Zweithund und neue Herausforderungen

Hallo ihr Lieben.
Ich habe mich ja vor einer Weile schonmal mit meiner Hündin Bella vorgestellt für alle die sich erinnern ("Bella bellt"^^)
Bella hat sich super entwickelt würde ich sagen, wobei sie ja nie ein "Problemhund" in dem Sinne war.

Kurzer Abriss - Bella ist ein Maremmanno Mischling aus dem Tierschutz. Am Anfang war sie sehr unsicher, vermied andere Hunde oder knurrte diese an. Laute Geräusche machten ihr Angst etc.
Auf der Anderen Seite war sie von vornherein sehr auf mich bezogen und orientiert.
Inzwischen ist sie viel entspannter im Alltag geworden, andere Hunden stellen kaum noch ein Problem dar, oft ergreift sie sogar selbst Innitiative in Begegnungen und ich habe auch das Gefühl, dass sie eine beruhigende Wirkung auf die meisten anderen Hunde ausübt. Auch mit den Geräuschen der Stadt kann sie inzwischen ganz gut umgehen.
Nur zu viele Hunde auf einmal (Hundewiese) überfordern sie noch immer und sie fängt an zu bellen. Wirkt auf mich aber wie Unsicherheit bzw. Überforderung und wir haben uns vorgenommen nun öfter an Hundewiesen vorbei zu laufen um ihr zu zeigen, dass sie auch in dieser Situation sicher ist.

Nun zum Neuzugang.
Merlin, auch aus dem Tierschutz, ein mittelgroßer Rüde mit buschigem Ringelschwanz und Fledermausohren, kam Ende Dezember zu uns.
Wie erwartet hat Bella eine Weile gebraucht um den Neuzugang in der Wohnung zu respektieren. Das Knurren wenn jemand in ihren Individualbereich kommt kennen wir ja schon, und Merlin hat das auch brav respektiert.
Inzwischen darf der junge Mann auch immer näher an sie herankommen.
Merlin kannte im Grunde noch keine Grundkommandos als er zu uns kam, läuft aber relativ gut an der Leine und ist stubenrein.
Im Gegensatz zu Bella ist er sehr Futterorientiert und testet sehr viel aus. Es ist ziemlich herausfordernd bei der Erziehung darauf zu achten, dass sich Bella, die ja sehr sensibel ist, nicht angesprochen fühlt wenn wir zB Merlin die Couch verbieten. Auch Merlin reagiert noch unsicher in vielen Bereichen. Er hat Respekt vor fahrenden Autos und laute Geräusche sind auch gruselig. Im Gegensatz zu bei Bella müsse wir hier sicher noch stark an der Bindung zum Hund arbeiten, da er sich nicht besonders an uns orientiert wenn ihm etwas Angst macht, sondern dann einfach nur weg möchte. (Bella würde sich hinter mir verstecken, hat sie schon von Anfang an)

Aber nun zu den zwei Punkten, die mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereiten.

1. Bella wird wieder Rückfällig was Hundebegegnungen betrifft. Sie fängt wieder öfter an zu bellen, was meistens so abläuft:
Hund kommt uns entgege, Bella schaut mich an und bellt. Dann geht sie zu dem Hund (insofern sie nicht angeleint ist, dann bellt sie infach bis wir vorbei sind -aber sie zerrt nicht zu dem Hund), begrüßt und wenn das vorbei ist bellt sie weiter. Eher hohe Töne. Sie hört auf wenn wir ein paar meter weiter sind und lässt sich nach der Begrüßung auch recht gut abrufen, aber eben bellend.
Die anderen Hunde sind davon meist unbeeindruckt.
Merlin nicht, der bellt dann mit und zieht. Er klingt auch eher attackierend im Unterschied zu Bella.

Ich kann mir vorstellen dass auch das sich beruhigen wird mit der Zeit, aber wollte mal hören was ihr dazu denkt. Sicherlich hat es etwas mit dem neuen Gefüge zu tun und wenn ich da lieber direkt eingreifen sollte wäre ich dankbar für Tipps.

2. Merlin bellt wenn wir mit Bella das Haus verlassen.
Es ist so, dass Bella meine Hündin ist und Merlin meiner Mitbewohnerin gehört. Deshalb möchten wir natürlich die Bindung zur jeweiligen Bezugsperson stärken und unternehmen auch einzelnd mit den Hunden Gassigänge.
Nun ist es so, dass wenn wir alleine das Haus verlassen und die Hunde drin bleiben alles in Ordnung ist (außer wenn wir dann wiederkommen, da wird auch noch ab und zu gebellt, aber da sind wir dran). Aber wenn ich mit Bella gehe, dann reagiert Merlin sehr stark. Er protestiert schon wenn er merkt dass ich vorhabe nur Bella mitzunehmen. Ein kurzes Bellen. Ich schick ihn dann immer in sein Körbchen, was jetzt auch ganz gut klappt und er bleibt sogar drin bis wir raus sind, aber dann hör ich ihn schon bevor wir aus der Haustür gehen.
Wenn wir wiederkommen das Selbe und er bellt sogar noch weiter wenn wir wieder rein kommen. Bisher hab ich da genauso gehandelt wie beim losgehen und ihn in sein Körbchen geschickt, dann ist auch Ruhe. Überlege jetzt aber ob das nicht schon zu viel Aufmerksamkeit nach dem Wiederkommen ist.

Wär euch sehr dankbar für Meinungen, Gedankenanstöße etc.

Liebe Grüße,
Ines
 
Da hier irgendwie gar keiner antwortet, melde ich mich mal, auch wenn ich mich jetzt nicht als "Expertin" bezeichnen würde... Aber ich schreib einfach mal, wie ich vorgehen würde.

Ich denke, Bella ist einfach irritiert von der großen Veränderung in ihrem Alltag, die durch den Zweithund zustande gekommen ist. Grundsätzlich würde ich ihr einfach noch ein paar Wochen Zeit geben, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Die Zusammentreffen mit anderen Hunden würde ich einfach so trainieren, wie du das bisher gemacht hast. Nimm Rücksicht auf sie, schraub deine Erwartungen evtl. wieder ein bisschen zurück, und bleib am Ball.

Als unsere Lucy bei uns einzog, war meine Ronja schon neun Jahre alt und hatte diese neun Jahre komplett als Einzelhund verbracht. Ich war also darauf gefasst, dass der Zweithund eine sehr große Umstellung für sie sein würde. Ich bin sehr gut mit der Devise gefahren, "Für den Ersthund soll sich so wenig wie möglich ändern". Das heißt, ich bin erst mal weiterhin mit Ronja alleine spazieren gegangen, die gleichen Strecken, zu den gleichen Zeiten. Mein Zimmer, das von jeher Ronjas Ruheraum war, blieb Ronjas Ruheraum und war für Lucy erst mal tabu. Futter gab es für Ronja weiterhin zu den gewohnten Zeiten im gewohnten Raum, in dem Lucy dann NICHT anwesend war. Soll heißen: Natürlich hatte Ronja viel Kontakt zu Lucy und durfte das neue Familienmitglied kennenlernen, aber die grundlegenden Konstanten ihres Alltags sind erst mal gleich geblieben. Nach einigen Wochen kam Lucy dann mal auf einen Spaziergang mit. Im Laufe der Zeit sind wir dann immer öfter mit beiden Hunden zusammen gegangen. Auf diese Weise konnte sich Ronja schleichend an die neue Situation gewöhnen. Das muss natürlich nicht die Patentlösung für deine Hunde sein, aber bei meinen hat es gut funktioniert.

Womit wir bei Problem Nr. 2 wären. Ich schätze, dass Merlin in dem Moment "eifersüchtig" auf Bella ist. Er denkt wahrscheinlich "Die machen jetzt draußen was Schönes, und ich muss hierbleiben und mich langweilen." Ihr könntet Verschiedenes ausprobieren, z.B.:
- Ihr macht als Erstes mit Merlin einen laaangen Spaziergang oder eine Fahrradrunde oder sowas, sodass er so richtig müde ist. Danach verlässt du mit Bella das Haus. Mit etwas Glück ist Merlin zu müde, um sich darüber aufzuregen, und freut sich einfach, dass er jetzt seine Ruhe zum Schlafen hat.
- Du verlässt mit Bella das Haus, gleichzeitig bekommt Merlin von deiner Mitbewohnerin einen supertollen Kauknochen oder Kong. Oder deine Mitbewohnerin fängt ein supertolles Spiel mit ihm an. Er lernt: "Bella verlässt zwar ohne mich das Haus, aber das macht nichts, weil auf mich dafür etwas anderes Tolles wartet."
- Ihr verlasst zusammen, jeder mit seinem Hund, das Haus, trennt euch dann aber und geht unterschiedliche Strecken. Das Prinzip ist ähnlich wie das mit dem Kauknochen: Merlin lernt, dass er auch ohne Bella, dafür allein mit seinem Frauchen, Spaß haben kann.

Natürlich kenne ich deine Hunde nicht, und weiß nicht, ob es so funktioniert. Aber so würde ich es erst mal versuchen.
Ich wünsche dir viel Erfolg!

Liebe Grüße,
Amica
 



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