Hallo,
einiges wurde ja schon gesagt. Ich finde Deine Frage auch nachvollziehbar, gerade weil man immer davon liest, man braucht halt " nur" eine gute Bindung zum Hund, der Rest klappt dann schon von selber.
Aber es geht halt nicht nach dem Motto: so, heute trainieren wir mal "Bindung".....
Es wird ein langer Prozess - sehr vieles ergibt sich allein schon aus der Zeit, die Dein Hund bei Dir ist. Der Rest ist Verlässlichkeit, nicht heute was durchgehenlassen, was einen morgen, nach einem stressigen Arbeitstag, nervt und man lässt es am Hund aus.
Viele gemeinsame "Unternehmungen", gemeinsam "jagen", aber auch das schon erwähnte Kontaktliegen (wenn der Hund denn möchte, am besten bietet man sich nur an, in dem man sich evt auf den Boden setzt, damit der Hund entscheidet, wieviel Kontakt ok ist, ruhig auch MAL ausprobieren, was passiert, wenn man sich zum Hund setzt, wenn dieser irgendwo liegt, wenn der Hund aber darauf hin lieber aufsteht, würde ich mich nicht aufdrängen, sondern immer wieder Gelegenheiten schaffen, dass der Hund entscheiden kann, ob und wieviel Nähe er möchte, den Hund auch viel loben und bestätigen.
Oft finden Hunde es auch ganz wunderbar, wenn man ihnen aktiv und deutlich unangenehme Situationen vom Hals hält, in dem man zB nervende Hunde blockt, dem Hund bei oder hinter sich Deckung anbietet, wenn er vor etwas Angst hat oder ihm zB (dafür war und ist meine immer sehr dankbar) fremde Menschen vom Hals hält, die den Hund, möglichst noch ungefragt, antatschen wollen.
Nicht zuletzt: jeder Jeck ist anders - es gibt Hunde, die quasi vom ersten Moment an Deiner Seite kleben und Du ihr Universum bist (wobei ich mich frage, ob das dann wirklich Bindung zu einem bestimmten Menschen ist, denn das würden sie vermutlich für jeden tun, den sie gerade treffen) und es gibt Hunde, die kapieren zwar irgendwann, dass es durchaus Vorteile hat, einen Menschen dabei zu haben, die sich aber auch nach Jahren bei Dir jederzeit sofort und gnadenlos dazu entscheiden, mal wieder nur ihr eigenes Ding durchzuziehen und drauf sch*****, was der Mensch gerade vorschlägt. Und es gibt natürlich alle Abstufungen dazwischen, so viele wie es Rassen, Individuen mit Vorerfahrung und auch unterschiedliche Menschen gibt.
Und viel miteinander reden beim Gassigehen. Also sagen, wo du als nächstes lang gehst (z. B. rüber, hoch, runter, da lang, links, rechts etc.). Oder auch "Stopp und weiter" an Straßen. Oder auch mal loben, usw.
Ich bin ein großer Freund vom "ankündigen" und aufmerksam machen, zB, wenn ich mit angeleintem Hund die Richtung ändere, wenn ich den Hund anleinen möchte, hochheben will, seine Pfote untersuchen oder was auch immer - damit wird man für den Hund auf jeden Fall verlässlicher, berechenbarer (im positiven Sinne), weil er sich drauf einstellen kann, was als nächstes passiert - und der Mensch zeigt dem Hund: hey, ich bin derjenige, der immer schon vorher weiß, was kommt - orientier Dich an mir, das macht das Leben einfacher.
ABER: auf dem Spaziergang den Hund dauerhaft beplaudern (sieht und hört man sehr oft) finde ich erstens nervig und zweites kontraproduktiv, da lernt der Hund nur weghören, aber garantiert nicht, von sich aus drauf zu achten: wo ist mein Mensch, was macht der gerade - und wenn ich dann tatsächlich mal was wichtiges mitzuteilen habe, hört der Hund schon lange nicht mehr hin.
LG
Bettina