Ein Welpe oder ein Hund vom Tierschutz/Tierheim

Erster Hund
Pino / Jack Russel
Entenwackele hat mich gerade zu einer für mich sehr interessanten Frage gebracht:

Ich habe die Befürchtung, dass bei einem Hund vom Tierschutz - meist Straßenhunde aus dem Ausland - keine ausreichende Sozialisierung stattgefunden hat.

Wenn ich hier im Forum so lese, was man bei der Erziehung eines Welpen alles falsch machen kann! Zum Beispiel bei der Diskussion darüber, ob man Hunde nachts in der Hundebox unterbringen kann, hagelte es empörte Antworten. Viele sind der Meinung, dass es der Bindung zwischen Mensch und Hund schadet, und dass man in den ersten Wochen rund um die Uhr beim Welpen sein solle, am besten noch zusammen in einem Bett schlafen.

Das ist nur ein Beispiel. Darüber hinaus wird über viele andere Fragen der Sozialisierung eines Welpen diskutiert, was mich zu dem Schluss bringt, dass die ersten Wochen eines Hundelebens enorm wichtig sind für die Entwicklung seines Charkters.

Wie ist denn das nun bei Hunden, die als Straßenhund irgendwo im Ausland aufgewachsen sind? Die haben nie im Bett eines Menschen geschlafen. Oder bei Tieren, die wegen schlechter Haltung im Tierheim gelandet sind. Hier hat doch gar keine Sozialisierung stattgefunden.

Ist es schwieriger einen Welpen groß zu ziehen als einen nicht ausreichend sozialisierten Hund in die eigene Familie zu intergrieren :nachdenklich1:?

Bin mal wieder ans Nachdenken gekommen!

Liebe Grüße

Beate
 
Es gibt durchaus Hunde, bei denen auffällt, dass keine vernünftige Sozialisierung stattgefunden hat bzw. dass schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht worden sind. Dazu gehören dann Hunde, die z.B. Probleme mit Männern haben aber nicht mit Frauen oder die sehr lange brauchen, bis sie einem Menschen vertrauen. Manche kommen auch gar nicht mit Kindern klar, bestimmter Kleidung, einer besonders tiefen Stimme o.ä.
Aber das ist teilweise sogar bei Hunden zu beobachten, die eigentlich gut sozialisiert worden sind, wenn auch eher selten. Es ist also durchaus auch "Typsache".
Hunde aus zweiter Hand sind oft besonders dankbar. In der Regel versuchen sie, sich auf die Menschen einzulassen und sich anzupassen. Das kann unter Umständen bedeuten, dass der Hund sein Rudel besonders hartnäckig verteidigen will, weil er seine lieben Menschen nicht verlieren will. Doch auch das haben nicht nur Straßen-/ Tierheimhunde an sich.

Also kurz gesagt bin ich der Meinung, dass man auch scheinbar nicht sozialisierte Hund gut in eine Familie integrieren kann.
 
Ich habe bis jetzt zwei Welpen (Balou und Mogli) erzogen und einen Second Hand Hund (Hermann).
Balou und Mogli sind als 12 Wochen alte Welpen eingezogen und Hermann letztes Jahr im August mit 14 Monaten.

Rückblickend würde ich sagen liegt es zu einem großen Teil an der Persönlichkeit des Hundes wie schwierig die Erziehung und Sozialisierung eines Hundes ist.
Einem selbstbewussten Hund wird es also leichter fallen die fehlende Sozialisierung nachzuholen, ein unsicherer wird sich schwerer damit tun.

Und die Persönlichkeit des Hundehalters ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wenn der Hundehalter Sicherheit vermittelt hilft das auch dem Hund in Situationen in denen er unsicher ist.

Balou war ein sehr anstrengender Welpe, Welpen wie Mogli würde ich immer wieder aufnehmen. Ich merke, dass Hermann nicht viel kennengelernt hat und in neuen Situationen schnell richtig kaputt ist und sich schlafen legt. Auch ist er manchmal zu aufgeregt um sein Trofu zu fressen. Manchmal wird gebellt, anfangs wurde geschnappt. Das ist alles viel besser geworden.

Aber ich nehme Hermann konsequent überall mit hin. Am Samstag war ich z.B. mit der Hundeschule auf dem Bahnhof. Die einfahrenden Züge und die Menschenmassen haben ihn gar nicht beeindruckt. Eine Auslandshündin war dabei, die wollte nur weg als der Zug an uns vorbeigefahren ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist es schwieriger einen Welpen groß zu ziehen als einen nicht ausreichend sozialisierten Hund in die eigene Familie zu intergrieren :nachdenklich1:?


Es gibt ja noch viel mehr Varianten. Nicht jeder Tierheimhund ist ein Auslandshund.
Auslandshund ist nicht gleich Auslandshund.

In den südlichen Ländern werden Welpen oft als Spielzeug für die Kinder angeschafft und wachsen inmitten der Familie auf.
Sie haben auch viel Kontakt zu anderen freilaufenden Hunden. Da ist die Sozialisierung nicht die schlechteste.

Dass sie dann später ausgesetzt werden, wenn die Kinder keine Lust mehr auf den Hund haben, ist eine andere Geschichte.
Sie sind aber erstmal gut geprägt worden.

In Polen sind die Hunde in der Regel auch sehr gut auf den Menschen geprägt und bestens auf die Umwelt sozialisiert.
Straßenhunde gibt es dort nicht, die werden eingefangen und ins Tierheim gebracht.

Anders sieht es in Rumänien, Bulgarien, Russland usw. aus.
Die Hunde kennen es meistens nicht, im Haus zu leben. Viele Hunde sind auf der Straße geboren und aufgewachsen.
Solche Hunde sollten nur in sehr erfahrene Hände kommen.

In unseren Tierheimen sitzen überwiegend deutsche Hunde, die nicht ganz einfach sind.
Unkomplizierte Hunde sind meistens schnell vermittelt. Da gibt es zum Teil sogar Wartelisten.

Wenn ein gut erzogener Hund abgegeben werden muss, landet er selten im Tierheim, sondern wird von der Familie im Internet inseriert.
Man findet dort viele nette Hunde, die aus irgendwelchen Gründen unverschuldet ihr Zuhause verlieren, z. B. wegen einer Scheidung.

Wenn es Dein erster Hund ist, würde ich Dir zu einem erwachsenen Hund raten, der schon gut erzogen ist.
Man kann tatsächlich bei einem Welpen sehr viel falsch machen. Das findet man in Hundeforen massenhaft bestätigt.

Eigentlich ist die Welpenerziehung kein Hexenwerk, wenn man Hundeverstand und einen guten Instinkt hat.
Das scheint aber vielen Menschen zu fehlen.
 
Sitzen in euren Tierheimen so viele Auslandshunde? Hier in den meisten Tierheimen ist das nämlich nicht so.

Im Normalfall wissen die Mitarbeiter Bescheid über das Sozialverhalten der Hunde und beraten dementsprechend. Mann kann einen Tierschutzhund ja auch öfer besuchen.
Ich kenne viele Tierheimhunde und ihr Sozialverhalten ist komplett unterschiedlich. Meiner dürfte recht gut sozialisiert worden sein. Der kam als Abgabetier ins Tierheim. Jetzt wird er erwachsen und "maßregelt" gern mal jümgere Rüden, aber das ist ja normal.

Bei Auslandshunden gibt es auch große Unterschiede je nach Herkunftsland und individueller Vorgeschichte.

Ich persönlich bin ja der Meinung, fast jeder findet im Tierschutz den für sich geeigneten Hund.

Bei einem Welpen hat man natürlich von Anfang an die Chance, ihn so zu erziehen und zu sozialisieren wie man es selbst mòchte. Aber das klappt ja oft auch nicht so nach Plan. Und selbst die beste Sozialisieeung kann nicht verhindern, dass ein Hund im Laufe dee Jahre nicht doch unverträglich wird. Und eim sensibler Welpe muss nur ein paar doofe Erfahrungen machen (wird gehetzt von anderen Hunden, Mobbing im Welpenkurs etc.) und schon reagiert er vllt ängstlich auf Artgenossen.

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In unseren Tierheimen landen übrigens öfters unkomplizierte Vierbeiner. Diese werden in der Tat meist sehr schnell weitervermittelt. Rex kam Sonntag gegen Mittag ins TH, am selben Nachmittag haben wir ihn mitgenommen.
Es lohnt sich daher, öfters die Homepages zu checken, regelmäßig nachzufragen, und sich evtl auf eine Warteliste setzen zu lassen.
 
Hunde aus zweiter Hand sind oft besonders dankbar. In der Regel versuchen sie, sich auf die Menschen einzulassen und sich anzupassen.

Das glaube ich eher weniger. Hunde fügen sich ihr Schicksal. Egal ob es sich verbessert hat oder verschlechtert.
Besonders Caro ist nicht "dankbar". Ich habe sie auch genauso wenig "gerettet". Sie hat sich an das neue Leben als Hund (vorher war sie Gebärmaschine) gewöhnt und es ist für sie zur Normalität geworden. Sie tut sich schwer, neues zu lernen. Von einen normalen Hundeleben sind wir noch etwas entfernt. Ich nehme sie soviel mit, wie es geht.
 
Das glaube ich eher weniger. Hunde fügen sich ihr Schicksal. Egal ob es sich verbessert hat oder verschlechtert.
Besonders Caro ist nicht "dankbar". Ich habe sie auch genauso wenig "gerettet". Sie hat sich an das neue Leben als Hund (vorher war sie Gebärmaschine) gewöhnt und es ist für sie zur Normalität geworden. Sie tut sich schwer, neues zu lernen. Von einen normalen Hundeleben sind wir noch etwas entfernt. Ich nehme sie soviel mit, wie es geht.

Schade, dass du diese Erfahrung gemacht hast. Ich kenne es auch anderes, u.a. von meinem alten Hund.
 
Hunde sind nicht dankbar, von diesem Gedanken sollte man sich schnell verabschieden.

Hunde sind Opportunisten, sie genießen meist das neue Leben, die Fürsorge usw. Sie passen sich an, weil sie soziale Lebewesen sind. Aber Dankbarkeit? Das ist eine doch sehr menschliche Intention.

Im übrigen tendiere ich für mich selbst zum erwachsenen Hund. Egal ob jetzt aus dem TH oder von privat.
Und - auch wenn jetzt hier vllt. ein Aufschrei kommt - nicht aus dem Ausland.

Einen erwachsenen Hund kann ich einschätzen. Sehe, wo er evtl. "Baustellen", also Erziehungsbedarf hat und wie er wesensmäßig ist. Und ob ich damit umgehen kann. Ob er zu uns paßt.

Ein Welpe kann schon ein ziemliches Ü-Ei sein.

Einen Welpen würde ich, wenn überhaupt, nur von einem guten Züchter nehmen. Wo die Aufzucht und Sozialisierung so ist, wie ich mir das vorstelle. Das muß kein VDH Züchter sein, aber ich würde mir die Zuchtstätte vorher sehr gut anschauen.
 
Na ja, sicherlich nicht dankbar auf die Weise, wie es Menschen sein können. Aber ich würde es trotzdem so bezeichnen.
Aber selbst wenn es tatsächlich zu vermenschlicht ist, so läuft es wohl doch aufs selbe raus, wenn der Hund aufblüht und sich seines Lebens freut und seinen neuen Besitzer daran teilhaben lassen will usw. Dann kann man das Gefühl bekommen, der Hund sei dankbar, selbst wenn er sich einfach nur angepasst hat. So oder so ein schönes Gefühl :jawoll:

Aus diesem Grund habe ich auch erwachsene Hunde lieber als Ü-Ei-Welpen. Das kann ich also voll nachvollziehen.
 
Ich finde es immer sehr erstaunlich, wie oft doch von "fürchterlichen" Welpen abgeraten wird, weil sie noch nicht erzogen und Ü-Eier sind.......
....und ich muss darüber auch schon ein wenig den Kopf schütteln.

Auch Hunde aus dem Tierschutz, dem Tierheim oder zweiter Hand können wahre Ü-Eier sein.
1. Fügen sich Hunde in ihr neues Leben ein, d.h. sie können sehr wohl nach einigen Wochen Eingewöhnung Verhaltensänderungen zeigen
a. weil sie sich erst nach der Eingewöhnung sicher fühlen und sie dann ihren (wahren) Charakter zeigen
b. weil es im neuen Haushalt neue/andere Regeln gibt, andere Rituale, andere Menschen, anderer Tonfall
Beides (a und b) im Zusammenspiel kann das Wesen eines Hundes verändern.
Wenn er vorher noch 5 Stunden allein bleiben konnte, geht das vielleicht im neuen Heim nicht mehr. Wo er vorher sehr freundlich war, knurrt er vielleicht plötzlich die neuen Besitzer an, weil sie keine Regeln und Grenzen aufstellen,.......

Hunde sind Lebewesen, keine Maschinen. Und viele Lebewesen passen sich neuen Gegebeneiten an, auf unterschiedliche Weise.
Auch Welpen sind Lebewesen, keine Monster, deren Erziehung und Aufwachsen einem das Leben aus dem Leib saugt - egal ob vom Tierschutz, züchter oder sonst woher.

Der Unterschied ist, dass die ersten Wochen einfach anstrengend sind, weil man es mit einem Baby zu tun hat.
Und falsch machen kann man mit einem erwachsenen Hund genauso viel. Oder es ist vielleicht viel mit ihm falsch gemacht worden.
Der Unterschied ist, dass man bei einem Welpen die Fehler in der Regel selbst macht - das bedeutet halt Verantwortung - aber normalerweise kann man dann auch gezielter daran arbeiten, weil man den Grund schneller heraus findet.
Manche schieben natürlich die Fehler gern den Züchtern oder ersten Lebenswochen (auf der Straße) zu.
Aber bei erwachsenen Hunden aus "zweiter" Hand werden Fehler fast immer den vorherigen Umständen zugeschrieben.

Ich würde nie immer nur zu Welpen oder immer nur zu erwachsenen Hunden raten, wenn jemand fragt.
Ich rate auch nie nur zu Hunden von Züchtern oder nur aus dem Tierschutz.
Es kommt doch auch darauf an, wie die Lebensumstände sind und worauf sich eine Person einlassen kann.
Aber genau das lese ich hier ganz oft.
Es wird immer zu erwachsenen Hunden geraten......aber es gibt viele Menschen, die einem Welpen ein tolles Zuhause bieten können.
Erziehen muss man jeden Hund.
 



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