Yorkie an der Leine - Mühsam...

Mein Yorkie Peppino (9jährig ) hat ein Problem wenn er angeleint ist und wir anderen Hunden begegnen.Wenn er nur schon einen andern Hund von Weitem sieht - flippt er aus.Kläffen,Bellen und an der Leine ziehen.Sobald wir dann den andern kreuzen ist alles ok.Gegenseitiges beschnuppern,schwanzwedeln und weiter gehts.
Mir ist das unangenehm und es könnte ja auch mal gefährlich werden,da sich der andere Hund evtl. angegriffen fühlt.

Beim Freilaufen hat er überhaupt kein Problem.Er verträgt sich mit allen Hunden - vom Dackel bis zum Schäferhund.

Muss noch sagen,dass wir unseren stündigen Spaziergang immer in ländlicher Umgebung ( ohne Leine ) machen und nur selten durchs Dorf spazieren,wo er dann eben angeleint sein muss.

Weiss jemand Rat ?

Habe schon mal den Tipp von Rütter ausprobiert mit Wasser anzuspritzen.Hat nicht viel gebracht - Ausserdem finde ich es auch doof mit einer Wasserpistole bewaffnet durchs Dorf zu spazieren :frech1:

Liebe Grüsse aus der Schweiz
 
Aversivstimuli, und dazu gehören unter anderem die Wasserpistole, sollten nur und ausschließlich dann zum Einsatz kommen, wenn ein ritualisiertes Verhalten, oder aber ein situativ wirklich brangefährliches Verhalten sofort abgebrochen werden muss. Meideverhalten, wie es aversive Hilfsmittel auslösen, erfüllt jedoch keinen Zweck, wenn der Hund zum Beispiel in der jeweiligen Situation unsicher oder ängstlich ist. Bevor man also beschließt, den Hund zunächst einem Schreckreiz auszusetzen, um danach (und das ist übrigens sehr wichtig!) ein Alternativverhalten anzutrainieren, muss man herausfinden, welche Motivation ein hund hat, das unerwünschte Verhalten zu zeigen.

Mein Rüde war auch ein extremer und auch sehr gefährlicher Leinenpöbler, der sich nicht nur in die Leine geschmissen und geknurrt und gebellt hat, sondern auch zubiss, wenn er einen Hund erwischte. Es ließ sich durch absolut nichts mehr ablenken, die Schotten waren vollkommen dicht. Ich habe genau drei Mal mit einer Wasserflasche gearbeitet, bis er das Verhalten aus Unsicherheit unterlassen hat, danach habe ich sofort ein Alternativverhalten (in diesem Fall über das Anbieten von Spielzeug) antrainiert und begann nach einiger Zeit mit einer resozialisation und Reintegration in eine funktionierende Hundegruppe. Das ganze hat insgesamt zwei Jahre gedauert.

Du sollstest deinen Hund sehr gut beobachten und herausfinden, warum er so massiv bellt. Ich könnte mir vorstellen, dass es reine Angeberei ist. Meiner Erfahrung nach können Hunde ihre Körpergröße überhaupt nicht einschätzen. Kleine Hunde, die große anbellen, sind mitnichten "mutig" oder so, sie wissen nicht, dass sie selbst klein sind und andere Hund so groß, dass sie sie zum Frühstück verputzen könnten. Allerdings wissen die Besitzer kleiner Hunde sehr genau, dass ihr Hund klein ist und oft kommt es dann zu seeeehr komischem Verhalten seitens der Menschen, was das Pöbeln eines ohnehin schon kläffenden Kleinhundes an der Leine unbewusst verstärkt (zum Beispiel verkrampfen viele Kleinhundebesitzer, haben Angst um ihre Hunde und zeigen diese auch, werden nervös, plappern auf sie ein oder nehmen sie auf den Arm und so weiter. Was aber nicht heißen soll, dass du all das gemacht hast).
Wenn dein Hund keine Probleme mit Hunden hat, sobald er Kontakt aufnehmen kann, davor aber rumbellt wie blöde, ist es auch gut möglich, dass er sich selbst für sein Verhalten immer wieder belohnt - Kläffen = Sozialkontakt.

Zum Thema Leinenpöbelei gibt es ein sehr gutes Buch von Patricia B. McConnel, es heißt "Alter Angeber!"

Ich persönlich würde deinem Hund erst dann Sozialkontakt, als seine "Belohnung" gewähren, wenn er davor ruhig geblieben ist und sich an dir orientiert hat (und es dem anderen Hundebesitzer auch recht ist), bzw auf ein Zeichen von dir wartet, dass er Kontakt aufnehmen darf. Das heißt, dass man ihn zunächst aus der Situation des Bellens herausbringen muss, es aber am besten gar nicht erst soweit kommen lässt. Dabei helfen kann unter anderem das "Zeigen und Benennen", wie es oft beim Clickertraining praktiziert wird.
Der Hund sollte sich schon auf dich konzentrieren, noch bevor er überhaupt die Gelegenheit hat, herumzubellen (trainiere hierbei ein Kommando an, zum Beispiel "schau" oder so). Manchmal hilft es, den Hund absitzen zu lassen, zu belohnen, wenn er ruhig bleibt und zu korrigieren, wenn er bellt (mit Abbruchsignal, es darf ruhig auch eine körperliche Berührung sein, denn meist rennen Hunde ja dann gleich los, wenn sie bellen. Also zurückholen, "zurückschieben/drängen" und wieder absitzen lassen). Schön wäre, wenn du das mit Hundebesitzer üben könntest und auch sie ihre Hunde absitzen lassen und nicht einfach weitergehen, denn dann könnte sich bei deinem Hund durch das Ausbleiben des Sozialkontakts Frust aufbauen. Am Anfang reicht es, wenn dein Hund ein paar Sekunden sitzt und ruhig bleibt, etwa fünf bis zehn Sekunden nicht bellt. Dann sollte sofort die Belohnung durch Sozialkontakt erfolgen.
So trainiert er auch seine Impulskontrolle und lernt, Situationen "auszuhalten". Wenn er das gut kann, sollte man mit dem Kommando ("schau") weiter üben, damit ihr auch an Hunden vorbeigehen könnt, ohne dass Sozialkontakt erfolgt. Man sollte das ein paar Mal am Tag üben und am besten darauf achten, dass der Hund beim Training in einem Zustand ist, in dem bereits grundlegende Bedürfnisse erfüllt wurden. Das heißt, bevor du beginnst, mit ihm zu üben, achte darauf, dass er sich lösen konnte, dass er vorher am Tag bereits eine große Runde Gassi gegangen ist und sich austoben konnte, am besten mit anderen Hunden, damit sein Bedürfnis nach Sozialkontakt ebenfalls zumindest etwas gestillt ist.
Versuche, Gassi und Training am Anfang etwas klarer voneinander abzugrenzen, damit die Konditionierung langsam erfolgt und schließlich komplett in den Alltag integriert werden kann. Vielleicht findest du andere Hundebesitzer, die dir etwas helfen würden, das würde dir das Training nämlich enorm erleichtern.
 
Herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ich denke,Du siehst das absolut richtig - Peppino ist ein Angeber,der mit seinem Verhalten den sozialen Kontakt einfordern - und seinen sturen Terrierkopf durchsetzen will.
Und : Nein er ist alles andere als ängstlich und ich gehöre auch nicht zu den Haltern,die ihren Kleinhund auf den Arm nehmen,oder selber verhalten reagieren.Ich habe seit 35 Jahren Hunde.Früher Grosse und jetzt halt meinem Alter entsprechend ein "Kleinformat" :happy33:

Werde nun versuchen,den Sozialkontakt erst dann zu erlauben wenn er ruhig bleibt.
Das üben mit fremden Hunden scheint mir etwas schwierig,da ich ja die Leute absolut nicht kenne .Bei Hunden die er vom Freilauf kennt und wir dann im Dorf antreffen reagiert er ja absolut normal.

Habe noch eine Frage:Wäre der Clicker ( für mich neu ) etwas um seine Aufmerksamkeit allein auf mich zu lenken ? Allerdings ohne Belohnung,da mein Hund nierenkrank ist und alle Leckerlis tabu sind.Könnte ihn also nur mit Worten und Streicheln loben.

vielen Dank für euer Feedback
 
Habe noch eine Frage:Wäre der Clicker ( für mich neu ) etwas um seine Aufmerksamkeit allein auf mich zu lenken ? Allerdings ohne Belohnung,da mein Hund nierenkrank ist und alle Leckerlis tabu sind.Könnte ihn also nur mit Worten und Streicheln loben.

vielen Dank für euer Feedback
Beim Clicker belohnst du deinen Hund durch das Klicken. Klingt komisch, ich weiß. Deine Stimme und deine Streicheleinheiten können nie so präsise und kurz sein wie der Clicker. Dein Hund muss das Klicken mit was positiven verbinden. Daher machst du die ersten wochen nur Klick, Stück Hundefutter, Klick, Stück Hundefutter. Dazu gibt es sehr viele Bücher. Mit Kiara wollte ich es auch machen, aber bei ihr war es so: Klick -> Hund rennt voller Panik weg. Aber deiner ist ja nicht ängstlich
 
Herzkichen Dank Mestchen.
Im Moment ist das die unwichtigste Sorge die ich habe - wäre nur das das Problem - ich wäre überglücklich...

Wir waren heute beim Tierarzt und mein Peppino hat massive Herzprobleme - schlechte Ueberlebenschance ! Bin so traurig ....
 
Oh das tut mir sehr leid für deinen Kleinen. Drück euch alle Daumen, dass er noch lange eine gute Lebensqualität hat.
Liebe Grüße
Marion
 
Wir waren heute beim Tierarzt und mein Peppino hat massive Herzprobleme - schlechte Ueberlebenschance ! Bin so traurig ....

Oh. :(
Wünsche dir und deinem Hundchen alles Gute, hoffe, es bessert sich wieder und er bleibt dir noch ganz lange erhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie geht es denn deinem Peppino jetzt mit seinen Herzproblemen (hab das gerade erst gelesen)??

Ich kenne einige (kleine) Hunde, die trotzdem noch viele Jahre gelebt haben.....

Grüßle Christiane
 
Hallo Cristiane,
Peppino hat ja neben der Herzkrankheit auch noch eine Niereninsuffienz .Nachdem er letztes Jahr kurz vor einem Infarkt stand und dann noch ein Lungenödem dazukam habe ich den TA gewechselt.Gottseidank muss ich heute sagen,denn er wurde total falsch behandelt !!!
Jetzt ist er von den Medis endlich richtig eingestellt und er ist nun seit Dezember stabil.Hoffe so sehr,dass es noch lange so bleibt....

Liebe Grüsse aus der Schweiz
Bubu
 



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