Angstzustände

Liebe Bullerina, sie ist tatsächlich ein Sensibelchen. Und wenn ich sie täglich für 1 - 2 Minuten alleine lasse, bellt sie mal aufgeregt, mal höre ich Panik. Als sie letzte Woche bei den Freunden war, schleckte sie denen voller Freude das Gesicht ab und im nächsten Moment heulte sie wie ein Wolf.
Aber weißt du was? Heute Nachmittag vor der Gassirunde hat sie sich übergeben und dann draußen Durchfall gehabt (ziemlich wenig und recht dünn). Nun vermute ich einen akuten Wurmbefall und gehe mit ihr gleich morgen früh zum Tierarzt. Vielleicht fiebt sie deswegen so in der Nacht?
Ich werde berichten!
 
Ach übrigens...: Kaya spielt wahnsinnig gern mit anderen Hunden und versucht sie durch Kreise laufen zu animieren. Geht dann ein großer Hund darauf ein und rennt hinter ihr her und kommt ihr zu dicht ran, quickt sie manchmal und "rettet" sich zwischen meinen Beinen. Daraufhin haben 2 Hundebesitzer mal gemeint, sie wäre eine "Prinzessin". Aber vielleicht mangelt es ihr tatsächlich ein bisschen an Selbstvertrauen, denn verwöhnt ist sie nun nicht. 😇
 
Muss ich ggf. meine Qualtitäten als Rudelführer überdenken?

Ja, nach meiner Ansicht bist du kein guter Rudelführer, weil es dir an Souveräntiät mangelt.

Nun gut... andere Hundebesitzer halten mich für "überfürsorglich", ich gehe lieber einmal mehr zum Tierarzt, denn sie reagiert auf Stress immer mit Durchfall oder starkem Augenfluss. Deswegen auch die Hundpychologin...
Nun vermute ich einen akuten Wurmbefall und gehe mit ihr gleich morgen früh zum Tierarzt.

Du benimmst dich wie eine Helikopter-Mutter, die ständig besorgt um ihr Kind kreist.
Das schadet den Kindern und verhindert, dass sie selbstbewusst werden und ein Vertrauen in das Leben entwickeln. Die Überbehütung ist das negative Gegenextrem von Vernachlässigung.
Nur weil ein Hund mal ein wenig Durchfall hat, muss man nicht gleich zum Tierarzt rennen, wenn es dem Hund ansonsten gut geht.

Hunde haben das Bedürfnis, einem Rudel anzugehören, das von einem souveränen Rudelführer geleitet wird.
Ein Rudelführer muss aber nicht seine Dominanz beweisen und die anderen Tiere ausgrenzen, unterdrücken oder dominieren.

In einem natürlichen Rudel sind meistens die Elterntiere die Rudelführer. Sie herrschen nicht über ihren Nachwuchs, sondern haben eine natürliche Souveränität aufgrund ihrer Lebenserfahrung, die von den Jungtieren respektiert wird.

Ich glaube nicht, dass du Souveränität in einer Hundeschule lernen kannst.
Du solltest dir bewusst machen, dass Hunde gerne Begleiter des Menschen sind, aber nicht der Mittelpunkt sein wollen. In dieser Rolle sind sie verunsichert oder werden größenwahnsinnig.

Damit ein Hund alleine bleiben kann, muss er Vertrauen zu seinem Menschen haben und Vertrauen in das Leben (Urvertrauen).
 
Ach übrigens...: Kaya spielt wahnsinnig gern mit anderen Hunden und versucht sie durch Kreise laufen zu animieren. Geht dann ein großer Hund darauf ein und rennt hinter ihr her und kommt ihr zu dicht ran, quickt sie manchmal und "rettet" sich zwischen meinen Beinen. Daraufhin haben 2 Hundebesitzer mal gemeint, sie wäre eine "Prinzessin". Aber vielleicht mangelt es ihr tatsächlich ein bisschen an Selbstvertrauen, denn verwöhnt ist sie nun nicht. 😇

Es ist ja wohl das Normalste von der Welt, wenn ein Kleinhund manchmal Unterstützung sucht, wenn ein großer hinter ihm her rennt... Das hat nichts mit verwöhnt sein zu tun, und für mich auch nicht mit mangelndem Selbstvertrauen, sondern mehr mit fehlendem Größenwahn...

Meine Barsoihündin flüchtet sich übrigens auch zu mir, wenn ihr andere Hunde zu viel werden. Ist mir lieber, als würde sie aggressiv werden...
 
Nachtrag: Und wenn Rika sich zu mir flüchtet, dann mache ich kein Getue um sie, betüddle sie nicht (sage höchstens, "schön, dass du wieder da bist" und kraule sie - weil ich mich immer freue, wenn mein Hund in freier Natur zu mir kommt), aber ich lasse sie bei mir und versuche sie nicht dazu zu überreden, sich wieder ins Getümmel zu stürzen. Und wenn ein anderer Hund sie weiter bedrängen würde (was wir noch nicht hatten) dann würde ich ihn abblocken. Ich bin vielleicht kein Rudelführer, aber ich bin der stärkere Partner und habe die Verantwortung für den schwächeren.
 
Hallo an die TO, Hallo zusammen!

Ich habe den Startpost am Sonntag Morgen gelesen, als es noch keine Antworten gab und wollte zuerst direkt schreiben, dachte dann aber: "Warte mal ab." Zwischendurch habe ich den Fortschritt der Diskussion gelesen und jetzt gerade die letzten 3 Beiträge. @Bubuka - Du sprichst mir aus der Seele!!

@Hundeprinzessin
Was ich jetzt schreibe, wird sich für Dich evtl. wie ein Angriff oder Abwertung lesen, ist aber keinesfalls so gemeint. Ich versuche Dich nur, soweit ich Dich aus Deinen Posts verstanden habe, zu reflektieren und mit meinen Erfahrungen zu konfrontieren.

Ich bin Ersthundbesitzer, inzwischen seit 6 Jahren. Die ersten 2 Jahre waren aus heutiger Sicht eine Katastrophe und ich erkenne mich in vielen Dingen in Dir und Deinem Verhalten wieder. Mein Hund hatte fast das gesamte erste Jahr Durchfälle und hat Verhaltensauffälligkeiten entwickelt, konnte schlecht bis gar nicht alleine bleiben. Ich war in mehreren Hundeschulen, hatte Privatstunden und die Tierarztbesuche häuften sich.

Nach 6 Jahren kann ich heute nur noch über mich selber schmunzeln. Letztendlich ist alles so einfach und simpel, ist man aber Anfänger weiß man nicht, wo man anfangen und wo aufhören soll.

Unter anderem habe ich gelernt (in einem Buch diese Theorie des Autors gelesen), dass ein Hund grundsätzlich gesund und heil zur Welt kommt. Bliebe er bei seiner gesunden und heilen Mutter, würde demzufolge er ebenfalls so bleiben. Einfach ein Hund, der auf natürlichem Wege erzogen wird und seine bzw. die Grenzen kennenlernt.

Jetzt kommt aber der Mensch mit seiner unnatürlichen Umgebung und den Kommunikationsproblem von Mensch zu Hund und dem unterschiedlichen Wissen (beim Hund eher Instinkte/Triebe) ins Spiel. Ein erfahrener und gut geschulter Rudelführer Mensch (ich bleibe einfach beim Begriff Rudelführer, obwohl ich weiß, dass diese Bezeichnung bei einem Mensch-Hund-Team nicht exakt passt) hat die Möglichkeit, den Hund gut zu erziehen, ihm Sicherheit zu geben und ihm die Grenzen zu erklären etc etc.

Kommt aber ein Mensch, besonders als Ersthundbesitzer, mit Wissensdefiziten und Unsicherheiten in diese Rolle, ist die Möglichkeit gering, dass der Hund in seinem gesunden und heilen Zustand bleiben kann, recht gering. So geht es Dir mit Deiner Hündin gerade. Wie gesagt, es ist keine Schuldzuweisung, sondern nur eine Reflektion.

Ein Hund spürt die Unsicherheit. Wir machen uns häufig ein falsches Bild davon, wie gut ein Hund den Menschen doch lesen kann. Der kriegt viel, viel mehr von uns mit, als wir von ihm! Werden dann auch noch inkonsequente Verhaltensweisen seitens des Menschen gezeigt, gerät er bald in einen Dauerzustand der Anspannung. Ein Hund möchte aber ausgeglichen sein und einen sicheren Platz in seinem Rudel (in seinem Sozialsystem) haben. Häufig führt die Inkompetenz des Menschen dazu, dass der Hund durch unterschiedlichste Aktionen versucht, die Anführerrolle zu übernehmen, dies also zu kompensieren. Hierin kann er aber nur scheitern, da er in der Menschenwelt mit Menschenregeln leben muss.

Das Thema Souveränität wurde ja bereits angesprochen. Diese kann man nur im geringen Umfang lernen, aber doch zumindestens ein Stück weit. Mich hat mein Hund das Thema "Ruhe" gelehrt. Es ist ein Wechselspiel. Ich hätte gerne einen ruhigen Hund und muss somit für diese Ruhe bei ihm sorgen und dies funktioniert am besten, wenn ich selber ruhig bin. Umgekehrt funktioniert es (leider, aber logischerweise) genauso und so liefen zu großen Teilen bei mir die ersten 2 Jahre ab. Ich regte mich auf, schrie hinter meinem Hund her, schrie ihn teilweise an, war hier und da und dort unsicher. Er konnte weder in mich als Person, noch in meine "Regeln" (die ja obendrein nicht konstant/konsequent waren) Vertrauen fassen. Er versuchte immer wieder Dinge zu regeln bzw. ich stand teilweise nur dumm/unwissend daneben und habe ihn alles regeln lassen, womit er einfach überfordert war, überfordert sein musste.

Jetzt hast Du, liebe TO, obendrein auch noch eine Rasse, die quasi darauf gezüchtet wurde, die Nähe des Menschen zu suchen, so dass die Rassebeschreibung eine Formulierung vorsieht von "an den Fersen kleben". Fast alle Hunde müssen erstmal lernen, alleine zu bleiben und somit das Vertrauen entwickeln, dass der Sozialpartner zurückkehren wird. Die einen schaffen's ruckzuck, die anderen brauchen vermehrte Übungen und ein schrittweises Vorgehen, einige tun sich zeitlebens echt schwer darin. Die Rassebeschreibung Deiner Hündin liest sich nach Gruppe 3. Leider, leider.

Es würde Deiner Hündin leichter fallen, wenn sie Vertrauen in Dich hätte und in Dir eine souveräne/sichere/ruhige Anführerin sähe. Deine Texte hier lassen dies aber leider nicht vermuten. Daher lesen sich für mich die Probleme Deiner Hündin auch quasi logisch.

Was ist somit mein Rat? Du hast ja schon Kontakt zu einer Hundepsychologin gesucht. Ich möchte Dir jetzt nicht den Kontakt zu einer Menschenpsychologin raten, aber wenn Du jemanden kennst, der Dir erklären kann, wie DU ruhig und bestimmt wirst, dann würde das auch Deiner Hündin helfen.

Nach 6 Jahren mit meinem Hund habe ich am Wochenende noch wieder zu einer Bekannten gesagt, wie einfach es doch letztendlich sein kann, wenn man weiß, wie man mit einem Hund umzugehen hat, denn man muss gar nicht viel machen, sondern einfach nur souverän und konsequent (was nichts mit Strenge o. ä. zu tun hat!!!) handeln. Man muss dazu keine "geheimen Tricks" können, kein Wunder-Hundeflüsterer sein o. ä.

Ich musste nämlich meine Bekannte mit meinem Hund kurz für ca. 10 min im Garten alleine lassen, da ich mit dem Fahrrad kurz weg musste und ich wusste genau, dass mein Hund aufgeregt reagieren würde, wenn er mich alleine nur mit dem Rad sieht, obendrein wenn ich dann auch noch ohne ihn wegfahre. Ich erklärte ihr also, wie sie ihn vom Gartenzaun wegschicken sollte (ruhig und bestimmt, nichts sagen, nur vom Zaun wegsplitten und den Weg, den er gehen soll mit einer Zeigegeste anzeigen). Sie hatte übrigens so gut wie keine Erfahrungen mit einem Hund und war typisch überdreht beim ersten Kontakt Stunden zuvor (hohe Stimme, viel zu viel reden, viel zu viel Bewegung und natürlich sofort die Leckerchen auf standby). Als ich dann zurück kam, war sie ganz begeistert, wie einfach sie ihn habe auf seinen Platz schicken können und da wäre er dann auch entspannt bis zu meiner Rückkehr geblieben. Sie hätte sich einfach nur wieder in ihren Gartenstuhl gesetzt und weiter im Buch gelesen.

Eine für mich entscheidende Wahrheit im Umgang mit Hunden ist die Erkenntnis, dass wir A viel zu viel quatschen und B viel zu schnell die Geduld verlieren. Weiterhin ist das Timing äußerst entscheidend. Wann MACHE ich etwas oder fast noch wichtiger, wann mache ich etwas NICHT. Zweiteres bezieht sich darauf, wann ich die Spanung/den Druck rausnehmen muss. Fordere ich etwas ein, ist es extrem wichtig, im richigen Moment, wenn der Hund nämlich signalisiert, dass er verstanden hat, worum es geht, genau dann auch den Druck rauszunehmen und ihm zu signalisieren, dass ich ihn wiederum verstanden habe und ihm somit auch Vertrauen entgegenbringe.

Also: Kopf hoch, tiiiiiiiiiiiief atmen (ein Atemtraining oder Entspannungstraining beim Menschen könnte dem Hund vielleicht mehr helfen, als jeder Hundetrainer und -psychologe) und die Ruhe und Bestimmtheit suchen.

Du schaffst das schon!
LG
Matthias
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Bubuka, einer persönlichen Beurteilung entkommt man hier wohl auch nicht 😂 Ich hätte wohl dazuschreiben müssen, dass meine Kaya IMMER etwas hatte, wenn ich - trotz der Meinung anderer Hundebesitzer - beim Tierarzt war. Ob Giardien, Spulwürmer oder einer fast abgerissener Daumenkralle.... Natürlich ist meine Kaya hocherfreut, wenn sie andere Hunde trifft und dann so lebendig und gutgelaunt wie immer. Aber ich lebe mit ihr zusammen!
Tja, ich bin keine Mutter und kann "Heli-Mütter" nicht beurteilen. Aber die Gesundheit meines Hundes liegt nun mal in meiner Verantwortung und war - wie gesagt - noch nie umsonst beim Tierarzt. Apropos... die heutige Stuhluntersuchung ergab Wurmbefall. Gehe mal davon aus, dass sie deswegen nachts so gefiept hat (Bauchweh).
 
Hallo Digirunning, vielen Dank für deinen Beitrag und die vielen Infos!
Ja richtig, Havaneser sind halt sehr anhänglich aber ich sehe das Problem auch eher in meinem Verhalten. Eigentlich bin ich ein ruhiger Typ, schreie ihr auch nicht hinterher - warum auch, sie kommt spätestens beim 2. rufen - und sorge auch für Ruhezeiten, die brauch ich nämlich auch (grins). Aber Unsicherheiten im Umgang mit Hund hatte und habe ich, da keine Erfahrung und na klar kriegt die Lütte das mit. Bei mir äußert sich das nicht in Hektik o. ä. sondern im Abwarten und Beobachten, was nicht viel besser ist, da ich Kaya so den Freiraum für eigene Entscheidungen gebe und damit ggf. sie verunsichere. Das hat sich über die Zeit aber schon gut gebessert.
Ich selbst habe nie mit dieser Pippstimme mit Kaya gesprochen, obwohl die Züchterin mir ,zwecks Stubenreinheit, angeraten hatte, sie ganz quitschig zu loben für jedes Geschäft draußen - und sie ist trotzdem "trocken" geworden.
Meine größte Unsicherheit liegt eigentlich bei der Interaktion mit anderen Hunden. Kaum 13 Wochen alt, kam uns ein unangeleinter junger Labrador entgegengerannt, der ihr dann eins auf den Kopf haute und es dauerte gefühlte 300 gute Begegnungen mit großen "freundlichen" Hunden, bis sie dieses Erlebnis verdaut hatte.
Einige Hundebesitzer sind der Meinung, dass die Hunde das untereinander regeln sollten, andere machen mich auf Situationen aufmerksam, wo ich eingreifen sollte. Daraufhin habe ich einige Bücher über Hundesprache gelesen, aber die Umsetzung finde ich immer noch schwer. Immerhin ich meine Kaya inzwischen gut genug, um anhand IHRER Körpersprache ggf. einzugreifen.
Übrigens macht Kaya auf andere Hundebesitzer keinen unsicheren Eindruck, sondern eher einen "selbstbewußten" Eindruck. Vielleicht durch meine Unsicherheit...??
 
Hallo Kade, vielen Dank für deine Nachricht. Ja, so ähnlich mache ich es auch. Wenn Kaya sich zwischen meine Beine "flüchtet" sage ich nur "Hallo Kaya". Nach kurzer Zeit läuft sie dann meist wieder zu den anderen Hunden. Bleibt sie jedoch bei mir, verabschiede ich mich von der Gruppe. Oft genug erlebe ich es auch, dass andere Hunde nachsetzen und ich diese dann mit einer "Stop-Geste" weghalten muss. Meist sind das dann große Jungrüden, die wir kennen. Bei fremden Rüden knurrt sie schon mal.
Ja richtig, vielleicht bin ich kein Rudelführer oder souverän genug, aber ich trage halt die Verantwortung für das Verhalten und Gesundheit meines Hundes und sie lebt halt mit mir.
 
Die Schilderungen meiner Beispiele waren halt meine Fehler. Es sollte nicht heißen, dass ich denke, dass Du das auch so machst. Sie können quasi als Platzhalter gesehen werden und durch die eigenen Fehler ersetzt werden.

Schön ist es, wenn man sich selber reflektieren kann und somit vieles in Eigenregie erkennt. Dies dann zu ändern ist dann aber nicht selten ungleich schwerer.

Die Hundesprache zu lernen halte ich für eines der wichtigsten Dinge, die eigentlich jeder Hundebesitzer drauf haben sollte. Wenigstens die Basics. Ich persönlich tue mich aktuell noch immer schwer mit der Gleichzeitigkeit und der Geschwindigkeit, mit der die Kommunikation zwischen Hunden abläuft. Und ab und an fehlinterpretiere ich auch noch.

Zum Thema "Abwarten und Beobachten", also eher Passivität, habe ich auch ein gutes Beispiel, dass mir im Nachhinein so unendlich leid für meinen Hund tut. Ich war zwar nie der Meinung, dass die Hunde das alles unter sich regeln, verhalten habe ich mich aber blöderweise doch fast immer so, denn ich stand nichtsahnend daneben und habe zugeschaut. Erst, wenn sich eine Beißerei anbahnte oder sie schon damit anfingen, schritt ich ein. So hatte ich lange, lange geglaubt: "Ach, die spielen ja schön!", bis ich in einem eintägigen Seminar neben vielen anderen Themen auch auf diesen Irrtum hingewiesen wurde.

Man erklärte mir die 4 Fs: Fight, flight, fiddle, freeze. Beim Erstkontakt beobachte ich nicht selten, dass auf einmal gerannt wird und hatte früher immer (also wirklich zu 100%) geglaubt, dass sie jetzt spielen. In dem Seminar gab es genau eine solche Situation zwischen 2 Hunden ich äußerte dies. Die Trainerin grinste und erklärte, dass dies zum fiddeln gehöre und z. B. dem Spannungsabbau diene, somit mit Spielen nichts zu tun hätte. Wenn 2 Parteien miteinander spielen, also wirklich einen konfliktfreien, unbelasteten Umgang miteinander haben (und so sollte spielen ja aussehen), dann würde unter anderem die Rolle des Jägers und des Gejagten häufiger mal wechseln. Auch wäre die Körperspannung, der Blickkontakt etc etc anders, eben entspannter.

Da erkannte ich, dass mein Hund über Jahre gar nicht immer gespielt hatte, sondern nur darum bemüht war, Konflikte bei (Erst-)Kontakten zu vermeiden und Spannung abzubauen. Mir wurde dann auch klar, dass ich dümmlich grinsend daneben gestanden hatte, während er gemobbt wurde, weil er ständig der Gejagte war. Dem zur Folge wurde mir klar, dass der ach so entspannte Gang auf die Hundewiese für meinen Hund gar nicht so entspannend war und er gestresst nach Hause zurückkehrte, wo ich ihn dann vielleicht im Anschluss 2 Stunden alleine ließ und er mit seiner Anspannung vom Hundeplatz plus die Anspannung, noch nicht gut alleine bleiben zu können, völlig überfordert war und daher irgendetwas zum nagen/kauen gesucht hat, da diese Tätigkeit einen beruhigenden Charakter auf Hunde hat. Die Durchfälle, die ich auf eine Futterallergie zurückzuführen glaubte (und auch von der Tierärztin darin bestätigt wurde), hörten dann auch auf, als ich endlich anfing, für meinen Hund dazusein und ihm Sicherheit, Struktur und Führung bieten konnte. Heute kann er alles kreuz und quer durcheinander fressen, ohne auch nur einen Hauch von Durchfall zu zeigen.

Noch eins zur Hundesprache und da Du das Thema knurren ansprichst. Viele kennen die Signale ja nicht oder nicht ausreichend. Wie häufig muss ich leider beobachten, dass einem Hund das Knurren verboten wird, anstatt es als Kommunikationssignal anzusehen. Es wird als Aggression angesehen und deshalb unterbunden. Und dann gibt es die Hundebesitzer, die dann irgendwann sich äußerst verwundert fragen, warum ihr Hund ohne Vorwarnung zugebissen hat. Ja, weil Du Depp ihm alle Signale einer niedrigeren Kommunkationsstufe verboten hast! Dabei könnte man solche Situation schön nutzen, um ihm zu zeigen, dass man sein Partner ist, ihn verstanden hat und entsprechend handelt. Statt dessen wird auf den eigenen Hund "eingedroschen" (meist nur sprachlich, aber auch das ist blöd).
 



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