Caro zog im Alter von knapp vier Jahren als Hund ein, die die Umwelt nicht kannte. Was dazu allerdings nicht passt, war, dass die Stubenrein war. Gut, in der ersten Woche war der Teppich im Wohnzimmer ein toller Ort, aber danach hat sich das "Problem" in Luft aufgelöst und ich bezweifle, dass es allein mein Verdienst war.
Caro hatte gelernt, dass sie Aufmerksamkeit bekommt, wenn sie bellt. Diese Aufmerksamkeit konnte ruhig negativ sein. Negative Aufmerksamkeit war besser als gar keine Aufmerksamkeit.
Ich hatte mit Caro also einen Hund, der mich in den ersten Wochen wahnsinnig machte mit ihren Dauergebell. Ich wollte nie einen Kläffer haben, und was habe ich mir ins Haus geholt: Einen Kläffer.
Es war und ist (!) gar nicht so einfach, ihr Gebell immer zu ignorieren. Caro bellt auch heute noch gerne für Aufmerksamkeit, nur hat sich dies deutlich reduziert.
In den ersten zwei Monaten konnte man die Gänge draußen mit ihr nicht als "spazieren gehen" bezeichnen. Mit meiner Trainerin habe ich daran gearbeitet, dass Caro sich bei starken Umweltreizen an mich orientieren soll. Dafür musste Caro konsequent lernen, auf mich zu achten. Hinzu kam noch, dass die Prägung deutlich schwerer war als gedacht, da Caro sehbehindert ist.
Ich musste also lernen, herauszufinden, wann ein Umweltreiz Caro überforderte und welcher. Damals war sie extrem auf Geräusche jeglicher Art fokussiert. Vogel Gesang, raschelnde Blätter. Menschen waren weniger ein Problem, solange sie zu Fuß unterwegs waren. Ohne Kinderwagen (sehr gefährlich), Rolllator (ebenfalls gefährlich) oder Rollstuhl. Caro fand Menschen einfach mega gut, genauso wie sie jeden Hund gut fand. Das positive ist, dass Caro sich an Hunden gerne orientiert. Das negative ist, dass viele Hunde Caro scheiße finden: Zum einen, weil sie ein Mops ist, zum anderen, weil sie durch ihre Sehbehinderung einfach komisch rüber kommt. Sie starrt (fixiert) in eine Richtung, wenn sie etwas hört. Entsprechend fixiert sie ungewollt andere Hunde.
Spazieren gehen ist bis heute für Caro ein großer Lernprozess. Sie ist sehr gerne draußen unterwegs. Besonders die warmen Temperaturen findet sie richtig klasse. Je wärmer es ist, umso glücklicher ist dieser bekloppte Hund. Nur in der Wohnung möchte sie es dann gerne kühl haben.
Caro und ich sind draußen ein gutes Team geworden. Ich habe sie ja nun knapp 3,5 Jahre und kenne sie entsprechend und weiß, was ich wann machen sollte.
Manuel weiß es zum Beispiel nicht. Wichtig bei Caro ist es, beim rausgehen gleich die Regeln festzuhalten. Caro ist so energiegeladen, dass sie bellend nach draußen schießen möchte. Es hat sehr lange gedauert, bis ich es geschafft habe, dass die komplette Nachbarschaft nicht mehr weiß, wann ich mit dem Terrorist spazieren gehe. Meine Trainerin hat mir halt gesagt, dass ich auch auf den ersten Metern konsequent sein muss. So sind wir erst in die Hofeinfahrt gelaufen und umgedreht und als Caro das Muster erkannte und von alleine umdrehte, haben wir angefangen, das Haus zu umrunden. Und so war man schon mal gut etwas draußen, bis es wirklich los gehen konnte.
Bei Manuel bellt Caro immer noch gerne. Eine andere Regel lautet, dass sie nicht an der Leine ziehen soll. Da ist Manuel konsquent inkonsequent, was besonders Caro verunsichert.
Caro zieht noch heute immer wieder an der Leine.
Caro wusste beim Einzug nicht, was ein Name oder ein Kommando ist. Sie lernte, zu lernen und nach den ersten Startschwierigkeiten habe ich einen lernbegierigen Mops bekommen, die sehr gerne Tricks lernt und ausübt oder neues lernt. Wobei neues lernen sich mit einen sehbehinderten Hund teilweise sehr schwierig ist.
Der Rückruf ist Caros Lieblingstrick. Ich weiß auch nicht, wie ich das hinbekommen habe.
Caro kann ich inzwischen fast überall mit hinnehmen. Wichtig hierbei ist, dass man nicht vor hat, lange auf einer Stelle zu bleiben. Warten und Frust aushalten ist für Caro eine Qual. Ich kann sie entsprechend nicht mit zum Shoppen nehmen (was ich allgemein nicht tun würde. Durch die Stadt schlendern und ein bestimmtes Buch kaufen macht sie dafür mit) oder sie mit ins Restaurant. Sie schafft es allerdings schon, durch viel Übung, im Biergarten 400 Meter weiter sich zu benehmen.
Besuchen wir Freunde und Familie ist es vom Vorteil, wenn Caro dort schon öfters war. Sie kommt einigermaßen gut damit zurecht, wenn man sie auf eine Decke schickt und sie immer wieder ins Platz schickt. So kommt sie auch dort zur Ruhe.
Caro hat noch ganz viel anderes gelernt.