Was sagst du aber zu Fällen, wo hoch aggressive Tiere rehabilitiert werden konnten und das nur mit positiven Verstärkung? Wo sich kein Tierarzt herangetraut hat weil er alles gebissen hat, was ihm in Weg stand?
Um das geht es meistens bei aggressiven Tieren. Positive Verstärkung geht ja nur bei harmlosen Hunden, sobald der in Verletzungabsicht geht, kann man ja nur aversiv arbeiten. Das stimmt so nicht und ich habe es gesehen.
Ich habe den größten Respekt vor solchen Menschen, denn so etwas muss man erst können.
NUR mit positiver Verstärkung arbeitet wohl niemand... in jedem Fall, wo ich einen Hund nur ignoriere oder ihm ein Leckerchen vorenthalte, arbeite ich schon über negative Bestrafung.
Wenn wir darüber nun reden sollen, müsste man offenbar zuerst mal Begriffe definieren...
Ich persönlich halte auch Diskussion über das Thema: "welchen Schwierigkeitsgrad muss ein Hund haben, um zu..." für schwierig... weil es alleine schon spannend wird, wer welches Verhalten als "schwierig" empfindet.
In obigem Beispiel kann ich zB vom Schäfer sehr unterschiedliche Reaktionen erwarten.
... er kann mich androhen und recht viel mehr ist da nicht dahinter
... er kann mich androhen und im Ernstfall schnappen, was mir blaue Flecken oder vielleicht mal ein paar Löcher einbringt
... er kann mich androhen und dann ernsthaft zubeißen, was im Krankenhaus enden würde
Wie man das als Mensch einschätzt, wird wohl sehr vom eigenen Erfahrungsstand abhängen - ich behaupte mal, dass sehr viele Leute Aggressionsverhalten überinterpretieren und schon sehr früh von "ganz schlimm" reden, wo noch nicht wirklich was war...
Was möglich ist oder auch nicht halte ich eigentlich auch nicht für das Besorgniserregende in der Entwicklung der Modernen Hundeerziehung. Ganz einfach weil das "was möglich ist" sehr vom Können der trainierenden Einzelperson abhängt. Es gibt Leute, die schaffen es (methodenunabhängig) selbst die leichtesten Kandidaten ordentlich zu versauen und es gibt Leute, die knacken (wieder methodenunabhängig) auch härtere Nüsse ohne große Mühen...
Was ich persönlich aber besorgniserregend finde ist eine völlig übertriebene Idealisierung einer eigentlich guten Sache. Diese beobachte ich durchaus und darüber bin ich nicht besonders glücklich.