Ja, Verhaltenstendenzen sieht man schon im Welpenalter.
Allerdings halte ich von solchen Test (das mit den Handgriffen bspw.) überhaupt nichts. Schon garnicht durch evtl. Welpenkäufer. Ich würde das als Züchter nicht zulassen, dass da jeder an meinen Welpen rumtestet.
Ein guter Züchter hat ja die Welpen den ganzen Tag um sich und sollte daher dem Interessenten Auskunft geben können über den Charakter des Welpen und welcher zum Interessenten passen würde.
Und man kann natürlich beim Besuch die Welpen in ihrem Verhalten beobachten. Allerdings sieht man als potentieller Welpenkäufer beim Besuch immer nur eine Momentaufnahme.
Ich habe ein einziges mal einen Hund beim Züchter gekauft. Und so, wie diese Hündin sich als Welpe (mit 6 Wochen) gezeigt hat, war sie im Grunde ihr ganzes Leben.
Angstfrei, sehr aufgeweckt und neugierig, selbständig und man könnte auch sagen, gelegentlich kackfrech.
Schön geschrieben.
Ergänzend möchte ich noch folgendes hinzufügen:
Diese Tendenzen zeichnen sich beim Welpen in der Regel in der 5./6. Woche ab.
Aber ein Welpe kann und muss sich natürlich im neuen Zuhause noch weiter entwickeln und da können sich Tendenzen auch ändern, je nachdem, was der Hund für weitere Erfahrungen macht oder wie der Umgang mit dem Welpen ist.
Beispiele
1. Ein Welpe, der gern Dinge im Maul trägt und Tendenzen zum Apportieren zeigt, indem er die Dinge auch zum Menschen trägt
Wenn dieser Welpe nun im neuen Zuhause ständig Socken klaut und sie freudig bringt, das Verhalten aber bestraft (geschimpft und Socken weg nehmen) wird, anstatt es umzulenken (statt Socken Alternative schmackhaft machen), dann wird der Welpe sich irgendwann denken "dem Blödmann bring ich nichts mehr, da laufe ich lieber mit meinem Socken weg). Und schwubs, ist die Tendenz zur Apportierfreude dahin.
2. Ein Welpe, der immer recht cool in neuen Situationen ist
Bei den ersten Besuchen der Welpenschule ist er dann doch etwas unsicher und die wild tobenden Welpen, die so gar nicht nach Geschwistern aussehen, sind ihm suspekt. Er wird dort nun immer auf dem Schoß gehalten, um ihm Schutz zu bieten. Das Problem ist, dass er nicht lernt, Situationen auch selbst zu meistern. Er wird vielleicht sogar noch gestreichelt und getröstet.
Richtiger wäre, sich hinzuhocken (Arme auf den Beinen abstützen und ein "schützendes A" bilden), so dass der Welpe sich dort verstecken kann. Aber hier hat er die Möglichkeit, selbst mutiger zu werden und seinen Schutz zu verlassen. Er kann selbst bestimmen.
Ein Welpe in neuer Umgebung wird vielleicht einige Dinge plötzlich befremdlich finden, die beim Züchter mit Mutter und Geschwistern kein Thema waren. Wenn man ihn dann zu sehr betüddelt und schützt und dem Welpen die Möglichkeit zum Mut sammeln nimmt,, kann das nach hinten los gehen.
Schutz ist wichtig, aber schützt man falsch, kann aus einen gelassenen Welpen ein Schisser werden.
Ich "verteile" meine Welpen folgendermassen:
1. Ich frage meine Welpenfamilien nach ihren Vorstellungen, Interessen und den Planungen mit Hund (soll er mit ins Büro, segeln gehen, ist Hundesport interessant)
2. Ich gucke mir die Familien an und beobachte sie mit den Welpen (besonders bei Kindern)
3. Ich beobachte die Welpen - aber das mache ich eh, weil ich einfach in der Welpenaufzucht aufgehe
4. Ich frage die Familien, welche Welpen (es sollten mind. 2 sein) ihnen besonders gefallen
5. Ich schaue, ob einer der Favoriten in Frage kommt (ich hatte es bisher nur einmal, das das nicht so war - aber letzlich war es der Familie auch egal, sie freuten sich einfach über Nachwuchs)
Bei meinem letzten Wurf war es besonders schwierig, weil die Familien alle ganz lange erst gesagt haben, dass sie alle Welpen toll finden - ich glaub, die haben sich einfach alle so gefreut.
Ich wollte aber nicht einfach die Welpen im Alleingang verteilen. Das fand ich irgendwie doof.