Ich bin auch introvertiert und brauche auch einfach mal Zeit für mich. Für mich wäre das absolut nichts, meinen Tag so auszufüllen mit Treffen und Verabredungen, dass ich gar keine Zeit mehr habe, mit mir allein zu sein und mich mit mir allein zu beschäftigen.
Was Small-Talk auf Spaziergängen betrifft: Hängt bei mir sehr von der Tagesverfassung ab, wie ich das finde. Wenn es mir mies geht, ich Sorgen habe und mich einfach nicht gut fühle, finde ich es schon anstrengend, eine der älteren Damen mit hündischem Anhang hier aus der Nachbarschaft zu treffen - auch wenn diese eigentlich alle sehr nett finde - und ein Lächeln aufsetzen zu müssen und einen kurzen Plausch zu halten. Natürlich könnte ich auch brutal ehrlich sagen, dass ich gerade absolut nicht in der Stimmung für Small-Talk bin, aber das gehört sich meiner Ansicht nach einfach nicht und wird wohl auch kaum ein Mensch so praktizieren. Ich bin dann höflich, fange aber von mir aus kein Gespräch an und schaue dann auch darauf, dass das Gespräch möglichst schnell zu einem Ende kommt.
Gibt aber auch Tage, da bin ich einfach gut drauf und gesprächig, und dann führe ich so ein Geplauder auch schon anders, stelle mehr Rückfragen etc.
Aufs Gegenüber kommt es natürlich auch sehr stark an. Es gibt hier ehrlich gesagt schon ein, zwei Hundehalter, deren Art ich einfach nicht mag und denen ich darum, so gut es geht, aus dem Weg gehe. Da grüße ich dann zwar, halte aber vorsorglich Abstand oder wechsle auch mal möglichst unauffällig die Straßenseite. Das sind dann aber auch Leute, die ich wirklich nicht sympathisch finde. Oder die eben meinen, die Weisheit über Hundehaltung mit dem Löffel gefressen zu haben. Ob das nun der Cesar-Millan-Verschnitt ist, der mir einen Vortrag darüber hält, dass Hunde Zuneigung, Bewegung und Disziplin brauchen und mir dann noch von seiner Ex-Freundin erzählt und wie diese seiner Meinung nach mit Leckerlis den Hund versaut hat, oder der selbstbewusste Unternehmer mit Hund, der diesen BARFt und mich volllabert, wie schlecht und schlimm doch Fertigfutter sei. So was geht mir einfach auf die Nerven und solche Hundehalter gibt es aber doch gar nicht mal so wenige.
Andererseits habe ich durch anfänglichen Small-Talk auch sehr nette Leute kennengelernt. Irgendwie muss man sich ja kennenlernen und ab und an führt Small-Talk sogar zu richtig netten Bekanntschaften oder letztlich sogar engen Freundschaften.
Ich muss aber ehrlich zugeben, gar nicht mal so gut in Small-Talk zu sein
Mir fällt sehr schnell nix mehr ein, es sei denn, das Gegenüber und ich haben zufällig was gemeinsam und ich kann viel zu dem Thema beisteuern. Aber so grundsätzlich bin ich dann der Typ, der nach einer Weile dasteht und sich fragt, was zum Teufel man denn jetzt noch sagen könnte^^
Hier in der Großstadt wird man halt sehr häufig angesprochen, trifft auch sehr viele Hundebesitzer - da "gewöhnt" man sich irgendwie daran. Bevor Rex kam, hab ich mich nie mit Wildfremden auf der Straße unterhalten, jetzt kommt das praktisch ständig vor. Meist finde ich es auch ganz okay, aber ab und zu habe ich Tage, da will ich wirklich nur meine Ruhe haben. Wenn es zeitlich machbar ist, wähle ich dann Waldstrecken aus, auf denen weniger los ist, sodass ich mit hoher Wahrscheinlichkeit kaum Leute treffe.
Kann ja letztlich jeder so halten, wie es für ihn passt
Ich finde es weder komisch, wenn Leute beim Spazierengehen einfach nur ihre Ruhe haben wollen (und wenn eine Person das "ausstrahlt", spreche ich sie auch nicht an) noch, wenn Leute beim Spazierengehen mit jedem Zweiten ein Gespräch anfangen. Menschen sind eben verschieden.