"Schuss vor den Bug"zum Unterbrechen/Unterbinden von unerwünschtem Verhalten...

Niemand hat behauptet, dass ein Notfalleingreifen niemals nötig ist. Ein Notfalleingreifen ist aber kein Trainings- und hoffentlich erst recht kein Alltagsbestandteil. Kommt das öfter als nur ausnahmsweise mal vor, dann würde ich zumindest mir gründlich Gedanken machen, was da schief läuft, wo ein besseres Management erforderlich wäre, und wo ich vielleicht tatsächlich noch dringend Trainingsbedarf habe. Wenn also urplötzlich eine Katze um die Ecke kommt, direkt vor meinem Hund steht und er austicken will - da muss schnell irgendwas geschehen, bevor es eskaliert. Shit happens. Aber dann weiß ich auch, dass genau genommen in diesem Moment mein Hund ausbadet, was an Versäumnissen sowohl in Bezug auf allgemeines Training wie auch in Bezug auf meine Umwelteinschätzung passiert ist. Absolut verhindern kann man das nicht - aber es ist mein Anspruch an mich selbst, alles dafür zu tun um das auf ein Minimum zu beschränken.
 
"Schüsse vor den Bug" sind oftmals nur Ausweg bei schlechtem/keinem/unzureichendem Training.

Oder halt alternativ fehlendem Management. Mein Krümel hat ja nun auch wahrlich kernige Baustellen. Die sich zwar dank vieler intensiver Arbeit schon riesig gebessert haben, ehrlich gesagt mehr als ich jemals für möglich gehalten hätte. Aber es bleibt bestehen, wenn er plötzlich direkt vor einem anderen Hund steht, dann ist auch alles zu spät. Vielleicht bin ich ja auch deshalb schon weg von der Idee des "Schusses vor den Bug", weil er das in diesen Momenten ohnehin nicht mehr richtig wahrnehmen, geschweige denn umsetzen könnte. Also ist halt meine Weitsicht gefragt. Ich wähle die Strecken bewusst. Ich bin, wie es M. Cordt so schön geschrieben hat, draußen ungefähr so entspannt unterwegs wie ein VIP-Bodyguard. Und wenn eine Ecke kommt, dann sehe ich zu, dass ich vor dem Krümel um die Ecke gucken kann: Früher hab ich das einfach so geregelt, dass ich einen kleinen Keks hinter mich geworfen habe, und während der Krümel den gesucht hat konnte ich unaufgeregt um die Ecke gucken. Mittlerweile ist schon lange ohne jeden Keks eine Gewohnheit daraus geworden, dass ich um die Ecke sichere. Was dazu führt, dass insgesamt so gut wie nie die Notwendigkeit entsteht massiv eingreifen zu müssen. Ist zwar anstrengend, aber mir allemal lieber als meinen Hund anzupflaumen für etwas, das für ihn ohnehin eine belastende Situation darstellt.
 
Oder halt alternativ fehlendem Management. Mein Krümel hat ja nun auch wahrlich kernige Baustellen. Die sich zwar dank vieler intensiver Arbeit schon riesig gebessert haben, ehrlich gesagt mehr als ich jemals für möglich gehalten hätte. Aber es bleibt bestehen, wenn er plötzlich direkt vor einem anderen Hund steht, dann ist auch alles zu spät. Vielleicht bin ich ja auch deshalb schon weg von der Idee des "Schusses vor den Bug", weil er das in diesen Momenten ohnehin nicht mehr richtig wahrnehmen, geschweige denn umsetzen könnte.

Der Moment wo alles zu spät ist, wäre für mich ehrlich gesagt auch nicht der Moment noch mit einem Brüller einzugreifen. Der Moment wo ich mit einem Brüller eingreife ist der, wo es schon zu spät ist nur mit einem ruhigen Kommando einzugreifen aber noch die Möglichkeit besteht, das gröbste zu verhindern.

Klar ist das immer der Moment, wo man selbst geschlafen hat und man sollte immer versuchen das Beste für sich und seinen Hund rauszuholen. Allerdings sehe ich das auch sehr pragmatisch. Ich bin auch nur ein Mensch. Ich bin mal schlecht drauf, ich habe mal einen schlechten Tag und ich kann nicht immer und überall perfekt sein (ebenso wenig wie mein Hund). Insofern kommt es ab und an eben auch mal vor, dass etwas dumm läuft. Ich habe den Anspruch an Perfektion an mich schon vor längerer Zeit abgelegt, weil ich festgestellt habe, dass diese Vorstellung von "man muss nur alles richtig machen, damit..." viel mehr Probleme bringt, als sie löst. Man setzt sich nämlich selbst unter Druck und damit auch den Hund. Da finde ich im Zweifelsfall eben mal einen Brüller loszulassen wesentlich weniger schlimm.

Wenn bereits alles verloren ist, wenn mein Hund vor einem anderen Hund steht, wäre meine erste Managementmaßnahme übrigens ein Maulkorb ;)
 
Niemand hat behauptet, dass ein Notfalleingreifen niemals nötig ist. Ein Notfalleingreifen ist aber kein Trainings- und hoffentlich erst recht kein Alltagsbestandteil. Kommt das öfter als nur ausnahmsweise mal vor, dann würde ich zumindest mir gründlich Gedanken machen, was da schief läuft, wo ein besseres Management erforderlich wäre, und wo ich vielleicht tatsächlich noch dringend Trainingsbedarf habe. Wenn also urplötzlich eine Katze um die Ecke kommt, direkt vor meinem Hund steht und er austicken will - da muss schnell irgendwas geschehen, bevor es eskaliert. Shit happens. Aber dann weiß ich auch, dass genau genommen in diesem Moment mein Hund ausbadet, was an Versäumnissen sowohl in Bezug auf allgemeines Training wie auch in Bezug auf meine Umwelteinschätzung passiert ist. Absolut verhindern kann man das nicht - aber es ist mein Anspruch an mich selbst, alles dafür zu tun um das auf ein Minimum zu beschränken.

Absolut.
Nur darf man dabei nicht vergessen, dass manche ein anderes Kaliber Hund haben als andere.
Insofern unterscheidet sich das Maß an Training dass man investiert & investieren muss, das daraus resultierende Ergebnis und letztendlich auch wie oft es zu solch einer Notsituation kommt massiv.

Und dann spielt der Faktor Mensch auch eine Rolle. Niemand hat seine Augen immer überall. Da bringt es dann nichts in Selbstvorwürfen zu zerfließen, wenn es zu solch einer Notsituation kam.
Dann muss man ganz pragmatisch schauen was geschehen ist, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist dass es öfter passiert und wie man damit umgehen kann. Zur Not und je nach Hund kommt dann einfach ein Maulkorb drauf, dann ist man auf der sicheren Seite.

Der Moment wo alles zu spät ist, wäre für mich ehrlich gesagt auch nicht der Moment noch mit einem Brüller einzugreifen. Der Moment wo ich mit einem Brüller eingreife ist der, wo es schon zu spät ist nur mit einem ruhigen Kommando einzugreifen aber noch die Möglichkeit besteht, das gröbste zu verhindern.

Klar ist das immer der Moment, wo man selbst geschlafen hat und man sollte immer versuchen das Beste für sich und seinen Hund rauszuholen. Allerdings sehe ich das auch sehr pragmatisch. Ich bin auch nur ein Mensch. Ich bin mal schlecht drauf, ich habe mal einen schlechten Tag und ich kann nicht immer und überall perfekt sein (ebenso wenig wie mein Hund). Insofern kommt es ab und an eben auch mal vor, dass etwas dumm läuft. Ich habe den Anspruch an Perfektion an mich schon vor längerer Zeit abgelegt, weil ich festgestellt habe, dass diese Vorstellung von "man muss nur alles richtig machen, damit..." viel mehr Probleme bringt, als sie löst. Man setzt sich nämlich selbst unter Druck und damit auch den Hund. Da finde ich im Zweifelsfall eben mal einen Brüller loszulassen wesentlich weniger schlimm.

Wenn bereits alles verloren ist, wenn mein Hund vor einem anderen Hund steht, wäre meine erste Managementmaßnahme übrigens ein Maulkorb ;)

Zumal man auch gar nicht alles managen kann.
Neulich habe ich Abby auf einem Feldweg warten lassen, um um eine Ecke zu gucken (wegen möglichen Autos). Ich war gerade mal 3 Sekunden abgelenkt und keine 10 Meter von ihr entfernt, da kam von hinter uns ein Hundehalter - wie aus dem Nichts. Bevor ich reagieren konnte, klebte Abby schon an dem Hund und wollte spielen. Ist dann halt so. Hätte ich ein entsprechendes Kaliber Hund würde sie wegen solcher Eventualitäten einen Maulkorb tragen.
 
Bei Hunden ist das kein Stück anders und daher ist alles, was ich von meinen Hunden verlange, verbindlich - und kein Angebot zur Kooperation.
Dieter hat es nicht verallgemeinert,sondern geschrieben,dass er es auf seine Hunde bezieht.
Und das finde ich auch wichtig,das anzumerken,dass man das nicht verallgemeinern kann,bzw.muss erstmal geklärt werden,was man unter dem Angebot zur "Kooperation"versteht.

-Ist es so gemeint,dass man den Hund "bittet",mit einem zu kooperieren,weil man ihn sowieso nicht führen kann,weil der Hund Chef ist?
Davon halte ich überhaupt nichts,das sind meiner Meinung nach solche Mensch-Hund -Gespanne,die für sich selbst und andere wirklich unangenehm,bishin zur Gefahr werden können.Und seinem Hund tut man damit absolut nichts Gutes,ich glaube nur eine geringe Minderheit der Hunde ist wirklich dazu geboren,Chef zu sein.Im Normalfall will der Hund gar kein Chef sein,und ist dadurch wahnsinnig unter Druck/total überfordert ,sondern braucht jemand souveränen,an dem er sich orientieren und dem er sich anschliessen kann.Bietet der Mensch das nicht,wird der Hund instinktiv versuchen,"die Dinge zu regeln",weil es im "Rudel"nunmal jemand geben muss,der das tut.

-Ist damit gemeint,das man dem Hund quasie anbietet,ob er kooperieren möchte oder nicht,so nach dem Motto"tu es,wenn nicht ist aber auch egal",finde ich das auch nicht gut.Das kann im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund einfach nicht funktionieren...das sind dann auch wieder solche Mensch/Hund -Gespanne,die für sich und andere unangenehm,bis gefährlich werden können.Wobei,ich will nicht alle über einen Kamm scheren,ich kenne solche"mir egal-Menschen",die auch solche"mir egal-Hunde"haben,und im Alltag funktioniert alles,weil sie "das Glück"haben,einen Hund zu haben,der diese "egal-Mentalität"übernommen hat,und dementsprechend interessenlos,geistesabwesend,stupide,weil sie sich eh nichts vom Alltag/Leben erwarten hinter Herrchen/Frauchen hertrottet und gut.
Ich finde es für den Hund sehr schade,wenn ein Hund geistig so"verrotten"gelassen wird...

-Ist damit gemeint,dass ich meinem Hund anbiete mit mir zu kooperieren,weil er das gerne möchte,weil er an meiner Seite sein möchte,weil es ihm Freude macht,mit mir zusammen zu sein und mit mir eine Einheit zu sein?
Ist damit gemeint,dass ich meinem Hund anbiete,beim gemeinsamen"arbeiten"mit mir zu kooperieren,weil er selbst gern mit mir arbeiten möchte,weil er dazu motiviert ist,weil es ihm Spass macht,gemeinsam mit seinem Menschen etwas zu tun,weil er seinem Menschen gefallen will,und weil natürlich positive Bestärkung dabei rausspringt?
Wenn man das richtig angeht,und natürlich auch den entsprechenden Hund hat,muss man gar nichts verpflichtend einfordern,es ist schlichtweg nicht nötig,weil der Hund von sich selbst aus kooperieren will.

Das ist das,was ich unter Kooperation mit dem Hund verstehe.
Alles andere ist für mich"Ich sage es Dir,schön wenn Du es von selbst tust,aber im Endeffekt musst Du sowieso".
Aber das ist etwas,was jeder für sich selbst und seinen Hund definieren muss.

Für mich und meinen Hund gibt es nur wenige Kommandos,die ich verpflichtend gebe,und die dementsprechend auch jedesmal sofort ausgeführt werden müssen.
An forderster Front,unser Notfallkommando,ein langgezogenes"hiiieeer",auf das meine Fellnase sofort,auf direktem Weg zu mir kommen muss,und demenstprechend gibt es eine grosse Belohnung in Form von Zuneigung und grosser Anerkennung/ Freude von mir.Für ihn die schönste Belohnung.

Dieses Kommando finde ich enorm wichtig.

Früher hatten wir noch"sofort aus"zum Schutz vor Giftködern,weil er als Welpe/Junghund echt ein Staubsauger war,nachdem er aber zuverlässig gelernt hatte,nichts,aber auch gar nichts draussen aufzufuttern,brauche ich das Kommando nicht mehr.

Ansonsten kommen wir prima damit aus,dass ich nichts einfordern muss,weil mein Hund eine Einheit mit mir sein will.
Er hat von Anfnag an nie in Frage gestellt,dass ich "Chef "bin.
Er war einfach von Anfang an froh,jemanden zu haben,dem er sich anschliessen kann,an dem er sich orientieren kann,von dem er wusste"die ist immer und in jeder Situation für mich da".
Das heisst nicht,dass er nicht auch seinen Dickkopf hat,aber das ist völlig in Ordnung,ich will auch,dass er vom Kopf her einfach"frei "sein kann.
Letztendlich sind wir abe rein absolut eingespieltes Team,und sind miteinander glücklich und zufrieden-und ich finde,das ist,welchen Weg man auch immer mit seinem Hund wählt,das allerwichtigste :)

Ich kann aber auch jeden verstehen,der Kommandos verpflichtend von seinem Hund erwartet,bzw.die durchsetzen muss,weil es je nach Lebensumständen und Hund gar nicht anders geht.
Hätte ich einen Hund,der "das braucht",und die gibt es zweifelsohne,würde ich es auch nicht anders tun.In dem Fall meinem Hund zuliebe.
Und um die gemeinsame Ebene,die ich mir mit meinem Hund wünsche,zu erreichen.Und dazu muss ich ihm geben,was er braucht,um das zu erhalten,was ich möchte.

Zugegeben,liegt mir aber die gemeinsame Ebene,die ich mit meinem Zwerg habe,wesentlich besser,eigentlich ist es genau richtig für mich,insofern ist es wirklich grosses Glück,dass mein Zwerg ist,wie er ist <3

Lange Rede,kurzer Sinn,es kommt auf die Definition von "Kooperation" und auf den Hund selbst an...



- Keep him happy and show him the right way .

- er muss wollen, was er soll, dann tut er was er muss.
[/QUOTE]

Damit ist kurz und bündig alles gesagt :)
 
Wenn bereits alles verloren ist, wenn mein Hund vor einem anderen Hund steht, wäre meine erste Managementmaßnahme übrigens ein Maulkorb ;)

Und da leben wir einfach wieder in verschiedenen Welten. :D Wenn ich mir die Liste deiner Hunde im Profil ansehe, würde ich das ähnlich sagen. Denn 1. wäre dann durchaus die Gefahr gegeben, dass der andere Hund ernsthaft verletzt wird, allein schon durch mögliche Größenunterschiede, und 2. neigen die meisten Menschen meiner Erfahrung nach zu einem durchaus unterschiedlichen Verhalten, je nach dem welchen Fremdhund sie vor sich sehen. Wo sie bei gleichgroßen und größeren Hunden durchaus eine gewisse Rücksicht und auch Vorsicht walten lassen, vor allem wenn dieser Hund einen Maulkorb trägt, ist es ihnen bei Zwergen in aller Regel herzhaft egal, ob ihr Hund ungebremst reinrauscht. Immerhin ist der eigene ja nicht in Gefahr... Eher im Gegenteil, hat der Mini noch einen Maulkorb auf wird man bei einer Bitte um Abstand ernsthaft gefragt wieso, könne doch eh nix passieren - immerhin hätte der ja einen Korb drauf, und der eigene Tutnix wäre doch erwiesenermaßen sooooo lieb... Da ist ein Maulkorb für meinen Mini also ungefähr ebenso fatal wie der Vorschlag in der "ich-halte-dich-Buchreihe", man solle Fiddle als Konfliktstategie des Hundes anstreben. Sollte anders sein, ist aber traurige Erfahrung. Keine schöne Vorstellung, dass mein hysterisch um sich schnappender Krümel - und ja, er schnappt "nur" und beißt nicht beschädigend rein - dann als Antwort mal eben gefressen wird. Das ist quasi das Gegenstück zum Vorteil, dass man einen Zwerg ohne weiteres an der Leine gehalten bekommt, egal wie er tobt: Der Abstand und Respekt der anderen Hundehalter nimmt proportional mit der Größe ab. Um einen tobenden Herdenschutzhund machen sie einen riesigen Bogen, vor einem tobenden Zwerg bleiben sie stehen und finden es lustig. :confused:
 
Und da leben wir einfach wieder in verschiedenen Welten. :D Wenn ich mir die Liste deiner Hunde im Profil ansehe, würde ich das ähnlich sagen. Denn 1. wäre dann durchaus die Gefahr gegeben, dass der andere Hund ernsthaft verletzt wird, allein schon durch mögliche Größenunterschiede, und 2. neigen die meisten Menschen meiner Erfahrung nach zu einem durchaus unterschiedlichen Verhalten, je nach dem welchen Fremdhund sie vor sich sehen.

Keine schöne Vorstellung, dass mein hysterisch um sich schnappender Krümel - und ja, er schnappt "nur" und beißt nicht beschädigend rein - dann als Antwort mal eben gefressen wird.

Sei mir nicht böse, aber dann ist das Beispiel deines Krümels, der vor dem Fremdhund steht, schlicht auch einfach etwas unpassend zum Thema "Schuss vor den Bug". Ein Schuss vor den Bug oder wie immer man es nennen mag, dient letztendlich dazu ungewünschte Dinge in einer Situation, wo etwas nicht so gelaufen ist, wie es sollte, zu verhindern. Es gleicht einer Notfallmaßnahme. Wenn ich nun aber von einem unsicheren Hund rede, der in Bedrängnis zu einer (meinetwegen eindrucksvollen) Abwehrreaktion neigt, dabei aber nicht aktiv nach Vorne geht, ist ein Schuss vor den Bug erstens sinnfrei und zweitens kontraproduktiv. Die einzige Notfallmaßnahme wäre hier ein Schuss vor den Bug für den anderen Hund. Der Hund in Bedrängnis hat wenige andere (nettere) Optionen, als die Abwehr, auch wenn es natürlich schöner wäre, wenn er die Situation als weniger bedrohlich ansehen würde. Flucht könnte ebenso gefährlich werden und fiddlen hilft bei aufdringlichen Hunden meist nicht, da die das nur lustig finden. Abwehr ohne weiter nach Vorne zu gehen ist die einzig vernünftige und saubere Reaktion.

Wenn wir beim Thema Schuss vor den Bug sind und mir jemand sagt, wenn mein Hund vor dem anderen Hund steht, ist es eh schon zu spät, gehe ich von einem Hund aus, der in dieser Situation auch aktiv von sich aus in die Auseinandersetzung hinein geht. Mein Pittie wäre im Erstkontakt mit Fremdhunden teils nach wie vor so eine Kandidatin, deshalb trägt sie in unübersichtlichem Gebiet mit dem Potential Fremdhunde zu treffen auch mal einen Maulkorb. Nicht weil sie groß ist und Hundehalter so mehr Respekt zeigen, sondern einfach, weil sie in allem was sie tut irre schnell ist (ich da also wenig Chancen hätte noch irgendwie einzugreifen), taub ist (noch weniger Chancen einzugreifen) und im Zweifelsfall den Konflikt nicht scheut. Und zugegeben auch einfach, weil sie einer stigmatisierten Rasse angehört und wir im Zweifelsfall auch die Arschkarte ziehen. Würde sie im Konfliktfall nur eine Abwehrreaktion zeigen und den Konflikt tendentiell scheuen, würde sie den Maulkorb wohl kaum bis gar nicht tragen - Größe hin oder her.

Einen Schuss vor den Bug kommt bei mir zB zum Einsatz, wenn mein Pflegegolden in eine Konfliktsituation gerät und ich ihn nicht zuvor schon rechtzeitig raus holen konnte (und sei es nur, weil ich eine Situation falsch eingeschätzt habe). Mex hat durchaus ein sauberes Sozialverhalten Hunden gegenüber, allerdings ein ziemlich verzerrtes Konfliktverhalten. Er hat bereits in jungen Jahren durch fehlgeleitetes und schlecht gemachtes Training gelernt, dass weggehen oder herumkaspern keinen Erfolg bringt, um aus einer unangenehmen Situation heraus zu kommen, sich groß machen, knurren, fletschen und wenn das nicht ausreicht auch schnappen und beißen brachten ihn aber durchaus vielfach ans Ziel. Wenn ich also meine, er könne im Deutsch Langhaar Rüden meines Onkels, der hier Urlaub machte, einen passenden Spielpartner finden (ähnliche Größe, Statur, Spielstil, etc.), dieser ihm aber im Spiel teilweise zu distanzlos und unhöflich ist, so habe ich prinzipiell die Möglichkeit das Spiel freundlich zu unterbrechen, wenn ich merke, dass es zu ruppig wird. Wenn seine Zündschnur nach ein paar Unterbrechungenen mit Pausen aber dann kürzer wird, als ich sie eingeschätzt hätte (ja mein Fehler) und merke, dass es jetzt zu spät für eine freundliche Unterbrechung ist, kann ich entweder einen Brüller loslassen oder ich habe den Golden im Jungrüden hängen. Und ja, da brülle ich. Und nein, deshalb versage ich dem Golden nicht prinzipiell seine Sozialkontakte - die beiden bekamen dann eine etwas längere Pause und Ares (der Dt. Langhaar) war nach der Situation auch wesentlich höflicher - die Info, dass der Kerl da ungemütlich wird, war bei ihm dann auch endlich angekommen. In derselben Situation mit Loomie würde ich beispielsweise nicht brüllen (auch dann nicht, wenn sie es hören würde :D :p ), weil ihr Konfliktverhalten in solchen Situationen wesentlich sauberer ist (ihr Konflikt ist bei Erstkontakt mit Fremdhunden wesentlich größer) und ich ihr ohne mit der Wimper zu zucken zutraue, dem Junghund gepflegt den Marsch zu blasen, ohne dass ich nachher zum TA fahren muss. Das war in ihren Jugendjahren auch nicht immer so - Konfliktverhalten kann sich zum Glück ebenso weiter entwickeln wie alles andere auch.

Da ist ein Maulkorb für meinen Mini also ungefähr ebenso fatal wie der Vorschlag in der "ich-halte-dich-Buchreihe", man solle Fiddle als Konfliktstategie des Hundes anstreben.

Ich verstehe diese Aussage zwar im Zusammenhang mit deinem vorherigen Beispiel, so generell finde ich die Idee, man solle Fiddlen als Konflitkstrategie des Hundes anzustreben aber eine sehr wichtige. Oben genannter Golden hatte wie schon erwähnt deutlich gelernt, dass es keine sinnvolle Konflitkstrategie außer "vorwärts" gibt. Mit dem netten Aspekt, dass er immerhin meistens hübsch warnt, bevor er Ernst macht und einem entsprechend Zeit gibt die Situation anders zu lösen. Das ging soweit, dass Mex zB aktiv zu einem kam, um gestreichelt zu werden, dies anfangs auch noch gut fand. Wenn es ihm dann aber genug Nähe war, ginge er nicht einfach von selbst weg, sondern blieb sitzen/liegen/stehen wo er war und begann zu knurren und Zähne zu zeigen. Man möge sich bitte entfernen, ihm ist das jetzt zuviel Nähe. Er hat sich dabei wohlgemerkt selbst in die Situation gebracht, fand das anfangs auch gut und ok und hatte jederzeit die Möglichkeit zu gehen. Dieser Hund musste ganz aktiv lernen, dass es neben freeze und fight auch die Möglichkeit von fiddle und flight gibt und dass diese Lösungen viel besser sind, als die anderen. Auf dieser Ebene würde ich die Idee "fiddle als bevorzugte Konfliktstrategie" auch verstehen ;)
 



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