Hund bellt bei Martinshorn (zuckt völlig aus)

Hallo,



ich hoffe, hier kann mir jemand helfen.

Seit Anfang Juli habe ich in einer Notsituation einen dreijährigen Japan Spitz aufgenommen. Er wurde mir als Problemhund beschrieben, doch die meisten der genannten Probleme tauchten in meiner Obhut gar nicht auf. Leute, die den Hund von vorher kennen, meinten bereits nach wenigen Tagen, er wäre in sehr positivem Sinne nicht mehr wiederzuerkennen.

Doch es gibt Probleme und allmählich verzweifle ich daran.



Wenn ein Einsatzfahrzeug vorbeifährt, zuckte der Hund komplett aus. Es ist nicht das Geheul, wie man es aus Wolfsrudel kennt. Beziehungsweise kommt das nur gelegentlich vor. Hauptsächlich bellt er wie verrückt, rennt aufgescheucht durch die Wohnung, lässt sich durch nichts ablenken, locken, beruhigen. Auch Ignoranz hilft nicht. Versucht man ihn zu beruhigen, verlängert sich dieser Zustand erheblich. Ablenkung klappt auch nicht. Ich habs versucht. Eine Freundin, die viele Jahre einen Spitz hatte, hat all ihre Tricks und Tipps durch, keine Chance.

Nun ist es so, dass ich an einer stark befahrenen Straße lebe, eine Durchfahrtsstraße vor allem auch für Rettungsfahrzeuge. Die Strecke führt perfekt zur Autobahn und liegt zwischen zwei Krankenhäusern. In der nähe liegt das Landespolizeikomando. Das heißt, an manchen Tagen fährt viertelstündig ein Einsatzfahrzeug mit Martinshorn. Heute war es durch einen nahen Brand sogar so, dass vier Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr innerhalb fünf Minuten vorbeifuhren. Mein Hund drehte einfach nur noch durch. Bin mit ihm raus, weg von meiner Wohnung, was sich später insofern als richtig herausgestellt hat, da dorthin durch diesen Brand noch eine Menge weitere Einsatzfahrzeuge mussten.



Ebenso tickt er unterwegs völlig aus, wenn ein Motorrad vorbeifährt, oder ein Auto, oder ein LKW oder ein Tracktor, manchmal ein Fahrrad, und obwohl ihm Menschen sonst eher egal sind, bellt er manchmal auch wahllos diese an. Vor allem, wenn mehrere dieser Stressoren zusammen kommen. Auch da ist er so in seinem Tunnel, dass ihn nichts beruhigt. Bis die Situation vorüber ist + ein paar Sekunden.
Interessanterweise reagiert er nicht, wenn er Motorräder, Autos oder LKWs in der Wohnung hört. (Lebe im vierten Stock)


Seit Neuestem pinkelt er mehrmals am Tag in die Wohnung. Der Urin sieht sauber aus. Es ist auch nicht krankhaft oft. Er meldet nicht, wenn er raus will, bzw. uriniert auch kurz nach einem Spaziergang in die Wohnung. (Fünf Wochen war das überhaupt kein Thema.)



Weiters hat er extreme Verlassensangst. Seit ich ihn habe, kann ich nichts mehr unternehmen, außer mit ihm spazieren zu gehen. Da ich alleine lebe, muss ich jemanden organisieren, der auf ihn die paar Minuten aufpasst, wenn ich auch nur rasch was vom Supermarkt brauche. Er bellt hysterisch, sobald ich gehe. Ist jemand bei ihm, lässt er sich immerhin beruhigen.



Er schlägt auch bei der Glocke heftig an, ist kaum runter zu bekommen. Er neigt dazu, vor Freude zu beißen. Und zwar nicht sanft. Er steigert sich immer mehr hinein, verbeisst sich dann in Fersen oder auch Hände. Jeder, der ihn kennt, hatte schon Bisswunden von ihm.



Ich sollte vielleicht auch sagen, dass ich unter Depressionen leide, und mich diese Situation immer wieder komplett überfordert. Ich habe keine Kraft mehr oder heule stundenlang, manchmal, komme ich einem Nervenzusammenbruch sehr nahe, dann rede ich auch sehr wütend mit ihm. Leider. Dem ursprünglichen Besitzer habe ich gesagt, ich nehme ihn nur in Pflege, er muss einen Platz für ihn finden, vorzugsweise mit Garten, mindestens zwei Familienmitgliedern und idealerweise ruhiger gelegen. Nun habe ich mitbekommen, dass er gar nicht sucht, dass er nichts getan hat. EInfach aus den Augen aus dem Sinn.



Irgendwie ist mir der Kleine auch ans Herz gewachsen, aber die Probleme nehmen zu. Vielleicht liegt es an mir. Ich kann meine psychichen Probleme aber nicht einfach ausschalten. Ich versuche, alles zu tun, damit ich die Probleme in den Griff kriege, aber es scheint sich zu verschlimmern. Und es baut alles aufeinander auf. Schaffe ich es nicht, dass er so extrem aufs Martinshorn reagiert, brauche ich ihm das Alleinesein gar nicht erst anzutrainieren. Da in dieser Hinsicht überhaupt keine Verbesserung möglich ist, frage ich mich, ob das überhaupt abtrainierbar ist. Grundsätzlich ist er gelehrig und ich konnte ihm relativ leicht abgewöhnen, jeden anderen Hund zu verbellen. Auch mit Fußgängern, Radfahrern und Co gibt es kaum mehr Probleme. Außer, davor fuhr ein Einsatzwagen oder Motorrad vorbei. Dann ist alle Bemühung dahin und jeder weitere Einfluss stachelt ihn nur aus, bis er sogar Kinder verbellt, die er eigentlich mag.



Könnte es sein, dass ihm das Martinshorn wehtut? Bzw. dass die Wohnung an der stark befahrenen Straße auf Dauer einfach zu laut ist, und er daher auch beginnt, in die Wohnung zu pinkeln? Also dass er in einer Art Dauerstress ist?



Mir fällt auf, dass er sich wohler fühlt, wenn ich nicht alleine mit ihm gehe. Sobald mich jemand auf einen Spaziergang begleitet, ist er viel entspannter und braver, es scheint ihm auch mehr zu geben.



Ich schwanke immer wieder zwischen behalten oder nicht behalten. Ist es möglich, alle diese Probleme in den Griff zu bekommen, ohne umzuziehen? Oder hilft da wirklich nur eine andere Umgegung und seelisch gesunde Menschen?



Irgendwie scheint für mich das alles sehr an der Frage mit dem Martinshorn zu liegen. Das ist der größte Stressor, der die meisten anderen Probleme auslöst, denke ich. Und noch mal (weil ich finde im Internet immer nur das Mitheulen), er bellt bei dem Horn. Nur manchmal jault er auch, aber zu 99% bellt er hysterisch, rennt herum, regt sicht fürchterlich auf und ist so in dem Tunnel, dass er durch nichts abzulenken oder beruhigen ist. Und klar, wenn das 20 bis 50 Mal am Tag passiert, sind meine Nerven auch am Ende.



Oh Gott, das wurde jetzt viel mehr und umfassender als erwartet. Ich musste mir wohl mehr von der Seele schreiben, als ich erwartet hatte.



Danke Euch

Kristine
 
Zuletzt bearbeitet:
Zuerst einmal, ich habe mein Wissen über Phobien nur aus Büchern (Patricia McConnell, das über Gefühle beim Hund und The Education of Will, und Inspiring Resilience in Dogs von Sally Gutteridge) und keine persönliche Erfahrung. Aber für mich klingt es, als ob der Hund eine ernsthafte Martinshornphobie habe - wenn ihm das Geräusch nicht sogar körperliche Schmerzen bereitet.

Grundsätzlich kann man Phobien zwar wohl (manchmal?) wegkonditionieren - aber nicht, wenn man auf den Auslöser keinen Einfluß hat und das Opfer ihm immer wieder ungewollt in voller Stärke ausgesetzt ist. Ich würde also entweder den Hund abgeben, oder mit ihm umziehen. Wobei viertelstündlich Martinshorn für mich auch die Hölle wäre - schon mal überlegt, ob deine seelische Verfassung vielleicht auch unter dem Lärm leidet?

Der aktuelle Zustand, wie du ihn beschreibst, ist jedenfalls Tier- und Menschenquälerei in meinen Augen.
 
Der Hund ist einfach nur extrem unsicher. Offensichtlich stört er sich ja an allen lauten Geräuschen und nicht nur an Martinshörnern. Nur im Haus werden andere Geräusche so stark gedämmt das er sie nicht mehr als bedrohlich empfindet.

Das Problem wird sich vermutlich auch in anderen Bereichen fortsetzen sprich Gewitter oder Feuerwerk.

Was der Hund braucht ist Selbstbewusstsein, eigenes und deins. Du schreibst ja selber sobald 2 Personen dabei sind wird er ruhiger. Entweder er traut dann der Gruppe mehr zu oder deine Zweitpersonen haben tatsächlich ein selbstbewussteres auftreten.
Deshalb versteh ich ehrlich gesagt nicht wieso man dir, bei einer bekannten Depression, einen Problemhund vermittelt bzw. wieso du dir dann so einen Hund holst. Selbst wenn das Problem mit dem Lärm noch nicht aufgetreten sein soll, der selbstbewussteste Hund war er garantiert auch damals nicht.

Das Lärmproblem in Griff zu bekommen ist nicht unmöglich. Da kannst du dich in die konditionierte Entspannung mal einlesen. Eventuell könnte man zu Beginn des Trainings auch über zusätzliche pflanzliche Unterstützung nachdenken. Das sollte aber nur für einen kurzen Zeitraum Anwendung finden bis das Training Erfolge erzielt wobei ich nicht weiß da es ja ein täglicher und ganztägiger Stressauslöser ist ob das überhaupt Wirkung zeigen kann.

Was viel entscheidener ist, ist die Frage ob du die richtige Person für diesen Hund bist. Allein wenn ich die Rasse lese und deine Depression passt das für mich nicht.
Aber ich kenne auch weder dich noch den Hund persönlich. Das musst du persönlich entscheiden eventuell gemeinsam mit Menschen die das bzw. dich einschätzen können.
 
...Deshalb versteh ich ehrlich gesagt nicht wieso man dir, bei einer bekannten Depression, einen Problemhund vermittelt bzw. wieso du dir dann so einen Hund holst. ...

Hat sie doch geschrieben:

...
Seit Anfang Juli habe ich in einer Notsituation einen dreijährigen Japan Spitz aufgenommen. ...

Dem ursprünglichen Besitzer habe ich gesagt, ich nehme ihn nur in Pflege, er muss einen Platz für ihn finden, vorzugsweise mit Garten, mindestens zwei Familienmitgliedern und idealerweise ruhiger gelegen. Nun habe ich mitbekommen, dass er gar nicht sucht, dass er nichts getan hat. EInfach aus den Augen aus dem Sinn.
...

Ein zu netter Mensch wollte einem Bekannten einen Gefallen tun und einem ungewollten Hund helfen. Als Notlösung, zeitweise. Nur dass es sich jetzt zu einem unzumutbaren Dauerzustand auswächst und dem Hund letzten Endes auch nicht geholfen ist.
 
So, wie ich dass hier lese und auch deinen ersten Beitrag, ist der Hund in den falschen Händen und am falschen Ort. So ein Hund brauch einen erfahrenen Hundehalter, der in sich ruht , also ruhig und ausgeglichen ist und der Selbstsicherheit rüber bringt. Bei dir werden sich seine negativen Verhaltensweisen noch verstärken. Ich kann dir nur raten, gib den Hund wieder zurück oder suche ihm selbst ein neues, gutes zuhause, dass auf dem Lande (eigenes Grundstück, wegen der Nachbarn) liegt und eben hundeerfahrene, ausgeglichene Menschen, die den Hund möglichst am Anfang nicht alleine lassen müssen. Ein Rentner oder Vorruheständler wäre da wohl das Beste.


Seit Anfang Juli habe ich in einer Notsituation einen dreijährigen Japan Spitz aufgenommen. Er wurde mir als Problemhund beschrieben, doch die meisten der genannten Probleme tauchten in meiner Obhut gar nicht auf. Leute, die den Hund von vorher kennen, meinten bereits nach wenigen Tagen, er wäre in sehr positivem Sinne nicht mehr wiederzuerkennen.

Doch es gibt Probleme und allmählich verzweifle ich daran.

Für mich liest sich dass aber anders. Da sind so viele Probleme, mit denen ein Mensch in deiner gesundheitlichen Lage gar nicht fertig werden kann. Der Hund ist doch so problembeladen, dass ich mich frage, was da wohl besser geworden sein soll.


Wenn ein Einsatzfahrzeug vorbeifährt, zuckte der Hund komplett aus. Es ist nicht das Geheul, wie man es aus Wolfsrudel kennt. Beziehungsweise kommt das nur gelegentlich vor.

Hauptsächlich bellt er wie verrückt, rennt aufgescheucht durch die Wohnung, lässt sich durch nichts ablenken, locken, beruhigen. Auch Ignoranz hilft nicht. Versucht man ihn zu beruhigen, verlängert sich dieser Zustand erheblich. Ablenkung klappt auch nicht. Ich habs versucht. Eine Freundin, die viele Jahre einen Spitz hatte, hat all ihre Tricks und Tipps durch, keine Chance.

Nun ist es so, dass ich an einer stark befahrenen Straße lebe, eine Durchfahrtsstraße vor allem auch für Rettungsfahrzeuge. Die Strecke führt perfekt zur Autobahn und liegt zwischen zwei Krankenhäusern. In der nähe liegt das Landespolizeikomando. Das heißt, an manchen Tagen fährt viertelstündig ein Einsatzfahrzeug mit Martinshorn.

Mein Hund drehte einfach nur noch durch.



Ebenso tickt er unterwegs völlig aus, wenn ein Motorrad vorbeifährt, oder ein Auto, oder ein LKW oder ein Tracktor, manchmal ein Fahrrad, und obwohl ihm Menschen sonst eher egal sind, bellt er manchmal auch wahllos diese an. Vor allem, wenn mehrere dieser Stressoren zusammen kommen. Auch da ist er so in seinem Tunnel, dass ihn nichts beruhigt. Bis die Situation vorüber ist + ein paar Sekunden.
Du hast einen völlig unsicheren, verängstigten Hund, mit dem man in der Vergangenheit auch noch falsch umgegangen ist und der dadurch in seinen Ängsten und Unsicherheiten noch bestärkt wurde.
Interessanterweise reagiert er nicht, wenn er Motorräder, Autos oder LKWs in der Wohnung hört. (Lebe im vierten Stock)
Dort fühlt er sich sicherer, aber eben nicht sicher.

Seit Neuestem pinkelt er mehrmals am Tag in die Wohnung.

Der Urin sieht sauber aus. Es ist auch nicht krankhaft oft. Er meldet nicht, wenn er raus will, bzw. uriniert auch kurz nach einem Spaziergang in die Wohnung. (Fünf Wochen war das überhaupt kein Thema.)
Aus Unsicherheit und Dauerstress. Dass könnte sich noch verstärken.


Weiters hat er extreme Verlassensangst. Seit ich ihn habe, kann ich nichts mehr unternehmen, außer mit ihm spazieren zu gehen. Da ich alleine lebe, muss ich jemanden organisieren, der auf ihn die paar Minuten aufpasst, wenn ich auch nur rasch was vom Supermarkt brauche. Er bellt hysterisch, sobald ich gehe. Ist jemand bei ihm, lässt er sich immerhin beruhigen.


Ich denke, er hat einfach Angst.
Er schlägt auch bei der Glocke heftig an, ist kaum runter zu bekommen.
Wie reagierst du auf deine Klingel und wie tat es der vorherige Besitzer.? Springst auf, beeilst dich die Tür zu öffnen, bist aufgeregt?
Er neigt dazu, vor Freude zu beißen. Und zwar nicht sanft. Er steigert sich immer mehr hinein, verbeisst sich dann in Fersen oder auch Hände. Jeder, der ihn kennt, hatte schon Bisswunden von ihm.
Übersprungshandlung oder es wurde nie an der Beißhemmung gearbeitet.


Ich sollte vielleicht auch sagen, dass ich unter Depressionen leide, und mich diese Situation immer wieder komplett überfordert. Ich habe keine Kraft mehr oder heule stundenlang, manchmal, komme ich einem Nervenzusammenbruch sehr nahe, dann rede ich auch sehr wütend mit ihm.
Deine Probleme übertragen sich auf den Hund und verschlimmern dann noch seine jetzt schon vorhandenen Probleme und die sind ja nicht gerade wenige.
Leider. Dem ursprünglichen Besitzer habe ich gesagt, ich nehme ihn nur in Pflege, er muss einen Platz für ihn finden, vorzugsweise mit Garten, mindestens zwei Familienmitgliedern und idealerweise ruhiger gelegen. Nun habe ich mitbekommen, dass er gar nicht sucht, dass er nichts getan hat. EInfach aus den Augen aus dem Sinn.

Ich würde noch einmal mit ihm reden und im Notfall anbieten, ihn selbst zu vermitteln.

Irgendwie ist mir der Kleine auch ans Herz gewachsen, aber die Probleme nehmen zu. Vielleicht liegt es an mir. Ich kann meine psychichen Probleme aber nicht einfach ausschalten. Ich versuche, alles zu tun, damit ich die Probleme in den Griff kriege, aber es scheint sich zu verschlimmern.
Ist doch klar. Zu deinen vorhandenen Problemen hast du dir auch noch neue Probleme ins Haus geholt. Was soll da denn besser werden? Es kann sich nur verschlimmern.
Und es baut alles aufeinander auf. Schaffe ich es nicht, dass er so extrem aufs Martinshorn reagiert, brauche ich ihm das Alleinesein gar nicht erst anzutrainieren. Da in dieser Hinsicht überhaupt keine Verbesserung möglich ist, frage ich mich, ob das überhaupt abtrainierbar ist.

Grundsätzlich ist er gelehrig und ich konnte ihm relativ leicht abgewöhnen, jeden anderen Hund zu verbellen. Auch mit Fußgängern, Radfahrern und Co gibt es kaum mehr Probleme. Außer, davor fuhr ein Einsatzwagen oder Motorrad vorbei. Dann ist alle Bemühung dahin und jeder weitere Einfluss stachelt ihn nur aus, bis er sogar Kinder verbellt, die er eigentlich mag.
Ich glaube, du verkennst die Situation oder möchtest sie nicht wahr haben. Zwei labile, unsichere Partner (Mensch + Hund), was soll da besser werden? Der Hund brauch Sicherheit und ein ruhiges, sicheres Umfeld bei erfahrene, ausgeglichene Hundehalter.




Mir fällt auf, dass er sich wohler fühlt, wenn ich nicht alleine mit ihm gehe. Sobald mich jemand auf einen Spaziergang begleitet, ist er viel entspannter und braver, es scheint ihm auch mehr zu geben.
Er spürt mehr Sicherheit durch die andere Person.


Ich schwanke immer wieder zwischen behalten oder nicht behalten. Ist es möglich, alle diese Probleme in den Griff zu bekommen, ohne umzuziehen? Oder hilft da wirklich nur eine andere Umgegung und seelisch gesunde Menschen?
Ich würde ihn an deiner Stelle in zuverlässige, erfahrene Hände abgeben. Vielleicht wäre für dich eine Katze besser geeignet. Auch eine Katze kann ein guter Gesellschafter sein.


Irgendwie scheint für mich das alles sehr an der Frage mit dem Martinshorn zu liegen. Das ist der größte Stressor, der die meisten anderen Probleme auslöst, denke ich.

 
Grad mal die Vorstellung noch nachträglich gelesen.

Was sagt der Therapeut zu deinem aktuellen Zustand? Einfach einen Hund vorschlagen würde ich auch für ziemlich naiv und unverantwortlich für einen Therapeuten halten denke mal er dachte da, hoffentlich, an eine begleitete Therapie mit Hund (kenn mich da aber auch nicht aus was es da für Ansätze gibt).
 
In dieser Situation würde ich den Hund zurückgeben oder eine geeignete Stelle für ihn suchen. Ich halte es für unwahrscheinlich dass sich die Situation bei dir verändern würde, ich denke dafür hast du leider nicht das nötige Nervenkostüm. Einen Hund in Not aufzunehmen, Respekt, aber das bedeutet nicht dass es in Ordnung ist dass du dich selber kaputt machst.
 
Grad mal die Vorstellung noch nachträglich gelesen.
...

Habe ich auch gerade nachgeholt. Und gelesen dass du, @Kristine, denkst, dass es dem Hund bei dir besser geht als bei den Vorbesitzern. Was ich mir leider nicht vorstellen kann - es gibt sehr wenig, was schlimmer ist als eine Panikattacke alle 15 Minuten.

Das hat nichts mit deiner Depression, deinem Nervenkostüm oder deiner mangelnden Erfahrung zu tun, sondern schlicht mit der Wohnlage. Einen Hund, der Angst vor Martinshorn hat - oder vor lauten Geräuschen allgemein - kann man nicht an einem Ort halten, wo dauernd Einsatzfahrzeuge mit Sirene vorbeifahren. Ich könnte mir vorstellen, dass ausnahmsweise mal sogar das Tierheim eine bessere Lösung sein könnte...
 
.... Vielleicht wäre für dich eine Katze besser geeignet. Auch eine Katze kann ein guter Gesellschafter sein.

Auch Katzen haben ein gutes Gehör und können unter dauernder Lärmbeschallung leiden und als Folge ausflippen. Aber man könnte vielleicht in den Tierheimen im weiteren Umkreis gezielt nach einem tauben Tier suchen...
 
Hallo,



ich hoffe, hier kann mir jemand helfen.

Seit Anfang Juli habe ich in einer Notsituation einen dreijährigen Japan Spitz aufgenommen. Er wurde mir als Problemhund beschrieben, doch die meisten der genannten Probleme tauchten in meiner Obhut gar nicht auf. Leute, die den Hund von vorher kennen, meinten bereits nach wenigen Tagen, er wäre in sehr positivem Sinne nicht mehr wiederzuerkennen.

Doch es gibt Probleme und allmählich verzweifle ich daran.



Wenn ein Einsatzfahrzeug vorbeifährt, zuckte der Hund komplett aus. Es ist nicht das Geheul, wie man es aus Wolfsrudel kennt. Beziehungsweise kommt das nur gelegentlich vor. Hauptsächlich bellt er wie verrückt, rennt aufgescheucht durch die Wohnung, lässt sich durch nichts ablenken, locken, beruhigen. Auch Ignoranz hilft nicht. Versucht man ihn zu beruhigen, verlängert sich dieser Zustand erheblich. Ablenkung klappt auch nicht. Ich habs versucht. Eine Freundin, die viele Jahre einen Spitz hatte, hat all ihre Tricks und Tipps durch, keine Chance.

Nun ist es so, dass ich an einer stark befahrenen Straße lebe, eine Durchfahrtsstraße vor allem auch für Rettungsfahrzeuge. Die Strecke führt perfekt zur Autobahn und liegt zwischen zwei Krankenhäusern. In der nähe liegt das Landespolizeikomando. Das heißt, an manchen Tagen fährt viertelstündig ein Einsatzfahrzeug mit Martinshorn. Heute war es durch einen nahen Brand sogar so, dass vier Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr innerhalb fünf Minuten vorbeifuhren. Mein Hund drehte einfach nur noch durch. Bin mit ihm raus, weg von meiner Wohnung, was sich später insofern als richtig herausgestellt hat, da dorthin durch diesen Brand noch eine Menge weitere Einsatzfahrzeuge mussten.



Ebenso tickt er unterwegs völlig aus, wenn ein Motorrad vorbeifährt, oder ein Auto, oder ein LKW oder ein Tracktor, manchmal ein Fahrrad, und obwohl ihm Menschen sonst eher egal sind, bellt er manchmal auch wahllos diese an. Vor allem, wenn mehrere dieser Stressoren zusammen kommen. Auch da ist er so in seinem Tunnel, dass ihn nichts beruhigt. Bis die Situation vorüber ist + ein paar Sekunden.
Interessanterweise reagiert er nicht, wenn er Motorräder, Autos oder LKWs in der Wohnung hört. (Lebe im vierten Stock)


Seit Neuestem pinkelt er mehrmals am Tag in die Wohnung. Der Urin sieht sauber aus. Es ist auch nicht krankhaft oft. Er meldet nicht, wenn er raus will, bzw. uriniert auch kurz nach einem Spaziergang in die Wohnung. (Fünf Wochen war das überhaupt kein Thema.)



Weiters hat er extreme Verlassensangst. Seit ich ihn habe, kann ich nichts mehr unternehmen, außer mit ihm spazieren zu gehen. Da ich alleine lebe, muss ich jemanden organisieren, der auf ihn die paar Minuten aufpasst, wenn ich auch nur rasch was vom Supermarkt brauche. Er bellt hysterisch, sobald ich gehe. Ist jemand bei ihm, lässt er sich immerhin beruhigen.



Er schlägt auch bei der Glocke heftig an, ist kaum runter zu bekommen. Er neigt dazu, vor Freude zu beißen. Und zwar nicht sanft. Er steigert sich immer mehr hinein, verbeisst sich dann in Fersen oder auch Hände. Jeder, der ihn kennt, hatte schon Bisswunden von ihm.



Ich sollte vielleicht auch sagen, dass ich unter Depressionen leide, und mich diese Situation immer wieder komplett überfordert. Ich habe keine Kraft mehr oder heule stundenlang, manchmal, komme ich einem Nervenzusammenbruch sehr nahe, dann rede ich auch sehr wütend mit ihm. Leider. Dem ursprünglichen Besitzer habe ich gesagt, ich nehme ihn nur in Pflege, er muss einen Platz für ihn finden, vorzugsweise mit Garten, mindestens zwei Familienmitgliedern und idealerweise ruhiger gelegen. Nun habe ich mitbekommen, dass er gar nicht sucht, dass er nichts getan hat. EInfach aus den Augen aus dem Sinn.



Irgendwie ist mir der Kleine auch ans Herz gewachsen, aber die Probleme nehmen zu. Vielleicht liegt es an mir. Ich kann meine psychichen Probleme aber nicht einfach ausschalten. Ich versuche, alles zu tun, damit ich die Probleme in den Griff kriege, aber es scheint sich zu verschlimmern. Und es baut alles aufeinander auf. Schaffe ich es nicht, dass er so extrem aufs Martinshorn reagiert, brauche ich ihm das Alleinesein gar nicht erst anzutrainieren. Da in dieser Hinsicht überhaupt keine Verbesserung möglich ist, frage ich mich, ob das überhaupt abtrainierbar ist. Grundsätzlich ist er gelehrig und ich konnte ihm relativ leicht abgewöhnen, jeden anderen Hund zu verbellen. Auch mit Fußgängern, Radfahrern und Co gibt es kaum mehr Probleme. Außer, davor fuhr ein Einsatzwagen oder Motorrad vorbei. Dann ist alle Bemühung dahin und jeder weitere Einfluss stachelt ihn nur aus, bis er sogar Kinder verbellt, die er eigentlich mag.



Könnte es sein, dass ihm das Martinshorn wehtut? Bzw. dass die Wohnung an der stark befahrenen Straße auf Dauer einfach zu laut ist, und er daher auch beginnt, in die Wohnung zu pinkeln? Also dass er in einer Art Dauerstress ist?



Mir fällt auf, dass er sich wohler fühlt, wenn ich nicht alleine mit ihm gehe. Sobald mich jemand auf einen Spaziergang begleitet, ist er viel entspannter und braver, es scheint ihm auch mehr zu geben.



Ich schwanke immer wieder zwischen behalten oder nicht behalten. Ist es möglich, alle diese Probleme in den Griff zu bekommen, ohne umzuziehen? Oder hilft da wirklich nur eine andere Umgegung und seelisch gesunde Menschen?



Irgendwie scheint für mich das alles sehr an der Frage mit dem Martinshorn zu liegen. Das ist der größte Stressor, der die meisten anderen Probleme auslöst, denke ich. Und noch mal (weil ich finde im Internet immer nur das Mitheulen), er bellt bei dem Horn. Nur manchmal jault er auch, aber zu 99% bellt er hysterisch, rennt herum, regt sicht fürchterlich auf und ist so in dem Tunnel, dass er durch nichts abzulenken oder beruhigen ist. Und klar, wenn das 20 bis 50 Mal am Tag passiert, sind meine Nerven auch am Ende.



Oh Gott, das wurde jetzt viel mehr und umfassender als erwartet. Ich musste mir wohl mehr von der Seele schreiben, als ich erwartet hatte.



Danke Euch

Kristine

Hallo,
natürlich ist es wohl möglich , bestimmte Ängste und die daraus entstehenden Verhaltenswissen bei Hunden zu ändern.
In dem man versucht, ihn langsam an die Angst auslösenden Faktoren zu -gewöhnen .
In Deinem Fall müßte der Hund zum Anfang die Quelle seiner Ängste aus einer so großen Entfernung erleben ,
die für ihn noch erträglich ist und dann dort , wieder holt mit positiver Verstärkung verknüpft werden .
Langsam könnte man dann so , allmählich den Reiz der zur Angst führt, immer weiter verstärken und mit positiven Gefühlen verknüpfen,
bis die Ängste völlig überwunden sind .
So ein Verfahren , kann aber sehr mühsam und langwierig sein und manchmal kann es auch zu Fehlschlägen kommen .

Wenn Du dazu aus persönlichen Gründen nicht in der Lage bisst , würde ich versuchen , zum Wohle des Hundes,
selber einen geeigneten Platz für dieses Tier zu suchen , nach Möglichkeit dann auch weit entfernt von möglichen Quellen seiner Ängste .
Natürlich solltest Du Dir dazu auch eine Vollmacht von dem eigentlichen Besitzer des Hundes geben lassen ,
in Form eines Vertrages , in dem er bestätigt , das er zukünftig , auf irgendwelche Ansprüche in jeglicher Form verzichtet .
 
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