Hm, manche Dinge verdrängt man ja fast mit der Zeit
... aber es ist ganz spannend sich das mal vor Augen zu führen
Cira & Cotya - ich nehme die beiden zusammen, weil sie eine sehr ähnliche Historie mit ähnlichen Baustellen haben. Im Grunde waren viele Dinge bei Cotya nur etwas verstärkt ausgeprägt.
Die Probleme, die wir bei ihrem Einzug hatten:
- Angst vor Fremden, die sie primär durch Ausweichen und Flüchten gezeigt haben. Hat man sie in die Ecke gedrängt gab es aber schon mal ein Knurren oder einen blitzenden Zahn
- Angst in Handlingsituationen (am Halsband halten, bürsten, Geschirr anziehen, Krallen schneiden, etc.)
- nicht leinenführig, nicht ableinbar und sehr aufgeregt in neuen Situationen
Heute gehen die Hunde freundlich und aktiv auf fremde Menschen zu, solange man sie nicht direkt auf den Kopf grabscht lassen sie sich gerne streicheln, am HB halten oder Geschirr anziehen ist kein Problem, Krallen schneiden und bürsten wird toleriert aber nicht geliebt. Cotya ist bis heute nicht perfekt leinenführig aber es ist im Groben in Ordnung, Cira ist gut leinenführig, beide laufen problemlos ohne Leine und sind bis hin zur Großstadt an die meisten Eventualitäten gewöhnt. Sie sind sehr tolle Alltagshunde geworden.
Mia - kam als Welpe vom Züchter und hat nie dramatische Probleme entwickelt. Sie hatte hier mal ne ängstliche Phase bei Autos und da mal Pubertätsaufgeregtheiten aber nie was Ernstes. Sie war einsatzfähiger Rettungshund und ging zu Zeiten, als wir noch Prüfungen liefen eine BGH3 üblicherweise im 90+ Bereich. Abgesehen davon ist sie ein toller Alltagshund, der üblicherweise überall positiv auffällt. Zu meinem Leidwesen liebt sie Menschen über alles, das ist der Punkt wo sie sich bis heute schwer beherrschen kann jemanden nicht zu begrüßen, vor allem in geschlossenen Räumen. Sie springt auch bis heute Menschen bei der Begrüßung an (macht das aber sehr sanft
) - da habe ich kläglich versagt
.
Loomie - hm... gar nicht so einfach zusammenzufassen die Problematiken von früher.
- starke Übererregbarkeit in aufregenden Situationen, die sich äußerten in wirrem Herumfetzen (wo man Angst hatte, dass sie sich oder andere verletzt), kreischen und bellen, wie ein Flummi durch die Gegend springen, hysterisches und unkontrolliertes Schnappeln (keine aktive Aggression sondern mehr übertriebenes Gebissklappern - weiß jemand, was ich meine?), zittern, speicheln, etc.
Hat man versucht sie in dieser Situation einfach nur zu halten war sie zwar so nett nie ernsthaft zu schnappen, aber sich mit einer beeindruckenden Kraft winden, auf den Boden werfen, treten, mit dem Kopf schlagen,... war alles vorhanden.
- die Tendenz alles potentiell Gefährliche mal von Weitem zu verbellen - beim Aussteigen aus dem Auto oft schon prophylaktisch, bevor sie schauen konnte, ob da überhaupt was ist.
- starke Reaktion auf Bewegungsreize - hätte man den Hund lassen, wäre sie wie im Wahn in der Wiese von einem wehenden Grashalm zum nächsten gefetzt, um den zu fangen.
- mit einsetzender Adoleszenz zunehmend die Tendenz andern Hunden sehr provokativ entgegen zu treten, Konflikte mit einer gewissen Vehemenz einzugehen und die Bewegungen anderer Hunde einzuschränken
- fehlende Frustrationstoleranz bei der sie auch mal so Dinge wie einen Fensterrahmen zerstört oder beim alten Tor die unteren Latten abmontiert hat
- an Dinge wie Leinenführigkeit, ohne Leine laufen, etc. war natürlich nicht zu denken
Heute...
- sie hat sich in den meisten Situationen gut im Griff, wobei sie in wirklich aufregenden Situationen immer noch aufdreht. Das ist mittlerweile selten, aber es kommt vor. Man kann sie aber meist schnell wieder runter holen, indem man sie ruhig festhält. Üblicherweise braucht sie dann nur wenige Sekunden, um sich mal soweit wieder runter zu fahren, dass sie sich selbst im Griff hat.
- verbellen kommt eigentlich so gut wie gar nicht mehr vor. Ich könnte mich gar nicht erinnern, wann wir das das letzte Mal hatten. Bei Hundebegegungen an der Leine ist sie des Öfteren noch angespannt, vor allem wenn wenig Platz ist. Aber sie pöbelt nicht - sie ist eher der leise Typ, der hübsch fixiert
- auch bezüglich Bewegungsreizen hat sie sich gut im Griff. Wobei sie einen ziemlichen Insekten-Jagd-Tick hat, bei dem ich ein wenig darauf achten muss, dass sie sich keine Stereotypie daraus baut
- ihre Ideen Hunde einzuschränken haben sich im Großen und Ganzen gelegt, ab und zu schneidet sie einem neuen Hund aber noch gerne den Weg ab. Aber im Zusammenleben im Haushalt ist das kein Thema mehr. Sie tritt neuen Hunden immer noch provokativ entgegen, wobei wir hier unseren Weg gefunden, die Sache entspannter anzugehen. Konflikte geht sie immer noch mit einer gewissen Vehemenz ein, wobei sie dabei so souverän und sauber geworden ist, dass ich mir in der Regel keine ernsthaften Sorgen um die anderen Hunde mache. Das war nicht immer so.
- mit Frust kommt sie mittlerweile eigentlich gut klar
- sie ist üblicherweise gut leinenführig, läuft ohne Leine, kommt mit Kleinstadtkram gut klar, kann gut in Hundegruppen auch mit fremden Hunden laufen (braucht allerdings ein wenig Anlaufzeit - anfangs ist sie meist aufgeregt und trägt zur Sicherheit einen Maulkorb)
Was noch ansteht...
Großstadt und die Mitnahme in Restaurants und Co. würde ich gerne noch angehen und nun ebenso Fremdbetreuungen. Alle drei Dinge kennt sie im Ansatz, aber es wäre schön, wenn sie da noch entspannter werden kann.