Ben, der Unsichere braucht eine erfahrene Hand

Hallo,

dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ich möchte Euch gern ein wenig über mich und Ben erzählen.

Wir haben uns erst vor ein paar Tagen (!) Ben, ein Labrador-Malinois-Mix (laut Angabe) angeschafft. Er ist drei, so wurde uns das gesagt. Ob das alles so stimmt, wage ich ein wenig zu bezweifeln, aber letztendlich ist mir egal welche Rasse in ihm steckt oder wie alt er ist.
Ich habe ihn kurz bei seinem alten Besitzer kennenlernen dürfen. In der Wohnung war er still, ruhig, verschmust, draußen hingegen verspielt, unter Strom und immer in Bewegung.
Ihm hing teilweise die Zunge bis zum Boden, aber er ist so agil dass ich zeitweise mir die Frage stellen musste, ob ich seinen Bedürfnissen überhaupt gerecht werde. Ich hatte immer große Hunde, aber es waren alles Couch-Potatoes mit dem Hang "fauler Hund", draußen wollten sie so wenig wie möglich Bewegung und man konnte sie überall ohne Leine hinführen. Sie waren alle verträglich mit anderen Hunden und selbstsicher.
Anders Ben ... seit er bei uns ist, ist er immer noch der liebe, sanftmütige Schäferhundmix, aber draußen hat sich das Blatt ein wenig gewendet. Er ist unsicher, scheu, ängstlich. Klar, jetzt hab ich das Tier erst seit ein paar Tagen, meine Angst aber ist, dass er diese Eigenart in seinem Alter nicht mehr so schnell ablegen kann. Da ich vermute seine Verlustangst ist super ausgeprägt, so winselt er auch, wenn ich manchmal nur den Raum verlasse. Er kann nicht allein im Wohnzimmer bleiben. Er kommt hinterher und fordert mich auf, zu ihm ins Wohnzimmer zu kommen.
Grundkommandos kann er "Sitz" "geh auf deine Decke" (ist ja kein Grundkommando), Nimm (mehr oder weniger) und Platz (mehr oder weniger) ebenso Pfötchen.
Das wars.
Aus scheint er nicht zu kennen, bleib auch nicht.
So hab ich das problem mit ihm draußen zu laufen. Er bellt andere Hunde an und legt sich richtig dabei ins Zeug. Manchmal bellt er auch Menschen an. Er geht nur unter Spannung spazieren. Die Ohren aufgestellt, lässt er sich auch nicht durch mich ablenken.
Leckerlies bezogen ist er nicht so sehr. Klar nimmt er die, auch als belohnung, aber um ihn von anderen Hunden abzulenken? No way.
Was ich mit ihm nach einem Tag ziemlich gut trainieren konnte was der Befehl "Hier!", erst an der kurzen Leine. Wenn er zog, dann blieb ich stehen und lockte ihn mit einem leckerchen zu mir. Er kam und ich sagte dann erst "hier!" und gab ihm anschließend das leckerchen. Das hatte er ziemlich schnell drin, also am gleichen Tag noch eine Schleppleine gekauft. Auch da ... es klappt wunderbar. Wenn die 15m schleppleine ausgereizt sind und sie spannt, bleib ich stehen und oft brauch ich schon gar nichts mehr sagen und er rennt wie ein Angestochener zu mir hin und setzt sich vor mich.
Ganz so konfliktfrei gehts allerdings nicht mit dem Befehl "bleib!"
er wackelt immer hinterher und schaut dann wieder nur in die Weltgeschichte.

Ich hab das Gefühl zu viel auf einmal zu wollen, aber Tatsache ist, dass mich das mit seinem unsicheren Verhalten an der Leine schon sehr stört.
Er ist schon sozial ... bei dem Vorbesitzer (er sagte mir schon, dass er an der leine schonmal Theater mache aber sonst verträglich sei und auch mit anderne Hunden spiele), aber kein Hundebesitzer würde seinen Hund an ein bellendes Etwas lassen. Versteht ihr wie ich das meine?
Hundeschule halte ich für etwas verfrüht und da er die Hunde dort irgendwann kennt, würde er in der Schule zwar nicht bellen, aber außerhalb. Das Phänomen ist ja nicht neu.
Ich hab das jetzt hier mit dem Clicker-Training gelesen. Das kann ich ja optimal in der Wohnung lernen. Zumindest das er erstmal den Befehl "Schau" lernt, damit ich seine Aufmerksamkeit auf mich antrainieren kann. Obs hilft?

Habt ihr sonst Ratschläge wie man damit umgehen kann? Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder weiss jemand Rat, wie man ihm am besten diese Scheu und Unsicherheit nehmen kann?

Gestern hatten wir kurz die Situation das zwei abgeleinte Retriever auf ihn zukamen und zum Spielen aufforderten. Er bellte zwar nicht, wollte aber am liebsten weg. Er ging immer einen Schritt zurück und als ich mich zu ihm beugen wollte um ihn zu beruhigen, duckte er sich sogar.

Ich weiss, ein paar Tage sind nicht viel, aber ich möchte von Anfang an alles richtig machen ... ich möchte keine kostbare Zeit vergeuden und ihm soviel Zuneigung wie möglich schenken, denn er ist ein sehr dankbarer und lieber Hund. Nach dem Spaziergang kommt er auch immer an und möchte eine Art Feedback ... er möchte gestreichelt werden und schmusen.

Bin dankbar um jeden Tipp ;)
 
ich denke mal im großen und ganzen,machst du es schon richtig.der hund ist noch nicht lange bei dir,er muß erst vertrauen fassen,zu dir und der neuren umgebung.das wichtigste ist jetzt ruhig und konsequent zu bleiben .mir hat mal jemand gesagt mit viel liebe ,geduld und konzequents ,bekommt man ein super verhältniss zu seinem hund.gib ihm die sicherheit die er braucht, dann wird er dir vertrauen.

lg. sammybi :jawoll:
 
erstmal glückwunsch zum neuen familienmitglied :happy:

ich würde ihn erstmal ankommen lassen...es dauert immer bis ein hund sich eingelebt hat und sich dadurch sicher fühlt.

wir haben luke mit 3jahren übernommen, er war sehr ängstlich, mittlerweile haben wir fast alle unsicherheiten hinbekommen....also auch einem 3 jährigen kann man noch helfen :zwinkern2:keine angst das wird schon....
 
Hallo Felidae,

wichtig finde ich, dass du ihm keine Hundekontakte aufzwingst.
Er ist unsicher, scheu und ängstlich, sagst du. Lass ihm den Abstand, den er braucht, am besten einen Abstand, in dem er noch nicht zu sehr unter Strom steht und noch ansprechbar ist. Belohne ihn für ruhiges Verhalten, das dürfen gern besonders gute Leckerchen sein, eine fette Streicheleinheit oder ein kleines Spiel. Du solltest heraus finden, was ihn am meisten belohnt.

So kannst du (das dauert natürlich eine Weile) langsam in seine Kopf eine positive Verknüpfung herstellen beim Anblick fremder Hunde.
Kannst auch mal hier lesen:
http://www.hundeforum.com/forum/showthread.php?t=12129
da habe ich meinen Weg mit Jule beschrieben. Ihre Motive sind zwar anders, aber die Vorgehensweise passt evtl. genauso bei einem unsicheren Hund.

Wenn er doch mal entspannt einem anderen Hund gegenüber ist, kannst du auch das verstärken. Im Prinzip jedes erwünschte Verhalten.

Noch eine Frage, wie verhälst du dich, wenn er sich in die Leine schmeißt und bellt? Wie genau reagierst du?

LG
JoJu
 
Hallo JoJu, danke für deine Antwort :)

Ich habe deinen Beitrag gelesen und mir gedacht, dass ich genau das auch anwenden möchte :)
Erst heute hatte ich die Situation auf einem überschaubarem Feld, auf dem ich Ben ableinen kann. Er rast dann los, tobt und ich kann ihn jederzeit abrufen, er hat Spass daran.
Manchmal, das merke ich, möchte er einfach nur daliegen und ein wenig auf seinem Ball knautschen, dann klappt das Abrufen erst nach gefühlten 20x.
Auf einmal schaute er an mir vorbei, rannte los, bekam eine Bürste und ehe ich mich überhaupt umdrehen konnte war mir klar, dass er einen Hund gesichtet hatte. So schnell hab ich gar nicht reagieren können, zumal der andere Hund auch ohne Leine war. Ben rannte auf ihn bedrohlich zu, aber machte keinen Mucks. Der andere Hund war freundlich und wollte spielen. Ben bellte also nur ein wenig um ihn zum Spielen aufzufordern und wollte immer mal in die Beine zwicken.
Ich hab ihn immer von weitem gelobt, weil er sich gut verhielt, spielerisch. Aber Ben rannte immer zwischen Hund, uns und dem anderen Besitzer hin und her. Manchmal bellte er den anderen Besitzer aus Entfernung an. Irgendwie machte das zwar einen entspannten Eindruck und doch war er irgendwie nervös.
Er ließ sich allerdings jederzeit abrufen.
Er hatte das toll gemacht ... also für den Anfang, ich hab ihn gelobt. Natürlich bin ich nicht sicher, obs richtig war. Ich wurde also auch etwas übermütig und bin weiter mit ihm ohne leine. Immer wieder das abrufen geübt. Dann kam die Situation das der Weg einen bogen machte und ich den nicht einsehen konnte. Ben aber ein paar Meter vor mir schon .... er rannte los, Bürste ... ich ahnte, er musste einen Hund gesichtet haben.
Dort um die Ecke stand ein Mann mit seinem angeleinten Boxer, dem Herzinfarkt nahe. Aber Ben hatte nur die Bürste und ging auf den anderen Hund zu ... immer eine Spur zu schnell ...
trotzdem blieben beide Hunde ruhig und ich konnte Ben auch hier sofort abrufen.

Er läuft immer sehr bedrohlich auf die anderen Hunde zu ... und ich möchte nicht wissen was passiert, wenn er an einen weniger freundlichen Hund gerät.

An der Leine ist das Spazierengehen allerdings eine einzige Katastrophe. Und einige Hundebesitzer kennen so manche Feldwege auf denen man einfach keine Möglichkeit zum Ausweichen hat.
Ben ist recht kräftig, das heisst, wenn er zieht udn sich ins Zeug legt, muss ich ihn einfach kürzer nehmen, sonst hauts mich ja selbst weg. Ich würde das so gern verhindern, aber manchmal gehts nicht ohne. Bis jetzt ignoriere ich sein Verhalten, da ich denke, er müsste auch so ein paar Begriffe wie AUS oder FUSS innehaben. Bis auf "hier!", "sitz", "platz" (manchmal) und Pfötchen kann er nichts.
Ich weiss einfach nicht wo ich anfangen soll, ob ich durcheinander trainieren kann, ob eine Hundeschule sinn macht ... obs Sinn macht Ben zu sozialisieren (obwohl ich ihn doch für sozial halte, er ist wohl nur ängstlich)

Leckerlies sind leider nur zweitrangig ... er lässt sich gern belohnen, aber damit ablenken? Fehlanzeige. Dasgleiche gilt für Spielzeug.

Was würdest du mir raten, wenn ich so ähnlich vorgehen möchte wie du mit deinem Hund?
 
Ben rannte auf ihn bedrohlich zu, aber machte keinen Mucks. Der andere Hund war freundlich und wollte spielen. Ben bellte also nur ein wenig um ihn zum Spielen aufzufordern und wollte immer mal in die Beine zwicken.
Ich hab ihn immer von weitem gelobt, weil er sich gut verhielt, spielerisch. Aber Ben rannte immer zwischen Hund, uns und dem anderen Besitzer hin und her. Manchmal bellte er den anderen Besitzer aus Entfernung an. Irgendwie machte das zwar einen entspannten Eindruck und doch war er irgendwie nervös.

Das klingt sehr nach großer Unsicherheit. Nach ambivalentem Verhalten: spiel mit mir, aber hau ab.

Ich würde ihm weniger Freiheiten einräumen, gerade jetzt zu Beginn. Er scheint überfordert zu sein. Gib ihm Verhalten vor, zeig ihm was für dich ok ist und was nicht. Das gibt ihm Sicherheit und er kann sich an deiner Vorgabe orientieren.
Wenn du ihn einfach machen lässt, wird er sich vielleicht Strategien angewöhnen, die dir nicht gefallen, und das ist um vieles schwerer wieder "weg" zu trainieren als es gar nicht erst zuzulassen.
Unerwünschtes Verhalten etabliert sich schneller als man denkt, das sage ich aus eigener Erfahrung.

Heißt kurz und bündig: Schleppleine, keine Kontakte, mit denen er überfordert ist und selbst agieren muss.
Das ist ja nicht für immer, es soll ihm Orientierung bieten. Ihr kennt euch ja auch noch nicht besonders gut.

Und mach zuhause viel für die Bindung und zur Vertrauensförderung.

Das wäre mein Weg mit ihm, ob es der richtige ist, weiß ich nicht.

LG
JoJu
 
Mir scheint das da der Mali durchkommt mit der Nervosität usw.
Eine konsequente Hand wäre da angebracht, die im übrigen auch für unsichere Hunde das Beste ist.

Ob das Unsicherheit ist kann ich aus deinen Beiträgen nicht rauslesen, das müsste man sehen.
 
Ehrlich gesagt kann ich da so gar nichts zu sagen. Man müsste diese Situation erleben, den Hund dabei sehen usw.

Mein Post war auch eher allgemein und nicht auf diese Situation bezogen.

Dieses Zwicken und den Besitzer des anderen Hundes anbellen würde ich wohl, so von hier betrachtet unterbinden. Den Hund ranrufen.

Nicht immer sind Hundebegnungen das, was wir Halter gern in ihnen sehen, also Spiel und Spaß. Oft ist es auch stressig für den Hund.

Meine Hündin ist auch so ne unsichere Nudel. Bei Hunden die sie schon lange kennt, kein Problem, aber Neubegegnungen sind sehr stressig für sie. Sie bellt dann wie blöde, merkt sie der andere hat schiss mobbt sie usw.
 
Also natürlich hab ich ihn rangerufen und er hat sich auch immer abrufen lassen. Und natürlich hab ich ihn gelobt. Weil ihm scheinbar die Situation nicht geheuer war, er sie aber trotzdem meisterte. Verstehst du?
Vielleicht sollte ich nicht mit der Menschenlogik daran, aber Hunde haben eben keine.
Das Zwicken, das waren nur Andeutungen bzw Scheinzwickereien. Warum soll ich ihn ranrufen, wenn er nicht wirklich zwickt?
Ich denke zu vorsichtig wollte ich einfach nicht sein. Das unsichere Abrufen meinerseits könnte ja auch durch den hund missverstanden werden. Und ich wollte nicht das er mir das anmerkt.
Ich denke man will manchmal einfach zu perfekt sein, obwohl gar kein Grund besteht.
Konsequent will ich sein, aber das klingt auch etwas "hart" wenn du davon schreibst ;) sag mir wie genau diese Konsequenz aussehen müsste.
 



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