Erlernen sozialer Fähigkeiten - wie viel Hundekontakte braucht ein Welpe?

Bei uns kam das so bisschen auf da es innerhalb der regelmäßigeren Gruppe 2 Gruppierungen gab.

Das waren die sehr vorsichtigen und ängstlichen Welpen, hauptsächlich Chis, Windhundartige also etwas zierlicher und kleiner auf der einen Seite und die Tober auf der anderen.

Einerseits denke ich man hätte sie deutlich konsequenter treffen können, sollen und müssen. Andererseits.

Beispielweise Lukes Bruder Pitt konnte schon bei den Tobern mitmachen. Solange sich die Gruppe nicht gegen ihn wendete. Dann wurde es ihm schlagartig zu viel.
Luke selber wurde es niemals nie nicht zu viel egal wie viele sich gegen ihn wendeten (eher im Gegenteil wobei sein Bruder Anton war da noch gnadenloser) aber Luke hat im Gegensatz zu den anderen Tobern gerne auch Kontakt zu den ängstlichen aufgenommen und versucht sie durch vorsichtiges anspielen aus der Reserve zu locken. Hätte er das auch gelernt wenn es keine solchen Welpen in der Gruppe gegeben hätte?

Und dann gabs auch bei den vorsichtigen Hunden solche wie die Beaglehündin (glaube es war eine Hündin, vielleicht auch ein Rüde). Saß 15min völlig verschüchtert beim Frauchen um dann wie von der Kette gelassen plötzlich mitten in das wildeste Spiel voll einzusteigen wo die Gruppe sie etwas hat mitmachen lassen (sie wurde selbst im wildesten Kampfgeschehen immer irgendwie zaghafter behandelt obwohl sie selber voll zulangte).

Solche Gruppenübergreifende Interaktionen finden dann natürlich nicht mehr statt wenn man die Gruppen trennt bzw. zu viel reglementiert.

Da ist der Grat wohl ziemlich schmal.
 
Ich denke auch, dass es ein schmaler Grad ist, zwischen „auch mal machen lassen“ und „zu spät eingegriffen“.
Was natürlich unbestritten gar nicht geht ist „die Regeln das komplett unter sich“.
Aber eine Welpengruppe wo ständig nur eingegriffen wird, und die Welpen nicht auch mal ein bisschen ausprobieren dürfen, ist für mich auch keine gute Gruppe.
Wie du sagst @Crime ein schmaler Grad :)
 
Ich präferiere Kontakte auch zu gut sozialisierten erwachsenen Hunden. Und dazu gehören eben auch Hunde, die eine deutliche Sprache der Ablehnung haben.

So einer ist Milan, hervorragend sozialisiert.
Wer sich hundemäßig freundlich und korrekt nähert, ist willkommen.
Wer reinbrettert kriegt sofort einen mit, wer nervt, kassiert nach "steif werden" und danach knurren einen unmissverständlichen Abschnapper. Auch Welpen oder Junghunde.

Oft höre ich von den Hundebesitzerinnen der Reinbretterer: "komm Schatz, wir gehen weiter, der ist so böse und bissig". Die Blicke - unbezahlbar - wenn ich sage: "der ist nicht böse, aber Ihrer ist "asozial".
 
Oft höre ich von den Hundebesitzerinnen der Reinbretterer: "komm Schatz, wir gehen weiter, der ist so böse und bissig". Die Blicke - unbezahlbar - wenn ich sage: "der ist nicht böse, aber Ihrer ist "asozial".

Es sind nicht nur Hundebesitzerinnen die Dir den asozialen, gemeingefährlichen Hund attestieren. Sowas kann auch von Besitzern eines Labbis oder DSH kommen, der nicht einsieht, warum sein Hund von meiner Hündin derbe zurechtgewiesen wurde. Nur weil die (schon ältere Dame) sich nicht dauernd berammeln und belästigen lassen wollte.
"Der will nur spielen und ihr Hund benimmt sich assi!" Wenns geht noch mit dem dezenten Hinweis, das so ein Aggro-Hund einen Maulkorb tragen sollte.
 
Sowas kann auch von Besitzern eines Labbis oder DSH kommen, der nicht einsieht, warum sein Hund von meiner Hündin derbe zurechtgewiesen wurde. Nur weil die (schon ältere Dame) sich nicht dauernd berammeln und belästigen lassen wollte.

Das wurde mir vor ca 15 Jahren auf dem Hundeplatz genauso von einem Trainer (!!) gesagt. :rolleyes:
Romy wies den immer wieder aufspringenden Rüden (Romy übrigens an der Leine) sehr deutlich zurecht und war dann das aggressive Vieh, dass dringend mal Erziehung braucht, was ich denn die letzten 1,5 Jahre mit dem Hund gemacht hätte...

Unnötig zu sagen, dass ich da das erste und das letzte Mal war :rolleyes:
 
Das geht mir ohnehin sehr oft im Kopf rum: Bei einem Hund, der vorwiegend Fight als Strategie hat und von daher andere Hunde auch mal deutlich abweist, bemerkt jeder zweite, der Hund wäre total asozial (was manchmal stimmt, manchmal aber auch nicht, siehe eure Beispiele). Während Hunde, die außer Fiddle keine Strategie haben, und diese in einer Form ausleben die jeden Rahmen sprengt, die meisten der Ansicht sind der Hund wäre soooo sozial... Dabei ist dessen Verhalten genauso wenig situativ angepasst, und oft genug genauso fehl am Platz. Und erst recht ist ein Hund, der jeden mit einer sofortigen Spielattacke überfällt, nicht sozial kompetent, sondern schlicht distanzlos. Zumindest seh ich das mittlerweile so.
 
Casha ist ein Fiddler :rolleyes:

Und auch, wenn ich niemals gedacht hätte, dass ich das sage... ich wünsche mir manchmal (für Casha!) Romys Strategie zurück.
Da war ich nämlich "nur" die Tussi mit der schwierigen Hündin.
Jetzt bin ich die Frau, die ihrem Hund den "Spaß" nicht gönnt. :cool:

Vorher war ich "unfähig", jetzt bin ich die Spaßbremse.

Wir arbeiten dran.
Und ich bemerke, dass mit jedem "so nicht, mein Freund.. Abstand von meinem Hund", mit jedem "WIR möchten das nicht", Casha mehr Vertrauen in mich (!) fasst und weniger "fiddeln" muss.

Ich erkenne den Stress den sie hat, wenn sie sich auf sich alleine gestellt fühlt.
Das ist nicht lustig. Nicht für sie.
Und ich bin der Spielverderber, weil ich eingreife. Aber das ist mein Job. Hab ich erkannt und gelernt.
 
Während Hunde, die außer Fiddle keine Strategie haben, und diese in einer Form ausleben die jeden Rahmen sprengt, die meisten der Ansicht sind der Hund wäre soooo sozial... Dabei ist dessen Verhalten genauso wenig situativ angepasst, und oft genug genauso fehl am Platz. Und erst recht ist ein Hund, der jeden mit einer sofortigen Spielattacke überfällt, nicht sozial kompetent, sondern schlicht distanzlos. Zumindest seh ich das mittlerweile so.

Jaaaein... grundsätzlich finde ich es wichtig zu sehen, dass ein Hund, der fiddlet, Stress hat und etwas dagegen zu tun. Ich finde es aber wesentlich sozial angemessener auf stressige Situationen mal mit Gefiddle zu reagieren, als mit fight. Das sehe ich übrigens auch beim Menschen so. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen, wenn sie im realen Leben direkt konfrontiert werden, mal deeskalierend lächeln und versuchen die Situation auf diese Weise positiv aufzulösen. Und mir ist ein Hund, der das tut wesentlich lieber, als einer, der sich drauf haut.

Das Problem ist ja eigentlich, dass die Menschen nicht sehen, dass der Hund Stress hat, denken, der hätte ständig den Spaß seines Lebens und die ihn dann, evtl. noch in dem Gedanken ihm eine Freude zu machen, ständig in solche Situationen werfen, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, zu lernen, dass die Situation gar nicht so schlimm ist. Dadurch entsteht so dann ein übertriebenes Gefiddel. Dazu kommen noch rassetypische Eigenheiten. Manche Hunde und Rassen fahren sich einfach schneller hoch als andere und manche Hunde tendieren mehr zur Distanzlosigkeit als andere, etc. Und dann kommt noch das Alter dazu...

Ich für mich denke aber, dass auch der Anspruch an "das" perfekte Sozialverhalten Illusion ist. Ich empfinde meine Huskies und auch Mia an sich recht gut im Sozialverhalten. Allerdings haben alle auch ihre Eigenheiten, wo ich denke "ah, da könnten sie besser sein". So nähern sich vor allem die Huskies immer sehr schnell und direkt einem neuen Hund und nehmen da für meinen Geschmack viel zu wenig Rücksicht, wenn der andere unsicher ist und Mia hat ihren persönlichen Spielstil (geschuldet dem Aufwachsen als 5tes Rad am Wagen zweier Wurfgeschwister), den sicherlich nicht jeder andere Hund als höflich empfindet :cool:. Da muss man sie alle ab und an mal bremsen. In anderen Situationen sind sie wiederum einfach nur toll. Aber das ist bei uns Menschen ja irgendwie auch so. Ich halte mich nicht für sozial eingeschränkt, aber ich habe auch meine Eigenheiten, die andere evtl. anstößig finden. Und das geht wohl auf die ein oder andere Art jedem so. Wichtig bei Hunden finde ich es vor allem, dass ihre Menschen erkennen können, wann es wichtig ist einzugreifen, dass jeder zu seinem Recht kommt. Mir persönlich tut nichts mehr in der Seele weh, wenn ein Hund von anderen massiv in seinem Wohlbefinden eingeschränkt wird, alle stehen daneben und keiner tut was. Natürlich sollen Hunde auch mal lernen, sich selbst zu helfen, aber es gibt eben diesesn Unterschied zwischen "Herausforderung" & "das schaffst du" und "keine Chance, das ist mir zuviel".

Ich denke hier besteht am meisten Aufklärungsbedarf, sodass die Menschen lernen zu sehen, wann es zuviel ist und auch angemessen eingreifen, wenn es nötig ist.
 
Ich finde es aber wesentlich sozial angemessener auf stressige Situationen mal mit Gefiddle zu reagieren, als mit fight.

Da bin ich mir nicht so sicher. Angenehmer auf jeden Fall. Aber angemessener? Das kommt doch immer total auf die Situation an, und vor allem auf die Ausprägung. Ich meine, fight bedeutet ja nicht immer gleich reinbeißen, so wenig wie fiddle ein lustiges draufrumhüpfen sein muss. In vielen Situationen wäre zumindest meiner Auffassung nach ein kurzes Brummen oder Lefzen heben durchaus sinnvoller als ein "einschleimen". Wobei sich ein wirklich sozial kompetenter Hund m.E. ja vor allem auch dadurch auszeichnet, dass er die verschiedenen Strategien passend und angemessen einsetzen kann.

@Bullerina Und damit gehörst du wohl zu den wenigen, die das Problem ihres Hundes überhaupt erkennen statt es noch zu fördern... Wobei ich mir die Reaktion der Umwelt durchaus vorstellen kann.
 



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