinger, wo man die Hündin erstmal in Ruhe lassen kann.

Es hat dort circa 3 Monate gedauert, dann hatte die Hündin zu ihrer Pflegerin eine feste Bindung, ist mit ihr nach Hause gegangen zum Feierabend und hat mit im Bett geschlafen. Die Pflegerin hat sie dann adoptiert und nach einem Jahr hat die Hündin schon ein fast normales Leben ohne Ängste geführt.

Es dauert bei unsicheren oder ängstlichen Hunden evtl. etwas länger bis sie eine Bindung eingehen.
Aber wenn die sich nach 2 -3 Wochen nicht entwickelt, dann ist der Hund am falschen Platz.
 
Wenn du das auf mich beziehst, dann hast du es falsch verstanden.

Kira war kein Angsthund. Sie kannte keine Treppen oder Türöffnungen, wohl allgemein das Leben im Haus nicht.
Sie hatte Angst vor Männern und vor dem Straßenverkehr, war also offensichtlich kein Straßenhund, obwohl dort aufgegriffen.

Die Angst vor Treppen, Türöffnungen, Männern und Straßenverkehr haben sogar wir ungeübte Hundeanfänger innerhalb von 2 bis 3 Wochen in den Griff bekommen. Das war die leichteste Übung.

Geblieben ist ihre Angst bei Gewitter und an Sylvester, aber das hat sie mit vielen Hunden gemeinsam und das habe ich einfach so akzeptiert.
Mit etwas Organisation lässt es sich damit gut umgehen.

Auch der Hund von Maria ist definitiv kein Angsthund, jedenfalls nicht von ihrer Beschreibung her.

Kira ist von Anfang an gern an der Leine mit uns gegangen, sie brauchte nie ein Sicherheitsgeschirr, sobald wir abseits vom Straßenverkehr waren, war sie ein selbstsicherer, ziemlich souveräner Hund. Selbst wir Anfänger konnten deutlich sehen, dass das ihr Element war.
Dass sie offensichtlich viel auf Feldern und im Wald unterwegs war, vermutlich von Beginn an recht eigenständig, was in Kroatien der Normalfall ist.

Und genau daraus ergaben sich die Schwierigkeiten. Sie war gewohnt, draußen (in Wald und Feld) allein ihrer Wege zu gehen, sie brauchte dafür keinen Menschen, fand auch von ihr unbekannten Wegen zielsicher zurück in vertrautes Terrain. Und verlor sie "den Menschen" aus ihrem Blickfeld, war das halt so. Sie war sich sicher (und der Erfolg gab ihr jedes Mal recht), dass sie uns sowieso schnell wieder findet, wenn wir weg waren.

Und sie ist jedes Mal zu uns zurück gekommen. Mal nach 15 Minuten, mal nach einer Stunde. Fröhlich, guter Dinge und absolut erstaunt, dass das jetzt wieder nicht so toll war.

Das ist eine ganz andere Sorte Hund, als die, die von Welpe an mit Bezug zum Menschen aufwachsen.
In Kroatien zählen Hunde wie Kira zu den Nutztieren. Sie bekommen Futter, sie wachsen zusammen mit anderen Hunden auf einem Hof auf, haben stets freien Auslauf auf dem Hof, auf den Weideflächen oder auch im Wald bei der Jagd.

Der Mensch tut ihnen nicht großartig etwas an (Kira wurde bestimmt nicht mißhandelt), aber er beachtet sie auch nicht sonderlich.
Die Welpen wachsen frei unter anderen Hofhunden auf und lernen von denen.
Es werden auch nicht irgendwelche Kommandos geübt oder der Jagdhund großartig an seine Aufgaben herangeführt. Er lernt durch Beobachten der anderen Hunde und durch Intuition.
Tanzt er aus der Reihe, wird er "entsorgt". Entweder im Wald zurückgelassen oder an irgendjemanden weitergereicht.

Die meisten dieser Hunde sind von Beginn an sehr selbständig und brauchen die Bindung zum Menschen nicht. Der Mensch gibt ab und an Futter und einen Platz in der Scheune zum Schlafen, das wars.

Und bis diese Hunde lernen, dass Bindung zum Menschen ganz gut sein kann, kann es dauern.
Das ist mehr vom Hund selbst als vom Menschen abhängig, egal was für ein Experte er nun ist.
Innerhalb von 3 Wochen hättest du bei Kira nicht viel mehr erreicht als wir. Da bin ich sehr sicher.

Du hättest es vermutlich schneller geschafft, sie draußen mehr unter Kontrolle zu bekommen. Du hättest vermutlich eher gewußt, dass herkömmliche "Hunde Erziehung" bei ihr nichts bringt. Wie schon geschrieben, das was wir in 2 Jahren errreicht haben, hättest du vielleicht in 1 Jahr erreicht.
Mehr aber auch nicht.

Und ich bezweifele, dass Kira in diesem einen längeren Jahr besonders unglücklich war oder es ihr Stress bereitet hat.
Sie hat in ihrem eigenen Tempo zu uns gefunden und selbst nach 4 Jahren gibt es immer noch weitere Annäherungen.

Ich wüßte nicht, warum ich da irgendeinen Zeitdruck aufbauen sollte, von wegen in 3 Wochen muss das geschafft sein, sonst leidet der Hund.
Ist doch ganz konträr zu dem, was du sonst sagst. Dem Hund die Zeit lassen, die er braucht.

Und genau das würde ich Maria immer noch empfehlen, wenn sie irgendwann noch mal hier rein schaut.
 



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