Und so viel auch wieder zu der Frage aus dem anderen Thema, "sollte man seinem Hund körperlich gewachsen sein"
Ja - das sollte man schon sein, weil man auch mal in die Lage kommen kann, dass man seinen Hund ein Stück weit tragen muss.
Aber darum geht es mir nicht. Ich habe ja keinen Zementsack, bei dem sich nur die Frage stellt: Schaffe ich die 50 Kilo noch, oder nehme ich lieber die 25 Kilo?
Ich habe ein Lebewesen, das vergleichbar ist mit einem Kleinkind, und da ist es mir schon wichtig, dass ein Besuch beim Tierarzt möglichst positv besetzt ist. Der Schäferhund meiner Eltern (aus dem Tierschutz) hatte bei den Vorbesitzern schlechte Erfahrungen gemacht und sich strikt geweigert, eine Tierarztpraxis zu betreten.
Diesem Hund waren wir körperlich voll gewachsen. Hätten wir unsere Kraft nun dazu nutzen sollen, den sich verbittert sträubenden Hund in die Praxis zu zerren? Nein - die Tierärztin war so nett, ihn draussen auf der Strasse (in ihrem Vorgarten) anzugucken, und als mal eine OP fällig war, hat er draussen eine Spritze bekommen und wurde dann (von uns) ins Haus getragen.
Außergewöhnliche Probleme erfordern außergewöhnliche Lösungen.
Und von einem TA erwarte ich, dass er vertrauensvoll mit mir zusammenarbeitet.
Ich erwarte NICHT, dass er sich zum Ultraschall oder zum Nähen einer zerschnittenen Pfote auf den Boden legt. In diesem Fall erwarte ich auch nicht, dass er meinen großen Hund auf den Tisch hebt. Da wäre ein hochfahrbarer Tisch tatsächlich eine gute Lösung.
Ich erwarte auch nicht, dass er sich zum Abhören der Herztöne eines Dackels auf den Boden kniet - da kann der Hund gut auf den Tisch gehoben und vom Halter beruhigt werden.
Wobei es auch da Ausnahmen geben könnte. Auch ein kleiner Hund ist ein Hund und tickt so, wie ein großer. Für ihn ist die Höhe eines Tisches vielleicht noch viel schlimmer als für einen großen Hund - und mit mehr Aufregung verbunden. Wenn also ein Kleinhund deutlich zeigt, dass er auf einem Tisch Angst hat, wäre für mich vorstellbar, dass Frauchen ihn auf dem Schoß hat, wo er sich geborgener fühlt - aber dann muss der TA eben auch wieder auf den Boden zum Abhören, In-die-Ohren-Gucken oder zur Kontrolle der Zähne...oder für die Spritze, etc....
Ich übe mit meinen Hunden von klein auf im Hinblick auf spätere Tierarztbesuche, dass sie sich bestimmte Verhaltensweisen gefallen lassen. Aber ich übe mit ihnen nicht, dass ich sie auf einen Tisch hebe. Ich habe nur einen einzigen Tisch, der so groß ist, dass ein Hund drauf passt - und auf den stelle ich garantiert keinen 40-Kilo-Hund mit seinen Krallen, weil mir dieser Tisch sehr ans Herz gewachsen ist.
Selbstverständlich fühle ich mich voll dafür zuständig, wenn bei meinem Hund eine Behandlung auf dem Untersuchungstisch nötig wird.
Aber auch nach 2-tägigem Nachdenken über das Problem sehe ich nicht ein, weshalb ich meinen evtl. zappelnden Hund auf den Tisch wuchten soll, damit der TA ein Lipom am Bein kontrollieren kann.
Habe ich so eben bisher erst einmal erlebt und wußte bis gestern tatsächlich nicht, dass so eine Vorgehensweise gängige Praxis zu sein scheint und ich mich somit als Glückspilz in Bezug auf die Tierärzte in der Gegend betrachten muss.
Hier läuft es in der Regel so ab, dass man ins Behandlungszimmer geht, der TA sich ein wenig mit dem Hund befasst, ihn begrüsst und streichelt, und dann die gängigen Untersuchungen tatsächlich in der Weise vornimmt, dass er sich zum Hund runterbeugt oder in die Knie geht.
Nun bin ich natürlich natürlich nicht so doof, dass ich für mich in Anspruch nehme, dass der Tierarzt sich meines Hundes wegen die Gesundheit ruiniert. Und was für mich eine einmalige Aktion ist, muss vom Tierarzt zwanzig Mal bewältigt werden. Das berücksichtige ich natürlich.
Aber ein Tierarzt weiß auch bei der Berufswahl, worauf er sich einlässt. Da kann ich mitreden, weil ich selbst mal angedacht hatte, Tiermedizin zu studieren. Da informiert man sich zuvor und weiß, was auf einen zukommt. Genauso, wie der Maurer weiß, dass sein Job den Rücken kaputt macht oder die Krankenschwester oder die Pflegerin im Seniorenheim.
Deshalb schafft man sich, sofern möglich, Hilfmittel an - ein höhenverstellbarer Tisch ist da tatsächlich eine gute Lösung.
Macht man das nicht und will man sich bei einem großen Hund nicht nach unten auf Augenhöhe begeben, muss man eben damit leben, dass mal ein Patientenbesitzer sagt, dass er dort nicht mehr hin geht, sondern künftig einen der Tierärzte aufsucht, bei denen man das Gefühl hat, dass die Behandlung mehr auf Vertrauensbasis abgewickelt wird.
Ich wollte jetzt aber keinen Unmut erregen wegen meiner Äußerungen und alle Tierärzte gegen mich aufbringen.
Zumal ich bei meinen Hunden auch ein einigermaßen gesittetes Auftreten beim TA einfordere, und bei einer Spritze beispielsweise kurzen Prozess mache. Hund festgehalten...Spritze...fertig.
Aber damit sowas klappt, müssen halt die Rahmenbedingungen stimmen, und bei meinen großen Hunden bedeutet eine Spritze halt Stress, wenn der Hund dafür zuvor gegen seinen Willen auf einen Tisch gehoben und dort in der Höhe festgehalten werden muss.
Ich hoffe, dass man mich da jetzt auch richtig versteht....ich will nicht so dastehen, als ginge mir der Tierarzt am Allerwertesten vorbei.