Ich habe die Situation ja logischerweise nicht selbst gesehen, kenne nur Deine Beschreibung hier. Mir kam aber sofort der Gedanke, dass sich das auch nach Beschwichtigungsverhalten anhören könnte. Aber wie gesagt: man müsste es sehen.
Bei "normalen" Hunden ja.
Bei Kira nicht. Sie ist nicht der Typ Hund, der mit fliegenden Fahnen kommt.
Sie entscheidet das selbst und kommt dann auch in dem Tempo, das sie für richtig hält.
Wie du sagst, man muss Kira erleben, um das zu verstehen.
Es ist anstrengend und faszinierend.
Ich glaube, ich hätte sie in der Situation gelobt, evtl. sogar überschwänglich. Klar, Du musstest ein zweites Mal rufen, diesmal mit Gemecker und Gezeter. ABER: sie hat etwas für sie extrem Interessantes abgebrochen und sich für Dich entschieden!! Gemecker hin oder her. Ist doch toll?!!
Toll wäre gewesen gar nicht erst durchzustarten.
Langsam kommen, einen Bogen laufen, das alles ist bei Kira super und wird entsprechend "belohnt".
Beim Durchstarten hat sie sich gegen mich entschieden, das weiß ich und das weiß sie.
Sie hat es zwar durchs Zurückkommen etwas verbessert, Grund zum Loben ist das nicht, das würde nicht mal Kira verstehen.
Wie gesagt, sie ist anders.
In den ersten Jahren habe ich immer wieder mal Trainer bemüht, hauptsächlich zum Einzeltraining zu Hause.
War immer dasselbe, ich habe im Vorfeld erklärt, dass sie anders tickt und sehr selbständig ist.
Alle haben es auf die "gängige Art" versucht, keiner ist auch nur annähernd erfolgreich gewesen, mit einer Ausnahme, beim Training unseren Kater zu akzeptieren.
Keiner der Trainer hat es beispielsweise geschafft, Kira ein Kommando beizubringen.
Kein Sitz und Platz schon gar nicht, Kommando Decke war jedes Mal völlig utopisch.
Es funktionierte nicht, weil sie es auf die gängige Art und Weise versucht haben, wie ich vorher auch.
Erst als ich Trainer abhakte und anfing, alle Erwartungen abzuschreiben, begann, meinen Hund zu beobachten und rauszufinden wie sie tickt, da klappte es auf einmal.
Etwa ein Jahr später beherrschte Kira sämtliche Kommandos, allerdings nicht, um dafür ein Leckerchen abzustauben.
Ein Beispiel. Wir gehen einen Waldweg bergauf, auf diesem Weg gibt es viel Unterholz, viele Spuren und Wildwechsel.
Je nach Verhalten war Kira (mit Risiko) dort ableinbar oder auch nicht.
In der Anfangszeit ist sie immer wieder auf diesem Weg abgehauen, ist teilweise selbständig heimgelaufen (unser Garten grenzt an diesen Wald).
Irgendwann mal lief sie vorbildlich und ich leinte ab. Auf diesem Weg übte ich dann auch Kommandos mit ihr, als Belohnung gab es mal ein Suchspiel, mal sind wir zusammen gelaufen oder haben "hündisch" getobt, die einzige Art von Spielen, die Kira gern macht.
Wenn man nun diesen Weg oben angekommen weiter geht, dann kommt man auf weitläufige Wiesen und Felder, wo Kira dann wirklich rennen und Kreise drehen kann. Je nach Zeitfaktor biegen wir aber vorher rechts auf einen Trampelpfad ab, der zu unserem Garten runter führt.
An dem besagten Tag machte ich zufällig an dieser Kreuzung nochmal eine Trainingsrunde mit ihr.
Ich ließ sie absitzen, sie bekam das Kommando Bleib und ich entfernte mich, was definitiv ein Risiko war.
Sie saß wie eine Eins, ich ging sogar um die Kurve außer Sichtweite.
Kam zurück und sie saß immer noch dort, lief erst los, als ich auflöste.
An diesem Tag hatte ich Zeit und wir gingen weiter, sie durfte ausgiebig auf den Feldern rennen.
Von da an ist sie spürbar konzentriert auf diesem Weg bergauf gelaufen, wie ein Vorzeigehund.
Hat sich zum Abschluss dann an der Kreuzung positioniert und mir mit ihrem Blick deutlich gemacht, was sie gern hätte.
Wann immer es möglich war, sind wir dann weiter gegangen, ihre Belohnung.
Abgehauen ist sie auf diesem Weg nicht mehr.