Kontrollverhalten

Hm, die Frage ist ja, was ist die Motivation des Kontrollverhaltens.

Ich habe damit keine persönlichen Erfahrungen, bislang hat mich kein Hund kontrolliert -außer ein Gasthund, der guckt ständig, ob er was zu fressen bekommt :)
Ich kenne aber Menschen, die kontrolliert werden -es sind in allen Fällen eher unsichere Halter und selbstsichere, geistig starke Hunde.

Ich vermute es hat etwas damit zu tun, dass sich der Hund zu sehr verantwortlich fühlt. Seinem Menschen nichts zutraut, ihn "beschützen" will, ihm im Zweifelsfall Entscheidungen abnehmen will.

Oder, was meint ihr zur Motivation?

LG
JoJu
 
Huch FrauGrimm ich hatte deinen Beitrag noch nicht gelesen, als ich eben schrieb.

Du sagst was zur Motivation:

Motivationen für Kontrollverhalten können sein
Unsicherheit
Angst
Stress
Aussicht auf Erfolg

Du fasst die Ursachen sehr weit.
Hm ich würde bei nachlatschen aus Angst /Unsicherheit nicht von Kontrollverhalten sprechen wollen -gut man könnte es so formulieren, der Hund kontrolliert, wo ich bin, weil er sich alleine fürchtet.

Für mich hat das Wort "kontrollieren" schon den Beigeschmack einer dominanten Geste.

LG
JoJu
 
Was eben meiner Meinung nach nicht richtig ist.

Dominanz ist wirklich ein heikles und zumeist völlig falsch verstandenes Thema.
Dominanz gibt es so nicht.
Es gibt keinen dominanten Hund, der seinen Halter "aus DOminanzgründen" kontrolliert.
WIll man das verhaltensbiologisch mal korrekt durchleuchten, haben sogenannte "Dominanzgründe" meist Ursachen.
In den meisten Fällen Unsicherheit und Stress.

Wenn ein Hund gelernt hat, dass er sich nicht auf Frauchen verlassen kann in einigen Situationen und daher Situationen kontrolliert, hat das nichts mit "Dominanz", also mit fälschlcherweise gemeintem bewussten dominierenden Verhalten zu tun, sondern ist eine Notwendigkeit. Der Hund muss ja irgendwie mit der SItuation umgehen.
Und über Versuch und Irrtum hat er gelernt, dass es für ihn vorteilhafter ist, beispielsweise vorzupreschen und andere Hunde von Frauchen abzuschotten, anstatt auf Frauchens Gebrabbel zu gehorchen.
Das ist Unsicherheit.
Nicht mehr, nicht weniger.

Kontrollverhalten klingt nach bewusstem, böswilligen Handeln.
Aber dem ist nicht so.
 
Ich kenne aber Menschen, die kontrolliert werden -es sind in allen Fällen eher unsichere Halter und selbstsichere, geistig starke Hunde.

Dito. Alles andere hat in meinen Augen dann auch nicht mehr viel mit Kontrollverhalten zu tun. Ein Hund der Angst hat kontrolliert mich nicht sondern sieht zu dass er den Anschluss zu mir nicht verpasst und orientiert sich stärker an mir als es ein sicherer Hund tun wird.

Kontrolle hat für mich persönlich etwas mit Souveränität und Sicherheit zu tun, all das ist kein ängstlicher oder gestresster Hund in diesem Moment wo er mir hinterhertüddelt.
 
@FrauGrimm:
:zustimmung::zustimmung::zustimmung:

Sehe ich ganz genauso!


Und ganz kurz OT, ich kann's mir nicht verkneifen:
meiner chefin ihr Hund

Wundervolle Formulierung! Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod! :zwinkern2:

LG, Almut mit Lunchen
 
Hallo zusammen,

Mal so aus dem Bauch heraus ein paar Gründe, die mir für Hinterherlaufen einfallen

Anhänglichkeit
Hund möchte einfach in der Nähe seiner Menschen sein (wobei das bei ständigen Hinterherlaufen sicher weniger in Betracht kommt).

Neugier
Hund will mitbekommen, was seine Menschen machen. Vielleicht fällt ja auch mal was in der Küche oder vom Tisch runter … (kann an das bezeichnete Kontrollverhalten grenzen).

Aufmerksamkeit erzwingen
Hund will beachtet / bespielt / beschmust werden und verfolgt deshalb seinen Menschen (da wäre dann die Frage, ob Hund wirklich nicht genug Aufmerksamkeit bekommen hat, oder ob er nur nicht gelernt hat auch ohne Aufmerksamkeit seien zu können – im zweiten Fall würde es dann wieder an das bezeichnete Kontrollverhalten grenzen).

Innere Unruhe
Hund hat Schwierigkeiten entspannt zu sein oder zu bleiben, wartet regelrecht auf jede Bewegung seiner Menschen und springt dementsprechend sofort drauf an.

Angst
Hund fühlt sich unwohl oder unsicher und sucht auf Schritt und Tritt die Nähe seiner Menschen (kann auch ein Anzeichen für Krankheit sein, wenn es sonst nicht so ist).

Empathie
Mensch ist unruhig / aufgewühlt / macht sich Sorgen, Hund merkt das und weicht Mensch nicht mehr von der Seite

Grüsse,
Nase im Wind
 
Und über Versuch und Irrtum hat er gelernt, dass es für ihn vorteilhafter ist, beispielsweise vorzupreschen und andere Hunde von Frauchen abzuschotten, anstatt auf Frauchens Gebrabbel zu gehorchen.
Das ist Unsicherheit.


Ein Hund der Angst hat kontrolliert mich nicht sondern sieht zu dass er den Anschluss zu mir nicht verpasst und orientiert sich stärker an mir als es ein sicherer Hund tun wird.

Kontrolle hat für mich persönlich etwas mit Souveränität und Sicherheit zu tun

Zwei unterschiedliche Meinungen.
FrauGrimms Hund ist unsicher und übernimmt deshalb die Kontrolle.
Annes Hund ist selbstsicher und übernimmt deshalb die Kontrolle.

Vielleicht gibt`s einfach beides?

Dass es keine "dominanten" Hunde gibt, ist mir klar. Es gibt nur die situative Dominanz.
Aber es gibt Hunde, die reif und selbstsicher sind, die in sich ruhen, die emotional und geistig unabhängig sind. Die in ihrer Souveränität und Coolness ihrem Menschen oft um Längen voraus sind und das auch wissen.
Die wirken dann in so vielen Situationen überlegen oder "dominant", dass man es als allgemeinen Eindruck bezeichnen kann.

LG
JoJu
 
Ich glaube, ich mache einen Unterschied zwischen spuveränem Führen, was in den meisten Fällen ohnehin passiv geschieht und einem Kontrollverhalten.

Nimmt man Fremdhundebegegnungen muss man in der Regel von Unsicherheiten ausgehen.
Die Hunde kennen einander nicht, können nur abspulen, was sie bisher gelernt haben, hier muss ich auch Erfahrung wirklich sagen: Jeder Hund, der bei Fremdhundebegegnungen pöbelt und kontrolliert, wird durch die aktuelle Situation verunsichert und versucht so eine ihm bekannte Konstante zu schaffen.

Nimmt man hingegen erfolgreiches Splitting (erfolgreich nur deshalb, weil die gesplitteten Hunde die situative Führung des splittenden Hunden bereits im Vorfeld akzeptieren), so hat man hier zwar ein kontrollierendes Verhalten des Hundes, aber hier versucht der Hund keine "Kontrolle" zu erlangen, es geht nicht um die Kontrolle als Konstante, sondern es handelt sich um erzieherische Maßnahmen des Hundes.

Ein Hund, der lernen musste, Situationen zu kontrollieren, tat dies aus einer Unsicherheit heraus.
Eine Situation war in irgendeiner Weise unangenehm oder verunsichernd für den Hund und es musste ja irgendwie damit umgegangen werden.
Gibt ein Halter nicht vor, was zu tun ist, muss der Hund dies allein entscheiden.
In unserer Menschenwelt führt das häufig zu Problemen, denn "Hundeentscheidungen" gehen oftmals nicht mit Menschenvorstellungen konform.

Beispiel Frauchen verteidigen.
Ein Hund kam offenbar in Situationen, in denen seine Sozialstruktur unsicher wurde, er sah seine Ressource Frauchen bedroht durch andere Hunde und wurde höchst wahrscheinlich sogar in dieser Furcht bestätigt (ohne dass die Halter es merkten, zb durch Abwenden vom eigenen Hund, durch Zurechtweisung, etc).
Hund wird verunsichert und probiert nun natürlich aus, wie er die Situation angenehmer gestalten kann.
Vielleicht versucht er immer wieder durch FRÜHZEITIGERES Umrunden von Frauchen bei Hundebegegnungen, dass er gar nicht erst in die Situation kommt, weil er Hunde abschottet.
Er kontrolliert unmerklich Frauchens Verhalten und das der anderen Hunde.
Er hat Erfolg damit.
Das verstärkt sein Verhalten, so dass er es weiter ausbaut.

Nach Jahren hat man nun zb einen Hund, der bereits Hunde in der Ferne stellt, prollt, sie versucht einzuschüchtern, um sie kontrollieren und von Frauchen fernhalten zu können.
 
Also ich war am Anfang davon überzeugt, dass mein Hund
ein Kontrollverhalten hat.
Aber wie kann sowas schon am 2. Tag sein ?
Und dann auch NUR bei mir ?

Andere Menschen existieren für Sam garnicht.
Deswegen klappt es ja auch nicht mit einer Betreuung.

Mit Männern hat er schonmal garnichts am Hut.
Allerdings gibt es 2 Frauen die er gerne mag,
er freut sich immer so sie zu sehen, da bin ich überzeugt,
wenn sie Sam nun hätten, wäre er bei denen nach 3
Tagen genauso.

Verschiedene Trainer spalteten sich in ihrer Meinung.
Aber eines ist sicher er hat Stress wenn ICH weg bin
und das aus totaler Unsicherheit herraus.

Und immer wird mir gesagt das man es nie mehr
ganz aus ihm herausbekommt, auf Grund der bröckeligen
Vorgeschichte, seines Alters, seines Wesens.

Man kann es nur mindern. Homöopathie wurde mir
auch schon zur Hilfe vorgeschlagen, aber soll ich ihn
immer mit irgendwas vollpumpen?

Wie gesagt die Meinungen haben sich schon bei
vielen gespalten.

Ich wünschte ich hätte langsam einen Plan wie ich
richtig an seiner Unsicherheit arbeiten könnte, wenn ich mal
nicht in sichtweite bin. Denn ich glaube da liegt das Problem.
Ich mag mich nicht damit zufriedengeben, dass man garnichts mehr tun kann.
Oder nur mit wegsperren oder irgendwelchen mittelchen.
Das es Monate oder 1-2 Jahre dauern könnte ist mir schon bewusst.

Aber ich merke ja wie hoch sein Stress ist wenn ich
weg war. Das Hecheln und er Speichelt wie wild.
das sieht dann so aus als hätte er hingemacht und die Pfoten sind ganz nass.
Er leckt nicht ! Er speichelt.

Da könnte man manchmal meinen ich würde den ständig 10 stunden alleine lassen. 30 min sind schon ein Weltuntergang...
 



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