Mir als Hundehalterin ist fiddle lieber aber für ihn ist das keine gute Strategie.
Das finde ich dabei einen ganz wichtigen Kernsatz. Gerade eben beim Spaziergang habe ich wieder daran denken müssen, als ich gesehen habe wie ein verzweifelt fiddelnder Hund so richtig herumgekugelt wurde, während die Halter glücklich lächelnd daneben standen. Dabei fiel mir wieder ein, dass das auch der einzige Punkt ist, bei dem ich mit den Büchern "ich halte dich" nicht konform gehe: Klar bin ich enorm bestrebt, meinen Hund aus der Fight-Schiene rauszuholen. Dabei ist mein Schwerpunkt zwar eher, erst mal den Aufregungslevel generell runter zu holen; aber als Alternativstrategie würde ich fiddel hier bei uns selbst dann nicht unbedingt favorisieren, wenn es der Krümel mehr im Repertoire hätte.
Denn da kommt der Umweltfaktor zum Tragen: Ein fiddle-Hund hat sich zumindest hier in der Gegend quasi das Fadenkreuz auf die Stirn gemalt. Die wenigsten Hunde sind wirklich sozial kompetent, dafür aber viele sehr aufgeregt und distanzlos. Da ist ein Fiddle für die Hunde schon eine super Einladung, mal draufzu zu stürzen. Und die Halter fördern das noch. Selbst wenn der Halter des herumkaspernden Hundes das nicht möchte, da gibt es keine Chance. Ich denke gerade an eine Hundehalterin aus meinem Bekanntenkreis, die sich inzwischen auch nicht mehr anders zu helfen weiß als ihren zum Glück kleinen Hund regelmäßig hoch zu nehmen und die folgenden Diskussionen auszuhalten. Ihr Hund reagiert auf diese Fiddlesituationen nämlich jedes mal mit anschließendem kräftigem Durchfall. Das sehen die anderen Hundehalter aber nicht, folglich wird die Forderung nach etwas Abstand nahezu immer schlicht ignoriert, und kommentiert mit "der freut sich doch so, der muss doch auch mal spielen dürfen!". Meine Bekannte tut mir da echt leid, die geht oft regelrecht auf dem Zahnfleisch.
Von daher sehe ich das nicht so wertend. Klar finde ich es doof, wenn mein Terrortier sofort auf fight eskaliert. Aber das Kernproblem dabei ist "eskaliert". Und von den anderen Strategien habe ich zuerst ein freeze rausgekitzelt, weil Sandor das mehr angeboten hat; aber auch das hilft im Alltag nur bedingt, nicht ganz so schlimm wie fiddle, aber auch beim freeze sind viele der Ansicht, "der wartet weil er spielen will!". *seufz* Also ist meine favorisierte Strategie, an der wir arbeiten, eher eine Form von flight: Ausweichen, weggehen.
Für mich steht aber fest: Die Strategien haben alle ihre Berechtigung, und alle ihre Schwachstellen. Und nur, weil Fiddle für die Umwelt am angenehmsten ist, ist es noch lange nicht immer das beste für den jeweiligen Hund. Deshalb sehe ich das da deutlich differenzierter.