Ich finde, das Problem ist, dass die einzelnen Hunde da auch ganz unterschiedlich ticken. Wenn unsere Lucy sich z. B. entscheiden müsste zwischen 10 Stunden zuhause alleinbleiben oder uns auf ein ganztägiges großes Familientreffen zu begleiten, würde sie sich mit Kusshand für das Alleinbleiben entscheiden. Rico würde sich in derselben Situation, ebenfalls mit Kusshand, für das Mitkommen entscheiden. Lucy würde ich - in Ausnahmefällen!! - tatsächlich ohne großartiges schlechtes Gewissen mal so lange alleinlassen, weil ich mir sicher bin, dass sie das entspannt schafft. Ebenso sicher bin ich mir, dass Rico darunter leiden würde, wenn er so lange alleinbleiben müsste, auch wenn es nur eine einmalige Ausnahme wäre.
Fazit also: Hunde können diese soziale Isolation sehr unterschiedlich gut verkraften. Das Problem dabei: Man weiß im Voraus nicht, was für einen Vertreter man sich ins Haus holt! Ein klein wenig kann man vielleicht durch die Rassewahl Einfluss nehmen, indem man sich nicht unbedingt für eine Rasse entscheidet, die als extrem anhänglich gilt. Das schützt einen aber immer noch nicht davor, zufällig doch an ein recht anhängliches Individuum zu geraten, welches dann doch unvorhergesehen stark unter dem langen Alleinbleiben leidet. Deswegen gehe ich ganz mit Dalila:
Aber einen Hund mit dem Wissen ihn sehr lange alleine lassen zu müssen anzuschaffen, ist etwas anderes.
Wenn der Hund da ist, und
dann ändern sich unvorhergesehen die Lebensumstände, dann versucht man natürlich, eine Lösung zu finden. Hier muss man schließlich abwägen: Ist es schlimmer für den Hund, länger als früher alleinbleiben zu müssen, oder ist es schlimmer, sich in einem neuen Zuhause mit ganz neuen Bezugspersonen einleben zu müssen? Je nach Situation und je nach Hund kann die Antwort darauf so oder so ausfallen. Aber wenn ich schon
vor der Hundeanschaffung wüsste, dass das Tier täglich sieben Stunden und mehr alleinbleiben muss, würde ich, dem Hund zuliebe, auf die Anschaffung verzichten.
Es sei denn:
Es gibt auch andere Lösungen, z.B. in Form von Tagesbetreuungen.
... man findet eine gute Hundetagesstätte, einen Hundesitter oder eine andere vernünftige Form der Betreuung.
Wenn Hunde tatsächlich nicht den ganzen Tag alleine bleiben können, frage ich mich, warum so viele Leute einen Hund haben. Gehen die alle nur Teilzeit arbeiten? Arbeitslos? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen... Ich glaube, das Thema wird viel heißer gegessen als es gekocht wird!
Wenn man beispielsweise zu zweit oder in einer Familie lebt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es für einen Hund passt, viel größer, als wenn man alleine lebt. Bei vielen Paaren ist es z. B. so, dass sich die Arbeitszeiten nur teilweise überschneiden, sodass zwar jeder der beiden jeweils acht Stunden außer Haus ist, aber nur fünf Stunden lang
beide außer Haus sind. Wenn noch (ältere) Kinder dabei sind, die mittags schon aus der Schule wiederkommen, ist auch dadurch ggf. die Alleinbleib-Dauer reduziert. Manchen Berufen kann man auch (zumindest teilweise) vom Home-Office aus nachgehen... Somit bin ich schon der Ansicht, dass ganz, ganz viele Menschen Hunde halten können, ohne sie den ganzen Tag alleinlassen zu müssen.
Liebe Grüße
Amica