Hund zwischen absolutem Gehorsam und Hund Hund sein lassen

Genau so halte ich das auch. Je besser der Hund hört, desto mehr Freiheiten genießt er. Und da reicht tatsächlich im Alltag ein sitzender Rückruf und ein Abbruchsignal. Alles andere ist Zusatz und ganz nett.

So ist es und so halte ich es auch. Der gehorsame Hund ist der freie Hund.

Da schließe ich mich an. Einen Hund Hund sein lassen, der nicht im Gehorsam (Rückruf!) steht, handelt fahrlässig.
 
Sehe ich ganz ähnlich. Gerade mit Glenny und Kaya hatten wir das fast schon im Extrem: Oftmals waren wir stundenlang unterwegs, ohne dass ich auch nur ein einziges "Kommando" gebraucht hätte. Sie waren vor mir, hinter mir, um mich rum, haben geschnüffelt und erkundet, sind mal geflitzt... Ich wusste, in den meisten Situationen haben sie ganz von allein die passende Entscheidung getroffen. Was natürlich nicht vom Himmel gefallen war, sondern von klein auf vorgelebt. In anderen haben sie sich bei mir rückversichert, was aber in der Kommunikation so fein war, dass es ähnlich unbewusst ablief wie beim routinierten Autofahrer das Schalten. Ich hab es nicht mal laut gedacht, sondern einfach halb unbewusst entschieden, und sie haben es an winzigsten Körperbewegungen erkannt und umgesetzt. War die Frage erledigt, sind sie wieder ihren Ideen nach. Das alles war natürlich im Laufe der Zeit gewachsen und hat ihnen eine maximale Freiheit ermöglicht. Und hatte eine definitive Voraussetzung: Ich wusste felsenfest, dass ich mich auf die beiden verlassen kann. Sie sind niemals ohne Freigabe einen Bordstein runter. Sie haben auf Zuruf sofort gestoppt, sind auf Pfiff auf direktem Weg zu mir zurückgekommen. Und da ich das wusste, musste ich keine unnötigen Kommandos geben. Und in meinem Bekanntenkreis hießen die zwei scherzhaft "meine Trabanten". Aber ich glaube, so etwas ist ein Geschenk, das man im Leben nur einmal bekommt.

Sandor ist nun ein anderes Ding. Er braucht definitiv viel Anleitung, um mit sich und der Umwelt klar zu kommen. Mit der Zeit hat er auch gemerkt, dass es ihm gut tut Halt zu suchen. Wenn aufregende Dinge auftauchen (was in seiner Welt sehr oft passiert), dann sucht er ganz gezielt meine Nähe und Anleitung. Und gehört somit zu den nicht ganz häufigen Hunden, deren Verhaltensprobleme um so stärker werden, je weiter ihr Mensch von ihnen weg ist. (Bei den meisten Hunden bleiben die Probleme entweder gleich, egal wo der Mensch ist, oder werden in der Nähe ihres Menschen eher schlimmer.) Hier gibt es also sehr regelmäßig und sehr viele Anweisungen. Was aber nix damit zu hat, dass ich generell Kommandos so toll fände, sondern eben damit, dass er diese Anleitung einfach braucht. Lieber wäre mir allemal ein Hund, der eigenständig gute Entscheidungen treffen kann. Aber das ist nicht jedem gleichermaßen gegeben. Nicht jedem Menschen, und auch nicht jedem Hund.
 
@Silkies: Tausche "Glenny" und "Kaya" gegen "Kiara" aus. Dann passt es einigermaßen. Wobei ich bei Kiara noch ein Auge auf die Umgebung - sprich: Wild - habe. Kiara ist ein richtiger Verlasshund. Sie gleitet richtig cool durch das Leben.

Sandor und Caro sind ja eh vom gleichen Schlag. Caro braucht meine Aufmerksamkeit beim spazieren gehen und einige Kommandos, um für sie unheimliche Situationen regeln zu können.
 
Ja, Gehorsam ist die Grundlage.

Aber danach kommt für mich der Hund, der alleine die richtige Enstcheidung trifft.

Ich muss sagen, dass es mir sehr schwer fällt mir vorstellen, dass sich meine Hunde alleine für das von mir gewünschte Verhalten entscheiden.

Ich bin da wohl irgendwie „Hundeschulgeschädigt“ und gehe davon aus, dass meine Hunde die Entscheidung treffen die für sie mehr Erfolg verspricht und jede Lücke nutzen. Daher mache ich viel mit meinen Hunden unterwegs: Sie dürfen z.B. die Wege nicht verlassen, niemals. Bei mir ist es okay, dass sie ca. einen Meter neben den Wegen schnüffeln, bei meinem Mann ist das schon zu viel.

Sie müssen einen 10 m Radius um mich einhalten, der auch mit stop eingefordert wird.

Mogli sucht seinen Dummy, alle Hunde werden immer mal wieder abgerufen, wir laufen zusammen und ich übe damit, dass sie aus der Bewegung stoppen, wir üben den Rückrufpfiff und allgemein den Abruf.

Ich hatte in einem anderen Forum mal gefragt was ich gegen unerwünschtes Jagdverhalten tun kann. Dort wurde mir entweder aversiv absichern empfohlen („dem Hund auf meiner Augenhöhe erklären, dass Jagen unerwünscht ist“ = Hund an Bäume drücken oder körperliche Gewalt die auch weh tun soll) oder aber mich viel mit den Hunden zu beschäftigen damit sie nicht auf die Idee kommen zu jagen. Tja, ich möchte meine Hunde nicht an Bäume drücken und halte nichts von körperlicher Gewalt daher beschäftige ich mich viel mit ihnen.

Ich achte daher immer 100 %ig auf meine Hunde und es gibt viele Kommandos. Unterwegs haben sie nichts allein zu entscheiden. Sie dürfen innerhalb dieser Regeln Hund sein.

Zuhause bin ich da lockerer und das Zusammenleben funktioniert gut. Ich kann 30 cm neben den Hunden Fleisch schneiden und sie wissen, dass sie nicht drangehen dürfen.

Was mir noch eingefallen ist: Ich hätte gern Hunde die von sich aus unterwegs nichts anstellen, sich weit entfernen und von allein wieder zurückkommen und es ist bestimmt angenehm nicht auf die Hunde achten zu müssen aber ich sehe da für uns keinen Weg.
 
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Das kriegt man - wenn man nicht gerade ein Zufallsexemplar von Hund hat - wohl auch nur dann hin, wenn man den Hund von klein auf hat und entsprechend formen kann. Bei meinem Dreamteam damals hat super funktioniert, schlicht dafür zu sorgen dass sich unerwünschtes Verhalten nicht lohnt, "richtiges" dafür um so mehr. Zum Beispiel hat auch Glenny in seiner Pubertät ein paar mal versucht, einfach zu anderen Hunden hin zu rennen. Da hab ich schon beim Loslaufen eine Fehlermeldung gegeben, war genauso schnell hinterher, hab ihn eingesammelt, angeleint und ohne weiteren Kommentar ein Stück weggeführt. (Manchmal sehr zur Verblüffung der anderen Hundehalter.) Dann haben wir die Annäherung erneut versucht, und blieb er diesmal brav bei mir, gab es natürlich eine Freigabe! Durfte er mal nicht hin, dann gab es statt dessen eine tolle Belohnung und ein Spiel bei mir. Nur so als Beispiel. Aber das geht halt nicht mehr wirklich gut mit einem ausgewachsenen Hund, der vielleicht auch schon seine Gewohnheiten mitbringt. Das ganze basiert darauf, dass a) es von Anfang an einfach so ist, und b) aus dem Treffen einer bewussten Entscheidung eine allgemeine Gewohnheit wird.
 
Ich muss sagen, dass es mir sehr schwer fällt mir vorstellen, dass sich meine Hunde alleine für das von mir gewünschte Verhalten entscheiden.

Ich bin da wohl irgendwie „Hundeschulgeschädigt“ und gehe davon aus, dass meine Hunde die Entscheidung treffen die für sie mehr Erfolg verspricht und jede Lücke nutzen. Daher mache ich viel mit meinen Hunden unterwegs: Sie dürfen z.B. die Wege nicht verlassen, niemals. Bei mir ist es okay, dass sie ca. einen Meter neben den Wegen schnüffeln, bei meinem Mann ist das schon zu viel.

Aber diese richtige Entscheidung ist ja ein Ergebnis von Üben und Trainieren. Das ist doch das Ziel - zumindest für mich. Für mich ist es absolut nicht vorstellbar, dass meine Tiere keine Entscheidung treffen dürfen. Ich finde die Vorstellung furchtbar, dass ich glauben müsste, dass meine Hunde "jede Lücke" nutzen würden.
Das tun sie nämlich nicht automatisch - ich halte das für einen absoluten Irrglauben.

Wie weit man dieses Vertrauen ausdehnen kann, ist natürlich absolut vom Individuum abhängig. Einem Hund das perse abzusprechen finde ich falsch. Ich habe Hunde bereits als Welpe gehabt und auch Hunde, die als Erwachsene dazu gekommen sind. Es kommt immer auf deren Typ an.

Natürlich beginnt man eine jede besondere Situation mit einem Kommando, einer Aufforderung. Aber dann kommt der Moment, wo man mal einen Hauch länger abwarten kann, ob der Hund von allein das Kommando umsetzt, was er dazu kennengelernt hat. Und wenn er es tut, dann lobt man ihn dafür. Das bedeutet aber auch, dass man immer mal wieder seine eigene Grenze verschiebt.

Wenn ich alle Entscheidungen für meine Tiere treffen würde, hätte ich ja nur Befehlsempfänger. Ich möchte aber auch Mitdenker haben - bei Hund wie Pferd. Klar ist es so, dass ich die letztliche Entscheidung treffe, aber "Meinung äußern" dürfen sie aber wohl.
 
Ich bin immer ein wenig zwiegespalten zwischen Hund muss unbedingt gehorsam sein und Hund Hund sein lassen. Deshalb lasse ich im Umgang oft Kommandos weg, weil ich diese in diesem Moment nicht durchsetzen will oder kann, weil ich zu unaufmerksam bin. Wenn sie sich manierlich verhalten, warum dann Kommsndos. Auf der anderen Seite ist es schon schön, wenn du sie im Kommando halten kannst in schwierigen Situationen, wenn sie es nicht mal ohne Ablenkung können, wie sollen sie es dann können- ist schon klar. Geht es euch auch so? Wie geht ihr damit um?
Also ich und mein Hund brauchen im Alltag so gut wie keine Kommandos.
Er ist ein sehr anhänglicher,auf mich fixierter Hund,der aber gleichzeitig auch von Natur aus unterwürfig ist,und sich in dieser Rolle wohl fühlt,er braucht seinen Menschen,dem er sich anschliessen kann,und dem er auch immer gefallen will.
Dementsprechend sind wir ein eingespieltes Team,ohne dass es gross Kommandos braucht.Man versteht sich "ohne Worte"(auch wenn ich ansonsten meinem Hund den ganzen Tag über ganz viel schön erzähle ;)).
Theoretisch kann er alle Kommandos,aber für mich sind das auch eher "Tricks",ich finde den Ausdruck"Gehorsam"oder "gehorchen"immer irgendwie befremdlich,ich bin ja nicht der Herrscher meines Hundes und er nicht mein Sklave.
Mir persönlich ist es wichtig,dass Hund und Mensch ein Team sind,und sich gegenseitig verstehen,und mein Hund,wenn nötig das tut,was ich möchte,aber nicht weil ich es ihm befehle,sondern weil er es gerne tun möchte und weil er mir vertraut.

Was für mich aber auch wichtig ist,ist ein Rückruf für den Notfall,der bombenfest sitzen muss,haben wir auch,der wird nur dann eingesetzt,wenn wirklich nötig und auf dieses Kommando muss er wirklich sofort und auf direktem Weg,egal was er gerade tut,zu mir kommen.
Er hat das bisher nie in Frage gestellt-trotzdem übe ich es immer wieder,in Situationen wo er nicht damit rechnet,und wenn er dann angeschossen kommt... Paaartyyy :D:D:D.

Auch ein Abbruchkommando halte ich für enorm wichtig,auf das der Hund jederzeit reagiert.Allerding sist das bei uns auch eher ein Notfallkommando,das ich selten brauche.
Ich muss zugeben,da habe ich kein bestimmtes,weil ich je nach Situation ein anderes nutze.Allerdings kommt dieses Kommando dann in so einer Überzeugung und Konsequenz,dass meine Fellnase es niemals in Frage stellen würde.

Generell möchte ich,dass mein Hund vom Kopf her so frei wie möglich ist,und einfach so sein kann,wie er ist.

Ich mache mir im Alltag allerdings nicht ständig Gedanken darüber,es ist einfach ein eingespieltes Zusammenleben,in dem sich viele Dinge automatisch ergeben,und ich nach Gefühl handle,und mir mein Hund sofort ein ehrliches Feedback gibt.

Generell würde ich aber auch sagen,dass es ganz stark auf den jeweiligen Hund ankommt,zwischen"ohne Kommandos"und "nur mit Kommandos"ist alles drin.
 
Aber diese richtige Entscheidung ist ja ein Ergebnis von Üben und Trainieren. Das ist doch das Ziel - zumindest für mich. Für mich ist es absolut nicht vorstellbar, dass meine Tiere keine Entscheidung treffen dürfen. Ich finde die Vorstellung furchtbar, dass ich glauben müsste, dass meine Hunde "jede Lücke" nutzen würden.
Das tun sie nämlich nicht automatisch - ich halte das für einen absoluten Irrglauben.

Glaub mir, Balou würde jede Lücke nutzen.;) Der testet jeden Tag ob unsere Regeln noch gültig sind.
Alle Hunde waren mal für 24 Stunden bei einer Hundesitterin die auch Trainerin ist. Die Hunde kannten die Trainerin aus der Huschu und privat. Und die Trainerin hat innerhalb dieser 24 Stunden festgestellt, dass Balou jede Lücke nutzt. Normalerweise verhalten sich Hunde bei ihnen eher "fremden" Menschen ja eher zurückhaltend und zeigen nicht alles und bei Trainern erst recht nicht. Aber nicht Balou.
Und Regeln gelten bei mir für alle Hunde.

Es wird sich hier vieles ändern wenn Balou in hoffentlich ferner Zeit nicht mehr bei mir ist. Solange lerne ich absolute Konsequenz und dass nicht alle Hunde unterwürfige Mitläufer sind. Finde ich auch nicht verkehrt.

Generell wäre ich gern weniger streng und würde meinen Hunden gern mehr Freiheiten lassen. Dafür ist Balou aber der falsche Hund. Er würde dann jagen gehen und alles vom Boden fressen.
 
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