Ängstlicher Hund aus dem Tierschutz

Hallo,
ich bin noch neu hier und hoffe auf Hilfe :) Wir haben vor ca. 4 Monaten einen 1,5 jährigen Rüden aus dem Tierschutz adoptiert. Seitens der Organisation ist leider einiges nicht so gut gelaufen. Hätten wir das alles vorher gewusst, hätten wir glaube ich nochmal gründlich über die Adoption nachgedacht, aber da kann der Hund ja nichts für. Nach Angaben der Organisation wurde er mit 6 Monaten auf der Straße gefunden und lebte dann 1 Jahr im Shelter. Er muss unserer Ansicht nach schlimme Erfahrungen gemacht haben, weil er vor allem vor Männern, furchtbare Angst hat.
Cookie ist ein super lieber Hund. Aber leider auch unglaublich ängstlich. Ich habe direkt von Beginn an gemeinsam mit einer Trainerin gearbeitet. Draußen klappt es soweit ganz gut, hier hat er kaum noch Angst (außer Menschen kommen frontal auf ihn zu etc.). Das ist denke ich aber normal. Mit andern Hunden kommt er super klar, ist gut ansprechbar und wir konnten schon mit ihm üben/spielen. Wenn er draußen Angst bekommt, versucht er zu fliehen oder friert ein (zeigt kein aggressives Verhalten).
Drinnen ist es allerdings ganz schlimm. Er kommt fast gar nicht zur Ruhe. Entweder läuft er mir hinterher, tiegert wie ein Zootier auf und ab oder er liegt in der Küche und versteckt sich oder schläft, aber sehr unruhig.Mir ist bewusst, dass er sich eingewöhnen muss, allerdings habe ich das Gefühl, es wird schlimmer, anstatt besser. Er hat drinnen den Schwanz dauerhaft eingeklemmt. Ich habe schon alles mögliche versucht. Eine Ruhezohne drinnen nimmt er nicht an, er hat nur seinen selbstgewählten Platz in der Küche, der natürlich nicht grade ruhig ist....
Ich versuche "drinnen" positiv für ihn zu verknüpfen. Er steigt auf Spiele oder selbst kauen, was er draußen liebt, aber fast gar nicht ein. Da ich ihn nicht bedrängen will, setze ich mich dann meist in seine Nähe, lasse ihm aber seinen Platz und berühre ihn nicht, sondern lese ein Buch oder sowas. Das hatte die Trainerin empfohlen. Manchmal kommt er dann zu mir sucht Nähe und fordert auch Streicheleinheiten. Manchmal zieht er sich aber nur zurück und hat offensichtlich Angst vor mir. Von meinem Mann lässt er sich drinnen fast gar nicht anfassen (bzw. lässt es wenn über sich ergehen, was ja nicht Sinn der Sache ist). Mein Mann hält sich drinnen so gut es geht fern von Cookie, da er vor ihm drinnen riesen Angst hat (draußen komischerweise gar nicht). Auch das ist natürlich auf Dauer schwer, wir wollen die Situation nun aber nicht noch unangenehmer für ihn machen.
Obwohl wir uns an alle Tipps der Trainerin halten, wird sein Verhalten leider eher schlimmer. Er möchte nun gar nicht mehr rein und ich muss ihn schon fast zerren oder ewig warten, bis wir reingehen können, weil er nicht möchte. Drinnen angekommen bleibt er nach dem ableinen 5 Minuten stocksteif stehen und zittert. Die Trainern meinte, dass wird sich legen und wir sollen es ignorieren. Aber das kann es ja irgendwie nicht sein, vor allem eben für ihn...

Ich weis mittlerweile einfach nicht mehr weiter und Frage mich ernsthaft, ob wir dem Hund einen Gefallen getan haben.... Hat vielleicht jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und noch einen Tipp?

Schon mal vielen Dank und sorry für den langen Text.
 
Ist der Hund körperlich untersucht?
Was für Rassen werden vermutet?

weil er vor allem vor Männern, furchtbare Angst hat.

Ich denke nicht das es unbedingt schlimme Erfahrungen sein müssen die dazu führen. Häufig ist es nach meiner Meinung einfach auch eine nicht ausreichende Sozialisation.
Wenn er beispielweise die ersten 1,5 Jahre keinerlei oder nur sehr wenig Kontakt zu Männern gehabt hat und Männer treten einfach völlig anders auf als Frauen. Ich habe Hunde erlebt die misshandelt wurden und das war jeweils eine ganz andere Liga an Verhaltensweisen.
Vielleicht hilft es euch davon abzurücken den Hund als Opfer zu sehen.

Was ich nicht verstehe ist der Satz

er liegt in der Küche und versteckt sich
er hat nur seinen selbstgewählten Platz in der Küche, der natürlich nicht grade ruhig ist....

Ist das jetzt ein Versteck oder nicht gerade ruhig?

Und ich versteh auch nicht

schläft, aber sehr unruhig.


Was heißt er schläft aber unruhig? Schläft er Nachts nicht? Wo schläft er?


Wie lastet ihr ihr ihn aus?
Was ist so euer durchschnittlicher Tag?
 
Hallo,

ich habe auch eine Hündin aus dem Tierschutz übernommen, die 1,5 Jahre alt war. Sie hat auch erst in Rumänien auf der Straße gelebt, dann im Shelter und wurde dann in Deutschland 2x vermittelt und kam immer wieder auf die Pflegestelle zurück. Nun wohnt sie seit 1,5 Jahren bei mir.

Sie wurde mir als Angsthund vermittelt. Wobei ich nicht sagen würde, das sie ein kompletter Angsthund ist. Sie findet sehr viel unheimlich, Menschen, Geräusche, Wind, fremde Umgebungen... aber sie findet auch Hunde toll, läuft prima ohne Leine und in der Wohnung ist sie absolut sicher bei mir zu Hause. Und sehr selbstbewusst. Das hatte sich sehr schnell gelegt bei ihr.

Ich glaube auch nicht, das sie schlimme Dinge erlebt hat, ihr fehlt einfach nur die richtige Sozialisierung und sie kann Menschen einfach nicht einschätzen. Wenn sie zu jemanden Vertrauen gefasst hat, dann hat sie keine Probleme. Und Gassi mit anderen Hunden taut sie auch sofort auf.

In Innenräumen ist sie immer noch unsicher (außer bei mir zu Hause, auf der Arbeit wird es nun auch immer besser, im Vereinsheim). Außer bei diesen 3 Beispielen klemmt sie auch überall die Rute ein und verzieht sich in ein Eck oder hinter mich. Sie läuft da auch nirgends einfach rum, weil sie sich das einfach nicht traut. Das wird auch noch etwas dauern. Aber sie hat sich in den letzten 1,5 Jahren extrem weiter entwickelt.

Aber sie braucht noch bei vielem länger, das wird noch dauern, bis sie wirklich sicherer wird in fremder Umgebung, wenn es überhaupt je komplett wird.
 
Hallo,
wer Hunde mit unbekannter Vergangenheit aus dem Tierschutz übernimmt , muss damit rechnen das diese Probleme zeigen .
Bei solchen Hunden kann es lange dauern , bis eine aufwendige Sozialisierung auch Früchte trägt und diese Tiere ein einigermaßen
normales Verhalten zeigen , aber ebenso können diese auch ewig Problemhunde bleiben .
Es gehört schon sehr viel Einsatzfreudigkeit und Geduld dazu , wenn man diesen Aufwand mit solchen Hunden betreiben möchte.

Leider wird bei vielen dieser Tierschutzorganisationen nicht mit offenen Karten gespielt und die große Problematik welche die vermittelten Hunde mitbringen werden verschwiegen. Es wird darauf vertraut , dass die Menschen welche so einen Problem-Hund bekommen, auch " Verantwortung "
übernehmen , wie mit einem eigenen Kind , welches auch nicht beanstandet werden kann .

Ich hätte wohl keine Lust, mich mit so einem Tier zu beschäftigen und meine Zeit und Kraft da hinein zu stecken .
Ich denke , es gibt bessere Möglichkeiten um seinen Idealismus zu beweisen, als die Idee einer Hunderettung ,
deren Sinn für mich recht zweifelhaft erscheint .
 
Die Trainern meinte, dass wird sich legen und wir sollen es ignorieren. Aber das kann es ja irgendwie nicht sein, vor allem eben für ihn...
Mein Tipp - einen wirklich positiv arbeitenden Hundetrainer suchen, evtl. sogar einen der auf Bindung und der Mensch-Hund-Beziehung spezialisiert ist. ❤️ Da gibt es mittlerweile ganz viele von, ich weiß z.B. dass Pawsitive Life Coaching mittlerweile ein ganzes Netzwerk an Hundetrainerinnen hat, die alle bedürfnisorientiert arbeiten.
 
Ich finde auch sehr wichtig was @Crime gesagt hat: seht den Hund nicht als Opfer, traut ihm auch mal was zu und interpretiert nicht in sein Verhalten hinein, dass er „sehr schlimme Erfahrungen“ gemacht hat.

Diese Angst vorm Menschen und Häusern ist oft der Fall bei Hunden mit dem Hintergrund und liegt in der Regel einfach an der fehlenden Sozialisierung/Gewöhnung daran in jungem Alter - nicht an schlimmen Misshandlungen.
 
Ich denke auch,dass es gut wäre einen Trainer der bedürfnisorientiert und mit positiver Verstärkung arbeitet einzuschalten.Wir sehen den Hund nicht,können so überhaupt keine Körpersprache einschätzen.
Mitleid ist aber total fehl am Platz.Arbeitet mit dem Hund, nehmt das was er anbietet.Und macht euch von vornherein klar,dass es nicht immer nur bergauf gehen kann.
Inwieweit sind körperliche Beschwerden ausgeschlossen? Wurde die Schilddrüse sorgfältig untersucht?
 
Ich finde auch sehr wichtig was @Crime gesagt hat: seht den Hund nicht als Opfer, traut ihm auch mal was zu ...
Das ging mir auch beim Lesen des Startbeitrags durch den Kopf! Häufig halten die Menschen durch ihr Mitleid den Hund quasi in seiner inneren Einstellung gefangen.

Man mag ja Andreas Ohligschläger finden, wie man will, aber er hatte einen recht ähnlichen Fall und letztendlich mussten die Menschen loslassen, damit der Hund es auch konnte.



(Der zweite Fall mit Iwo)
 
Hallo namenlose TE,

Ich bin in einer ähnlichen Situation, habe seit drei Monaten einen fast 2 jährigen Hund aus dem Tierschutz übernommen.
Der Hund war bei der Ankunft so verstört, dass er nicht einmal aus der Transportbox kommen wollte und dann gleich in der ersten Woche jemand gebissen hat.
Zum Glück hatte ich mich vorab ein wenig mit Hundeerziehung beschäftigt und mit Liebe, Geduld und Leckerli die größten Probleme bereits behandelt.
Gelegentlich hat er noch Angstattacken, wegen mir nicht sichtbarer Ereignisse. Er versteckt sich dann hinter mir oder (was schlimmer ist) rennt panisch davon.

Mein Tipp für dich: mach es dem Hund angenehm in diesen Situationen.

Z. B. könnte der Mann den Hund bei jedem Kontakt ganz enthusiastisch begrüßen, oder wenn es zum Gassi geht den Hund richtig freudig animieren beim anleinen. Das sind so kleine Dinge...

Da ich einen Puli habe, mache ich bzw. meine Frau auch extrem viel Sport mit ihm, jeden Tag mindestens 10 km Wandern in zwei Gängen (2 x 5 km), vormittags und nachmittags, alle zwei Tage eine längere Radtour von 20 bis 30 km... Der Hund läuft dabei ca. 90% frei.
Nach den Radtouren ist er immer besonders ausgeglichen. Das kommt vielleicht ein wenig auf die Rasse an.

Ganz falsch wäre jedenfalls Druck.

Viel Erfolg, Alf
 



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