Was macht einen guten Hundetrainer aus?

[Ann1ka]

Nachdem eben im "Eure-Gedanken-In-Diesem-Moment"-Thread eine interessante Frage aufkam, eröffne ich einfach mal ein neues Thema dazu.

Woran erkennt man einen professionellen Hundetrainer, der wirklich etwas von seinem Fach versteht? Was ist überhaupt professionell und woran erkennt man es? Die Berufsbezeichnung "Hundetrainer" ist in Deutschland nicht geschützt, das heißt es kann sich praktisch jeder so nennen und Kurse veranstalten, ob er etwas von Hunden versteht oder nicht. Aber auch, wenn jemand ein abgeschlossenes Fernstudium nachweisen kann, heißt das noch längst nicht, dass er sein theoretisches Wissen auch in der Praxis anwenden kann. Bei uns in der Schweiz gibt es eine Prüfung, in der sowohl theoretisches Wissen als auch praktische Fertigkeiten abgeprüft werden, dies gibt ja zumindestens schonmal einen ersten Anhaltspunkt.

Auf was würdet Ihr achten, um einen Hundetrainer zu beurteilen, ob er Euch bei Eurem speziellen Problem helfen kann?

Letztendlich kann eine falsch durchgeführte Verhaltenstherapie zu einer deutlichen Verschlimmerung des Problems führen.

 

[Schnecke81]

Zunächst mal gehe ich nach Empfehlungen. Also ich hab mich umgehört bei anderen Hundebesitzern bzw. auch bei dem Verein, der mir meinen Hund vermittelt hat.
Je nachdem woher du deinen Hund hast, hast du ja auch Kontakte und da kann man dir meistens auch schon jemanden empfehlen. Sicher hast du auch Bekannte mit Hund oder du lernst beim Spazierengehen welche kennen und da kannst du dann auch gleich fragen.

Entscheidend sollte auch sein, dass kostenlose Schnupperstunden möglich sind und keine Vorkasse verlangt wird. Die Ausbildung bzw. die Inhalte sind oft im Internet nachlesbar und wenn nicht, dann sind sie erfragbar. Das ist natürlich nur Theorie, aber spätestens bei der ersten Stunde merkt man dann ja, ob es was taugt bzw. ob die Praxis genauso gut ist.

Die Chemie muss einfach stimmen und das merkt man immer erst, wenn man sich auch trifft und zusammen übt.

 

[Dajan]

1. Mein Dajan muß ihn mögen. Dajan hat ein sehr feines Gespür für Menschen. Wen er nicht mag, mit dem stimmt auch was nicht. Aber gut, das ist natürlich nur ein Kriterium für mich selbst.
2. kein Pauschalrezept für alle Hunde. Sondern Flexibilität im Denken und Aufgeschlossenheit für Neues.
3. das Ganze mit Gehirn und _ohne_ Leinenruck oder ähnliches.
4. Humor nicht zu vergessen. Dass macht es dem HH viel leichter, an eigenen Schwächen zu arbeiten.
5. Auch erklären können, warum er was wie tut.
6. dass die Organisatorische Seite halbwegs paßt. Dazu gehört für mich auch, dass Rechnungen zeitnah versandt werden. Auch soetwas gehört für mich zur Professionalität.

 

[frotteemonster]

Ich stimme Dajan zu...

und es wäre Interessant zu erfahren was für Qualifikationen er/sie gemacht hat.
Denn wie du schon sagtest,...
es kann sich so gut wie jeder Hundetrainer betiteln.

Desweiteren,...
es muss dann einfach passen zw. HT, Hund und mir :winken3:

 

[MissMisa]

1. Ein Trainer der viel, viiiiel redet und erklärt. Jemand, der wie Millan wortlos den Hund anpackt und hokuspokus funktioniert der Hund ist nichts für mich. Ich möchte verstehen was passiert.
2. Mehrere Ansätze. Kein starres 'wir probieren mal das hier für zwei Wochen aus', sondern viele Möglichkeiten die man aufgezeigt bekommt.
3. Eine sehr gelassene und ruhige Art. Ein Trainer der brüllt oder regelrecht ausflippt hat an meinen Hunden nichts zu suchen.


Qualifikationen sind mir schnurz, ob er ausschließlich positiv arbeitet ist mir auch schnurz.
Solange er den Hund nicht massiv einengt kann ich auch mit Meideverhalten- basiertem Training arbeiten. Wobei ich anderen HH immer dazu raten würde einen Trainer aufzusuchen, der ausschließlich positiv arbeitet.

 

[xLiOx]

1. ICH trainiere den Hund und nich, der Trainer nimmt den Hund anne Leine, trainiert und am Ende der std bekomme ich ihn wieder.
2. Mir wird erklärt, warum der Hund sich so verhält und warum wir das Problem so und so anpacken
3. Ich kann den Trainer immer erreichen und bekomme auch außerhalb des Trainings hilfe
4. Der Trainer geht auf den Hund als Individuum ein und versucht nicht nur das Problem zu beheben, sondern auch die Ursache heraus zu finden
5. ich muss das gefühl haben, dass der trainer ahnung hat. Ich selbst habe eine Vorstellung, wie hundeerziehung auszusehen hat und das muss mit den Vorstellungen des Trainers übereinstimmen

 

[Ann1ka]

vielen Dank für eure ausführlichen Antworten! :happy4:

Ich finde, ein guter Hundetrainer muss
- sehr gut beobachten und analysieren können, ein gutes Gespür für Hunde haben
- ein fundiertes Fachwissen mitbringen und gezielt einsetzen
- dem Hundehalter das benötigte Wissen vermitteln können, damit dieser die gemeinsam erarbeiteten Lösungsstrategien korrekt umsetzen kann
- einfache Übungen mit dem Hund vormachen können ( nicht in jedem Fall), denn manche Menschen lernen eben am besten durch Nachahmen

Also sind wir uns halbwegs einig, dass an erster Stelle die Chemie zwischen Hundetrainer, Hundehalter und Hund stimmen muss (ist ja irgendwie logisch).

An zweiter Stelle steht die Kompetenz, dass er auch was von seinem Fach verstehen muss (auch irgendwie logisch), aber wie soll er denn diesen Nachweis bringen? Meiner Meinung nach bedeutet "ich habe an der Uni XXX Hundewissenschaften studiert", "ich führe seit 15 Jahren erfolgreich eine Hundeschule" oder "ich starte mit meinen eigenen Hunden bis IPO3" noch gar nichts. Das heißt, der Hundehalter (derjenige der Hilfe sucht, weil er nicht recht klarkommt und meist auch nicht über das entsprechende Fachwissen verfügt) muss im direkten Gespräch mit dem Hundetrainer herausfinden, ob er diesen für kompetent hält oder auch nicht. Finde ich recht schwierig. Nur weil einer gut daherschwätzen kann, ist er noch kein guter Hundetrainer. Er kann den größten Unsinn daherreden, wenn er es gut verpackt und entsprechende manipulative Techniken einsetzt, dann erscheint es seinem Kunden alles völlig logisch. Dieser wird es also leichter haben, als jemand, der seinen Kunden fundiertes Wissen vermitteln möchte. Denn je nach Vorkenntnis der Besitzer und Problemstellung wird es schon mehrere Trainingseinheiten dauern, bis die Ursache des Problems wirklich herauskristallisiert und verständlich dargestellt werden kann. Auch wenn hier anfangs noch kein großer Aha-Effekt da ist, und der sehnlichst erwartete Erfolg sich noch nicht einstellt, wird das Problem später bei der Wurzel gepackt und nachhaltig abtrainiert.

Ich denke an dieser Stelle liegt der eigentliche Knackpunkt: Wie kann man als Anfänger oder auch als erfahrener Hundebesitzer herausfinden, ob man an den richtigen / passenden Hundetrainer geraten ist? Anfänger tendieren ja eher dazu, zunächst eine möglichst günstige Hundeschule zu suchen, was sie später manchmal teuer bezahlen, wenn ihr Hund diverse Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Dem erfahrenen Hundebesitzer hingegen fehlt eventuell durch vorangegangene schlechte Erfahrungen die Toleranz und Geduld, der nachhaltigen Arbeit eines guten Hundetrainers über mehrere Sitzungen zu folgen, bis sich erste Erfolge einstellen. Wie seht ihr das?

 

[scampi03]

Ich habe mit einigen Hundeschulen Erfahrungen gemacht. Keine war ausgesprochen schlecht. Aber es gab Abstufungen. Suspekt sind mir die
Trainer mit dem ganz schnellen Erfolg.Bei denen war das Pulver oft sehr schnell
verschossen. Der erste schnelles Erfolg war einstudiert. Ich glaube ein guter Hundetrainer ist auch ein guter Menschenkenner. Er macht nur in den ersten 2-3 Stunden hin und wieder etwas mit den Hunden. Danach arbeitet nur der Besitzer mit dem Hund. Gut ist auch mal ein Nichtwissen, und die Antwort, weiss ich I'm Moment nicht, aber ich mach mich schlau. Das muss dann auch wirklich passieren.

 

[xLiOx]

ich denke wichtig ist auch, dass man das gefühl hat, das der trainer sich weiter bildet, also evtl auf Seminare etc geht, um selber evtl was neues dazu zu lernen. Und ich denke, dass man spätestens nach 3-4 std merkt, ob der Trainer ein Scharlatan ist, der sich die hälfte nur ausdenkt und wirrkürlich arbeit oder mit system.
Was mir noch wichtig ist, ist dass der Trainer klartext spricht und nicht alles schön redet, wenn ich was mit meinem verhalten total versaue, sollte man mir das auch sagen