Paula beißt immer fremden Besuch ins Schienbein

Hallo,

vor ein paar Jahren habe ich meinen Hund Paula aus dem Tierheim geholt. Sie ist ein Straßenhund aus Portugal und wurde wohl ca. mit einem Jahr nach Deutschland gebracht. Dort war sie weitere zwei Jahre im Heim, bevor ich sie dann holte. Ich bin sozusagen ihr erstes Herrchen (mit einer Ausnahme, sie wurde allerdings nach einer Woche wieder zurückgebracht, weil sie das Haus zu sehr beschützte). Paula ist Mischling und ca. Kniehoch.

Paula ist ein lieber Hund, sie hört aufs Wort, ist auch sehr liebebedürftig und hat einen ausgeprägten Spieltrieb. Zu Hause ist sie ein ruhiger Hund, sie kann problemlos mehrere Stunden zu Hause alleine bleiben und ist ansonsten viel in ihrem Körbchen. Inzwischen wird sie ca. 9 Jahre alt sein. Mit anderen Hunden hat sie leider so ihre Probleme, sie hat zwar zwei, drei gute Hundefreunde, mit denen kommt sie aber nur gut aus, weil sie sie bereits seit klein auf kennt. Ansonsten ist sie bei anderen Hunden eher ängstlich und schnappt auch schon mal zu, wenn ihr einer nicht passt. Inzwischen kenne ich sie gut genug um zu wissen, wen sie nicht so mag und rufe sie dann zurück. Sie hört auch dann sehr gut, hat aber einen tierischen Kamm und fixiert den anderen Hund weiterhin bis wir nicht eine gewisse Distanz zu dem anderen Hund aufgebaut haben. Auch wenn sie Angst hat, sie ist dennoch neugierig und will zu dem Hund hin, um ihn zu beschnuppern. Dabei merke ich, wie es um sie steht und rufe sie zurück oder lasse sie vor Ort. Bei kleinen Hunden macht sie überhaupt keine Anstalten, zuzuschnappen oder sich zu ärgern. Ganz im Gegenteil, sie lässt sich sogar einiges an Bell- und Beißattacken gefallen und geht dann einfach nur ihrer Wege. Bei Hunden ab ihrer Größe sieht das ganz anders aus. Dabei meine ich, dass sie nicht nur Angst hat, sondern dies auch mit einem gewissen Dominanzverhalten gepaart ist. Das kann ich aber kontrollieren, sie ist abrufbar und muss ja nicht mit anderen Hunden spielen.

Nun aber zu meinem eigentlichen Problem: Paula beißt in geschlossenen Räumen Fremde ins Schienbein. Dabei allerdings auch nicht jeden.

Beispiel zu Hause: wenn jemand für sie fremdes kommt, ist sie immer sehr argwöhnisch. Sie muss, nachdem es klingelt, in ihr Körbchen, dort bleibt sie auch. Nach einer Zeit, sagen wir mal 15-30 Minuten darf sie dann auch zum Besuch. Meist ist sie dann sehr schleichend unterwegs und kommt eher argwöhnisch zum Besuch. Der streichelt sie auch, Paula stört das auch nicht weiter. Dann legt sie sich hin und nichts passiert weiter. Nach einer Zeit steht der Besuch auf, weil er mal auf Toilette will oder auf den Balkon eine rauchen. Sofort fängt sie an ihn zu verfolgen und fixiert das Schienbein. Wenn ich dabei bin, unterbinde ich das sofortig und schicke sie ins Körbchen. Es kommt aber schon mal vor, dass mir das durchgeht, ich nicht ganz aufpasse, weil ich etwas aus dem Kühlschrank hole und dann passiert es: sie zwickt den Besuch ins Schienbein. Manchmal so, dass dort zwar kein Blut, aber deutliche Markierungen zu sehen sind. Paula merkt man danach ihr schlechtes Gewissen an, sie wird von mir mit den Worten "böser Hund" bedacht, von denen sie weiß, dass sie bedeuten, dass sie etwas falsch gemacht hat. Danach muss sie ins Körbchen. Wenn sie dann wieder raus darf (und es der Besuch ihr nicht zu übel nimmt) geht sie zum Besuch und biedert sich ein wenig an. Danach ist eigentlich alles so, wie es sein sollte. Sie geht befreit mit dem (dann ja nicht mehr so) Fremden um. Auch beim nächsten Besuch dieser Person ist es so, als ob nie etwas gewesen sei. Ganz im Gegenteil, sie freut sich total und heult dann immer vor Freude (macht sie bei allen, die sie kennt)!

Draußen zeigt sie dieses Verhalten gar nicht. Da interessiert sie sich für die Menschen nur sehr wenig, manchmal schnüffelt sie freundlich an jemandem, besonders wenn sie angesprochen wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie an der Leine ist oder nicht. Auch im Restaurant oder dem Zug zeigt sie nur bedingtes Interesse, obwohl ihr da hunderte von Menschen vor der Schnauze herlaufen.

Ein zweites Beispiel, damit ihr die Situation besser einordnen könnt: wir fahren zu Besuch zu Menschen, die wir nicht kennen. Wenn wir dort ankommen, ist sie freundlich zu den Menschen, die bereits dort sind. Sie erkennt offensichtlich an, dass diese Personen zu diesem Ort gehören und es stört sie nicht weiter. Kommt aber weiterer Besuch, zeigt sie das gleiche Verhalten wie zu Hause. Sie geht erst hin, beschnuppert und das war es dann erst mal. Irgendwann aber fängt sie an diese Person zu verfolgen, schleicht um sie herum und schnappt dann wieder zu. Ich dachte anfangs immer, dass sie das vielleicht tut, um mich zu beschützen, daher habe ich mir angewöhnt alle sehr freundlich und überschwänglich zu begrüßen, damit sie vielleicht merkt, dass dieser Mensch in Ordnung ist. Aber es hat nichts gebracht.

Man muss dazu sagen, dass Paula sehr hohen Respekt vor mir hat und mich auf jeden Fall als "Leittier" ansieht. Sie hört aufs Wort, aber hier bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich kann nicht in Urlaub mit dem Hund fahren, weil sie evtl. die Menschen dort zwickt, mit denen ich mich treffen will und alleine in den Urlaub ist ja auch doof. Bei anderen, die sie kennt, kann ich sie sehr wohl lassen, da ist sie extrem unkompliziert und vermisst mich auch scheinbar nicht, aber immer weniger Freunde wollen das noch machen, weil sie an sich zwar ein total liebenswürdiger Hund ist, aber auch dort diese Beiß-Angewohnheiten zeigt. In eine Huta geht auch nicht. Also was soll/kann ich tun? Ich habe mich bereits mit zwei Hundetrainern auseinander gesetzt. Der eine war totaler Mist und kam gleich mit Maulkorb und so einem Quatsch an. Beim anderen war interessant zu sehen, dass sie zwar zunächst auch ihr Verhalten zeigteund sich ihm schleichend annäherte, der Trainer dann langsam, aber bestimmt auf sie zugegangen ist und sie langsam mit seinem Bein richtig Körbchen gedrängt hat, was Paula auch mit sich machen ließ. Das hat auch geholfen, sie hat den Trainer in Ruhe gelassen und auch nicht mehr weiter beachtet. Nun kann ich aber nicht von jedem Besuch verlangen, so bestimmt aufzutreten. Manche sind halt von Natur aus schüchterner oder trauen sich schlicht nicht, weil sie Angst haben, der Hund könnte das als Aggression interpretieren. Habt Ihr eine Idee, was ich noch tun könnte? Ich habe jetzt sehr ausführlich geschrieben, aber ich dachte mir, umso weniger Fragen bleiben offen und dass sie Situation besser zu verstehen ist. Danke Euch schon mal!
 
Hallo,

beide Trainer hatten gar nicht mal soooo schlechte Ideen, aber...

Ein Maulkorb löst das Grundproblem nicht, das ist klar, aber bevor ein Mensch ernsthaft verletzt wird, weil ein Hund schnappt, sichere ich den Hund mittels Maulkorb.
Der zweite Trainer hat deine Hündin zurück in den Korb gedrängt, sicher ist und sollte das niemals Aufgabe eines Besuchers sein, das wäre eigentlich dein Part, das zu übernehmen.

Du darfst es nicht zulassen, dass dein Hund Besucher verflogt.
Hunde haben kein schlechtes Gewissen, was du beschreibst, ist ein Beschwichtigen, was nach dem Schimpfen erfolgt.
Was sie falsch gemacht hat, weiß sie nicht, sonst würde sie es nicht ständig wieder machen.

Schicke deine Hündin in den Korb, wenn du Besuch bekommst, dort muss sie auch bleiben, während der Besuch sich bewegt.
Aus den Augen lassen kannst du sie nicht, notfalls würde ich sie dort anbinden, wenn du die Situation nicht 100%ig im Blick haben kannst, wenn du z.B. zum Kühlschrank oder sonstwo hingehst.

Zurzeit ist es so, dass sie die Aufgabe übernimmt, Besucher abzuchecken und zu reglementieren.
Aus welchen Beweggründen sie es auch immer macht (territorial, Unsicherheit oder Schutztrieb), die Vorgehensweise, ihr die Aufgabe abzunehmen, ist die gleiche.
DU musst ihr erklären und zeigen, was sie zu tun hat, bevor sie anfängt, Besucher zu verfolgen und ins Schienbein zu zwicken!

Deine Hündin hat letztendlich sogar großen Stress damit, so eine Aufgabe bewältigen zu müssen, nimm ihr den, indem du ihr eine klare Anweisung gibst, was sie zu tun hat, nämlich auf ihrem Platz zu bleiben und nicht aufzustehen, um Besucher zu zwicken.

LG Leo
 
Hallo Leo,

Danke für Deine hilfreiche Antwort. Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als sie in ihrem Körbchen zu behalten. Meinst du, dass es eine Möglichkeit gibt, ihr beizubringen, dass sie das Verhalten gar nicht mehr zeigt?

LG, Fred
 
Meinst du, dass es eine Möglichkeit gibt, ihr beizubringen, dass sie das Verhalten gar nicht mehr zeigt?
LG, Fred

eher nicht. Ich denke das ist eingefahren. Aber mit entsprechendem Management ist das auch kein Drama.

Außerdem haben alle einen Vorteil von der Sicherung. Der Hund ist nicht gestreßt und die Besucher sind sicher vor Beißattacken und du mußt nicht Augen überall haben, was einen großen Entspannungsvorteil bringt.

Ich sprech aus Erfahrung :winken3:
 
Meinst du, dass es eine Möglichkeit gibt, ihr beizubringen, dass sie das Verhalten gar nicht mehr zeigt?

Die Chance besteht, aber man kann im Voraus nicht sagen, ob es gelingen wird.
Es ist davon abhängig, was für Beweggründe dein Hund hat, sich so zu verhalten und wie konsequent du trainieren wirst.
Wichtig ist, dass du die Verhaltenskette "deine Besucher stehen auf, Hund geht hinterher und zwickt", durchbrichst.
Das muss erst einmal gelingen, bevor du mit Schritt 2 im Training beginnst.

LG Leo
 



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