Also, warum dürfen Menschen Kanten und Fehler aufweisen, unsere Hunde aber nicht?
Diese Fragestellung sollte man mal genauer betrachten. Warum verlangen wir von unseren Hunden Dinge, die wir selbst nicht zustande bringen?
Hach, genau deshalb bist du mir so sympathisch! :knutschi1:
Immer öfter lese ich von Themen wie 'damals war Hundeerziehung noch einfach', 'damals hat man noch die Kinder verhauen, die den Hund so geärgert haben, dass er zubiss', 'damals bekam Bodo zwar kein superteueres Futter, durfte dafür aber Mäuse buddeln' und so weiter.
Wenn man sich mal Gedanken darüber macht, dann stimmen die ganzen Themen.
Hundeerziehung IST komplizierter geworden, anstrengender geworden, teilweise abstrus geworden.
Warum verlangen wir heute von jedem Hund, dass er Stress hinnimmt, Panik überspielt, Schmerzen erträgt, Emotionen zurückstellt und matt tut was man sagt, während wir gestern noch darüber gelacht haben, das Fiffi Bodo nicht leiden kann und Rufus zwar ein toller Hund ist , Nachts aber zur Bestie wird?
Gestern war es noch kein Drama, wenn sich zwei Hunde gezofft haben, gestern war ein bellender Hund am Gartentor gut und bewundernswert, gestern war ein Hund, der nur Sitz und Komm kann der Standart..
Warum sind wir allesamt so sensibel geworden?
Warum wird jegliche Animalische Reaktion unterdrückt und als falsch empfunden?
Ich weiß es nicht. Genausowenig wie ich weiß, warum sich plötzlich alle an das Badeverbot halten, während man gestern noch mit der Polizei im heimischen Tümpel geplantscht hat, genausowenig wie ich verstehe, warum man heute unbedingt auf die moralische Richtigkeit pochen muss, dass Kinder nie allein sein dürfen, während die Straßen gestern noch voll von Schlüsselkindern waren..
Ich zumindest möchte nicht in einer Welt leben, die so zwanghaft, so eng und so stressverbunden ist.
Ich möchte einwenig mehr Verständnis, einwenig mehr Liebe für uns alle, einwenig mehr Frieden.
Und ich mache einen Schritt in die Richtung.
Ich esse ökologisch inkorrekte Schokolade, trinke Getränke die nachweislich gefährlich für den Organismus sind, lasse die Füße in den See baumeln, mache mir nichts aus Rufus, der an der Leine geführt wird, damit er die Kinder nicht beisst, lache mit den Kindern im Springbrunnen, die allesamt im Wasser sitzen und nur über das 'Baden verboten' Schild lachen, grüße die Kassiererin beim Namen und uterhalte mich mit dem Postboten über seine Leidenschaft..
Gut, es mag sein, dass ich etwas abschweife.
Aber im Grunde bin ich immernoch On Topic: es geht um eine Lebenseinstellung.
Es geht darum diese mokierende, ständig gestresste, immerzu unglückliche Lebenseinstellung gegen eine lockere, freundliche und gelassene Lebenseinstellung zu tauschen.
Denn mit einbisschen mehr Honig im Herzen machen einem auch kläffende Fiffis und aggressive Bodos an der Leine nichts mehr aus.
Edit: der Vollstädigkeit halber eines noch: nein, ich gehe nicht mit der damaligen Erziehung mit Stachler und Prügel konform. Selbstredend, denke ich.
Mir geht es um die positiven Aspekte.