Er darf zu jedem Hund hin zu dem er möchte (außer der andere zwingt uns dazu das er nicht hin darf
).
Vielleicht hat der andere aber einen Grund dafür und der Grund ist nicht, dass der Hundehalter das nicht möchte, sondern vielmehr, dass der Hundehalter weiß, dass sein Hund das nicht will.
Ich habe hier ja mittlerweile beide Extreme.
Kira will ums Verrecken keinen Kontakt mit anderen Hunden, die würde das überhaupt nicht toll finden, wenn Luke auf sie zuliefe.
Was soll ich als Hundehalter dann tun? Einfach sagen, ach komm, da musst du durch und mir ihr Vertrauen verscherzen?
Oder auf sie eingehen und dem anderen Hundehalter, in dem Fall dir, klar sagen, nö bitte erst mal Kontakt auf Distanz und wenn wir uns ein paar Mal getroffen haben, kann es sein, dass meine Hündin deinen Hund mag.
Dann bin ich in deinen Augen der "blöde" Helikopterhalter, was ich tatsächlich gar nicht sein will. Nichts liegt mir ferner und ich musste in der Anfangszeit mit Kira erst mal schmerzhaft lernen, immer "die Böse" zu sein.
Vor Jahren hatte ich einen Gassihund, einen Langhaar Collie, mit dem ich viele lange Spaziergänge in unterschiedlichen Gegenden gemacht habe.
Hundekontakt toll, es gab nie irgendwelche Probleme. Der ist auch keinem Wild hinterher gerannt, war, außer an Straßen, immer frei.
Das war eigentlich das, was ich mir unter Hundehaltung vorstellte und da wurde ich von Kira deutlich belehrt, wie anders es geht.
Es liegt also nicht an mir, wenn ich (beispielhaft) mit Luke gern zuerst vorsichtigen Kontakt hätte, sondern daran, dass mein Hund von mir erwartet, das genauso zu regeln.
Amy ist, wie sollte es anders sein, das komplette Gegenteil und das ist gut so. Kommt mir sehr entgegen.
Trotzdem lernt sie schon seit ihrem ersten Gassigang, dass sie eben nicht zu jedem Hund hin laufen darf, sondern dass erst "angefragt" wird.
Zum einen, weil ich weiß, dass viele das überschwängliche Retrieververhalten nicht mögen und zum anderen weil es mehr Hunde wie Kira gibt und ich keinen einfach "überfahren" will.
Ist auch eigentlich nicht so furchtbar schwierig, Amy läuft, außer an Straßen, immer frei.
Wir üben bereits den Abruf und der klappt schon ziemlich gut, außerdem ist sie ohnehin nie sehr weit von mir entfernt.
Kommt uns jemand entgegen, egal ob mit oder ohne Hund (Amy liebt auch alle Menschen) wird angeleint.
Öfter als mir das bisher bewusst war, sehe ich Halter, die ihren Hund zur Seite nehmen und signalisieren, dass kein Kontakt erwünscht ist.
Dann gehen wir vorbei und danach wird wieder abgeleint.
Mit anderen Haltern komme ich ins Gespräch (ist sehr erholsam, wenn ich nur Amy dabei habe) und beide Hunde werden abgeleint und können sich kennenlernen. Lustigerweise scheint es doch so etwas wie "Rassismus" zu geben, denn die meisten Hunde mit denen Amy sich bisher bekannt gemacht hat, waren tatsächlich Retriever.
Und so wie ich mit Kira hauptsächlich "schreckliche Labradore" getroffen habe, sieht das jetzt mit Amy ganz anders aus.
Erst heute mittag wieder, eine tolle schwarze Labradorhündin an schleppender Leine, die die Besitzerin in die Hand genommen hat, als mein Mann mit Kira auf sie zukam, beide sind ohne sich zu beachten aneinander vorbei marschiert.
Hinten dran war ich, mit mittlerweile angeleinter Amy, wir sind sofort ins Gespräch gekommen, woraufhin ich Amy abgeleint habe und die Frau die Leine losgelassen hat.
Beide haben sich ausgiebig beschnuppert, bisschen gespielt und dann waren beide zeitgleich am jeweils anderen Menschen interessiert.
Genauso hat Amy bereits Bekanntschaft mit einem Chihuahua geschlossen und mit einem undefinierbaren größeren Mix.
Es liegt also nicht immer am Halter, wenn kein Kontakt gewünscht ist.
Zum eigentlichen Thema, 100 prozentigen Gehorsam erwarte ich von niemandem, würde ich selbst auch nie aufbringen.
Bei Kira bin ich mit den 75 bis 80 Prozent den Rückruf bei Wildsichtung betreffend zufrieden, mehr ist bei diesem Hund nicht zu schaffen und ich gehe, etwa 7 bis 8 mal pro Jahr das Risiko ein, dass sie für einige Minuten verschwindet.
Dazu stehe ich auch, weil es mit einem Hund wie Kira das Optimum ist, das erreicht werden kann.
Und die Alternative, ständige Schleppleine wäre für Kira kein Leben. Also bin ich so frech und gestehe es ihr zu und es ist mir mittlerweile recht egal, was andere dazu sagen.
Bei Amy sieht das deutlich anders aus, da habe ich selbst es in der Hand und da liegt meine Latte erheblich höher.
Da ist mir ein verlässlicher Grundgehorsam, insbesondere Rückruf, absolut wichtig. Amy ist aber ein völlig anderer Hund und kann das mit Sicherheit leisten ohne sich dabei völlig verbiegen zu müssen und darunter zu leiden.
Unter Grundgehorsam verstehe ich, dass sie zuverlässig auf Abruf kommt, allerdings darf sie sich durchaus auch mal 100 - 200 Meter entfernen, das sind, gerade hier in der Umgebung, einfach keine Distanzen.
Ich möchte erreichen, dass sie auf Zuruf ins Sitz geht, das auch über einige Entfernung von mir beibehält.
Außerdem gibt es ein Abbruchkommando, das sie zu befolgen hat.
Ich werde ihr sicherlich auch das "bei Fuß" beibringen, allerdings würde ich es hassen, wenn sie dann an meinem Bein kleben und mir ständig ins Gesicht starren würde.
Sie soll irgendwann von selbst wissen, wie man sich im Alltag benimmt, z.b. dass keine Menschen angesprungen und begrüßt werden, dass sie erst nach "Anfrage" zu anderen Hunden darf, dass der Besuch an der Tür von mir empfangen wird und danach angemessen von ihr begrüßt werden darf, dass sie im Restaurant ruhig stehen, sitzen, liegen darf, aber nur direkt bei mir usw.
Wenn es ihr Spaß machen sollte, übe ich gern auch noch Tricks mit ihr ein, aber brauchen tue ich das nicht.