Bärbel erklärt die bei vielen Hunden vorhandene "Augensuche" damit, dass ein Hund beuteorientiert ist. Und Dummy-Arbeit oder Leckerli-Suchen ist ja nichts anderes als eine Form von jagen. Jagen heisst Beute machen.Beute, die man sehen kann, ist verhältnismäßig nah und kann leicht gefangen werden.
Erst wenn nichts zu sehen ist, wird (z.B. nach Spuren) gesucht. Es gibt Misch- und Übergangsformen, aber ich finde, die Erklärung passt.
Ansonsten freue ich mich über den Fortschritt bei Dackelchen und über Eure positive Resonanz.
Weiter geht's:
Wir haben nun die zwei Wochen fleissig weitergeübt und die Anforderungen im Rahmen der Vorgaben langsam gesteigert. Das klappte auch ganz gut.
Er sucht deutlich zielstrebiger und apportiert den Dummy mittlerweile ca. 1 - 2 Meter zu mir, dann lässt er ihn fallen und rollt den mit dem Maul weiter zu mir oder er dreht mit dem Ding eine Ehrenrunde, dies aber voller Spaß und Freude. Dann lässt er ihn fallen, wartet bis ich komme und bringt ihn dann auf 1 bis 2 Meter Entfernung zu mir.
Das kann er zwar gerne machen - und ich freue mich auch, wenn er Spaß hat (ist ja der Sinn des Ganzen), aber irgendwie soll er sich auch nicht angewöhnen, mit dem Ding in der Gegend rumzuwetzen.
Ich hab mir nämlich überlegt, dass er - wenn die Dummy-Arbeit sicher klappt - in der ZOS weitergearbeitet werden könnte, zunächst "eigenverloren". Dazu soll er entweder am Fundort bleiben (dies würde ich bevorzugen) und den Fund irgendwie anzeigen oder jedenfalls den gefundenen Gegenstand zu mir bringen, möglichst auf direktem Wege.
Aber das ist Zukunftsmusik und derzeit weniger wichtig. Im Vordergrund steht eben der Spass und die Förderung seines Selbstbewusstseins.
Ich bin während des Trainings immer langsam mitgegangen, sodass ich eben 1 - 2 Meter vom Fundort des Dummy - den ich ja kenne - entfernt bin, wenn er den gefunden hat.
Dieses Mitgehen in Richtung Fundort gibt ihm Sicherheit, wenn er sich mal verwuselt und er orientiert sich an mir.
Wir sind dann eine Viertelstunde vor Beginn des offiziellen Trainings schon hingefahren, damit er sich die Halle mal anschauen kann. Es handelt sich um eine ehemalige Reithalle in Nurdachform, also an den Seiten offen, aber eingezäunt. Darin Rundballen, Trecken, Maschinen, Balken und allerlei Zeugs, mit dem man Hund trainieren kann.
Da ist er auch unbefangen rumgelaufen und hat so vor sich hingeschnuppert. Ich war mir nämlich keineswegs sicher, dass er da überhaupt was zeigt, schließlich hatten wir bis dato nur bei mir im Garten geübt und waren keiner Ablenkung durch andere Hunde und andere Menschen - letztlich auch durch eine fremde Umgebung - ausgesetzt.
Entsprechende Gedanken ("wird sowieso nichts") hab ich schnellstens weggeschoben, dann wird es nämlich wirklich nichts. Irgendwie merken das die Viecher ja doch.
2 andere Hundeführer mit ihren Hunden, Bärbel und wir - das waren vorige Woche alle Teilnehmer. Die Hunde waren freundlich, die Menschen haben Willi ignoriert. Ich habe Bärbel den bisherigen Trainingsverlauf geschildert (insbesondere den Hang zur "Augensuche") und gab ihr den "geladenen" Dummy, den sie versteckte, ohne das ich genau den Ort kannte. Nur die ungefähre Lage halt.
"Such, such" und Willi wuselte los, etwas verhaltener als zu Hause, aber er suchte. Einigermaßen richtungstreu hat er den Dummy auch neben einem Rundballen mit etwas Heu getarnt in ca. 10 Meter Entfernung gefunden. Ist also egal, ob ich oder jemand anders das Teil verstecke. Er hat mir den Dummy auf etwa 2 Meter Entfernung auch brav gebracht, Party, Leckerli, Belobigung, alles gut. In Erwartung der nächsten "Runde" hüpfte der Dackel freudig quieckend um mich rum.
Bärbel versteckte erneut, diesmal hinter einem Treckerreifen und getarnt mit einer Plastiktüte.
Ergebnis ähnlich wie oben.
Dann waren die beiden anderen Hunde dran, die in die Objektsuche schon weit gefördert sind. Meine Geldbörse musste für "fremdverloren" herhalten, die wurde irgendwo in den oberen Rundballen - 3 Lagen Rundballen aufeinander - versteckt. Die Hunde rochen an meiner Hand, suchten los und fanden die Börse auch hinreichend zügig. Prima, sowas anzuschauen. Ein (ehemaliger) Angsthund ist übrigens auch dabei. Im "Normalbetrieb" merkt man von dieser Angst lt. Hundeführerin nichts mehr. Sie ist auch mit Dummyarbeit angefangen und hat danach Objektsuche trainiert.
Als die fertig waren, wieder der Dackel mit ähnlichen Aufgaben wie oben, beim 2ten Mal - insgesamt also nach dem 4ten Mal -war er deutlich unkonzentriert und suchte wieder mehr nach Auge. Gefunden hat er den unter einem leicht schräggestellten Eimer versteckten Dummy trotzdem. Ist doch schon ganz schön anstrengend, diese Suche. Das sei aber normal meint Bärbel, mit zunehmender Sicherheit und Routine würde auch die Konzentrationsfähigkeit steigen.
Wir sollen kommende Woche die Arbeit nicht wesentlich ändern - also 2 x 2 täglich, vorwiegend zu Hause im Garten und den Dummy verstärkt verstecken.
Dackel insgesamt stolz - konnte man richtig sehen -, Bärbel zufrieden, Dieter glücklich.
It works. Ein schöner Nachmittag.
Sein Verhalten wird ansonsten wirklich freier, er wird selbstbewusster und insgesamt fröhlicher. Kleine Fortschritte zwar, aber es wird.
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Ein paar Fotos:
Den lediglich versteckten Dummy findet er ziemlich schnell. Hier liegt der Dummy hinter dem linken Blumentopf.
Gefunden
Gebracht
Vor einigen Tagen habe ich den Dummy am Rand der Sumpfzone des Gartenteiches versteckt. Dort wächst viel Wasserminze, die sehr ätherisch und stark riecht. Zusätzlich hab ich den Dummy noch mit einigen ausgerissenen Stängeln der Minze "getarnt" und die Blätter zwischen den Fingern vorher etwas gerieben. Das roch schon für menschliche Nasen recht stark und fast unangenehm. Ich wollte es halt wissen.
Genau in der Mitte des Bildes ist der Dummy noch so gerade als kleiner roter Flecker erkennbar.
Er hatte schon einige Mühe, den Dummy zu finden und ich musste zusätzlich motivieren. Schliesslich hat er es aber geschafft, diese Aufgabe war aber schon grenzwertig.
Insgesamt steigt aber auch sein Finderwillen. Anfangs wollte er immer schon recht schnell aufgeben, was sich durch die ständigen Blicke zu mir zeigte. Ich schau ihn zwar nicht mehr direkt an, aber aus den Augenwinkeln beobachte ich ihn natürlich schon. Dieses "hilfesuchende" Hinschauen zu mir wird deutlich weniger.
Anschliessend erst mal die Beute totschütteln. Das hat er vorher noch nicht gezeigt und wird wohl eine Reaktion auf die Schwierigkeit dieser Aufgabe sein. Danach hat er den Dummy aber auch brav gebracht, das Schütteln ist - finde ich - völlig in Ordnung.
Anschliessend hab ich den Dummy in der gleichen Gegend - nur einen Meter weiter - erneut versteckt. Das war nun kein Problem mehr für ihn, aber ich wollte, dass er die Arbeit mit einem richtig guten Erfolgserlebnis beendet.