Oje, das hört sich nicht so gut an. Kennen deine Trainer sich denn mit Aussies aus? Ich meine, nicht nur graue Theorie oder Hörensagen oder irgendein Hund den sie mal therapiert haben. Aussies sind nunmal ganz spezielle Hunde und definitiv nicht blöd.
Ja, wir haben sehr viele Aussies in der Hundeschule, meine Trainerin hat selber einen. Sie kennt sich definitiv aus mit solchen Hunden.
Eine Bekannte von mir hat ein Aussie-Mädel und ist schier verzweifelt gewesen. Sie hatte die falsche Hundeschule, dort sagte man ihr, dass Ihr Hund einfach nur frech sei und mal Manieren lernen müsste. Außerdem hat sie das arme Tierchen quasi rund um die Uhr bespaßt und auf unerwünschtes Verhalten viel mit Druck reagiert. Dieser Hund vertrug jedoch keinen Druck, dadurch wurde es nur noch schlimmer. Inzwischen arbeitet sie fast nur mit Bestärken, Ignorieren und Auszeit. Damit fährt sie wohl ganz gut derzeit.
Hunter ist nicht ganz so sensibel wie die meisten Aussies, er reagiert auch gut darauf, wenn man ihm mal deutlicher sagt, was jetzt gerade sein soll. Ich hab's die ersten zehn Monate seines Lebens mit Ignorieren versucht, aber es half nichts. Dann hat er halt mich ignoriert.
Ich lese hier immer nur "Druck machen", umrempeln, Leine straff halten, und sonstige körperliche Aktionen. Unsere (Aussies, Border Collies,...) Hunde sind sehr sensibel. Körperlichkeiten braucht man nur in einem sehr geringen Rahmen um sich verständlich zu machen, nicht jedoch um körperliche Bestrafungen oder Druck aufzubauen. Bei einem Boxer mag das wieder anders sein, die sind nunmal eher büffelig und agieren selbst sehr körperbetont.
Vermutlich hast du schon versucht, deinen Hund übers Futter von dir abhängig zu machen? Mein erster Ansatz an deiner Stelle wäre, dass der Hund nurnoch aus der Hand zu fressen bekommt, und zwar immer dann, wenn ihr andere Hunde seht. So verknüft er die Situation "anderer Hund in Sicht" mit "Fressen". Das Resultat ist irgendwann, dass er sich erwartungsvoll anschaut, sobald er einen anderen Hund sieht. Es kann sein, dass er kurzzeitig meint, er soll Bellen oder an der Leine ziehen oder sonst irgendwas machen um in dieser Situation an das Futter zu gelangen, das ist aber erstmal nicht schlimm. Denn das worum es eigentlich geht, nämlich das übermäßige Interesse an dem anderen Hund, schlägt um in die Erwartungshaltung nach Futter. Ist das erstmal etabliert, wird auch eine ansonsten unerwünschte Reaktion beim Hundekontakt wie Bellen oder Knurren schnell nachlassen. Außerdem kannst du ein Kommando "Schau-mich-an" einführen. Dadurch, dass Hunter den anderen Hund nicht anschauen kann, senkt sich das Aggressionslevel auf beiden Seiten erheblich. Lass ihn sich auch nicht in die Leine legen, daraus resultiert ebenfalls eine (oft ungewollt) aggressive Körperhaltung für den Hund.
Hunter ist sowieso extrem auf mich fixiert, das merke ich selber und höre ich auch immer wieder von meinen Trainerin. Wenn kein Hund in der Nähe ist, schaut er sich alle paar Sekunden um, kommt immer wieder her, bleibt immer in meiner Nähe. Du musst dir das wirklich wie so einen Schalter vorstellen. Wenn er einen anderen Hund sieht, legt sich dieser Schalter um und er ist absolut nicht mehr ansprechbar. Es ist ihm völlig egal, ob ich ihm ein Stück Pansen vor die Nase halte, das bemerkt er gar nicht.
Es gibt kein Bellen und Knurren und co. im Gegenteil. Hunter ist an sich sehr freundlich, er will meist wirklich hin und schnuppern und spielen. Neuerdings halt nur mehr schnuppern.
Wie soll ich verhindern, dass er sich in die Leine hängt? Selbst wenn ich umdrehe und weggehe, kann ich ihn nachschleifen. Solange bis der andere Hund außer Sicht ist.
Offline-Hundebegegnungen kannst du genauso gestalten, sobald die Situation "anderer Hund in Sichtweite" etabliert ist. Dein Hund wird vermutlich sowieso häufiger zu dir hin schauen, wie er es zuvor an der Leine schon gelernt hat. Er ist also im Zwiespalt zwischen dem anderen Hund und dem Futter, was ihn bei dir erwartet.
Und ja, es ist gerade die Zeit der läufigen Hündinnen. Auch wenn in deinem direkten Umfeld keine ist, manche Hunde riechen das Kilometerweit. Mit der endgültigen Kastration würde ich auf jeden Fall noch ein paar Wochen warten beziehungsweise erstmal chemische Kastration probieren.
Wenn ihr anderen Hunden an der Leine begegnet, dann laufe immer einen kleinen Bogen, damit ihr nicht geradlinig auf den anderen Hund zulauft. Das fördert die Aggression, weil es ein sehr unhöfliches Verhalten ist unter Hunden.